Samstag, 6. Mai 2017

MEDIENQUALITAET

Der Besuch der Diskussion am Donnerstag in Zürich hat sich gelohnt

ich zitiere Persönlich.com

Podium

Hitzige Debatte um Medien, Qualität und die Finanzierung

Was ist Qualitätsjournalismus und braucht es künftig einen neuen Service-public-Deal? Darüber sind sich Baz-Chef Markus Somm und Hansi Voigt, ehemals «Watson», uneinig. An einer Diskussionsveranstaltung lieferten sich die beiden ein Wortgefecht.
Podium: Hitzige Debatte um Medien, Qualität und die Finanzierung
Diskutierten über Medienqualität und deren Finanzierung: Markus Somm (Chefredaktor und Verleger der «Basler Zeitung»), Hansi Voigt (ehemals «Watson»), Tobias Trevisan (ehemaliger Verlagsleiter Tamedia und NZZ sowie Präsident des Stiftervereins) und Arthur Honegger («10vor10»-Moderator SRF). (Bild: Marion Loher)
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Geht es um die Frage der künftigen Finanzierbarkeit von Medienqualität, landen die Diskussionen meistens irgendwann bei der SRG oder zumindest beim Thema staatliche Subventionen. So war es auch am Donnerstagabend, als im Rahmen des Stiftervereins Medienqualität Schweiz über diese Frage debattiert wurde. Rund 40 Personen kamen in den HWZ-Sihlhof, darunter vereinzelt Junge und Frauen.
Eingeladen aufs Podium waren Markus Somm, Chefredaktor und Verleger der «Basler Zeitung», Arthur Honegger, «10vor10»-Moderator und ehemaliger USA-Korrespondent SRF, und Mathias Müller von Blumencron, Chefredaktor «Digitale Medien» bei der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Letzterer musste kurzfristig absagen, da es an diesem Abend in Frankfurt stürmte und von Blumencron nicht fliegen konnte. Für ihn in die Bresche sprang Hansi Voigt. Er hatte die Website «Watson» aufgebaut, verliess sie aber vor gut einem Jahr. Moderiert wurde das Podium von Tobias Trevisan, ehemaliger Verlagsleiter (Tamedia und NZZ) sowie frisch gewählter Präsident des Stiftervereins.

«Hansi, das kannst du nicht wollen?!»

Trevisan zitierte eine Studie, die zum Schluss kam, dass das Finanzierungsproblem nur über Service public gelöst werden könne. «Brauchen wir einen neuen Deal?», fragte er provokativ in die Runde, worauf sich insbesondere Somm und Voigt ein hitziges Wortgefecht lieferten. Somm sagte: «Man kann nicht alle Medien verstaatlichen.» Sobald der Staat anfange, die einen zu subventionieren und die anderen nicht, komme es zu einer Verzerrung des Wettbewerbes. «Das ist schädlich», so der Baz-Chef. Voigt entgegnete, dass es doch nicht darauf ankomme, ob man vom Staat oder von Blocher gefördert werde. Der Staat könnte mit seiner Unterstützung einen Wettbewerb schaffen, sagte Voigt. Somm blickte irritiert zu Voigt und sagte: «Hansi, das kannst du doch nicht wollen?!», worauf sich der eine oder andere im Publikum ein Lachen nicht verkneifen konnte. Dem «Watson»-Gründer schwebt eine Service-Plattform für verschiedene publizistische Angebote vor. Ein Ort, wo journalistische Marken gebildet werden könnten, sagte er.

Was heisst Qualitätsjournalismus?

Uneinig waren sich die beiden auch bei der Frage, was Qualitätsjournalismus überhaupt sei. «Es muss stimmen», sagte Somm sofort, Voigt widersprach: «Im Journalismus gibt es keine Wahrheit, es ist nur eine Annäherung an die Wahrheit.» Für ihn sei Qualitätsjournalismus stark mit Relevanz und der Frage «was spielt für mich eine Rolle?» verbunden. Dabei werde die Community je länger desto wichtiger, und sie werde künftig sagen, was Qualität sei, so Voigt.
Ähnlich sieht es SRF-Moderator Arthur Honegger von «10vor10». «Die Einwegkommunikation ist vorbei», ist er überzeugt. «Unsere Referenz sind die Zuschauer. Wir müssen wissen, wer unser Publikum ist und was es will – und dann liefern wir auch Qualität.» Den Vorwurf, dass die SRG die jungen Leute nicht erreiche, sprich dem Digitalen weniger Bedeutung beimesse, liess Honegger nicht gelten. Das Digitale sei – wie Audio und Video – eine Kernaufgabe der SRG.

Somm ist überzeugt, dass sich das Digitale durchsetzen werde. «Ich glaube nicht, dass der Print in 30 Jahren noch da ist», sagte der Baz-Chefredaktor und Verleger. Noch aber gebe es kein Geschäftsmodell für das Digitale. «Und solange man mit Online nichts verdient, werde ich auch nicht in dieses investieren.»

KOMMENTAR:  Ich schätzte die persönlichen Diskussionen mit verschiedenen Medienvertreter nach der Podiumsdiskussion am Apéro.
Immer wieder ging es um die Frage: Müssen die Online-Portale  etwas kosten?
Denn es hat sich gezeigt, dass das Publikum - vor allem das junge Publikum - nicht bereit ist, für Online Angebote etwas zu berappen. Wer Geld verlangt, wird einfach ignoriert.
Die Gretchenfrage: Wie können die Zeitungen mit Online verdienen, ohne eine Bezahlmauer aufzubauen?
Zu dieser Thematik wäre  eine besondere Veranstaltung fällig.

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