Montag, 27. November 2023

Echo: Wetten-dass...

 

Die letzten Worte Gottschalks führten zu zahlreichen Medienechos


Um 23.20 Uhr wandte sich Thommy noch einmal an sein Publikum und erklärte seine Entscheidung, die Moderation der Show hinter sich zu lassen. Damit löste er in der Oeffentlichkeit ein Riesen-Diskussion aus. Als ersten Grund nannte er die Tatsache, dass er die jüngeren Promi-Gäste ja gar nicht mehr kenne: „Es ist doch Blödsinn, wenn ich frage: Wo bleiben Sophia Loren und Rod Stewart? Und die sagen: Die können beide nicht mehr laufen.“

Gottschalk weiter: „Der zweite Grund ist natürlich der, dass ich, und das muss ich wirklich sagen, immer im Fernsehen das gesagt habe, was ich zu Hause auch gesagt habe. Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen. Und das ist auch keine dolle Entwicklung. Bevor hier ein verzweifelter Aufnahmeleiter hin- und herrennt und sagt: ‚Du hast wieder einen Shitstorm hergelabert‘, da sage ich lieber gar nichts mehr.“

War dieser Seitenhieb gegen das ZDF auch eine Abrechnung mit den sozialen Netzwerken?

Was Gottschalk mit seinen Worten meint, hat er schon im September in einem BILD-Interview erklärt: „Die Gefahr missverstanden zu werden, ist bei mir einfach irre hoch. Weil ich Dinge so ungefiltert sage, wie sie mir einfallen. Heute musst du in deine Gedanken immer Sicherheitsfilter einbauen, damit sie dir nicht um die Ohren knallen. Und auch dieser Filter schafft wieder Interpretationsspielraum, den man eigentlich gar nicht haben will.“


Die Medien reagierten unterschiedlich nach der letzten Wetten-dass Sendung mit Thomas Gottschalk.

Die Einschaltquote war erstaunlich gut.  Gottschalk erhielt viel Lob. Das Publikum war begeistert. "T online" hingegen publizierte einen  Verriss. Wir konnten lesen:
"Beim  Schlagabtausch mit Shirin David, sah Gottschalk so alt aus, dass ihm seine amtlichen 73 Jahre dagegen noch schmeichelten. Er war nicht in Form, dieser Mister "Wetten, dass..?". Mehr als 150 Ausgaben im Gepäck und trotzdem so viel Schlamperei, so wenig Esprit? Diese Fernsehlegende, sie begrub sich mit einer 
pomadigen Darbietung selbst." Der Verriss war einmalig. Amderseits hatten einige Prominente Verständnis für Gottschalks Seitenhieb ans Fernsehen (Quelle Blick):

Medienpionier Schawinski

Er moderierte er auf SRF1, die  nach ihm benannte Talksendung «Schawinski». Er sagt zu Gottschalks-TV-Abrechnung: «Tomy liegt richtig. In der heutigen Cancel Culture muss er als alter weisser Mann höllisch aufpassen, dass er mit einem lockeren Spruch nicht in irgendein Fettnäpfchen tritt und dafür abgewatscht wird. Bei mir war es sogar noch extremer. Ich erlebte nach einer TV-Sendung einen Shitstorm, nachdem man mir einen erfundenen Satz untergeschoben hatte, den ich nachweislich nie gesagt hatte.»

Comedian Stefan Büsser

Ab 2024 moderiert er auf SRF 1 seine eigene Show: «Late Night Switzerland». Zum Fall Gottschalk findet er: «Die Gesellschaft ist spürbar sensibler geworden, da hat Gottschalk recht. Wir sind aber weit weg von Sprechverboten. Wir sind als Moderatoren und Comedians lediglich angehalten, unsere Texte und Kritik noch besser zu formulieren. Die Moderations-Ära Gottschalk hat gestern einen würdigen Abschluss erhalten, jetzt ist es Zeit für neue Gesichter und Ideen.»

Die zahlreichen Echos verdeutlichen: Die Situation für Moderatoren hat sich verändert. Jeder Versprecher jede  mehrdeutige Aussage kommt auf die Goldwaage. Moderatoren  tappen rascher in Fettnäpfe, vor allem wenn es um Verhaltensweisen oder Bemerkungen geht, die als sexistisch bezeichnet werden können. Moderatoren müssen sich mit dieser neuen Situation abfinden. Das Rad kann wohl nicht mehr zurück gedreht werden.

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