«Es ist eine Situation, die kaum auszuhalten ist»: Uli Hoeness, Präsident des FC Bayern.
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«Uli Hoeness gibt Fehler zu, und er macht auf Mitleid»: Marcus Knill, Kommunikationsberater und Coach.
Herr Knill, nach langem Schweigen erklärt sich Uli Hoeness in einem grossen Interview in der «Zeit». Gelingt es dem als Steuersünder entlarvten Moralisten, Sympathien zurückzugewinnen?
Hoeness zeigt Reue und räumt Fehler ein. Er sagt, dass er einen
Riesenmist gebaut habe, den er so gut wie möglich korrigieren wolle.
Dabei betont er, dass er trotz allem kein schlechter Mensch sei.
Eigentlich will er sagen, dass alle Menschen Fehler machen. Das
Eingeständnis von Fehlern ist zwar grundsätzlich der richtige Weg in
solchen Situationen. Das Fehlereingeständis von Hoeness kommt allerdings
zu spät.
Wann wäre denn der richtige Zeitpunkt gewesen?
Hoeness hätte nach den ersten Medienberichten am 20. April sofort
reagieren müssen. Solche Skandalgeschichten über prominente Personen
entwickeln sich zu Selbstläufern – nicht zuletzt wegen der
Beschleunigung durch die Internetberichterstattung. Es entsteht rasch
eine Eigendynamik, die von den Betroffenen kaum noch gestoppt werden
kann. Wie der Fall des früheren deutschen Bundespräsidenten Christian
Wulff zeigte, kann ein stark beschädigtes Image kaum noch repariert
werden. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt der Grundsatz: Das Image
schlägt die Fakten. Strafrechtlich ist praktisch nichts an Wulff
hängengeblieben, dennoch ist der Mann erledigt.
Im
«Zeit»-Interview räumt Hoeness nicht nur Fehler ein. Er sagt auch, dass
sein Leben seit der Hausdurchsuchung im März zur Hölle geworden sei. Und
er betont auffallend oft, wie sehr er an der Sache leide. Wie
beurteilen Sie solche Aussagen?
Hoeness macht auf Mitleid, das ist ganz klar. Er erzählt, wie er sich
nachts im Bett wälzt und nicht schlafen kann. Immerhin: Dieses Leiden
ist nicht gespielt. Hoeness ist im Moment wirklich am Boden. Das spürt
man an seinen Aussagen im «Zeit»-Interview. Das sieht man aber auch an
aktuellen Fernsehbildern, die ihn mit hochrotem Kopf zeigen.
Im
Interview äussert sich Hoeness ausführlich über sein fast schon
krankhaftes Zocken an der Börse, aber eher wenig über Steuerbetrug. Kann
ein Spielsüchtiger mit mehr Nachsicht rechnen als ein Steuerbetrüger?
Die Grundaussagen von Hoeness sind: Ich war ein Zocker, bin es aber
nicht mehr. Ich bin weder ein kranker noch ein schlechter Mensch. Das
Ganze ist aber blöd gelaufen. Was seine Steuervergehen anbelangt,
bleiben aber viele Fragen offen.
Sie haben den Fall Hoeness mit
dem Fall Wulff verglichen. Steht es wirklich so schlimm um die
Glaubwürdigkeit des Bayern-Präsidenten?
Hoeness steht extrem am Pranger, er wird seit über zwei Wochen
öffentlich fertiggemacht. Hohe Politiker, die sich bisher gerne mit ihm
zeigten, haben sich von Hoeness abgewendet. Das Image von Hoeness ist
derart angeschlagen, dass er in absehbarer Zeit ein Buhmann bleiben
wird. Wasser predigen und Wein trinken: Das mögen die Menschen gar
nicht, weder bei Politikern noch bei Managern, zu denen auch Hoeness
zählt. Der Schriftsteller Günther Grass war viele Jahre das Gewissen der
deutschen Nation – bis publik wurde, dass er als junger Mann der
Waffen-SS angehört hatte. Hoeness hat im Moment insofern Glück, als dass
der FC Bayern derzeit sehr erfolgreich ist und begeisternden Fussball
spielt. Die damit verbundenen Sympathien und der sportliche Erfolg
fallen auch auf Hoeness zurück – schliesslich ist Hoeness der FC Bayern.
Was würden Sie Hoeness raten, wenn er Ihr Klient wäre?
Ruhe bewahren, Distanz gewinnen und zur Situation stehen. Bei künftigen
Interviews darf Hoeness sein Fehlverhalten in der Steueraffäre weder
beschönigen noch rechtfertigen. Gleichzeitig muss er versuchen, das
Aufwärmen alter Geschichten zu stoppen. Etwa im folgenden Sinne: «Ich
habe doch längst gesagt, dass ich Mist gebaut habe. Sind wir denn im
Mittelalter? Muss mir noch der Kopf abgehackt werden?» Daneben könnte
sich Hoeness auf neue Projekte fokussieren. Als sozial engagierter
Mensch dürfte ihm dies nicht schwerfallen. Nicht zuletzt muss Hoeness –
wie bei einem Aufstehmännchen – die Energie, die selbst bei einem solch
tiefen Fall entsteht, zu nutzen versuchen.
Und wie kann ihm das gelingen?
Hoeness kann neue Energie schöpfen, indem er zum Beispiel das
Familienleben und gute Freundschaften pflegt oder auch Medien als
Partner nutzt und mit diesen zusammenarbeitet. Schliesslich sollte sich
Hoeness nicht mehr über das Geld definieren, sondern über sich selbst –
als Mensch.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
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NACHTRAG: Bei allen Medienberichten über den Fall Hoeness werden die Unzulänglichkeiten mit den gestohlenen Daten (Hehelerei) und über die Frage, weshalb bei einer Selbstanzeige - entgegen der Abmachung - der Name bei Hoeness doch veröffentlicht wurde, kaum etwas geschrieben. In Deutschland wird Steuerhinterziehung härter geandet als Kindermord (pointiert ausgedrückt).
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Heute: Wolkenbruch in unserer Gegend
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