Montag, 1. Oktober 2012

Worte können die Psyche beeinflussen.

Der Text des Beipackzettels bei Medikamenten kann die Nebenwirkungen beeinflussen.

Als ich vor Jahren  im Spital vor einem Eingriff (OP nach einem Beinbruch)  die Anästhesieärztin bat, sie solle mich nicht auf die möglichen Folgen aufmerksam machen. Da schaute mich ein Pfleger recht kritisch an. "Ich möchte mich nicht von den Hinweisen beeinflussen lassen", präzisierte ich. Obschon die Aerztin  aus versicherungstechnischen Gründen  verpflichtet gewesen wäre,  mich auf allfällige Nachfolgeschäden aufmerksam zu machen, respektierte sie meinen Wunsch.

Aus meinem Studium war mir die  Kraft von Worten und Bildern bekannt. Das autogene Training, die Werbung, die Hypnose, sie basieren alle auf der Beeinflussungskraft von Bildern, Worten und der Stimme.


Ich zitiere  20 Min:

Wer ein Medikament verschrieben bekommt, tut gut daran, dem Beipackzettel keine Beachtung zu schenken. Weiss man von den dort aufgeführten Nebenwirkungen, steigen die Chancen, diese auch zu bekommen.

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Das Lesen des Beipackzettels kann in gewissen Fällen Nebenwirkungen auslösen. (Bild: Colourbox)

Das Lesen von Risiken und Nebenwirkungen auf Beipackzetteln kann den Heilungserfolg konterkarieren. Das sagte die Neurologin Ulrike Bingel auf dem 85. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Hamburg.

Dort berichtete die Hamburger Oberärztin über Ergebnisse ihrer neuen Experimente zum Placebo-Effekt, wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie mitteilte. Demnach erwarten viele Patienten nach schlechten Erfahrungen mit einem Schmerzmittel, dass ein anderes Medikament sie auch nicht zufriedenstellen wird.



Beipackzettel «machen Patienten krank, indem sie gerade jene Nebenwirkungen vermehrt hervorrufen, die dort aufgelistet sind», kritisierte Bingel. 

 Sie plädiert dafür, nicht Risiken und Nebenwirkungen in den Vordergrund zu stellen, sondern das Positive. «Der Schlüssel ist eine wertschätzende und einfühlsame Arzt-Patienten-Beziehung sowie eine verständliche Information über Erkrankung und Therapie, die die positiven Aspekte betont, ohne unrealistische Ziele zu setzen.» Das ärztliche Gespräch bestimme massgeblich die Wirksamkeit von Therapien und müsse deshalb auch entsprechend honoriert werden, fordert die Expertin.

Schlechte Erfahrungen hemmen Therapieerfolg


Bereits im vergangenen Jahr hatte sie eine Studie veröffentlicht, die belegt, wie die Erwartung an die Therapie die Wirkung eines Schmerzmedikaments beeinflussen kann. Nun hat sie mit ihrem Team untersucht, ob solche Effekte auch beim Wechsel von Medikamenten auftreten. Die Forscher liessen einen Teil der gesunden Freiwilligen im Versuch schlechte Erfahrungen mit einer vermeintlichen Schmerzsalbe machen.

Die Probanden bekamen an verschiedenen Stellen der Haut zwar die gleiche Salbe, wussten aber nicht, dass die Forscher mittels Hitze unterschiedlich starke Schmerzreize erzeugten. Tags darauf gab es dann statt der Salbe ein Schmerzpflaster, und der Schmerzreiz wurde um 30 Prozent verringert. Wer nun zuvor schlechte Erfahrungen mit der Salbe gemacht hatte, vermochte auch mit dem Pflaster weniger Schmerzlinderung festzustellen. Der Unterschied zwischen den beiden Versuchsgruppen machte 15 Punkten auf der 100 Punkte umfassenden visuellen Analog-Skala aus.

Ärztin widerspricht WHO


Üblicherweise werde bei Therapien mit den schwächsten Arzneien begonnen, und erst nach deren Versagen sollen Ärzte die jeweils nächst stärkere Medikamentenklasse erproben. Das empfiehlt zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit ihrem Stufenschema zur Schmerzbehandlung, das auch in Deutschland beachtet wird. Bingel sagte, angesichts ihrer Resultate erscheine dieses Stufenschema als fragwürdige Strategie.

Die Wissenschaftlerin, die als Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf arbeitet, verwies darauf, dass Patienten zu Hause und auch in der Klinik oft wochenlang unter wirkungslosen Arzneien leiden, bevor eine Umstellung erfolgt, und dass dann die schlechte Erfahrung die Erfolgschancen für das nächste Medikament schmälere. (Ende Zitat)

Kommentar: Die wissenschaftlichen Erkenntisse überraschen mich nicht. Dass Erfahrungen und mögliche negative Folgen (gelesen oder ausgesprochen)  Heilungsprozesse beeinflussen können, ist eigentlich schon länger bekannt. Diese Erkenntnis gilt übrigens auch bei Kommunikationsprozessen. Mit negativen oder positiven Bildern können Lernprozesse gehemmt oder beschleunigt werden.
LINKS:

Wer sich mit Manipulation auseinandersetzt, sollte sich auch mit den Beeinflussungstechniken vertraut machen.
www.rhetorik.ch/Beeinflussen/Beeinflussen.html

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