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Marcus Knill
17.02.2023 Von der subversiven Kraft des Humors
Alle, die die Bevölkerung ängstigen wollen, hüten sich vor Humor. Gedanken zur Fasnachtszeit.
Von der subversiven Kraft des Humors.
Gedanken zur Fasnachtszeit
von Marcus Knill
Alle, die die die Bevölkerung ängstigen wollen, hüten sich vor Humor. Für Machhaber, Autoritäten, Diktatoren ist Humor gefährlich. Spott und Satire zählen zu den schärfsten Waffen gegen jene, die Angst als Instrument nutzen. Deshalb verbieten Diktatoren Satire, Karikaturen usw. Sie wissen: Wer lacht, hat keine Angst.
Komik befreit uns vom Fanatismus. Humor ist eine wichtige Voraussetzung zur freien Meinungsäusserung.
Vor allem in der Faschingzeit zeigt sich, wie Tabubruch als Grenzüberschreitung wirkt. Man erkennt sofort, wie auch politisch unkorrekte oder sexistische Sprüche das Publikum zum Lachen animieren. Infantile, auch fremdenfeindliche Sprüche werden toleriert, sogar gewollt wohl.
Satire lebt von Zuspitzung, Verzerrung, Provokation und Uebertreibung. Der Karneval ist eine verkehrte Welt ohne Hierarchien. Jedes Lachen geht mit einem kurzzeitigen Kontrollverlust einher. Ein Tabubruch setzt Energie frei.
Witze leben davon, dass sie grenzüberschreitende Inhalte thematisieren, die mit Moral wenig am Hut haben.
Menschen lachen gerne zusammen mit anderen und auch gerne über andere. Um spontan lachen zu können, braucht es jedoch Distanz. Wir müssen über den Dingen stehen.
Es stellt sich die Frage: Darf Satire alles? Es gibt krasse Witze, bei denen das Lachen im Hals stecken bleibt. Unter dem Deckmantel der Satire darf aber nicht zu Gewalt aufgerufen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit verleugnet werden. Wer die rechtliche Grenzen überschreitet, wird hierzulande mit Geld- oder Freiheitsstrafe belegt.
Anderseits sollten wir Tabubrüchen an Faschingsveranstaltungen nicht mit einer Sprachpolizei begegnen. Viele Witze haben eine Ventilfunktion, weil die Gender - und Wokemissionare, mit ihrer Maulkorbpolitik zu viel Druck ausüben. Narren müssen geschützt werden. Narrenfreiheit darf nicht zu einer Hohlformel verkommen. Weshalb sollten wir das Gesicht nicht schwärzen dürfen oder ein Indianerkostüm anziehen? Lassen wir uns die Fasnacht nicht durch Sprachpolizisten vermiesen. Schwarzer Humor kann auch zulässig sein, wenn er rechtliche Grenzen nicht überschreitet. Folgende fragwürdige Witze dürften heute noch möglich sein:
„Was ist das für ein Tier mit vier Beinen und einem Arm? Das ist ein Pitbull im Kindergarten.“ Oder:
„Ist es ethisch vertretbar im Altenheim „Last Christmas“ zu spielen?“
Bei Grenzbereichen hängt es davon ab, wer den Witz erzählt. Die Haltung und Absicht des Erzählers ist mitentscheidend. Es spielt auch eine Rolle, wem der Witz erzählt wird. Er darf nur nicht gegen das Recht verstossen.
Wir sind offensichtlich in den letzten Jahren in der Wahrnehmung sensibler geworden.
Humor lässt immer Raum für eine unterschiedliche Bewertung, ohne dass eine die richtige ist. Echter Humor lässt gegensätzliche oder verschiedene Ansichten zu.
Schlimm wird es, wenn wir keinen Spass mehr ertragen.
„Wer sich selbst zu ernst nimmt, den muss man nicht ernst nehmen“,
fand der niederländische Sänger Bruce Low sehr treffend.
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