Donnerstag, 15. März 2012

Wie sicher sind wir vor  verwahrten Gewalttätern?


Die Diskussion über Wiederholungstäter, die im Ausgang oder im Urlaub erneut Frauen vergewaltigen können (trotz elektronischer Fussfessseln) oder durch Flucht erneut eine Gewalttat verüben können, bricht nicht ab.

Neue Nahrung für jene, die zum Schutz der Bevölkerung eine härtere Verwahrung verlangen, liefert die jüngste Amokfahrt eines ausgebrochenen Häftlings.

Dass es keine absolute Sicherheit gibt, leuchtet allen ein. Die Oeffentlichkeit hat dennoch ein Recht, von gefährlichen Menschen geschützt zu werden   - bei denen die Gefahr besteht, dass sie rückfällig werden.

Aus 20 Min:


Der Basler Amokfahrer ist am Dienstag gewaltsam aus der geschlossenen Abteilung der Psychiatrischen Uniklinik in Basel ausgebrochen. Der 27-Jährige sitzt inzwischen in einer Isolationszelle.

Bildstrecke im Grossformat »

1|11

Der Amokfahrer von Basel ist am Dienstag gewaltsam aus der Psychiatrischen Klinik ausgebrochen. Als eine Praktikantin kurz nach 18 Uhr die Abteilung verlassen habe, um im ebenfalls nach aussen geschlossenen Übergangsbereich zu arbeiten, sei ihr der 27-jährige Patient durch die noch nicht ganz geschlossene Abteilungstür nachgerannt. Er entriss ihr trotz Gegenwehr den Abteilungsschlüssel und stiess sie dabei um. Danach schloss er die Tür zum Treppenhaus auf und rannte los.



Wie Marc Graf, Direktor der forensischen Abteilung der Psychiatrischen Uniklinik in Basel am Mittwoch an der Pressekonferenz sagte, hat die Praktikantin darauf sofort Alarm ausgelöst. «Obwohl die Kollegen schnell vor Ort waren, konnte der Patient schon entfliehen.» Zum Zeitpunkt des Ausbruchs sei die Abteilung mit drei Pflegefachleuten und einer Pflegepraktikantin normal besetzt gewesen. «Überall, wo Schlüssel im Einsatz sind, muss man mit einer Überwältigung oder einer Geiselnahme rechnen», sagte Graf. Die Klinik will nun mit einem externen Audit überprüfen lassen, ob die bisherigen Sicherheitsstandards angepasst werden müssen.


«Leidet unter paranoider Schizophrenie»


Der 27-jährige Mazedonier, der in der Schweiz geboren wurde, wurde im September 2007 wegen einfacher Körperverletzung zu sechs Monaten Haft verurteilt - er hatte einen Mann mit einem Hammer geschlagen. Nach einem psychologischen Gutachten wurde die Strafe in eine stationäre Massnahme umgewandelt. Allerdings war das Massnahmenzentrum St. Johannsen mit der Behandlung des jungen Manns überfordert - deshalb sitzt er seit 2008 sitzt er in der geschlossenen Abteilung der Forensisch-Psychiatrischen Klinik.
«Er leidet an einer paranoiden Schizophrenie», sagte Graf vor den Medien. Diese äussere sich vor allem durch Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Ebenfalls weise er eine Persönlichkeitsstörung auf.Der Patient werde medikamentös behandelt. Mehrere Überprüfungen hätten allerdings ergeben, dass es sich «bei diesem Patienten um einen als nicht gemeingefährlich eingestuften Täter handelt». Der bisherige Behandlungsverlauf sei wegen der Schwere der Störung schwierig gewesen. Dabei sei es auch zu Tätlichkeiten gegenüber Mitpatienten gekommen, jedoch nicht zu schweren Delikten.


Verwirrter Mann zurück in Psychiatrie


Der 27-Jährige befindet sich wegen Suizidgefahr inzwischen in einer Isolationszelle in den Psychiatrischen Kliniken, von wo er entwichen war. Laut Graf wurde er bereits ein erstes Mal untersucht. «Es geht im nicht gut.» Momentan gebe es keinen Anhaltspunkt, dass er Menschen auf der Flucht töten oder verletzen wollte. Offenbar wollte er die Schweiz verlassen. «Er hat schon in der Klinik geäusert, dass er nach Mazedonien auswandern will - obwohl er zum Land keinen familiären Bezug mehr hatte», sagt Graf. Die Staatsanwaltschaft will nun Untersuchungshaft beantragen und hat ein Verfahren unter anderem wegen vorsätzlicher Tötung und Körperverletzung eingeleitet. Sie wird auch entscheiden, ob der Patient in der Klinik bleibt oder allenfalls in ein Gefängnis verlegt wird.


Bei der Irrfahrt am Dienstagabend kam eine 46-jährige Radfahrerin ums Leben. Sieben Personen wurden insgesamt verletzt. Drei Schwerverletzte befanden sich am Mittwochmittag noch immer in Spitalpflege. Der verwirrte Fahrer soll noch im Verlauf des Mittwochs einvernommen werden.
Den Anfang nahm das Drama etwa um 18.30 Uhr am Voltaplatz in Basel, wo der geistig verwirrte Mann einen Autolenker angriff und dessen Fahrzeug entwendete. Mit hoher Geschwindigkeit fuhr er danach durch das St.-Johann-Quartier und über die Mittlere Brücke, wobei er insgesamt acht Personen überfuhr. Nachdem der Wagen auf der Kleinbasler Seite der Brücke zum Stehen gekommen war, versuchte der Mann zu Fuss zu flüchten, konnte aber von drei Passanten überwältigt werden.
(jep/mdr/sda)


Nachtrag:


Bereits im September floh ein Patient aus derselben Abteilung. Für die SVP ist das zu viel. Sie fordert, dass Verantwortliche bei der UPK zur Rechenschaft gezogen werden. Auch die Angehörigen des Amokfahrers erheben schwere Vorwürfe. «Hätte die Klinik besser aufgepasst, wäre es nicht so weit gekommen», sagt seine Mutter heute im «Blick».

Kommentar: Grafs Antwort befriedigt nicht: Ueberall, wo Schlüssel im Einsatz sind, müssten küftig erneut mit... rechnen. Da überall Schlüssel im Einsatz sind, heisst dies, dass wir Verbrechen von Wiederholungstäter in Kauf  nehmen müssen.
Wenn die  Schwachstellen intern bekannt sind, müsste ernsthaft eine Lösung gesucht werden, damit ein derartiger leichter Ausbruch künftig verunmöglicht werden kann.
LINK:


11 März 2012
Sonntag, 11. März 2012. Trotz Verwahrungsinitiative werden gefährliche Täter nicht verwahrt. Der Wille des Volkes wird nicht umgesetzt. (Blick). Der Bundesrat will nichts ändern. Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat sich gestern im ...

Keine Kommentare: