Montag, 21. März 2022

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Marcus Knill

21.03.2022

Die in Bern übertragene Rede ist ein Musterbeispiel, wie man mit wenig Worten eine grosse Wirkung erzielen kann.

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Beispiel einer adressatengerechten Rede

von Marcus Knill

Wolodymyr Selenskyj überzeugt mit seinen Reden während des Angriffskrieges der Russen. Weshalb? Er spielt kein Theater, obschon er  Bühnenauftritte beherrscht.
Mit seiner Rhetorik bewirkt er viel, weil er sich stets auf das jeweilige Publikums einstellt und weil er selbst von dem überzeugt ist, das er sagt. Bei jeder Rede formuliert er jeweils  konkreten Botschaften an die entsprechenden Staaten. Die westliche Welt bittet er immer um Unterstützung. Er weiss, ohne humanitäre Hilfe, Waffen und nachhaltige  Sanktionen gegen das übermächtige Russland hat er  schlechte Karten. Jeden Tag, den die Widerstandskämpfer länger durchzustehen vermögen, steigt  die Chance bei Verhandlungen zu punkten.  Selenskyj ist glaubwürdig, weil er Vorbild ist und die Situation vor Ort kennt. Seine bildhaften Schilderungen der Situation sind realistisch. Er argumentiert mit Emotionen. Für mich lebt er das EEEEE Prinzip:
Engagement (zeigt sich in der Stimme, im freien Sprechen), Emotionen (Wir spüren die echte Betroffenheit), Energie (Er is fit bei jedem Auftritt, ausDRUCKstark), Erscheinung (situationsgerechte Kleidung), Einfache Sprache (Verständlichkeit)  
Selenskyj investiert  viel Zeit und Energie, um den Westen zu Hilfsaktionen zu zwingen. Erstaunlich, was er mit seinen Reden alles erreicht hat: Umfangreiche Waffenlieferungen, Finanzhilfe, bei der Koordination der Flüchtlingsaufnahme, aber auch hinsichtlich Unterstützung der Staatschefs auf diplomatischer Ebene. Die Reden haben dazu beigetragen, dass die Sanktionen gegen Russland enorm verschärft worden sind.  Wolodymyr Selenskyj verkörpert den Widerstandswillen gegen Putins überraschenden Angriffskrieg.
Ich hatte die ganze Rede Selenskyjs in Bern auf dem Monitor  verfolgt.
Der Auftritt wirkte glaubwürdig, nicht einstudiert.
Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Kritik spricht er offen aus. In der Schweiz tadelt er das Verhalten  von Nestlé.
Seine Gestik ist natürlich. Die Mimik lebt.
Zum Augenkontakt: Ich fühlte mich angesprochen.
Er ist immer bescheiden gekleidet.  
Er spricht mit kraftvoller Stimme.
Für mich ist jede Rede ein Musterbeispiel, wie man mit wenig Worten eine grosse Wirkung erzielen kann.
Er fordert zwar mehr, als er bittet. Und hat das Glück, dass der Zeitgeist und die USA gegen Russland sind.
Die beruflichen Erfahrungen kommen dem Redner gewiss zu Gute. Ob er sich aber langfristig als Führer bewährt, wird sich erst noch zeigen.
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Supplement:
Medienspiegel aus dem Netz:

  Wie  das deutsche Parlament mit Selenskyj und seinem Land am Donnerstag umgegangen ist, ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten.
Einfach würdelos."
Die Frankfurter Rundschau nennt die "peinliche Stille" nach Selenskyjs "flammendem Appell" ein "unwürdiges Schauspiel". Die Rede sei ergreifend gewesen. "Der Sternstunde folgt der Absturz in einen schwarzen Moment des deutschen Parlamentarismus." Besonders gelobt wird auch hier das rhetorische Geschick des ukrainischen Präsidenten: "Wolodymyr Selenskyj ist ein großer Redner. Bei seinem Auftritt vor dem US-Kongress beschwor er die Bombardierung von Pearl Harbor und baute auf diesem Trauma das Verständnis für seine Bitte um Hilfe für sein Land in Flammen auf. Auch die Deutschen packte er bei ihrer tiefsten Trennungserfahrung: 'Sie befinden sich gerade wieder hinter einer Mauer und mit jeder Bombe, die fällt, wird sie stärker.' In eindringlichen Worten baute er das Bild aus – etwa indem er Nord Stream 2 als Zement für diese neue Mauer verglich – und machte so das ukrainische Ohnmachtsgefühl für alle im Raum spürbar."

Der Focus hingegen erinnert daran, dass Selenskyj trotz einer emotionalen Rede auch die Haltung der USA nicht ändern konnte, und hält "die kühle Absage von Deutschland" für richtig. Selenskyj erinnere die Deutschen an ihre historische Verantwortung und versuche Deutschland in den Ukraine-Krieg zu ziehen. Doch sein Mauervergleich gehe nicht ganz auf: "Der Überfall auf die Ukraine, das ist die Schuld Putins, Stalins selbst ernannten Erben. Damit, auf diese ruchlose Weise die Schande des russischen Volks gemehrt zu haben, wird Putin in die Geschichte eingehen. Um auf eine der historischen Analogien zu kommen, die Selenskyj anführte, um den Westen zur Kriegsteilnahme gegen Russland zu nötigen: Als Walter Ulbricht, der DDR-Scherge der Sowjetunion, in Berlin die Unrechtsmauer hochzog, fiel ihm John F. Kennedy nicht in den Arm. Und auch die Bundeswehr blieb in ihren Kasernen. Weil es womöglich den Dritten Weltkrieg bedeutet hätte. Diese Geschichte hat Selenskyj verschwiegen." 

T-online gibt Selenskyj mit seiner Kritik zwar "völlig recht". Trotzdem dürfe Deutschland nun "nicht kopflos handeln": "Es ist auch verständlich, dass die ukrainische Regierung den moralischen Druck auf Deutschland besonders erhöht. Denn es war vor allem die Bundesrepublik, die in den Augen vieler osteuropäischer Staaten die Region mit den Nord-Stream-Pipelines destabilisiert hat. Selenskyj kritisierte, dass Deutschland Bedenken nicht ernst genommen und damit zum jetzigen Krieg beigetragen habe. Zweifellos ließen sich vergangene Bundesregierungen von billigen russischen Rohstoffen blenden und sie unterschätzten die Kaltblütigkeit, mit der Putin seine machtpolitischen Ziele verfolgt. Die Antworten auf diese Fehler müssen nun trotzdem Sinn ergeben. Es ist vollkommen richtig, dass Deutschland schnellstmöglich die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen lösen muss – besser heute als morgen. Aber für eine entschlossene Reaktion gegen Putin braucht es innere Einigkeit."  


Moralisch habe Selenskyj zwar gewonnen, schreiben die Stuttgarter Nachrichten. Doch ob ihm das nutze, sei unklar: "Das saß. Überaus geschickt hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Rede im Bundestag dazu genutzt, der deutschen Außenpolitik den Spiegel vorzuhalten. Parlament und Regierung ins Gesicht zu sagen, wie leisetretend und dienstbeflissen sie so viele Jahre gegenüber der russischen Politik aufgetreten sind. Dennoch wäre es falsch, Selenskyj nun blind zu folgen. Zwar hat Deutschland größtes Interesse, die Ukraine auf vielfältige Art und auch mit Waffen zu unterstützen. Sich aber durch Flugverbotszonen, wie die Ukraine sie von der Nato fordert, oder dergleichen in den Krieg gegen Russland ziehen zu lassen – das hieße: diesen Krieg zum europäischen Flächenbrand auszuweiten."




 Selenskyj.  ist ein überzeugender Politiker kein Schauspieler. Ansonsten könnte man Putin auch gerne noch mit seinem alten Spitznamen,- den KGB "Giftzwerg" nennen. Vielleicht sollte man dies auch.



Selenskyi hat ein begnadetes Team um sich, das weiß, das dieser Krieg mittelfristig auf anderen Ebenen als sich die verbitterten Lügner Lawrow und Putin vorstellen können, gewonnen wird.
Und jedes Mal mit einer Träne für das aktuelle Leid im Auge meinen Respekt für jemanden, der auf allen Ebenen für die Ukraine kämpft statt sich feige zu verstecken.




"Selenskyi hat ein begnadetes Team um sich"
Ja, sein gesamter Auftritt ist hochprofessionell, denn die Leute, die hinter ihm stehen, die sind es auch. Sein großer Förderer z.B. ist Ihor Kolomoisky, der durchaus zwielichtige Oligarch, der (neben Selensky) in den Pandora Papers auftauchte und der sich damit brüstete, die gesamte Serie "Diener des Volkes" auf seinem Kanal habe er geschaffen, um die Präsidentschaftskandidatur des dahinterstehenden Schauspielers vorzubereiten.
Wenn man Putins Krieg verstehen will, dann muss man verstehen, dass es in Putins zweifellos krankem Hirn auch darum geht, eine Rechnung mit Ihor Kolomoisky zu begleichen. Indem er sein Vermächtnis kaputtbombt. Kolomoisky hat Putin jahrelang im Fernsehen beleidigt und verspottet, ihn einen Perversen und Schizophrenen genannt und einen "kleinen Mann". Putin reagiert vermutlich allergisch auf sowas und Menschen sind ihm scheißegal.
Ich persönlich bin der Meinung, der Westen kann dem ukrainischen Volk helfen, was wahrlich nichts dafür kann, und dafür sorgen, dass Putin, der sicherlich gefährlicher ist als jeder ukrainische Oligarch, seine Träume vom Großreich möglichst zu Lebzeiten begräbt. Aber in einen Weltkrieg hineinziehen lassen darf er sich von diesen Cliquen niemals.



 

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