Sonntag, 21. Juni 2015

Strapazierter Geduldfaden - Wann reisst er?

Ewiges Hin und Her strapaziert Geduldsfaden

 

Gibt es in den kommenden Tagen keine Einigung mit den Gläubigern, drohen Griechenland die Pleite und womöglich ein Ausscheiden aus der Eurozone. Am Montag treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union in Brüssel zu einem ausserplanmässigen Gipfel, um über die Lage zu beraten.
Das sind die Positionen der Euro-Länder:

  • Deutschland rechnet zwar nicht mit einem Grexit, dafür mit einem langen und zähen Prozess auch nach dem Stichtag.
  • Frankreich will schnelle Lösungen, aber auf Basis europäischer Regeln.
  • Belgien erwartet ein konkretes Engagement von Athen. «Die Schonfrist für Griechenland ist vorbei», sagte unlängst Premier Charles Michel.
  • Niederlande: die Parteien unterstützen eine kompromisslose Linie gegenüber Griechenland. Einen Schuldenerlass würde die Mehrheit der Bürger Umfragen zufolge nicht akzeptieren.
  • Luxemburg betont zwar die Bringschuld Griechenlands, will aber auch eine praktikable Lösung nach dem Motto: «Man kann einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen.»
  • Österreich verliert angesichts des griechischen Verhandlungsverhaltens langsam die Geduld und auch den Glauben an die Einigung.
  • Italien sorgt sich vor allem um die eigene Zukunft, sollte Griechenland aus dem Euro aussteigen und versucht deshalb zu beruhigen.
  • Spanien bleibt gelassen. Das Land fühlt sich nicht bedroht. «Spanien braucht keinen Notfallplan», stellte der Wirtschaftsminister kürzlich fest.
  • Portugal sorgt sich vor einer möglichen Ansteckungsgefahr bei einem Grexit. Die Regierung beschwichtigt.
  • Irland schaut sorgenvoll nach Athen und bereitet sich auf den Ernstfall vor.
  • Slowenien ist von Griechenland enttäuscht.
  • Slowakei: Als eines der ärmsten Euro-Länder geht die Slowakei scharf ins Gericht mit Athen. «Warum sollen arme slowakische Pensionisten für die reicheren Griechen zahlen?», lautet die gängige Formel.
  • Finnland hat wenig Verständnis für weitere Griechenland-Hilfe – wegen des eigenen harten Sparkurses.
  • Estland, Lettland und Litauen hatten während der Wirtschaftskrise selbst schwer zu kämpfen. Daher ist das Verständnis für die mangelnde Spardisziplin in Athen gering.
  • Zypern beobachtet sehr aufmerksam die Entwicklungen in Griechenland. Zypern ist das einzige Euroland, das Erfahrung mit Bankenschliessung und Kapitalverkehrskontrollen hat.
  • Malta ist für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone, verliert jedoch langsam die Geduld.

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