Warum räumt das Dschungelcamp hinsichtlich Einschaltquoten ab?
Fakt ist: Keine andere Show hat 2016 so viele Zuschauer in Deutschland vor den TV gelockt, wie das Dschungelcamp.
Welches sind wohl die Gründe des Erfolges?
Aus 20 Min:
Im Bereich der Unterhaltungsshows kommt niemand an das
Dschungelcamp heran. 7 Millionen Zuschauer erreichte die stärkste Folge
im Januar 2016.
KOMMENTAR:
Das Erfolgsrezept des Ekel-Formats ist ganz einfach: Es spricht die niederen Instinkte des Zuschauers an. Die Konsumenten können sich darüber lustig machen, wie sogenannte Prominente (zweiter und dritter Klasse), welche nach Publicity lechzen, an zähen Känguru-Penissen herumwürgen und dabei den hämischen Kommentaren der Moderatoren ausgesetzt werden. Schadenfreude ist bekanntlich die reinste Freude.
Die Beliebtheit des Dschungelcamps hat aber noch einen zweiten Grund: Die Sehnsucht nach ehrlichem Fernsehen. Wer einen halben Liter Kotzfrucht-Shake trinken muss oder in einer Schlangengrube verscuht nach einem Stern zu angeln, der kann sich nicht mehr verstellen. Der angebliche "Star" verhält sich zumindest in diesem Moment echt. Und Menschen, die im Fernrsehen mit echten Situationen konfrontiert werden, sind heutzutage eine Seltenheit, trotz oder gerade wegen der sogenannten „Reality“-TV-Formate, bei denen Szenen meist gestellt sind.
Anders als andere Reality-Sendungen des so genannten Unterschichtenfernsehens gibt das Dschungelcamp auch nicht vor, die Grenzen des guten Geschmacks zu wahren – es ist Trash-TV vom Feinsten und möglicherweise gerade deswegen auch bei höher gebildeten Zuschauern so beliebt.
Kommt dazu, dass die Zuschauer die Akteure be- oder veruteilen können.
Was bingt eigentlich Menschen dazu, sich zwei Wochen lang die ekligen Gruselszenen zu Gemüte zu führen?
Schon vor Jahren versuchte ich die Gründe des Zuschauererfolges dieser abstrusen Sendung zusammenzutragen. Es sind sich Medienfauchleute und Psychologen darin einig, dass das Phänomen "Dschungelcamp" auf dem Gemisch folgender Elemente basiert:
- Nervenkitzel
- Unterhaltung
- Voyeurismus
- zwischenmenschlilchen Schwächen in Stressstiuationen
- Emotionen
- Sex
- seelischer Entblössung
Diese Mischung im Pseudodschungelgeschehen zieht Zuschauer in den Bann.
Trotz Inszenierung kommt es zudem immer wieder zu echten gruppendynamischen Prozessen.
Nach Medienpsychologe Jo Groebel ist der Zuschauer Bestrafender, Regisseur und Sadist zugleich.
Charaktereigenschaften werden im Camp verstärkt: Agressive Menschen werden beispielsweise noch agressiver.
Für die Konsumenten in der gemütlichen Stube ist es besonders faszinierend, wenn angekündigt wird, was die Kandidaten essen und trinken müssen und dann Maden, Raupen oder Hoden serviert werden.
Nach Groebel macht der "Kino im Kopf "die anze Sache so eklig.
Das Ekelgefühl ist nach britischen Wissenschafter eine List der Evolution, um die Menschen vor Infektionen zu warnen.
Ekel führt zu körperlichen Reaktionen, denen wir uns kaum entziehen können:
Fäkalien, Erbrochenes, Schweiss, Speichel, Eiter, Wunden, Leichen, abgeschnittene Zehennägel, verwesendes Fleisch, Maden, Schleim, Läuse, das Spektrum von Dingen, vor denen sich Menschen ekeln, ist sehr breit. Doch nahezu überall auf der Erde werden ähnliche Dinge als ekelhaft empfunden, und auch die körperliche Reaktion ist in praktisch allen Kulturen gleich: Der Blutdruck fällt ab. Es entsteht Brechreiz und die Menschen zucken instinktiv zurück.
Wir können uns Ekelgefühlen wie Aengsten kaum entziehen. Dennoch sucht der Mensch diese Gefühle zu überwinden.
In Märchen, beim Kasperlitheater auf der Geisterbahn, später bei Horrorfilmen haben die Menschen schon seit früher Kindheit gelernt, den Kitzel der Angst zu geniessen.
Nach einigen Fakes (Glassarg unter Wasser usw.) als die Zuschauer merkten, dass sie an der Nase herum geführt wurden (es wurde von "Schummel-Dschungel" geschrieben. Bereits 2004 konnten schon einige "Lügen" aufgedeckt werden. Der prasselnde Regenrauchen wurde lediglich akustisch eingeblendet
Das Camp war gegen Regen geschützt. Ein Mitarbeiter hatte verraten, dass in den Baumwipflen alles mit Planen abgedeckt wurde und das Brennholz 500 Meter weit vom Camp entfernt im Trockenen fein gestapelt wird. Die Reptilien fühlten sich nur so kalt an, weil man sie vorher in den Kühlschrank gesteckt hatte.
Kein Reporter hatte im Camp Zutritt, damit vor allem die Schummelei mit der Isolation nicht entlarvt werden konnte.
Denn: Alle Promis erhalten jeweils Post und haben Gelegenheit, sich jederzeit mit einem Psycholgen in Verbindung zu setzen. Von absoluter Isolation keine Spur.
Wie im Kino, wollen vielleicht die Zuschauer die Wahrheit gar nicht kennen. Sie möchten dem Grusel beiwohnen und vor allem den Kitzel von Angst und Ekel unbeeinträchtigt geniessen.
Es gab immer wieder heftige Kritik an dieser erfolgreichen Grusel-Sendung.
Bild bezeichete sie einmal als obszön und schrieb sogar, diese Sendung sei ein Angriff gegen die Menschlichkeit.
Die Sendung "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" appelliere an die niederen Instinkte. Aus psychologischer Sicht würden voyeuristische und sadistische Bedürfnisse befriedigt. Ein Kommentator fragte sich sogar, ob solche Sendungen nicht die Kulturlosigkeit unserer Gesellschaft beeinflussen. Denn, wenn sich Millionen an solchen Formaten begeilen, könnte dies zu einem Niveauverlust führen. Die Einschaltquote dürfe nicht oberster Massstab sein. Wenn die Menschenwürde verletzt werde, so müssten Grenzen gesetzt werden, obwohl die "Opfer" dieser Show genau wüssten, worauf sie sich einlassen.
FAZIT:
Das Format vereint zahlreiche klassische Unterhaltungselemente. Das Geheimnis des Erfolgs liegt vor allem darin, dass das Dschungelcamp-Menü aus perfekt inszenierten Grund-Zutaten besteht, gemischt mit einer Prise Dynamik und Glück.
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