Zum 1. August: 20 Min testet das Publikum
Notiert von marcus knill um 11:50
Rhetorik.ch Blog
Persönliche Gedanken
von Marcus Knill
zu Aktuellem.
Präsentation als Dialog
Otto Wesendonck, "Dialog" 1987/88; Edelstahl mit rotierenden Windblättern, 480 cm x 150 cm x 125 cm; ProMinent Dosiertechnik, Heidelberg
Reden vor Publikum darf keine Einwegkommunikation sein. Wer adressatengerecht spricht, sieht das Publikum, erkennt laufend nonverbale Signale und erhält dadurch Rückmeldungen. Eine gute Rede ist tatsächlich ein Austausch von Energie. So wie die Angesprochen vom Sender Energie erhalten, kann der Referent vom Publikum ebenfalls Energie empfangen. Ich habe jüngst in einem Rhetorikbeitrag folgende Empfehlung gelesen:
"Sie schauen reihum alle an, sammeln von allen anwesenden Teilnehmern die Energie ein und bündeln Sie, wie ein Hohlspiegel, genau auf sich als Zentralpunkt.
Sie holen sich so praktisch beim Publikum einen Energie- Kredit. Das ist legitim, denn Sie werden ihn gleich während Ihrer Rede zurückzahlen.
Diese Mentalübung können Sie auch immer wieder zwischendurch während Ihrer Rede machen, wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Energieniveau nicht ausgeglichen ist."
Kommentar: Die Metapher von der Kreditkarte finde ich zwar anschaulich. Ich bin aber persönlich davon überzeugt, dass vor allem die Einstellung des Redners eine nicht zu unterschätzende Energie ist. So würde ich nie während des Sprechens daran denken, alle Anwesenden rundherum anzuschauen. Auch lehne ich jegliche mentale Uebungen während des Sprechens ab. Wer Interesse am Publikum hat, betrachtet es.
Voll und ganz (100%ig beim DU und beim DENKEN bleiben).
Wenn ich während des Sprechens aus diesem Prozess aussteige - auch nur für kurze Zeit - so bin ich nicht mehr bei der Sache und dies wirkt sich zwangsläufig auf meine Stimme, Körpersprache und mein Verhalten aus.
Wenn es mir gelingt, das Gegenüber ernst zu nehmen, seine Reaktionen wahrzunehmen, kann aus jedes Referat zum Dialog werden.
Zwischen Ihnen und dem Publikum entstehen emotionale Schwingungen. Die Zuhörer entwickeln Gefühle für Sie: Sympathie oder Antipathie, Vertrauen oder Misstrauen, Faszination oder Langeweile, Zustimmung oder Abneigung.
Die Präsentation wird erst zum Dialog, wenn sich der Zuhörer angesprochen und mit einbezogen fühlt und auch aktiv zuhört.
LINK:
11. Juni 2008 ... Aktuell Artikel · Artikel Inhaltsverzeichnis, Suche in Rhetorik.ch: www.rhetorik |
Notiert von marcus knill um 10:04
Lehrpersonen oder Lehrerpersönlichkeiten?
In einem Leserbrief schrieb J.D. Zwahlen, Zürich:
Zur Demontage des Lehrerberufes trägt auch bei, dass Lehrerinnen und Lehrer in Stelleninseraten und Amtspapieren immer ungenierter und in Medienberichten immer häufiger "Lehrpersonen" genannt werden. Unsere Schule braucht keine LEHRPERSONEN - Sie braucht LEHRERPERSOEHNLICHKEITEN - anständig tituliert! Der Maler will schliesslich auch nicht eine "Malperson", ein Metzger auch nicht "Metzgerperson" sein. Und ein Pfarrer will nicht "Pfarrperson genannt werden.
Kommentar: Der Leserbriefschreiber hat insoweit recht, als über die Sprache Wertvorstellungen vermittelt werden. In den Schulen müsste endlich erkannt werden, dass das Image, der Ruf nicht nur mit der Sprache zu tun hat. Auch das Verhalten, die Kleidung und die Einstellung der Lehrerinnen und Lehrer trägt mit bei zum "Branding" des wichtigen Lehrerberufes. Leider wird die Bezugsperson KLASSENLEHRER zunehmend demontiert und es sind zu viele Personen für die Kinder da. Nicht mehr die Kernaufgaben BILDUNG, UNTERRICHTEN, ERZIEHEN stehen im Mittelpunkt. Administrative Aufgaben, Teamsitzungen und steter Wechsel stehlen den Lehrerpersönlichkeiten die Zeit, die fürs Kerngeschäft so notwendig wäre.
LINK:
12. März 2009 ... www.rhetorik.ch aktuell: (12. Mar, 2009). Revision des Namensrechts abgelehnt. Rhetorik.ch Artikel zum Thema: Feministische Sprache ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/09/03_12/index.html - |
3. Juni 2010 ... www.rhetorik.ch aktuell: (03. Jun, 2010). Das Elter. Rhetorik.ch Artikel zum Thema: Aktuell Schweiz · Sprachpolizei · Feministische Sprache ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/06_03/index.html - |
Notiert von marcus knill um 10:03
Wende im Fall Kachelmann?
Zitat blick:
Heute um 13:34 trat Jörg Kachelmann (52) ins Freie. Lächelte frisch rasiert in die Kameras. Liess seinen Anwalt reden und schwieg selber.
Als er die schwere Gefängnistür zur Freiheit aufstiess, wurde aber auch klar, dass Kachelmann der Abschied nicht nur leicht fiel. So umarmte der Schweizer einen uniformierten Mitarbeiter des Gefängnis herzlich, drückte diesen zwei, drei Sekunden lang innig an sich. Offenbar hatte Kachelmann im Mannheimer Knast neue Freunde gefunden.
Dies wohl auch im Knast. Denn er brauchte rund zweieinhalb Stunden, bevor er sich von allen im Mannheimer Gefängnis verabschiedete, packte, duschte und rasierte.
132 Tage lang hatte sich der Wettermoderator den strikten Gefängnisregeln beugen müssen. Um sechs Uhr aufstehen. Einen Rundgang im Hof. Dann als Essensausgeber arbeiten. Ein Job, der ihm den Knastalltag etwas verkürzte.
Noch ist völlig unklar, wie es weiter geht. Ob Jörg Kachelmann in Deutschland bleibt, wo er allerdings keinen festen Wohnsitz hat, oder in sein Heimatland Schweiz zurückkehrt. Theoretisch wäre es ihm jetzt auch erlaubt, sich auf einer Südseeinsel zu erholen. Jedenfalls bis zum 6. September. Dann muss sich der Wettermoderator wieder in Mannheim einfinden und sich seinem Prozess stellen.
Sollten die Richter ihn der Vergewaltigung an seiner Ex-Freundin für schuldig befinden, drohen dem Schweizer bis zu 15 Jahre Haft. Allerdings erhärten sich gleichzeitig auch Zweifel an gewissen Aussagen des mutmasslichen Opfers – mit ein Grund, wieso Kachelmann heute vom Oberlandesgericht Karlsruhe auf freien Fuss gesetzt wurde.
Sicher ist: So schnell wird Kachelmann als Wettermann im TV nicht zu sehen sein. Die ARD lässt ihn nach seiner Freilassung nicht vor die Kamera. «Wir warten das schwebende Verfahren ab», sagte ein Sprecher der ARD-Programmdirektion. «Durch die Aufhebung des Haftbefehls ist für uns keine neue Ausgangslage entstanden.» (gux)
Kommentar:
Aus Landbote und Thurgauer Zeitung:
Ist Kachelmanns Ruf auch bei Freispruch beschädigt? Stöhlker. Sollte er
dann freigesprochen werden, könne ihm ein Neustart gelingen. «Er hat das
Kaliber dazu.» Stöhlker vergleicht ihn mit Medienpionier Roger Schawinski.
«Die beiden kann man ohne Wasser in die Wüste stellen, und sie blühen auch
dort auf.»
Mit dem weissen Shirt, dem sauber rasierten Gesicht und dem
Medienmann Kachelmann geniesst eine aussergewöhlich hohe Medienpräsenz - so wie es sich ein Politiker nur im Traum vorstellen kann. Die Freilassung ist ein weiterer Baustein zu einer Mediengeschichte, die alles in sich hat für die Boulevardmedien. Einen beliebten verurteilten Promi - Sexgeschichten - Emotionen - Aussergewöhnliches - Ueberraschendes - Kriminelles usw.
LINKS zu KACHELMANN:
24. März 2010 ... Der Wetterfrosch Jürg Kachelmann ist in Untersuchungshaft. Für Promis gilt: Im Zweifel für den Angeklagten. Dass Menschen mit erfundenen ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/03_24/index.html - |
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Im Auge des Gesetzes: Wetterfrosch Kachelmann. * Marcus Knill (www.knill.com) ist .... Glückliche zeiten: Kachelmann vor seinem Studio im Appenzellerland.
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/07_04/06_10.pdf |
File Format: PDF/Adobe Acrobat - Quick View
loge Jörg Kachelmann angeblich “Sex bei 120 Sachen” gehabt habe. ... Meteorologe Jörg Kachelmann wehrt sich gegen Internetbeiträge, wonach er “Sex bei Tempo ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/08/04_02/persoenlich.pdf - |
28. März 2010 ... Der TV-Meterologe Jörg Kachelmann ist weiter in den Medien. Er wurde am 20. März aufgrund eines Vergewaltigungsverdacht in Untersuchungshaft ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/03_28/index.html - |
Notiert von marcus knill um 17:31
Weshalb reden viele Führungskräfte so oft unverständlich, abstrakt und kompliziert?
Ich hatte jüngst Gelegenheit, das Referat eines Versicherungschefs mit anzuhören. Möglicherweise glauben Persönlichkeiten auf Führungsebene mit einer gestelzten Sprache ihre Kompetenz beweisen zu müssen. Dem Referat fehlten jegliche narrativen Elemente, konkreten Beispiele, persönlichen Erlebnisse oder Worte, die Bilder auslösen. Die Ausführungen waren so trocken, wie folgende Begriffe, die ich mir innert weniger Minuten notieren konnte:
- PRODUKTGEBER
Was mich erstaunte: In der Diskussionsrunde, als der Referent seine komplizierten Ausführungen nicht mehr ablesen konnte, sprach er plötzlich normal - mit Verben - ohne jene abstrakten Fachbegriffe, von denen ich oben einige erwähnt habe.
Erkenntnis: Kompetenz muss ein Redner nicht mit komplizierten Fachbegriffen beweisen. Kompetent ist ein Referent, wenn er abstrakte Begriffe einfach erläutern kann. In einem Artikel schrieb ich über das "strassengängige" Reden:
Wer die Sprache nicht dem jeweiligen Durchschnittspublikum anpassen kann, muss dies lernen. "Strassengängig reden" heisst: die Sprachebene der normalen, alltäglichen Umgangssprache wählen, einfach, konkret und verständlich (wie an einer Party). In der Praxis zeigt sich tagtäglich: Das Einfache ist deshalb für viele nicht einfach, weil zu kompliziert und mitunter mit zu vielen Substantiven gesprochen wird. Obschon bekannt ist: Verben, Verben, Verben benutzen. Ein weiterer Grund für eine zu hohe Sprachebene ist die falsche Vorbereitung: Anstatt mit Stichworten werden die Aussagen oft schriftlich vorformuliert und nachher auch von den schriftlichen Notizen unmittelbar in die Mundart übertragen. Eine Rede ist bekanntlich keine Schreibe.
Notiert von marcus knill um 10:19
Ihre E-Mail wurde abgeschickt.
Tempus II from Philip Heron on Vimeo.
Diese Bilder sind tatsächlich phantastisch. Ist ein visueller Genuss.
Notiert von marcus knill um 10:43
Genau das darf man in einer Krisenstiuation nicht tun:
Beschönigen, "Sich widersprechen", Lügen, Vertuschen usw.
So viele Fragen.
So wenige Antworten.
In diese sechs Wörter lässt sich das Drama nach dem Drama fassen - die katastrophale Aufarbeitung des Love-Parade-Desasters von Duisburg. Drei Tage ist es jetzt her, dass 20 Menschen in einer Massenpanik so schwer verletzt wurden, dass sie qualvoll gestorben sind, zerquetscht, zu Tode getrampelt. Die Republik will endlich wissen, wer dafür verantwortlich ist. Aber die Politik, Polizei, Verwaltung, Veranstalter hüllen sich in beredtes Schweigen.
Sie mauern, und wenn sie mal etwas sagen, ist es entweder nichts Erhellendes. Oder sie versuchen, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben.
SPIEGEL rekonstruiert den stellenweise grotesken Kampf um die Verantwortung für eines der schlimmsten Unglücke seit Jahren in Deutschland. Einen Kampf mit Widersprüchen, Ausflüchten, Lügen.
So geht es seit der ersten Pressekonferenz am Abend des Unglücks.
Schon damals, Stunden nach dem Desaster, verblüffte Oberbürgermeister Adolf Sauerland, als er mit überraschender Gewissheit verkündete, das Sicherheitskonzept sei nicht schuld. Der CDU-Politiker verstieg sich zu der These: "Wenn Sie jetzt hören, was wohl die Ursachen sind, dann lag es nicht am Sicherheitskonzept, was nicht gegriffen hat, sondern wahrscheinlich an individuellen Schwächen." Genauer: individuelle Schwächen auf Seiten der Raver. Die Opfer sind selbst Schuld, haben da viele herausgehört.
Was wie Hohn klang, lässt sich vielleicht damit erklären, dass Sauerland zu jenem Zeitpunkt noch unter Schock stand. Dass er möglicherweise noch nicht begriffen hatte, welche Tragödie sich im Tunnel in der Duisburger Innenstadt abgespielt hatte. Doch auch am Sonntag, einen Tag nach dem Geschehen, wirkten die Verantwortlichen überfordert.
Sie schoben sich auf einer verheerenden Pressekonferenz die Fragen zu, ohne Antworten zu geben. Keiner fand erhellende Worte, keiner bekannte sich zur eigenen Rolle, keiner sprach über Schuld. Beinahe konnte man den Eindruck gewinnen, als habe die Love Parade in einem Verantwortungsvakuum stattgefunden, in einem politisch luftleeren Raum - und das in einem Land, dessen Bürokratie angeblich ihresgleichen sucht.
Von den Verantwortlichen traf nur einer den richtigen Ton - Fritz Pleitgen, Geschäftsführer des europäischen Kulturhauptstadtjahrs Ruhr.2010. "Die Sache beschäftigt mich zutiefst", sagte der frühere WDR-Intendant, der sich dafür eingesetzt hatte, dass die Party im Rahmen von Ruhr.2010 stattfand. Obwohl beide Veranstaltungen nichts miteinander zu tun haben, "kann ich nicht so tun, als hätte ich damit nichts zu tun", sagte Pleitgen. "Ich fühle mich moralisch mitverantwortlich, auch wenn ich es aus veranstalterischer Sicht nicht bin."
"Moralische Verantwortung" - ein Wort, das keiner der anderen Beteiligten in den Mund genommen hat. Obwohl alle darauf warten.
Der Schuld-Poker zwischen Politik und Polizei, Veranstaltern und Verwaltung - dokumentiert, wie sich die Verantwortlichen bei fast jeder zentralen Frage zur Katastrophe von Duisburg widersprechen.
Notiert von marcus knill um 10:24
Heimatverbundenheit, Verwurzelung dominiert bei der Werthaltung
Das Meinungsforschungsinstitut Demoscope ermittelt seit 1974 in einer Umfrage die Werthaltungen in der Schweiz. Jährlich stellt das Institut rund 2000 Personen aus der Deutsch- und Westschweiz die gleichen 26 Fragen, die zeigen, wie konservativ und offen ihre Haltung ist. Daraus berechnet Demoscope das «Psychologische Klima der Schweiz».
Werte wie Verwurzelung oder Bescheidenheit haben im laufenden Jahr bei den Befragten stark an Bedeutung gewonnen, wie Demoscope am Dienstag mitteilte. Im Vergleich zum Jahr 2000 zeigen sich die Menschen heute weniger progressiv und nach aussen gerichtet, dafür geben sie bewahrenden Positionen wieder verstärkt den Vorzug.
Der Trend Richtung Innenorientierung und Konservatismus begann zur Jahrtausendwende. «Nach Ereignissen wie dem Terroranschlag in New York oder dem Grounding der Swissair, beide geschahen 2001, besinnen sich die Menschen wieder auf ihre Wurzeln», sagte Studienleiterin Sandra Beffa auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Nochmals konservativer im Jahr 2010
Die Finanzkrise könnte in den letzten beiden Jahren laut Beffa den gleichen Effekt gehabt haben, so dass die Werthaltungen im Jahr 2010 nochmals deutlich konservativer wurden. Dazu passe auch, dass Bescheidenheit als viel wichtiger eingestuft worden sei.
Vor der Trendwende im Jahr 2000 hatten sich die Haltungen stets Richtung Fortschritt und Aussenorientierung entwickelt.Nach 20 Min:
Notiert von marcus knill um 19:38
Zum Phänomen Massenpanik
(Quelle Tagi)
Das sagt der Katastrophenforscher
Wie kommt es zu einer Massenpanik wie in Duisburg? Die Auslöser können ganz unterschiedlicher Natur sein. In Duisburg waren die Besucher mit einem positiven Ziel unterwegs. Sie hatten Freude und Spass am Tanzen, waren mit Freunden beim Fest und haben sicherlich auch Alkohol oder andere Drogen zu sich genommen. In solch einer Menschenmenge kann es zu einem Kollektivrausch kommen.
Das klingt positiv. Wie kippte dann die Stimmung? Je voller und enger es wird, desto leichter verliert man die Orientierung. Das geht einem nur schon so, wenn man zu fünft zu einem Restaurant geht. Wenn einer den Weg weist, passen die anderen nicht mehr wirklich auf. In einer grossen Masse werden die Menschen richtig desorientiert. In Duisburg war es am Ein- und Ausgang der Love-Parade so eng, dass niemand mehr selbst kontrollieren konnte, wo er hinging. Es war eine Situation, in der die Menschen nicht mehr selbstständig entscheiden konnten. Sie wurden vom Subjekt zum Objekt.
Es war zu lesen, dass Leute, die vor dem Tunneleingang einen Abhang hochgeklettert waren, hinunterfielen und so die Panik auslösten. Das kann sein. Vielleicht sind die Menschen auch den Abhang hochgeklettert, weil sie Erstickungsangst hatten, also schon vorher Panik im Tunnel herrschte und sie wegwollten. Das ist noch nicht geklärt. Die Gefahr ist, dass in solchen Situationen ein ganz geringer Anlass ausreicht, ein unkontrolliertes Verhalten hervorzurufen.
Zum Beispiel? Es reicht, wenn jemand in der Menge auf ein Glas tritt, das am Boden liegt, und sich erschrickt und dann auch der Nachbar erschrocken reagiert.
Wieso bekommen die Menschen in einer Masse plötzlich Angst? Sie haben keine Kontrolle mehr. Sie fühlen sich ganz alleine, haben Beklemmungszustände und bekommen ganz konkret keine Luft mehr. Da in Duisburg immer mehr Menschen nachdrängten, zerquetschte es einigen Leuten regelrecht die Lunge. Da entstand ein Druck, als ob ein Lastwagen gegen die Menge geschoben hätte. Hinzu kam, dass einige Leute zu schreien anfingen. Das heisst: Die Menschen konnten nicht mehr atmen, hörten nur noch Lärm, sahen nichts mehr.
Wie hätten die Verantwortlichen eine solche Situation verhindern können? Die Zugänge und Abgänge, die auf ein Veranstaltungsareal führen, dürfen nicht zusammengelegt werden. In Duisburg diente der Tunnel als Ein- und Ausgang zum Festivalgelände. Die Besuchermassen hätten besser kanalisiert werden müssen. So etwas muss flexibel gestaltet sein. Sobald sich Massen verdichten, muss eine Möglichkeit vorhanden sein, Tore oder Fluchtwege zu öffnen.
In Duisburg scheint der Tunnel irgendwann abgesperrt worden zu sein, sodass zwar niemand mehr hineinkam, aber auch niemand mehr heraus. Falls dem tatsächlich so war, wäre das ein Desaster. Man muss den Zulauf stoppen und den Rücklauf der Massen abfliessen lassen.
Es kamen wohl viel mehr Menschen, als das Festivalgelände fassen konnte. Hätten das die Veranstalter wissen können? Es gibt zumindest die Möglichkeit, frühzeitig abzuschätzen, wie viele Leute kommen. Dafür kann man zum Beispiel die Zahl der verkauften Bahntickets hinzuziehen oder das Verkehrsaufkommen auf der Autobahn.
Dennoch scheint nicht ganz klar zu sein, wie viele Menschen tatsächlich in Duisburg waren. Wie kann man das berechnen? Das ist eigentlich einfach: Ein gutes Luftbild gäbe eine ziemlich genaue Auskunft. Um zu verlässlichen Zahlen zu gelangen, muss man nur in einem räumlich klar definierten Bereich die Anzahl der Menschen zählen und dann hochrechnen.
Hätten die Menschen, als sie im Tunnel panisch reagierten, durch ruhige Musik oder sachliche Ansagen beruhigt werden können? Sicherlich nicht. Eine Menge, die Musik und Party erwartet, wird nicht reagieren, wenn die Polizei sie über Megafon aufruft, sich bitte aufzulösen.
Ist eine Massenpanik eher bei einer Technoveranstaltung zu erwarten als bei einem Kirchentag? Nein. Eine Massenpanik kann jederzeit auftreten. Ein Beispiel ist Mekka. Dort kommen regelmässig Pilger zu Tode. Es ist einfach die Menge an Menschen, die ausser Kontrolle gerät.
Im Nachhinein werden Stimmen laut, die sagen, dass Duisburg zu klein sei für eine Veranstaltung wie die Love-Parade. Zürich ist auch relativ klein, führt aber regelmässig Grossanlässe durch. Was zählt, ist nicht die Grösse der Stadt, sondern der Infrastruktur. Eine grosse Wiese in einer kleinen Stadt mit guten Zugängen kann ausreichen.
In Zürich könnte es also auch enge Stellen geben, wo eine Massenpanik ausbrechen könnte? Bei solchen Grossveranstaltungen muss man immer damit rechnen, dass etwas passiert. Wir Forscher versuchen deshalb im Vorfeld, die Gefahren zu sehen und zu helfen, diese möglichst zu minimieren.
Was in Duisburg nicht geklappt hat. Nein, es liegt auch in der Natur des Menschen, immer die Grenzen zu testen. Und leider muss erst etwas so Schlimmes passieren, bis es wieder einen Schritt zurückgeht.
Kommentar:
In einer Stress-Situation funktioniert der Mensch immer nach dem gleichen Muster:
FLIEHEN - AGGRESSION - oder REGRESSION (Einfrieren)
Er handelt instinktiv. Es geht ums nackte Ueberleben. Der Selbsterhaltungstrieb blendet das rationale Denken aus. Es ist durchaus möglich, dass Leute über Leichen die rettende Treppe erreichen wollten und es nachher nicht verstehen können, dass es Leute gegeben hat, die auf Leichen getreten sind.
In der Panik entscheiden wir nicht mehr selbständig. Wir lassen uns von dem Massenverhalten leiten. Der Druck lähmt die Sinne. Es fehlt die Uebersicht . Das Geschrei blockiert den Gehörsinn.
Es liegt an der Menge, der Masse, die eine Kontrolle verunmöglicht. Jede Einflussnahme (Lautsprecherdurchsachen) kann ein Panikverhaltennicht mehr stoppen. Eine Eigendynamik ist in Gang gekommen.
Verhalten in Paniksituationen (Quelle Wikipedia)
Typische Stress-/Panik-/Krisen-Reaktionen bei:
Notiert von marcus knill um 07:54
Ist der Mensch ein Herdentier?
Gedanken zur Massenpanik in Deutschland.
Vielleicht stammt der Mensch vom Tier ab und möchte auch in Herden leben.
Der Mensch ist und bleibt ein sozialisiertes Wesen. Nur dadurch erklärt sich seine Dominanz. Dabei gibt es Alpha-, Betatiere, aber auch Mitläufer.
Der Mensch fühlt sich unter Gleichgesinnten wohl. Es ist schwierig dem Gruppenzwang zu ihm wiederstehen. In der Gruppe fühlen wir uns getragen. Das Risiko und die Gefahr wird auf verschiedenen Schultern verteilt.
Dank dem Rudelverhalten haben wir überlebt. Dieses Verhalten hat sich auch in der Tierwelt bewährt. Aufgaben werden verteilt, man kann sich gemeinsam verteidigen, gemeinsam jagen usw. Ein Rudel ist immer stärker als ein Einzelner. Der Mensch ist und bleibt ein Herdentier. !
Wenn Sie auch manchmal das Gefühl haben, Sie sind der einzige normale Mensch auf der Welt; wenn Sie sich auch manchmal so richtig von allen guten Geistern verlassen vorkommen; wenn Sie einfach gerne mal wieder unter Menschen möchten; wenn Sie gerne neue Mode- und Frisurenideen hätten – dann ist dieser Link hier genau der richtige für Sie. Denn hier gibt es eine MENGE Menschen zu sehen. Zwei Niederländer, der Fotograf Ari Versluis und die Profilerin Ellie Uyttenbroek, haben über Jahre hinweg Menschen und ihre Kleidung fotografiert. Bei der Homepage kann einem schon fast schwindelig werden.
Tja, der Mensch ist eben ein Herdentier…
Menschen wollen nicht "gegen den Strom schwimmen". Wer nicht mitmacht bekommt Schwierigkeiten. Wir wollen dazu gehören und im Mainstream mit schwimmen. Dass wir nur dann stark werden, wenn wir gegen den Strom schwimmen. tönt einfach, ist aber gar nicht einfach.
Gemeinsam etwas erleben ist nachhaltiger und intensiver als der Genuss allein.
Nachtrag:
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(University of Leeds, 18.02.2008 - NPO) |
Notiert von marcus knill um 16:36
Bereits vor der Veranstaltung wurde auf die Gefahr hingewiesen. Auch die Polizei warnte die Behörde eindringlich. Aber niemand wollte Spielverderber spielen.
Das Onlineportal «Der Westen» hat bereits im Vorfeld der Loveparade gewarnt, das Party-Gelände sei für so viele Menschen ungeeignet. Die Schlagzeile zum Artikel lautete: «Loveparade wird zum Tanz auf dem Drahtseil.»
Blick:
Am Tag nach der tödlichen Massenpanik an der Loveparade in Duisburg kommen brisante Details ans Licht: Bereits im vergangenen Jahr haben Feuerwehr und Polizei vor dem Durchführen der Megaparty auf dem Areal des alten Güterbahnhofs gewarnt. Auch Anwohner haben das Unglück kommen sehen.
LINK ZU MASSENPHAENOMENE:
Zum Nachdenken:
Weshalb verhält sich der Mensch in der Masse nicht mehr kopfgeseuert?
Bei Massenveranstaltungen - Konzerten - in der Politik , bei Sportveranstaltungen Beachten Sie folgende Bilder - vor allem die Körpersprache. Zu welcher Erkenntnis kommen Sie? Die Beobachtungsübung gibt Stoff für eine spannende Diskussion. Spielregel: Beschreiben - dann interpretieren.
Trotz der Katastrophe liess man in Duisburg die Masse bewusst weiter jubeln.
Ein Abbruch der Massenveranstaltung hätte die Situation eskalieren lassen. Dennoch ist es schon grotesk, wenn auf der einen Seite ausgelassen getanzt und gejubelt wird und auf der anderen Seite Menschen sterben und an Verletzungen Höllenqualen ausstehen.
Wäre in Zürich an der Quaibrücke auch eine Massenpanik möglich? (Bei einer unvorhergesehenem Vorkommnis in der Menge z.Bp. bei einer Amoktat?)Nachtrag: Am Montag werden bereits 500 Verletzte gezählt!!!!
Notiert von marcus knill um 10:11
Visp: Micheline Calmy-Rey trägt Mani-Matter-Liedtext vor ohne Melodie
Der Tagesanzeiger schreibt in der TV Kritik zum Auftritt Calmy-Reys Klartext:
«Ja», strahlte Bundesrätin Calmy-Rey mit ihrem typischen Micheline-Grinsen, als Monika «Dirndl» Fasnacht sie zu Beginn der Sendung fragte, ob sie denn Musik möge.
Dann wies die Jasserin der Nation betont geheimnisvoll darauf hin, dass Musik später noch eine Rolle spiele werde und Mundart ebenso.
Das wussten die Zuschauerinnen und Zuschauer natürlich längst. Schon vor Tagen hatten alle grossen Zeitungen und Newsportale getitelt, dass Micheline Calmy-Rey es im «Donnschtig Jass» wieder tut: singen. Das, nachdem sie vor drei Jahren schon einmal musizierend im Fernsehen aufgetreten ist. Bei TSR gab sie die Edith Piaf und sang «Les trois cloches», das Chanson, das die französische Sängerin berühmt gemacht hatte.
«Ich verstehe nicht Mundart»
Dieses Mal war die Schwierigkeitsstufe allerdings höher: Erstens ist Mani Matters «Dene, wo's guet geit» nicht sehr melodiös, also eher schwierig zu singen, und zweitens ist es in Berndeutsch. «Ich verstehe nicht Mundart», stellte Bundesrätin Calmy-Rey gleich klar.
Nun konnte es losgehen mit der Runde Nummer 1 zwischen Altdorf und Andermatt. Für alle, die mit Jassen wenig am Hut haben und eigentlich nur die Bundesrätin singen hören wollten, wurde es nun ein wenig langweilig. Nach Runde 1 fing es jedoch an zu stürmen und Micheline Calmy-Rey war wieder im Bild. Singt sie nun? Noch nicht. Monika Fasnacht wollte mit ihr lieber über den Sturm im Bundesrat reden. Ja, es seien schwierige Zeiten gewesen, vor allem die beiden Verhandlungsjahre mit Libyen.
«Ich habe ein gutes Gewissen»
«Ich habe aber meine Pflicht erfüllt und meine Arbeit gemacht. Ich habe ein gutes Gewissen und schlafe gut», so Calmy-Rey selbstbewusst. Mehr Selbstvertrauen wünschte sie sich auch für die Schweiz, die ein Musterbeispiel sei, was die Finanzen und die Arbeitslosigkeit betreffe. Was jetzt komme, sei ein steiniger Weg in der Europapolitik. Zuerst aber fasste sie noch ihre Aufgabe: Trauen Sie sich zu, den Mani-Matter-Songtext «Dene, wo's guet geit» in perfektem Berndeutsch wiederzugeben? Sie schaute im Einspieler aus dem Bundeshaus ein wenig skeptisch, nahm die Herausforderung jedoch an.
Klischees und rosa Hütchen
Runde 2 im Donnschtig Jass. Trinkpause für die Jass-Banausen. Der Sturm in Visp wurde immer heftiger, die Wolken immer dunkler. «Der ganze Tisch wackelt ja!», klagte Monika Fasnacht. Hoffentlich muss die Sendung nicht abgebrochen werden, dachte man sich auf dem heimischen Sofa. Calmy-Rey muss doch noch singen! Nach viel Walliser Klischee mit Trachten und Wein folgten Jassrunde Nr. 3 und ein zweites Hütchen. Diesmal war das Hütchen rosa und gehörte Michel Villa, dem Walliser Entertainer, der vor über 30 Jahren mit seinem Song «Der Tifel isch gschtorbe» bekannt worden war. Das Playback passte so wenig auf Villas Lippen wie sein Hütchen zum rot-pink gemusterten Gilet.
Inzwischen goss es in Visp wie aus Kübeln, Micheline Calmy-Rey grinste jedoch immer noch, selbst beim Auftritt des Komikerduos «Hösli & Sturzenegger», die Gags auf Lager hatten, wie sie in jedem schlechten Witzbuch stehen. Dann wurde es ernst. 64 Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer trauten Micheline Calmy-Rey ihre Aufgabe zu und diese strahlte wieder.
Wo ist die Melodie?
Schaltung ins Bundeshaus. «Der Text des Liedes hat mir sehr gefallen. Es erinnert mich an Boni. Die muss man auch an alle verteilen, damit es allen gut geht», erklärte Micheline Calmy-Rey in ihrem Büro. Aha, die Aufgabe wurde also bereits gelöst. Okay. Jetzt aber Ohren auf, und? Wie klingt sie als Mani Matter? Doch nichts mit Musik, nichts mit Melodie. Calmy-Rey las Mani Matters Songtext einfach ab und erst nur den halben.
Welch eine Enttäuschung! Kein Gesang! Mit dem Berndeutschen klappte es bereits beim dritten Wort nicht mehr. Der «Schiedsrichter», ein ETH-Professor, war nach der zehnsekündigen Darbietung dennoch aus dem Häuschen. Wegen ihres französischen Akzents klinge es wie früher beim Berner Patriziertum.
Und Calmy-Rey fügte an: «Vielleicht werde ich nächstes Mal singen.» Ja, aber warum hat sie es denn nicht gleich getan? Hat sie wollen und nicht dürfen, oder wie? Haben die Medien etwas falsch verstanden? Was sollte das? War die Teilnahme am Donnschtig-Jass einfach Goodwill? Ein Versuch, Sympathiepunkte zu sammeln?
Bei der Schaltung zurück auf den fast leeren Visper Dorfplatz grinste Calmy-Rey immer noch. Danach wars rasch aus mit der nassen Sendung. Was blieb, war das Gefühl, veräppelt worden zu sein. Genau wie man auch mit Bundesrat Merz ein bisschen Mitleid hatte, als er bei Ghadhafi in Libyen abgeblitzt war. Was auch immer der Plan war, wie gut er gemeint er sein mochte, er dürfte kaum aufgegangen sein.
Kommentar: Wie beim letzten Auftritt ("Les trois cloches") vertrete ich auch beim jüngsten Auftritt die Meinung, dass Politiker in erster Linie ihren Job als Politiker machen sollten. Wenn eine Bundesrätin glaubt, ihre Patzer auf politischer Ebene mit einem Goodwillauftritt als Sängerin beschönigen zu können, so ist und bleibt dies fragwürdig. Schade, dass Micheline Calmy-Rey immer noch vom Virus "Mediengeilheit" befallen zu sein scheint. Auch für Magistraten gilt: "Schuster....."
Notiert von marcus knill um 09:13