Lehnen wir das Genderkorsett ab
Wie richtig gesprochen wird, bestimmt das Volk
Martin Luthers Umgang mit der deutschen Sprache wird in den Wirren des grassierenden Genderismus aktueller denn je. Vor 500 Jahren begann Luther mit der Übersetzung der Bibel und übte damit einen großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache aus, die man am ehesten vergleichen kann mit der Wirkung von Dantes „Divina Commedia“ auf das Italienische. Der Reformator hatte weder als erster, noch als einziger eine Bibel in deutscher Sprache geschaffen, nur war seine Übertragung die folgenreichste, weil er die Heilige Schrift in ein klingendes und lebendiges Deutsch übersetzte, während die anderen lediglich versucht hatten, mechanisch wortwörtliche Entsprechungen im Deutschen für die lateinischen Wörter zu finden.
Beim Übersetzen um Worte gerungen
In Zusammenarbeit mit dem Philologen Philipp Melanchthon und dem Hebraisten Matthäus Aurogallus bemühte sich Luther, „den Text in reinem und klarem Deutsch wiederzugeben“. Diesem Ziel verschrieben, berichtet er über die Arbeit, dass es ihnen oft begegnet sei, „dass wir vierzehn Tage, ja drei oder vier Wochen lang ein einziges Wort gesucht und erfragt und dennoch zuweilen nicht gefunden haben“. Mit der Bibel-Übersetzung schuf er die deutsche Normsprache, die nun von den Genderisten unter behördlicher Unterstützung zerstört werden soll.
Aus Anlass des Jubiläums der Bibelübersetzung lädt die Internationale Martin Luther Stiftung in der zweiten Jahreshälfte drei Schriftsteller auf die Wartburg ein, damit sie sich mit Luthers sprachschöpferischer Leistung auseinandersetzen. Der Einladung haben der Büchnerpreisträger Martin Mosebach, die Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin Thea Dorn sowie der Schriftsteller srilankischer Herkunft Senthuran Varatharajah zugesagt. Die Eingeladenen werden je einen Monat zwischen August und Oktober neben der Studierstuder Bibel Luthers und dessen Sprache führen. be Luthers ihre Arbeit aufnehmen und „einen inneren Dialog, eine Zwiesprache mit Luthers Bibel“ führen, wie Stiftungsvorstand Thomas Seidel erklärte.
„Man muss die Mutter im Haus, die Kinder auf der Gasse,
den einfachen Mann auf dem Marktplatz danach fragen
und denselben aufs Maul sehen, wie sie reden“
Auf die thüringische Burg hatte sich der Geächtete, über den die Reichsacht verhängt war, nach seinem epochalen Auftritt in Worms 1521 geflüchtet und mit der Übersetzung der Bibel begonnen.
Wie immer man Luther historisch oder theologisch beurteilen mag, die Verdienste, die er sich um die deutsche Sprache erwarb, dürften unbestritten sein. Die wichtigste Feststellung, die Luther traf, lautete, dass die Sprache nicht den Philologen, den Theologen, nicht dem Papst oder den Mächtigen gehört, sondern all jenen, die sie sprechen. „Denn man soll nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man deutsch reden soll, wie es die Esel tun, sondern man muss die Mutter im Haus, die Kinder auf der Gasse, den einfachen Mann auf dem Marktplatz danach fragen und denselben aufs Maul sehen, wie sie reden, und danach dolmetschen, so verstehen sie es dann und merken, dass man deutsch mit ihnen redet.“
Die Gendersprache hätte Luther völlig abgelehnt
Wie abscheulich ist es also, wenn Ideologen und politische Aktivisten die „Mutter im Haus, die Kinder auf der Gasse, den einfachen Mann auf dem Marktplatz“ zwingen wollen, so zu sprechen, wie es ihrem Weltbild entspricht und dadurch, wie sie meinen, die „Mutter im Haus, die Kinder auf der Gasse, den einfachen Mann auf dem Marktplatz“ zu nötigen, mit der gegenderten Sprache auch den Glauben an den Genderismus anzunehmen, als gehörte es nicht zu den unveräußerlichen Freiheitsrechten, so zu reden, so zu denken, so zu leben, wie man will. Aber die Freiheit wird in diesen Kreisen ohnehin für eine „Verschwörung“ gehalten.
Man muss auch nicht die Gender-Ideologen fragen, die in der Sprache lediglich eine Widerspiegelung von Herrschaftsmechanismen sehen. In welch trister Welt leben Leute, die nicht die Schönheit der Sprache entdecken, die nur reglementieren wollen, die in der Sprache wie die freudlose Judith Butler lediglich eine „Handlungsmacht“ sehen, „nämlich die, zu verletzen“. Es wundert nicht, das die Theoretikerin des Genderismus diese Vorstellung zur Grundlage eines Buch mit dem Titel „Hass spricht“ macht. Der Titel stimmt, denn Butlers Antrieb zur Theoriebildung ist nichts anderes als Hass. Der Hass auf den Feind. Der Feind ist der Unterdrücker, es ist in ihrem Weltbild der heterosexuelle Mann. Aber nicht nur der Mann, auch die heterosexuelle Frau, die Familie. Die vielen Geschlechter dienen nur einem Zweck, eine „Geschlechter-Verwirrung“ anzurichten, um dadurch die Heterosexualität aufzulösen. Zu diesem Zweck wird ein Orwellsches „Neusprech“ eingeführt.
Geschlecht in der Sprache als sichtbares Herrschaftverhältnis
In der seltsamen Welt der Genderisten ist das Geschlecht nicht länger eine biologische Tatsache, sondern eine gesellschaftliche Konstruktion, und auf der Ebene der Kommunikation ebenfalls kein Bestandteil der Grammatik, sondern nur eine Widerspiegelung von Herrschaftsverhältnisse, wie die ganze Sprache überhaupt. In den Augen des Genderismus, der diese Idee vom Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus übernommen hat, besitzt die Sprache keine Realität, sondern ist nur eine Konstruktion der Herrschenden.
Nicht auf die Wirklichkeit kommt es an, sondern auf die politischen Vorstellungen, die eigentlich schon Utopien sind, und im Moment ihrer Verwirklichung zu Dystopien werden. Verglichen mit der administrativen Unbarmherzigkeit, mit der die Vergenderung der deutschen Sprache und des öffentlichen Raums vorantrieben wird, kann der zaghafte Versuch der DDR, aus Engeln geflügelte Jahresendzeitfiguren, aus Boulevards Fußgängererlebnisbereiche zu machen und die „Reise nach Jerusalem“ in Stuhltanz umzubenennen, weil die Bürger ohnehin nicht in den Westen reisen durften, beinah liberal genannt werden.
Freudlosigkeit im oktroyierten Genderkorsett
Eines jedoch ist sicher. Sie mögen über beträchtliche administrative Mittel verfügen, mit denen sie die Sprache in ihre dürftige Zelle des Genderismus zu zwingen versuchen, doch die Sprache entfleucht durch jede Ritze ihres Verlieses der Freudlosigkeit, denn die Sprache gehört allen, die sie sich sprechen.
Kehren wir zu Luthers Bibelübersetzung zurück, um zu sehen, was die verfolgte Sprache alles vermag. Wörtlich lautet die Übersetzung der ersten Verse von Psalm 23: „Der Herr lenkt mich, und nichts wird mir fehlen. Auf einer Weide dort hat er mich angesiedelt. Über einer Quelle der Erquickung hat er mich aufgerichtet.“ Doch das gefiel Martin Luther nicht, auch meinte er, dass der Text an Klang verlor und die wörtliche Besetzung ihn auch verfälschte. Deshalb übertrug er die Verse 1524 so: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er lässt mich weiden, da viel Gras steht, und führet mich zum Wasser, das mich erkühlet.“
Deutsch ist die Sprache der Deutschen
Auch das stellte ihn noch nicht zufrieden. Darum ging er 1531 noch einmal an den Vers und verdichtete ihn nun zu hoher Eindringlichkeit: „Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“
In der Sprache der Genderisten existieren keine grünen Auen und kein frisches Wasser. Luther wollte hingegen mit seinen „lieben Deutschen“ nicht lateinisch oder griechisch reden, auch nicht nach der Maßgaben von Sprachzensoren, sondern deutsch.
Bestehen wir also auch 500 Jahre nach Luther auf die grünen Auen und auf das frische Wasser, auf das generische Maskulinum und auf Frau und Mann.
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