Dienstag, 31. Dezember 2013

Der verunfallte Michael Schuhmacher und die Medien (Teil 2)

Wie die Aerzte  mit den Medien umgehen

(Fortsetzungsgeschichte meiner letzten Analyse am 30. Dezember/

Nun vom 31. Dezember - am Silvester)

Es gibt Leser, die ärgern sich enorm, dass bei einem Autorennfahrer alle Medien so detailliert über seinen Gesundheitszustand berichten und ein Heer von Journalisten den Spital belagern, in dem Michael Schuhmacher mit dem Tod kämpft.
Leider ist und bleibt es so, dass der Tod eines normal-sterblichen Unfallopfers kaum beachtet wird, hingegen der Unfall einer prominente Persönlichkeit für die Medien eine  Geschichte ist, die sich gut verkaufen lässt. Dann kommt noch der gekannte Sogeffekt dazu. Wenn sich wichtige Medien für etwas interessieren, sind alle andern Fernseh-, Radiostationen und Verlage gleichsam gezwungen, als Trittbrettfahrer mitzumachen.
So ist es nicht verwunderlich, dass bei so einem Fall die Medienkonferenz der Aerzte im Spital von einem Tross von Journalisten begleitet wird.




Nachdem wir in der ersten Analyse gesehen haben, dass die Informationspraxis im Spital bis jetzt recht professionell gehandhabt worden war und  bislang nur Sachverhalten und Fakten preisgegeben wurden - ohne auf Mutmassungen und Hypothesen einzugehen, betrachten wir heute die Fortsetzungsgeschichte:


Am Silvester (31. Dezember 2013) war es wiederum erfreulich, festzustellen, dass nicht die Aerzte vor Ort - sondern vor allem aussenstehende Experten und Spezialisten - Mutmassungen ausgesprochen haben. Beispielsweise: "Kein Schädeltrauma bleibt ohne Folgen."


Das Spital  schilderte dafür  erneut meist nur  Fakten.
Die Krisenkommunikationspraxis der Grenobler Klinik darf  weitgehend als richtig bezeichnet werden.


ES GIBT JEDOCH VORBEHALTE:


In Details lehnen sie sich leider etwas zu weit  zum Fenster hinaus.
Es besteht die Gefahr, dass sie später irgendwann zurückrudern müssen, dann aber mit zu viel Erklärungsaufwand.
(Warum wird eine 2. Op gemacht, wenn's dem Patienten besser geht?
Sprechen die Aerzte von einer Operation, müssten sie auch dazu etwas sagen: Was wurde genau getan? Sonst gibt dies Futter für Spekulationen ..)

Die Medien berichten aus meiner Sicht ziemlich unterschiedlich.
Ich vermute, die Grenobler hatten ihnen so manches Hölzchen zugeworfen, das sich nachher auf unterschiedliche Art verarbeiten lässt.

Eines gefällt  gar nicht:


Das Behandlungsteam dürfte auf keinem Fall auf Betrachtungen über das Unfallgeschehen eingehen! Das ist Sache der Polizei, allenfalls der Rechtsmedizin.
Auch noch so gut gemeinte Aussagen wie "Helm zerbrochen", sie sind ohnehin nutzlos. soche Zusatzbemerkungen gehen oft schief.
Das wichtigste Signal für Aerzte muss sein: Es hat sie nie zu kümmern, warum jemand krank ist. Ein Arzt behandlelt  immer bestmöglich.
Ein Spital könnte  rasch in hässliche oder moralisierende
Diskussionen verwickelt werden.
(Lifestyle-bedingte Krankheiten, Alkohol, AIDS, gefährliche
Sportarten usw.)





Heute am Silvester wurde bekannt, dass der Skihelm Schuhmachers  beim Aufprall gespalten worden sei und das Opfer nochmals  operiert werden musste. Der Druck im Gehirn habe leicht reduziert werden können. Auf den linken Seite des Gehirns sei ein Hämatom entfernt worden, das man gemäss Computertomographie (CT) entdeckt habe. Die Körpertemperatur des Patienten sei auf 35 Grad gesenkt worden. So gesehen könne von einer leichte Besserung gesprochen werden. Auf Prognosen wurde von den Spitalärzten wiederum verzichtet: Man wage keines Prognose."Wir sprechen nicht über Spätschäden, sondern nur über die Behandlung!" Es wurde deutlich gesagt, dass Schuhmacher immer noch in Lebensgefahr schwebe und noch nicht über dem Berg sei. Auf den folgenden Tag wurde eine weitere Medienmitteilung angekündigt. 
Die Familie Schuhmachers dankte heute dem Aerzteteam für ihren unermüdlichen Einsatz und bat die Medien, die Persönlichkeitsrechte der Familienangehörigen zu respektieren.
Die Mediensprecherin ragte aber mit ihren Aussagen den Kopf recht weit aus dem Fenster. Sie kolportierte Geschichten, die NICHT ERHAERTET sind (VERMUTUNGEN, BEHAUPTUNGEN, ANNAHMEN). Ich empfehle der Pressesprecherin den Besuch eines Seminares "Informieren in Krisenkommunikationen- aber wie?".




Folgende Aussage zähle ich eindeutig zu einer schlechten KRISENKOMMUNIKATION. So erfahren wir :
  1. Michael Schumachers Pressesprecherin Sabine Kehm: „Es scheint wie folgt gewesen zu sein – und das sage ich mit aller Vorsicht und nachdem ich mit diversen Leuten gesprochen habe, die dabei waren: Michael war nicht allein und er war auch nicht nur mit seinem Sohn unterwegs sondern mit einer kleinen Gruppe an Freunden. Ich glaube – ich betone, ich glaube – dass Folgendes passiert ist: Michael fuhr mit der Gruppe auf normaler Piste. Dazwischen war ein Bereich mit Tiefschnee. Da fuhr Michael rein. Er war aber nicht schnell, weil er wohl einem Freund geholfen hat, der gestürzt war. Also fuhr Michael gerade wieder an, fuhr in den tiefen Schnee und ist dann wohl wie wir vermuten – auf den Felsen getroffen, als er eine Kurve fuhr. Michael war nicht allzu schnell unterwegs. Aber leider offenbar bei der Schwungauslösung – das nehmen wir an – hat er den Felsen getroffen und dann hat es ihn hochkatapultiert und er ist mit dem Kopf voran auf einen Felsen geschlagen. Das ist eine extreme Verkettung von extrem unglücklichen Umständen. Das ist ein großes, großes Unglück gewesen. Das ist nicht darauf zurückzuführen, dass er zu schnell war.“

    DIESE MUTMASSUNGEN UND HYPOTHESEN DER MANGERIN WURDEN  VON "BILD" UND DEN MEDIEN ALS NEUE ERKENNTISSE SOFORT UEBERNOMMEN.




  2. Journalist wollte in Schumis Zimmer

    Michael Schumachers Pressesprecherin Sabine Kehm sagte nach der Pressekonferenz, dass ein Journalist versucht habe, als Priester verkleidet in Schumis Krankenzimmer zu gelangen!

    Quelle TAGI:

    Journalist wollte als Priester verkleidet zu Schumacher schleichen

     

    Das Spital im französischen Grenoble wird von Journalisten aus zahlreichen Ländern belagert. Einige von ihnen halten sich nun offenbar nicht an die Anweisungen des Personals. Mehr...



    Solche Geschichten verstärken das negative Image von Journalisten.
    Folgende Berichterstattung vom heutigen Tag unter NEWS ORF finde ich recht glaubwürdig. Sie beschreibt die heutige Lage recht sachlich ohne Sensationslust. Doch werden in diesem Beitrag  die Vermutungen der Pressesprecherin bereits als Fakten "verkauft":


    „Etwas Zeit gewonnen“

    Der Gesundheitszustand des beim Skifahren schwer verunglückten ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher hat sich leicht verbessert. Dennoch befindet sich der 44-Jährige weiterhin in einem kritischen Zustand.

    Die behandelnden Ärzte im Krankenhaus von Grenoble teilten am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit, dass bei dem 44-Jährigen in der Nacht eine weitere Operation durchgeführt wurde. Dabei sei es gelungen, ein Hämatom zu entfernen. Die Operation sei mit der Familie abgesprochen gewesen.

    „Wir haben etwas Zeit gewonnen“, sagte Jacqueline Hubert, die Leiterin der Klinik. Bei dem neuerlichen Eingriff war es nach Angaben des behandelnden Arztes Jean-Francois Payen gelungen, etwas Druck auf das Gehirn wegzunehmen. Allerdings sei es zu früh, die Intensität der Therapie zu verringern. Es ließen sich noch keine Prognosen über den weiteren Verlauf treffen. „Es liegt noch ein langer Weg vor ihm.“ Man habe jedenfalls wichtige Zeit gewonnen. Schumacher werde aber weiter im künstlichen Koma gehalten.

    Zahlreiche „diffuse“ Blutergüsse
    Montagnachmittag habe sich durch eine Verbesserung des Zustands die Möglichkeit aufgetan, Schumacher zu operieren. Eine Computertomografie sei durchgeführt worden, dabei wurde festgestellt, dass ein großer Bluterguss auf der linken Seite risikolos entfernt werden könne. Das sei bei der zweiten Operation - die erste fand unmittelbar nach der Einlieferung des früheren Formel-1-Stars statt -, die am Abend durchgeführt wurde, dann auch geschehen. Es gebe aber zahlreiche weitere „diffuse Blutergüsse“, diese befänden sich teilweise im Gehirn, und keiner von ihnen könne entfernt werden. Bereits bei der ersten Operation war Schumacher laut Angaben der Ärzte ein Teil der Schädeldecke entfernt worden, um den Druck auf das Gehirn zu verringern.

    „Müssen realistisch sein“
    Der Innendruck in Schumachers Schädel konnte durch den Eingriff gegen 22.00 Uhr gemindert werden. Dass Schumachers Zustand sich so entwickelt hatte, dass die Operation möglich wurde, hatte die Ärzte nach eigener Aussage selbst überrascht. Es hatte ein Überdruck im Schädel vorgelegen, der größte Besorgnis ausgelöst hatte, erklärte Payen. Auf Journalistenfragen machten die Ärzte klar, dass Schumachers Gesund
    heitszustand am Montag noch viel kritischer war als derzeit.

    „Wir müssen realistisch sein. Die ganze Familie ist sich im Klaren darüber, dass die Situation kritisch ist“, betonte Professor Gerard Saillant, der als Freund mit nach Grenoble gereist ist. „Wir sind etwas weniger besorgt als gestern“, meinte Saillant, „wir wollen diese Schlacht gewinnen.“ Er kennt Schumacher seit vielen Jahren und behandelte den siebenmaligen Weltmeister nach dessen schwerem Rennunfall 1999 in Silverstone. Neben Schumachers Frau Corinna und deren beiden Kindern befinden sich auch Bruder Ralf und Vater Rolf im Spital.

    Landkarte zeigt den Unfallort von Michael SchumacherAPA; ORF.at
    Schumacher wurde nach seinem Skiunfall in Meribel zuerst ins Spital nach Albertville gebracht und anschließend ins Krankenhaus nach Grenoble verlegt

    Keine Prognose möglich


    Eine Prognose könne man nicht abgeben, so die behandelnden Ärzte. Zurzeit werde alles unternommen, um den Druck im Gehirn nicht ansteigen zu lassen. „Es ist eine kritische Situation, keine stabile“, hieß es weiter. Im Augenblick könne man nicht mehr dazu sagen. Saillang appellierte - auch im Namen der Familie - an die Medien, das Ärzteteam in Ruhe arbeiten zu lassen. Sobald es Neuigkeiten gebe, werde man die Öffentlichkeit informieren. Ein als Priester verkleideter Journalist versuchte laut Schumachers Managerin, Sabine Kehm, zu Schumacher vorzudringen. Und das war offenbar nicht der einzige Versuch. Kehm verurteilte dies scharf.

    Zugleich betonten die Ärzte, dass Schumacher so behandelt werde wie jeder andere Hirntraumapatient auch - sowohl was das Verfahren angehe als auch den Aufwand. Die Ärzte betonten ausdrücklich, dass alle Patienten mit der gleichen Aufmerksamkeit behandelt würden wie Schumacher.
    Familie unter Schock
    Schumacher hatte sich bei dem Unfall am Sonntagvormittag in Meribel schwere Kopfverletzungen zugezogen. Schumacher wurde nach einer Notoperation in ein künstliches Koma versetzt. Die Familie des schwer verunglückten siebenfachen Weltmeisters steht unter Schock. „Der Familie geht es natürlich nicht sehr gut“, sagte Managerin Kehm Reportern in Grenoble. „Sie sind geschockt.“ Sowohl Gattin Corinna als auch die beiden Kinder sind seit Sonntag ebenfalls in dem ehemaligen Olympiaort.

    Piste, auf der Michael Schumacher verunfallteAPA/EPA/David Ebener
    Auf dieser Piste soll Schumacher verunglückt sein

    Vor Unfall Freund geholfen
    Unterdessen wurden am Dienstag erstmals offiziell Details des Unfallhergangs bekannt: Schumacher half demnach unmittelbar vor seinem schweren Skiunfall einem auf der Piste gestürzten Freund. Anschließend sei er in den Tiefschneebereich zwischen zwei Pisten gefahren, berichtete Kehm am Dienstag in Grenoble unter Hinweis auf Schilderungen von Begleitern. Dort sei Schumacher beim Ansatz zu einer Wende gegen einen Felsen gefahren und in die Luft geschleudert worden. Kopfüber sei er dann auf einen Felsen gestürzt, sagte Kehm vor Journalisten.

    Schumacher war demzufolge nicht mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs. Dennoch schlug sein Kopf offensichtlich heftig auf. Medienberichten zufolge zersprang dabei sein Helm. Eine Bestätigung dafür gab es in Grenoble aber nicht. Die Ärzte hatten am Montag betont, dass Schumacher ohne Helm „es wohl nicht bis ins Krankenhaus geschafft“ hätte, wie es der Leiter der Anästhesieabteilung, Payen, ausdrückte. Schumacher sei mit der rechten Seite aufgeprallt und nach dem Unfall verwirrt gewesen. 
     
Nachtrag: Laut Spätausgabe der Nachtausgabe Tagesschau SRF1 werden die Aerzte im Spital von Grenoble vorläufig nicht mehr informieren, bis sich etwas am Zustand des Patienten verändert habe. Die vielen Journalisten wären eine zu grosse Belastung.

Aus 20 Min:

Spital verbannt alle Journalisten

Michael Schumachers (44) Zustand sei weiterhin kritisch, aber stabil. Das Krankenhaus hat derweil sämtliche Journalisten vom Gelände weggeschickt.





Das Krankenhaus in Grenoble, in dem Michael Schumacher im Koma liegt,
wird von zahlreichen Journalisten aus der ganzen Welt belagert. Weil sie die angeblich Arbeit behinderten wurden sie am 2. Januar vom Gelände verbannt.

Der Universitätsspital Innsbruck hatte dazumal bei Dani Albrecht (Der Schweizer Spitzensportler lag dort auch in einem künstlichen Koma) trotz zusätzlicher Belastung dennoch laufend Medienmitteilung  - über den IST-Zustand des Patienten - herausgegeben. Grenoble hätte nach meinem Dafürhalten die Information nicht vorübergehend aussetzen sollen. Denn:Wenn das Spital nicht weiter proaktiv informiert, suchen sich die Medien  andere Quellen.  

    Als das Inselspital in Bern dann bei Dani Albrecht nicht mehr informierte (man hatte früher mit einem Fotographen Probleme gehabt), beschafften sich die Journalisten die Informationen bei Albrechts Bruder und beim Chef Swiss Ski. 
    Auch in Grenoble beschaffen sich  nach dem Aussetzen der News die Journalisten ihre Informationen anderweitig. Diese Stellen sind aber meist nicht unabhängig. Wie beispielsweise  Schuhmachers Managerin, die gerne den Informationspart übernahm.


    Dass eine persönliche Managerin  nicht völlig neutral informieren kann, liegt auf der Hand. Ihre Aussagen könnten gefärbt sein. Die Medien wollen aber immer "Futter" und nehmen gerne Mutmassungen und Hypothesen entgegen.
    Die Medien holten sich am 2. Januar Informationen beim Pistendienst:
    Wir lesen in 20 min: «Unsere Bergretter fanden Michael Schumacher halb sitzend, halb liegend. Er wedelte aufgeregt mit den Armen», sagte Pistendirektor Olivier Simonin dem französischen Onlineportal «ledauphine». 

    FAZIT: Es ist verständlich, dass so viele Journalisten den Betrieb einer Universitätsklinik belasten. Dennoch müssten die Aerzte  die Kommunikation SELBST mit einem Kernteam managen und jeden Tage eine Medienmitteilung herausgeben.
    Nur so übernehmen sie und nicht fragwürdige Interessenverteter den LEAD der Krisenkommunikation.



     











      Sabine Kehm vorm Universitätsklinikum in Grenoble
    Sabine Kehm (Managerin von Michael Schuhmacher)
    vor dem Universitätsklinikum in Grenoble informiert die Presse.
     
    Ihre BOTSCHAFT am Neujahrstag:
     
    ZUSTAND STABIL
    WEDER EINE VERSCHLECHTERUNG NOCH EINE VERBESSERUNG!
    ES BESTEHT IMMER NOCH LEBENSGEFAHR.  

    Am 2. Januar 2014 werden im BILD bereits die MUTMASSUNGEN der Managerin Schuhmachers als WAHRHEIT verkauft. Beispielsweise, dass sich die Bindung des Verunfallten nicht gelöst hätten.
    In Krisensituationen dürfen nie ungeprüfte Informationen als FAKTEN"verkauft" werden!











    Wiederum zeigt sich, wie gefährlich ungesicherte Informationen sein können. Wir erkennen kurz nach den MUTMASSUNGEN der Schuhmacher Managerin, dass ihre beschönigenden Aussagen leider nicht mit den  Tatsachen der Polizeiakte  übereinstimmen.
    Die Mangerin behauptete jüngst vor allen Medien, Michael Schuhmacher sei nicht schnell gefahren (und gab dies als neue WAHRHEIT aus). Doch erhärten nun  die Polizeiakten, dass der Verunfallte doch  schnell gefahren ist.

      



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    Geistlauf


    Bildquellen: Ralf R. Strupat

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    Ihr Marcus Knill (k-k@bluwin.ch)

    Montag, 30. Dezember 2013

    Der verunfallte Promi und die Medien (Krisenkommunikation)

    Schumi kämpft um sein Leben

    Am Sonntag hiess es zuerst nur, der weltbekannte Autorennfahrer Michael Schuhmacher sei beim Skifahren gestürzt und habe sich am Kopf verletzt. Er sei bei Bewusstsein und habe eine Hirnerschütterung.
    Schuhmachers Mediensprecher bat um Verständnis, dass man nicht permanent informiere.
    Dieser Unfall erinnerte mich zwangsläufig an den Unfall von Dani Albrecht in Oesterreich. Dort informierte das Innsbrucker Universitätsspital sofort und zwar PERMANENT und proaktiv). Das Aerzte Kenteam beschrieb laufend den IST- Zustand und machten keine Prognosen. Auf die üblichen Hypothesen und Vermutungen der Journalisten gingen die Innsbrucker Aerzte damals nicht ein. Diese vorbildliche Informationspraxis habe ich in verschiedenen Beiträgen ausführlich beschrieben. Nichts wurde damals  weder beschönigt noch dramatisiert.:

    LINKS:


    1. Febr. 2009 ... Als behandelnder Arzt von Daniel Albrecht erklärte er in der NZZ am Sonntag Therapien und Perspektiven des verletzten Skirennfahrers.
    www.rhetorik.ch/Aktuell/09/02_01/
    22. Jan. 2009 ... Der Horrorsturz des Schweizer Skifahrers Daniel Albrecht, der im Spital in Innsbruck ins künstliche Komma versetzt wurde, führte zu einem ...
    www.rhetorik.ch/Aktuell/09/01_22/

    20. Jan. 2011 ... Ich bin überzeugt, dass das Universitätsspital Innsbruck weiss, wie man mit Medien umgeht. Im Fall Albrecht hatten die Spitalaerzte jedenfalls ...
    www.rhetorik.ch/Aktuell/11/01_20/
    18. März 2009 ... Leidet das Inselspital unter einem Paparazzi-Trauma? Im Gegensatz zum Universitätsspital Innsbruck informierte das Inselspital über den ...
    www.rhetorik.ch/Aktuell/09/03_18/index.html

    26. Febr. 2012 ... Am Freitag wandte sich der Leiter der traumatologischen Intensivstation der Innsbrucker Universitätsklinik, Dr. Wolfgang Koller, erstmals in ...
    www.rhetorik.ch/Aktuell/12/02_26/

    Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat
    18. März 2009... der drei Ärzte aus der Universitätsklinik für Allgemeine und. Die guten Menschen von Innsbruck (Ausschnitt aus der Schweizer Illustrierten).
    www.rhetorik.ch/Aktuell/09/03_18/03_09.pdf
    19. Dez. 2010 ... Schon im Fall des verunfallten Skifahrers Daniel Albrecht haben wir gesehen, wie der Universitätsspital Innsbruck vorbildlich und proaktiv ...
    www.rhetorik.ch/Aktuell/10/12_19/
    Am Sonntag am späten Vormittag verunfallte Schuhmacher. Erst am späten Nachmittag wurde  eine Medienkonferenz über den Zustand Schumis angekündigt. Nachts hiess es dann konkret: Der ehemalige Rennfahrer sei schwer verletzt worden. Er habe ein Schädel-Hirn Trauma.
    Heute morgen lesen wir  im Blick:

    Beim Skifahren schwer gestürzt

    Schumi kämpft um sein Leben!

    Der siebenfache Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher (44) liegt nach einem Ski-Unfall in Méribel schwer verletzt im Spital. Es besteht Lebensgefahr.
    Bild1 / 7

    Zum neuen Jahr: Was macht sie glücklich?

    Der Satz: "Ich wünsche Dir ein GLUECKLICHES neues Jahr" ist gleichsam zur Hohlformel verkommen. 

    Doch gibt es taugliche Tipps, wie Sie glücklicher werden könnten:



    (Basiert auf einem Beitrag im SoBli vom 19.12.13)

    HINAUS IN DIE NATUR

    Verbringen Sie regelmässig Zeit im Freien. Einmal pro Woche Wandern  mit dem Anblick von Wäldern, Berge oder Seen lässt Alltagsprobleme schrumpfen!

    SPENDEN SIE ZEIT

    Wer sich für eine gute Sache engagiert und dafür Zeit spendet, d.h. wer für diese gute Sache gebraucht wird, ist glücklicher

    UEBERRASCHUNGEN IM VERBORGENEN

    Ohne es an die grosse Glocke zu hängen, stellen Sie beispielsweise dem Nachbarn einen Kuchen hin oder schenken sie der Kollegin einen Kinogutschein. Wer dies im Stillen tut, freut sich doppelt.

    GLUECKSBRINGER ESSEN

    Glück ist lecker.  Geniessen Sie Fisch, Pasta, Obst und Gemüse oder Schokolade Nüsse und Kokusöl. sie helfen bei der Bildung des Gute-Laune-Hormons Serotonin.

    SICH ZEIT NEHMEN

    Es lohnt sich, jeden Tag einmal die Alltagshektik eine halbe Stunde zu unterbrechen. Beispielsweise - irgendwo allein auf einer Parkbank an der Sonne - auszuruhen. Dies entspannt und beruhigt.

    VERGLEICHEN SIE SICH NACH UNTEN

    Bekanntlich ärgert sich ein Bettler am Meisten, wenn es sieht, dass es einem andern Bettler besser geht.  Messen Sie sich deshalb an Mitmenschen, denen es nicht so gut geht (finanziell, gesundheitlich, privat). Dies verhindert den Glückstilger NEID!

    NEUES LERNEN

    Wer einen neue Fertigkeit erlernt (Tanzen, Sprache, Sportart usw.) ist glücklicher. Die neue Fähigkeit stärkt und macht das Leben bunter!

    ETWAS RISKIEREN

    Riskieren Sie etwas, ohne sich in Gefahr zubringen. Absolute sicherhiet macht aber das Leben langweilig.

    NIMM MIT GELASSENHEIT ENTGEGEN, WAS DU NICHT AENDERN KANNST

    Es lohnt sich, das zu akzeptieren, was irreversibel ist: Alter, Körper, Schicksalsschläge.
    Wer sich mit diesen Gedanken belastet reduziert das Glücksgefühl.

    HUMOR BEWAHREN

    Ein Lächeln eine lustige Geschichte kann genügen, um Krankheit, Unglück oder Missgeschick zu mildern.

    BEWEGEN SIE SICH

    20 Minuten pro Tag genügen (Wandern, Velofahren, Fussmarsch, Laufen) um den Körper mit Glückshormonen durchfluten zu lassen.

    PERSOENLICHER EINSATZ FUER "SINNVOLLES"

    Wer dich für "höhere Ziele" engagiert, ist zufriedener!

    SCHREIBEN SIE EINEN MONAT LANG EIN DANKES-TAGEBUCH

    Notieren Sie täglich 5 Dinge, für die sie dankbar sind.
    Dankbarkeit macht froh.

    SICH SELBST LOBEN

    Wer sich selbst loben kann und das Lob an mit einem Schlüsselwort beispielsweise an den Badezimmerspiegel heftet, verstärkt die eigene Stärke. Wenn Sie sich daran gewöhnen, jeden Morgen mit einem Lächeln zu beginnen, so wirkt sich dies zwangsläufig auf Ihr Glücksgefühl aus.

    KLEINIGKEITEN GENIESSEN

    Beispielsweise statt in der Kantine den Lunch in einem hübschn Restaurant geniessen.
    Sich selbst ein Buch schenken.

    GUTES UNTERSTREICHEN

    Nach einem Negativsatz (Kritik, Klage) sollten fünf positive Sätze folgen (Lob, Freude Begeisterung, was ihnen gefallen hat). Die Glücksbilanz muss ausgeglichen werden.

    DIE STILLE SUCHEN

    Täglich sollten wir mindestens 15 Minuten für uns ganz allein- ganz in Ruhe- verbringen. Ohne Handy, ohne TV, Gespräche oder Musik!
    Dank der Stille können wir die innere Stimme wieder hören .

    LEIDENSCHAFT PFLEGEN

    Suchen Sie nach ETWAS, das sie völlig begeistert. Kann auch das Hobby oder eine private Mission sein. Leidenschaft belebt!

    IN DER GEGENWART LEBEN

    Lassen Sie die Vergangenheit ruhen und kümmern Sie sich nicht auf das "SPAETER".
    Geniessen Sie das Glück im HEUTE. 

    AENDERN SIE DAS , WAS UNGLUECKLICH MACHT

    Wer sich täglich über die Fahrt zur Arbeit ärgert, sollte eine neue Wohnung suchen. Wer seinen neuen  Chef  hasst, sollte einen neue Stelle suchen.



    DENKAUFGABE:

    Welchen der aufgeführten Gedanken müsste ich mir als Schwerpunkt fürs bevorstehende 2014 konkret bedenken und umsetzen? Notieren Sie das mit einem Piktogramm auf einen Zettel, den Sie auf Ihre neue Agenda kleben.

    Nachtrag: Die Glücksformel im Blick - als zusätzlicher Gedankenanstoss:

    Sind Sie zufrieden? Oder sogar glücklich? Wenn ja, wissen Sie weshalb? Oder warum nicht?
    Es sind Fragen, die in den Tagen zwischen den Jahren beschäftigen. Für Antworten knien wir in der Kirche auf hartes Holz, legen uns aufs weiche Sofa beim Psychologen, lesen in esoterischen Büchern.
    Rotwein verhilft dem einen zum Glück, andere essen viel, einige betäuben sich mit Verbotenem. Der Anfang einer Ehe hebt die Gemütslage, ebenso die Geburt der Tochter, eine Reise ans Ende der Welt.
    Für Amerikaner ist Streben nach Glückseligkeit sogar ein seit 1776 festgeschriebenes Recht und so etwas wie gesellschaftliche Pflicht.
    Doch was genau macht das Glück aus? Warum ist sie ein Glückspilz? Er ein Pechvogel? Weshalb fühlen wir uns erst gut, dann schlecht?
    Weltweit versuchen Soziologen und Ökonomen, Biologen und Neurologen dies zu erklären. «Das Glück ist ein Schmetterling», schrieb der oft zitierte indische Jesuit Anthony de Mello (1931–1987). «Jage ihm nach und er entweicht dir, setz dich hin, und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.»
    Nun halten Glücksforscher den Falter in der Hand. Sie wissen: Glück ist zu 48 Prozent durch das Erbgut bestimmt. Ob wir zufrieden oder griesgrämig durchs Leben ziehen, hängt weiter zu 40 Prozent von Ereignissen ab, sei es ein tragischer Unfall oder der Sieg der Schweizer Fussballer, ein sinnliches Konzert oder ein Feuerwerk am 1. August. Der Rest des Wohlseins – zwölf Prozent – machen Werte aus, die wir beeinflussen.

    Die Glücksformel

    Ob wir uns gut oder schlecht fühlen, bestimmen zwei Botenstoffe: Serotonin oder Dopamin. Bekannt ist, welches Gen für die Ausschüttung der «Glückshormone» im Hirn zuständig ist. Bei wem es besser funktioniert, hängt von den biologischen Eltern ab, zeigten Forscher der University of Minnesota. Sie studierten 75 eineiige Zwillingspaare, die zwischen 1935 und 1950 zur Welt kamen und getrennt aufwuchsen. Obwohl ihre Lebensumstände unterschiedlich waren, wiesen die Geschwister stets das gleiche Glücksniveau auf. Die Wissenschaftler folgerten: Knapp die Hälfte unseres emotionalen Wohlbefindens können wir nicht beeinflussen – es liegt in unseren Genen.
    Wirkung auf die Gemütslage haben überdies Ereignisse, die uns widerfahren. Es sind kleine wie die ersten Schritte der Tochter. Grosse wie der Kauf eines Hauses, die Auswanderung nach Amerika.
    Zuweilen jagen wir den Ereignissen hinterher, verlangen mehr Lohn, hoffen, im Lotto zu gewinnen. Dabei macht uns dies auf Dauer nicht glücklicher. Positive Ereignisse, haben Forscher herausgefunden, lassen Serotonin und Dopamin zwar fliessen. Der Strom aber versiegt rasch – wie ein Feuerwerk, das verglüht, sobald die letzte Rakete verpufft. Nur sechs Monate zusätzliche Zufriedenheit bringt die Lohnerhöhung.
    Bekannt ist dies seit 1978. Damals zeigten Forscher, wie Querschnittgelähmte ein halbes Jahr nach dem Unfall wieder so glücklich waren, wie als sie noch gehen konnten. Das Glück von Lottomillionären sinkt nach dem Gewinn in sechs Monaten unter das Niveau vor dem Geldsegen.
    Oft ist das Streben nach Ereignissen erfüllender als das Ereignis selbst. Die Jagd nach der Wildsau bringt mehr als das Filetieren der Beute. Die Suche nach dem richtigen Paar Schuhe ist glückseliger, als es dann zu tragen. Viele Politiker sind zufriedener im Wahlkampf als im Amt.
    Bleiben zwölf Prozent für Werte. Dazu gehören Familie und Liebe, der Glaube, Freundschaften – und die Arbeit, der wir nachgehen. Zwar scheint dieser Anteil gering. Aber, sagt Ökonom Arthur Brooks (49), «es ist der Bereich, auf den wir wirklichen Einfluss haben».
    Gene sind uns gegeben. Ereignisse passieren. Menschen aber, mit denen wir durchs Leben gehen, wählen wir selbst aus. Frei bestimmen wir den Glauben, legen fest, ob wir uns in der Gemeinde engagieren, uns für Eltern und Kinder Zeit nehmen. Versuchen, sinniger Arbeit nachzugehen, die gefällt und fordert. Nicht der Lohn bestimmt das Glück, sondern die Erfüllung.
    Forscher untersuchten jeweils zwei Männer, die denselben Job hatten und gleich erfolgreich waren. Einer erhielt weit mehr Lohn als der andere. Das Resultat: Beide waren gleich glücklich. «Sie zogen das Glück aus der erledigten Arbeit, nicht aus dem Gehalt», sagt Brooks. Treffend fasste es einst US-Präsident Franklin D. Roosevelt (1882–1945) zusammen: «Das Glück liegt nicht im blossen Geldbesitz; es liegt im Stolz auf die erreichte Leistung und in der Freude an der schöpferischen Arbeit.»

    Mehr Geld, mehr Glück?

    Gleichwohl zanken sich Ökonomen seit Jahren, ob Geld uns doch glücklich macht. Seien die Grundbedürfnisse einmal gedeckt, schrieb 1974 Richard Easterlin, macht mehr Geld nicht glücklicher. Seither ist sein Easterlin-Paradox Grundlage ökonomischer Glücksforschung. Kommt ein Mensch in der Mittelklasse an, so Nobelpreisträger Daniel Kahneman, sei Glückgewinn durch Geld höchst gering. «Wer sein Einkommen verdoppelt, verdoppelt nicht das Glück», sagt Politologe Ronald Inglehart (79), der seit 35 Jahren Menschen weltweit nach ihrem Glück befragt. «Bill Gates hat zehntausendmal mehr Geld als ich, aber er ist höchstens zehn Prozent glücklicher.» Deshalb seien Gates und andere Reiche philanthropisch tätig, sagt Inglehart. «Sie sind reich, ihre Arbeit hat die Welt verändert, jetzt versuchen sie, in neuen Feldern etwas zu bewirken, was sie glücklich macht.»

    Wo das Glück daheim ist

    Letzten April zerpflückten Forscher der Brookings Institution das Easterlin-Paradox. Sie zeigten, dass mehr Geld zumindest die Reichen glücklicher macht als die Armen. Erhält jemand eine Lohnerhöhung von zehn Prozent auf einen guten Lohn, macht ihn das glücklicher als jemand, der zehn Prozent mehr auf einen tiefen Lohn erhält.
    Der US-Psychologe Edward Diener untersuchte die Antworten zu Glück und Geld von 806526 Personen in 135 Ländern. Sein Schluss: Mehr Geld macht glücklicher, wenn Personen mit Geld ihre Ziele und Wünsche verwirklichen. Steigen Bedürfnisse schneller als das Einkommen, bringt mehr Geld wenig Glück. Das wusste schon der britische Philosoph Bertrand Russell (1872–1970): «Bettler beneiden nicht Mil­lionäre, sie beneiden Bettler, die erfolgreicher sind als sie.»
    Zwar sind Menschen in reichen Ländern oft glücklicher als in armen, jedoch nicht immer. Lateinamerika ist ein Mysterium für den Werte- und Glücksforscher Inglehart. «Alle lateinamerikanischen und insbesondere die karibischen Länder sind glücklicher als es ihre Vermögen erahnen lassen.» Das Wetter sei sicher ein Faktor. Wer warm hat, klagt weniger. Wichtiger: «Die Menschen ­haben weit mehr Freunde und sie verbringen mehr Zeit mit ihnen.»
    Neben Lateinamerika leben die glücklichsten Menschen in Skandinavien. Mit der geringen Korruption in Schweden und Norwegen erklärt Inglehart diesen Befund, und mit den funktionierenden Institutionen. Höher als irgendwo sonst sei in Skandinavien die Toleranz, ebenso die Verantwortung gegenüber anderen Menschen.
    Zwar gibt es eine Beziehung zwischen Glück und Demokratie, sagt Inglehart. «Demokratie führt aber nicht automatisch zu Glück.» Der Umkehrschluss treffe viel eher zu. «Wer glücklich ist, wird offener für demokratische Werte.»
    Restlos zufrieden aber, wunschlos glücklich, werden Menschen nie sein. Das verhindert die Evolution. Wir würden sonst stagnieren – und bald aussterben.
       

    Zum Nachdenken über das Glück:

    Das Hans-im-Glück-Prinzip

    Mit einem Klumpen Gold machte er sich auf den Heimweg. Mit leeren Händen kam er zu Hause an. Aber ist Hans wirklich gescheitert? Aus DIE ZEIT:
    Scheitern als Chance? Hans im Glück trägt all seine Lasten
    Scheitern als Chance? Hans im Glück trägt all seine Lasten  | 
    Der erfolgreichste Gescheiterte, der blamierteste Erfolgsmensch der deutschen Märchenwelt heißt Hans. Sein Nachname lautet: im Glück. Denn Hans verkörpert das Glück, wenn auch jenseits aller Stereotype. Was Glück und Erfolg für jemanden bedeuten, ist relativ. Ein Kranker ist glücklich, wenn der Schmerz nachlässt. Er braucht keinen Ferrari. Der lebensrettende Erfolg des Ein- oder Ausgesperrten besteht im schlichten Öffnen einer Tür. Erfolg – der Zwillingsbruder des Glücks – hängt also allein von der Beschaffenheit jenes Ziels ab, das zu erreichen man sich gewünscht hat. Und Menschen wählen mitunter sehr eigene Ziele.
    Die Geschichte vom Hans im Glück, welche die Brüder Grimm 1818 in ihre berühmte Märchensammlung aufgenommen haben, ist eine Erfolgsstory, die den Leser vor den Kopf stößt: Ein junger Mann, der seinem Meister sieben Jahre lang treu gedient hat, wird mit einem gewaltigen Goldklumpen von der Größe des eigenen Kopfes entlohnt. Mit diesem Schatz auf der Schulter macht er sich auf den Weg nach Hause. Doch Hans hat von Anfang an keine rechte Freude am Gold, er spürt nur das Gewicht. Bald beschwert er sich: "Es drückt mir auf die Schulter." Als er einem Reiter begegnet, tauscht er den Klumpen daher freudig gegen dessen Pferd und bedauert den andern noch: "Jetzt müsst Ihr Euch damit abschleppen." Doch das muntere Ross wirft den Hans prompt ab, drum tauscht er es beim nächsten Bauern gegen eine Kuh. Diese tritt ihn kräftig vor die Stirn, als er sie mit ungeschickter Hand zu melken versucht, drum tauscht er sie weiter – gegen ein Schwein. Der nächste Wanderer redet Hans ein, das Schwein sei gestohlen, und erleichtert gibt Hans es her und nimmt dafür die Gans des Fremden. Nach jedem für ihn nachteiligen Tausch ist Hans noch besserer Stimmung und preist Fortuna, weil die es so gut mit ihm meint. "Herz, was verlangst Du mehr", ruft er oder: "Ich bin in einer Glückshaut geboren." Das Schicksal nimmt seinen Lauf, auch bei der Gans bleibt es nicht, Hans tauscht sie gegen den schadhaften Schleifstein eines Scherenschleifers. Der Stein plumpst zuletzt auch noch in einen Brunnen, und da kniet der aller Güter ledige Hans nieder und "dankte Gott mit Tränen in den Augen", dass er ihn von seiner Last befreit habe. Im wahrsten Sinne unbeschwert kehrt er heim zu seiner Mutter.
    Hans im Glück ist eigentlich kein richtiges Märchen: Es gibt keine Feen, keine Hexen, keine drei Wünsche. Der Held gewinnt weder Prinzessin noch Königreich, sondern verliert bloß. Durch eigenes Zutun kommt ihm nach und nach alle Habe abhanden. Die Menschen sind richtige Menschen: tückisch und auf den eigenen Vorteil aus. Die Tiere sprechen nicht, sondern verhalten sich wie Tiere. Die einzige durch und durch märchenhafte Figur ist Hans selbst. Er allein ist nicht von dieser Welt. Was ist ihm wohl wichtig? Er investiert keine Mühe in auch nur eines seiner Güter. Versucht nicht, den drückenden Goldklumpen auf einen Karren zu laden, versucht nicht, das Pferd zu bändigen oder die Kuh zu beruhigen. Aller Besitz und alle damit verbundene Mühe sind ihm lästig. Er tauscht ohne Reue. Und auch der nächste Besitz macht ihn erst wieder froh, wenn er ihn los ist. Mit der Schrumpfung seines Eigentums wird Hansens Laune besser und besser. Obwohl er immer hemmungsloser übers Ohr gehauen wird, ist er an keiner Stelle verbittert oder enttäuscht. Hans ist einfach nicht zu betrügen.
    Für den Leser erzählt Hans im Glück vom Scheitern, für den Protagonisten selbst ist es eine Erfolgsgeschichte. Aus dieser Spannung gewinnt das Märchen seinen tieferen Sinn. Der Leser lacht schadenfroh über den Dummen, er fühlt sich überlegen. Er denkt allein in ökonomischen Kategorien.

    1. Bitte merken: "Gebrüder" bezeichnet immer eine Firma. Die Brüder Grimm sind aber kein Unternehmen!
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    2. Kurzweilig und sehr passend zum Jahresausklang, wie ich finde.
    3. Mit den Worten des großen Henry David Thoreau: "Siehe da! Die
      Menschen sind die Werkzeuge ihrer Werkzeuge geworden...Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen, die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren."
      2 Leserempfehlungen
    4. ... aber ursprünglich kann das so nicht richtig sein. Bereits auf meinem Märchenbuch vor 30 Jahren stand "Gebrüder", nämlich als alter Plural zu "Bruder". Und die beiden Brüder haben sich damals offenbar selbst sowohl als "Gebrüder" als auch als "Brüder" bezeichnet.
      3 Leserempfehlungen
      Antwort auf "Grimms keine Firma"
    5. er kehrt zu seiner mutter heim... heute würde man meinen: ist er denn nicht selbstständig? Hat er keine eigene Wohnung? Hat er den Absprung in ein eigenes Leben nicht geschafft?
      Eine Leserempfehlung
    6. 6. Ist das
      "Der Leser lacht schadenfroh über den Dummen, er fühlt sich überlegen. Er denkt allein in ökonomischen Kategorien. "
      eine Selbstbetrachtung? Wie Sie sicher wissen, ist gute Entlohnung kein Beweis für Fleiß, ansonsten gäbe es wohl die eklatanten Gräben in der Gesellschaft nicht.
      Man könnte auch sagen: Hans ist wie jeder Mensch gesegnet. Aber anderen fehlt die Demut und die damit verbundene Dankbarkeit.
    7. ... ist halt als ein Märchen gedacht und nicht als Kritik an unserem Wertesystem !