Weshalb verspricht nach Schellen-Ursli auch der HEIDI-Film ein Grosserfolg zu werden?
Heidi ist einer der meistgelesenen und -verfilmten Kinderroman der Welt.
Nun kommt «Heidi» in einer neuen Leinwandadaption heraus. Weshalb berührt dieser Klassiker auch ältere Semester?
Warum
ist der Advent die Zeit der Kinder- und Familienfilme, wieso schauen
sich längst Ausgewachsene jetzt zum zehnten Mal «Drei Nüsse für
Aschenbrödel» im Fernsehen an? Es muss mit Erinnerungen an die eigene
Kindheit zu tun haben, die der Dezember wachruft, an vertraute Rituale
und Figuren. Eine Gelegenheit, damalige Gefühle mit jetzigen zu
vergleichen, bietet auch die Neuverfilmung von «Heidi», die nächste
Woche in der Schweiz, Deutschland und Österreich anläuft. Und das Team
um Regisseur Alain Gsponer («Akte Grüninger»,
«Das kleine Gespenst») war klug genug, die altbekannten Motive
einzubauen: Da holpert der Rollstuhl den Hang hinunter, dort schlürft
Heidi im noblen Haus die Suppe aus dem Teller und hortet heimlich
Brötchen.
Die heutige Pädagogik müsste dieses
Heidi zur Ikone der Resilienz erheben, Dass das in diesem Dialektfilm
nicht ins Sentimentale abdriftet, ist im Drehbuch vorgespurt: Dieses
arbeitet die Gegensätze, von denen der Stoff lebt, heraus, ohne sie
überzustrapazieren. Dass rührende Momente nicht in musikalischem Schmalz
ertrinken, ist auch der feinen Arbeit des Schweizer Komponisten Niki
Reiser geschuldet. Erfreulich zudem, dass die Kamera (Matthias
Fleischer) nicht zur Tourismuswerbung verkommt, trotz gelegentlichem
Einsatz von Murmeltieren, Geissen auf Alpwiesen, Raclette und Happy End,
das dann doch zur optischen Feier der Bergwelt wird. Doch was
wäre das alles wert ohne überzeugende Besetzung? Der Pontresiner Quirin
Agrippi etwa ist ein herrlich kantiger Geissenpeter, Bruno Ganz ein
unvergesslicher Öhi, finsterer zunächst als 1952 Heinrich Gretler, aber
das Potenzial zur Öffnung von Beginn an im gegerbten Gesicht tragend.
Zwar fehlt dem Kino die Geduld, seinen Weg hin zur Enkelin
nachzuzeichnen. Aber was die 9-jährige Churerin Anuk Steffen
mit ihm und uns anstellt, ist unerhört gewinnend. Mit Vorwitz und Herz
korrigiert sie das von Vorläuferinnen geprägte Image vom Zöpfli-Heidi.
Sie verweigert sich den Rollenmustern als natürlicher Wildfang, dem das
Bürgerhaus mit dem Haar auch den Charakter bändigen will.
Als
schweizerisch-deutsche Koproduktion konnte «Heidi» mit grösserer Kelle
angerichtet werden: Das Budget von 8 Millionen Franken ist für hiesige
Verhältnisse sehr hoch, 2016 läuft der Film auch in Italien und
Frankreich, weitere Länder dürften hinzukommen. Mitunter verderben bei
Koproduktionen zu viele Köche den Brei, doch hier gab schon das Drehbuch
eine klare Linie vor. Es stammt von Petra Volpe, die ihr Spielfilmdebüt
«Traumland»
2014 im Zürcher Strassenstrich ansiedelte und dabei als Autorenfilmerin
überzeugte. Den Erstling produziert hatten die Schweizer Zodiac
Pictures, die sie nun fürs «Heidi»-Projekt einspannten. Anfangs fand sie
die Idee einer Neuverfilmung «ziemlich bescheuert». Dann las sie die
zwei Bücher. Und eine unerwartete Welt tat sich ihr auf. Ähnliches
könnte manchem Zuschauer geschehen, der den Mythos von einigem Ballast
befreit sieht. Jedenfalls ist das eine der souveränsten Schweizer
Jugendliteraturverfilmungen der letzten Jahrzehnte. Ähnliche Qualitäten
sind der erstmaligen Umsetzung des eindeutiger als Kinderbuch
konzipierten «Schellenursli» zu attestieren, die in sieben Kinowochen
schon 212 000 Besucher angezogen hat.
20 MIN schreibt:
Das erste Bild gehört – wem sonst –
Heidi. Das Mädchen streift durch die Wiese, nimmt die Natur mit allen
Sinnen wahr. Die Idylle wird jäh durchbrochen, als ihre Tante nach ihr
ruft und sie wieder «auf Kurs» bringen will. Ein Konflikt, der sich wie
ein roter Faden durch den Film zieht. Einmal mehr
beweist Regisseur Alain Gsponer («Das kleine Gespenst») besonderes
Gespür im Umgang mit Kindern. 500 Mädchen wollten Heidi sein, die damals
neunjährige Anuk Steffen bekam die Rolle. Ihre Leistung ist beachtlich,
trägt sie doch den ganzen Film auf ihren Schultern. Die Schülerin ist
in praktisch jeder Szene zu sehen und macht die Zerrissenheit Heidis
zwischen Loyalität und Freiheitsliebe fassbar. Heidis harte Welt der Berge Im
Vorfeld hatten die Macher angekündigt, einen authentischen «Heidi»-Film
machen zu wollen anstatt ein romantisierendes Bergidyll zu zelebrieren.
DasVersprechen wurde eingelöst, die Lebensbedingungen in einem
Schweizer Bergdorf Ende des 19. Jahrhunderts waren hart, das sieht man,
und Heidi muss rasch feststellen, dass sie eigentlich keiner will, es
sei denn als Gratisarbeitskraft.
KOMMENTAR:
Ich habe mir gestern auch diesen Film angeschaut und erkannt, dass es an der Stärke des Stoffes von Johanna Spyris liegt, der in zwei Romanen um
die Welt gegangen, in gut 50 Sprachen übersetzt und 50 Millionen Male
verkauft worden ist.
In den letzten Jahrzehnten wurde das Buch in Dutzenden von Adaptionen im kollektiven Gedächtnis verankert.
Eindrücklich war die
Schweizer «Urverfilmung» von 1952 unter der Regie des Italieners Luigi
Comencini (gedreht wie die Ausgabe 2015 im Bündner Dorf Latsch). Folgende Aspekte werden zum Erfolg beitragen: - Handlung bleibt nahe an der Vorlage des Romans von Johanna Spyri - Neu ist, dass Heidi am Schluss Schriftstellerin werden will - Die Härte des Alltages zu jener Zeit wird im Film realistisch geschildert - Das historische Umfeld wird aufwändig rekonstruiert - Die Balance zwischen Realismus und Emotionalität ist im Gleichgewicht - Heidi wurde nicht von genderbewussten Machern zum widerborstigen Mädchen verfremdet - Heidi und Claras Grossmutter sind Heldinnen - Wir erleben die Enthärtung von Menschen durch Vertrauen und Zuneigung eines Mädchens - Der Film passt in die Adventszeit. Die Liebe triumphiert. Blinde werden sehend. Lahme gehen und Arme schöpfen Hoffnung.
FAZIT: Beide Filme Schellen Ursli und Heidi stillen unsere Sehnsucht nach der Natur, Abgeschiedenheit. Die grandiose Kulisse der Alpen garantiert auch ein Erfolg im Ausland und die Filme werden dadurch zwangsläufig auch zur Vermarktung der Schweiz für den Tourismus beitragen.
Heidi gebe ich nun nach der Gegenüberstellung mehr Punkte. Ich vermute, dass jedoch beide Filme einen Grosserfolg buchen werden.
Warum
ist der Advent die Zeit der Kinder- und Familienfilme, wieso schauen
sich längst Ausgewachsene jetzt zum zehnten Mal «Drei Nüsse für
Aschenbrödel» im Fernsehen an? Es muss mit Erinnerungen an die eigene
Kindheit zu tun haben, die der Dezember wachruft, an vertraute Rituale
und Figuren. Eine Gelegenheit, damalige Gefühle mit jetzigen zu
vergleichen, bietet auch die Neuverfilmung von «Heidi», die nächste
Woche in der Schweiz, Deutschland und Österreich anläuft. Und das Team
um Regisseur Alain Gsponer («Akte Grüninger»,
«Das kleine Gespenst») war klug genug, die altbekannten Motive
einzubauen: Da holpert der Rollstuhl den Hang hinunter, dort schlürft
Heidi im noblen Haus die Suppe aus dem Teller und hortet heimlich
Brötchen.
.
Alle Bilder anzeigen Die heutige Pädagogik müsste dieses
Heidi zur Ikone der Resilienz erheben, Dass das in diesem Dialektfilm
nicht ins Sentimentale abdriftet, ist im Drehbuch vorgespurt: Dieses
arbeitet die Gegensätze, von denen der Stoff lebt, heraus, ohne sie
überzustrapazieren. Dass rührende Momente nicht in musikalischem Schmalz
ertrinken, ist auch der feinen Arbeit des Schweizer Komponisten Niki
Reiser geschuldet. Erfreulich zudem, dass die Kamera (Matthias
Fleischer) nicht zur Tourismuswerbung verkommt, trotz gelegentlichem
Einsatz von Murmeltieren, Geissen auf Alpwiesen, Raclette und Happy End,
das dann doch zur optischen Feier der Bergwelt wird. Doch was
wäre das alles wert ohne überzeugende Besetzung? Der Pontresiner Quirin
Agrippi etwa ist ein herrlich kantiger Geissenpeter, Bruno Ganz ein
unvergesslicher Öhi, finsterer zunächst als 1952 Heinrich Gretler, aber
das Potenzial zur Öffnung von Beginn an im gegerbten Gesicht tragend.
Zwar fehlt dem Kino die Geduld, seinen Weg hin zur Enkelin
nachzuzeichnen. Aber was die 9-jährige Churerin Anuk Steffen
mit ihm und uns anstellt, ist unerhört gewinnend. Mit Vorwitz und Herz
korrigiert sie das von Vorläuferinnen geprägte Image vom Zöpfli-Heidi.
Sie verweigert sich den Rollenmustern als natürlicher Wildfang, dem das
Bürgerhaus mit dem Haar auch den Charakter bändigen will.
Als
schweizerisch-deutsche Koproduktion konnte «Heidi» mit grösserer Kelle
angerichtet werden: Das Budget von 8 Millionen Franken ist für hiesige
Verhältnisse sehr hoch, 2016 läuft der Film auch in Italien und
Frankreich, weitere Länder dürften hinzukommen. Mitunter verderben bei
Koproduktionen zu viele Köche den Brei, doch hier gab schon das Drehbuch
eine klare Linie vor. Es stammt von Petra Volpe, die ihr Spielfilmdebüt
«Traumland»
2014 im Zürcher Strassenstrich ansiedelte und dabei als Autorenfilmerin
überzeugte. Den Erstling produziert hatten die Schweizer Zodiac
Pictures, die sie nun fürs «Heidi»-Projekt einspannten. Anfangs fand sie
die Idee einer Neuverfilmung «ziemlich bescheuert». Dann las sie die
zwei Bücher. Und eine unerwartete Welt tat sich ihr auf. Ähnliches
könnte manchem Zuschauer geschehen, der den Mythos von einigem Ballast
befreit sieht. Jedenfalls ist das eine der souveränsten Schweizer
Jugendliteraturverfilmungen der letzten Jahrzehnte. Ähnliche Qualitäten
sind der erstmaligen Umsetzung des eindeutiger als Kinderbuch
konzipierten «Schellenursli» zu attestieren, die in sieben Kinowochen
schon 212 000 Besucher angezogen hat.
20 MIN schreibt:
Das erste Bild gehört – wem sonst –
Heidi. Das Mädchen streift durch die Wiese, nimmt die Natur mit allen
Sinnen wahr. Die Idylle wird jäh durchbrochen, als ihre Tante nach ihr
ruft und sie wieder «auf Kurs» bringen will. Ein Konflikt, der sich wie
ein roter Faden durch den Film zieht. Einmal mehr
beweist Regisseur Alain Gsponer («Das kleine Gespenst») besonderes
Gespür im Umgang mit Kindern. 500 Mädchen wollten Heidi sein, die damals
neunjährige Anuk Steffen bekam die Rolle. Ihre Leistung ist beachtlich,
trägt sie doch den ganzen Film auf ihren Schultern. Die Schülerin ist
in praktisch jeder Szene zu sehen und macht die Zerrissenheit Heidis
zwischen Loyalität und Freiheitsliebe fassbar. Heidis harte Welt der Berge Im
Vorfeld hatten die Macher angekündigt, einen authentischen «Heidi»-Film
machen zu wollen anstatt ein romantisierendes Bergidyll zu zelebrieren.
DasVersprechen wurde eingelöst, die Lebensbedingungen in einem
Schweizer Bergdorf Ende des 19. Jahrhunderts waren hart, das sieht man,
und Heidi muss rasch feststellen, dass sie eigentlich keiner will, es
sei denn als Gratisarbeitskraft.
KOMMENTAR:
Ich
habe mir auch diesen Film angeschaut und habe erkannt, dass es an der
Stärke des Stoffes von Johanna Spyris liegt, der in zwei Romanen um
die Welt gegangen, in gut 50 Sprachen übersetzt und 50 Millionen Male
verkauft worden ist.
In den letzten Jahrzehnten wurde das Buch in Dutzenden von Adaptionen im kollektiven Gedächtnis verankert.
Eindrücklich war die
Schweizer «Urverfilmung» von 1952 unter der Regie des Italieners Luigi
Comencini (gedreht wie die Ausgabe 2015 im Bündner Dorf Latsch). Folgende Aspekte werden zum Erfolg beitragen: - Handlung bleibt nahe an der Vorlage des Romans von Johanna Spyri - Neu ist, dass Heidi am Schluss Schriftstellerin werden will - Die Härte des Alltages zu jener Zeit wird im Film realistisch geschildert - Das historische Umfeld wird aufwändig rekonstruiert - Die Balance zwischen Realismus und Emotionalität ist im Gleichgewicht - Heidi wurde nicht von genderbewussten Machern zum widerborstigen Mädchen verfremdet
FAZIT:
Beide Filme Schellen Ursli und Heidi stillen unsere Sehnsucht nach der
Natur, Abgeschiedenheit. Die grandiose Kulisse der Alpen garantiert auch
ein Erfolg im Ausland uns die Filme werden zwangsläufig auch zur
Vermarktung der Schweiz für den Tourismus beitragen.
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