Der Besuch der Diskussion am Donnerstag in Zürich hat sich gelohnt
ich zitiere Persönlich.com
Podium
Hitzige Debatte um Medien, Qualität und die Finanzierung
Was ist Qualitätsjournalismus und braucht es künftig
einen neuen Service-public-Deal? Darüber sind sich Baz-Chef Markus Somm
und Hansi Voigt, ehemals «Watson», uneinig. An einer
Diskussionsveranstaltung lieferten sich die beiden ein Wortgefecht.
Diskutierten über
Medienqualität und deren Finanzierung: Markus Somm (Chefredaktor und
Verleger der «Basler Zeitung»), Hansi Voigt (ehemals «Watson»), Tobias
Trevisan (ehemaliger Verlagsleiter Tamedia und NZZ sowie Präsident des
Stiftervereins) und Arthur Honegger («10vor10»-Moderator SRF). (Bild:
Marion Loher)
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Geht es um die Frage der künftigen
Finanzierbarkeit von Medienqualität, landen die Diskussionen meistens
irgendwann bei der SRG oder zumindest beim Thema staatliche
Subventionen. So war es auch am Donnerstagabend, als im Rahmen des
Stiftervereins Medienqualität Schweiz über diese Frage debattiert wurde.
Rund 40 Personen kamen in den HWZ-Sihlhof, darunter vereinzelt Junge
und Frauen.
Eingeladen aufs Podium waren Markus Somm, Chefredaktor und Verleger
der «Basler Zeitung», Arthur Honegger, «10vor10»-Moderator und
ehemaliger USA-Korrespondent SRF, und Mathias Müller von Blumencron,
Chefredaktor «Digitale Medien» bei der «Frankfurter Allgemeinen
Zeitung». Letzterer musste kurzfristig absagen, da es an diesem Abend in
Frankfurt stürmte und von Blumencron nicht fliegen konnte. Für ihn in
die Bresche sprang Hansi Voigt. Er hatte die Website «Watson» aufgebaut,
verliess sie aber vor gut einem Jahr. Moderiert wurde das Podium von
Tobias Trevisan, ehemaliger Verlagsleiter (Tamedia und NZZ) sowie frisch
gewählter Präsident des Stiftervereins.
«Hansi, das kannst du nicht wollen?!»
Trevisan zitierte eine Studie, die zum Schluss kam, dass das
Finanzierungsproblem nur über Service public gelöst werden könne.
«Brauchen wir einen neuen Deal?», fragte er provokativ in die Runde,
worauf sich insbesondere Somm und Voigt ein hitziges Wortgefecht
lieferten. Somm sagte: «Man kann nicht alle Medien verstaatlichen.»
Sobald der Staat anfange, die einen zu subventionieren und die anderen
nicht, komme es zu einer Verzerrung des Wettbewerbes. «Das ist
schädlich», so der Baz-Chef. Voigt entgegnete, dass es doch nicht darauf
ankomme, ob man vom Staat oder von Blocher gefördert werde. Der Staat
könnte mit seiner Unterstützung einen Wettbewerb schaffen, sagte Voigt.
Somm blickte irritiert zu Voigt und sagte: «Hansi, das kannst du doch
nicht wollen?!», worauf sich der eine oder andere im Publikum ein Lachen
nicht verkneifen konnte. Dem «Watson»-Gründer schwebt eine
Service-Plattform für verschiedene publizistische Angebote vor. Ein Ort,
wo journalistische Marken gebildet werden könnten, sagte er.
Was heisst Qualitätsjournalismus?
Uneinig waren sich die beiden auch bei der Frage, was
Qualitätsjournalismus überhaupt sei. «Es muss stimmen», sagte Somm
sofort, Voigt widersprach: «Im Journalismus gibt es keine Wahrheit, es
ist nur eine Annäherung an die Wahrheit.» Für ihn sei
Qualitätsjournalismus stark mit Relevanz und der Frage «was spielt für
mich eine Rolle?» verbunden. Dabei werde die Community je länger desto
wichtiger, und sie werde künftig sagen, was Qualität sei, so Voigt.
Ähnlich sieht es SRF-Moderator Arthur Honegger von «10vor10». «Die
Einwegkommunikation ist vorbei», ist er überzeugt. «Unsere Referenz sind
die Zuschauer. Wir müssen wissen, wer unser Publikum ist und was es
will – und dann liefern wir auch Qualität.» Den Vorwurf, dass die SRG
die jungen Leute nicht erreiche, sprich dem Digitalen weniger Bedeutung
beimesse, liess Honegger nicht gelten. Das Digitale sei – wie Audio und
Video – eine Kernaufgabe der SRG.
Somm ist überzeugt, dass sich das Digitale durchsetzen werde. «Ich
glaube nicht, dass der Print in 30 Jahren noch da ist», sagte der
Baz-Chefredaktor und Verleger. Noch aber gebe es kein Geschäftsmodell
für das Digitale. «Und solange man mit Online nichts verdient, werde ich
auch nicht in dieses investieren.»
KOMMENTAR: Ich schätzte die persönlichen Diskussionen mit verschiedenen Medienvertreter nach der Podiumsdiskussion am Apéro.
Immer wieder ging es um die Frage: Müssen die Online-Portale etwas kosten?
Denn es hat sich gezeigt, dass das Publikum - vor allem das junge Publikum - nicht bereit ist, für Online Angebote etwas zu berappen. Wer Geld verlangt, wird einfach ignoriert.
Die Gretchenfrage: Wie können die Zeitungen mit Online verdienen, ohne eine Bezahlmauer aufzubauen?
Zu dieser Thematik wäre eine besondere Veranstaltung fällig.
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