Die Affairen von Allain Berset
Alles scheint an ihm abzuperlen
Programm ohne Flug
Doch der Magistrat bekam plötzlich kalte Füsse und sagte ab. Schliesslich gibt es keinen beruflichen Grund für Berset, mit dem Kampfjet zu fliegen. Es wäre einzig zu seinem Vergnügen gewesen.
Auf Anfrage zu den Flugabsichten gibt sich sein Innendepartement wortkarg. Man wollte Blick gar weismachen, der welsche Bundesrat sei von der Luftwaffe zum Jet-Flug eingeladen worden, habe aber eben abgelehnt. Wäre es bei dieser Aussage geblieben, hätte man – laut Blick-Recherchen – die Wahrheit grossräumig umflogen.
Letztlich sonderte Bersets Departement folgendes Statement ab: «Bundespräsident Berset hat den Militärflugplatz Payerne besucht, um die Arbeit und das Engagement der Luftwaffe kennenzulernen und zu würdigen. Er hatte sich aber im Vorfeld für ein Programm ohne Flug in einer F/A-18 entschieden.»
Die Armee sagt dazu, es sei selbstverständlich, dass sämtliche Anliegen von Magistratspersonen – unabhängig ihres Inhaltes – vertraulich behandelt werden.
Berset tanzt aus der Reihe
Berset machte vor drei Wochen Schlagzeilen, weil er per Helikopter an die Zürcher Street Parade reiste und dort mit Federboa auf einem Lovemobile tanzte. Wäre nun bekanntgeworden, dass der tanzende Präsident vom fröhlichen Umzugswagen auf den Kampfjet gewechselt hat, wären das vermutlich zu viel der Extravaganzen gewesen. «Darum hat er den Flug wohl gecancelt», mutmasst man in Payerne. Das Innendepartement schweigt dazu. Dass der abtretende Bundesrat wenige Monate vor Amtsaustritt, quasi im politischen Landeanflug, aus der Reihe tanzt, irritiert.
60 Minuten lang sollte der SP-Bundesrat Top-Gun-Feeling geniessen. Wie aus einer bundesrätlichen Antwort auf eine Frage der grünen Nationalrätin Marionna Schlatter (42) hervorgeht, kostet die Flugstunde mit dem F/A-18 genau 50'750 Franken. «Da der Flug im Rahmen einer Trainingsmission geplant war, hat er auch ohne zusätzlichen Passagier stattgefunden», präzisiert die Armee auf Anfrage.
«Es finden also keine zusätzlichen Flüge statt und somit kosten alle Flugstunden im Durchschnitt gleich viel, unabhängig davon, ob das Flugzeug mit einer oder zwei Personen besetzt ist», informiert Sprecher Stefan Hofer. Der Pilot musste zu Trainingszwecken also ohnehin fliegen. Ein Magistrat auf dem zweiten Sitz hätte also nicht zu Mehrkosten geführt.
Keine Flugscham
Dennoch: So wenig Flugscham wie SP-Pilot Berset kennen Linke kaum. Weil erst vor zwei Jahren, mit Dienstantritt von Peter Merz (55) als Luftwaffenchef, eine systematische Erfassung der Passagiere erfolgt, ist nicht auszuschliessen, dass auch andere Sozialdemokraten in Kampfjets mitflogen – man muss sogar davon ausgehen.
In den vergangenen beiden Jahren waren es jedoch nur drei bürgerliche Politiker, die «auf Einladung der Luftwaffe» dabei waren: Es sind dies die Ständeräte Thierry Burkart (48) und Andrea Caroni (43) sowie die Nationalrätin Maja Riniker (45) – allesamt Freisinnige.
Um transparent zu sein: Auch Journalisten seien schon mitgeflogen, betont die Armee.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen