Katrin Bernath
Medienrhetorik konkret:
Die Baureferentin im Gegenwind
Medienauftritte sind immer eine Chance.
Doch müssen die Antworten überzeugen.
Das Schaffhauser Fernsehen bot Baureferentin (Stadt Schaffhausen) Katrin Bernath im „Hüt im Gspröch“ eine Plattform, zu ihrer umstrittenen Planung von Wohnungen in der Vorderen Breite.
Da ein Teil des Zeughauses geopfert werden soll, wäre das Museum im Zeughaus gefährdet. Artikel und Reaktionen zeigen: Das kommt nicht gut an. Die Kritik scheint nicht abzubrechen.
Ein Wechsel in ein neues Gebäude kommt für die vielen freiwilligen Helfer nicht in Frage. Wenn das Museum nicht erhalten bliebe, müssten die Segel gestrichen werden.
Tausende von Arbeitsstunden wären vergeblich geleistet worden.
Mich interessierte es, zu hören und zu sehen, wie die Stadträtin die Chance vor Mikrofon und Kamera nutzt. Vor allem bei dieser brisanten Thematik.
Moderator Geisseler kam sofort zur Sache. Er wollte wissen, wieso die Herbstmesse und der Zirkus beim Projekt mit neuen Wohnungen nicht beeinträchtigt würden, das Museum im Zeughaus hingegen gefährdet sei.
Katrin Bernath rechtfertigte sich: Bei der Messe und beim Zirkus habe es bei der Planung eine Vorgabe gegeben. Beim Museum fehlte dies leider. Der versteckte Vorwurf: Die Chance seitens Museum sei verpasst worden.
Anlässlich eines Referates über die Bauvorhaben der Stadt Schaffhausen argumentierte die Baureferentin bei der Frage der vernachlässigten Vorgabe genau gleich. Bei der Diskussion wehrte sich aber damals ein Vertreter des Museums vehement und gab unmissverständlich zu verstehen, dass die Darstellung Bernaths nicht den Fakten entspreche. Damit stand Aussage gegen Aussage. Peinlich wäre es, wenn sich die Stadträtin im Schaffhauser Fernsehen wieder nicht an die Fakten gehalten hätte. Das würde den Medienwirbel erneut antreiben.
Katrin Bernath hatte jedoch gut entschieden, sich den Fragen eines Journalisten zu stellen. Es wäre falsch gewesen, das Interview zu verweigern. Die Baureferentin war vorbereitet und versuchte ihren Argumentationskatalog zu vermitteln.
Zu Bernaths Hauptargumenten:
Ziel der Planung sei für Schaffhausen: Zusätzlich idealen Wohnraum zu schaffen.
(Den Auftrag und das Ziel zu nennen, war gut).
Bernath wies darauf hin, das Museum bestehe vorwiegend aus Sammlungen und Ausstellungen. Damit sagte sie implizit, das Museum im Zeughaus sei eigentlich gar kein professionelles Museum, es bestehe „nur“ aus Sammlungen und Ausstellungen. Mit dieser Aussage war die Akademikerin aber schlecht beraten. Ein Blick ins Internet hätte der Stadträtin gezeigt, dass jedes „richtige“ Museum eine Einrichtung zur thematischen Forschung und Archivierung ist.
Es präsentiert die Aufbereitung mit Ausstellungen und Sammlungen für die Oeffentlichkeit. Das Museum im Zeughaus erfüllt alle Kriterien und Voraussetzungen für ein Kulturgut in Schaffhausen. Mit ihrer abwertenden Bemerkung hat Bernath nicht überzeugt.
Die Stadträtin sagte auch, dass das Museum privat sei und liess damit durchblicken, dass die Stadt dafür nicht in die Pflicht genommen werden könne.
Es stehe zudem am falschen Ort.
Das Museum habe Angst vor der Entwicklung des Quartiers.
Die Verantwortlichen des Museums hätten wissen müssen, dass es beim Zeughaus zu Veränderungen kommen werde. (Der versteckte Vorwurf einer fehlenden Weitsicht war ungeschickt. Vorwürfe bei Medienauftritten sind immer schlecht.)
Bernath ergänzte: Das Museum sei in der Bevölkerung zu wenig verankert. Umfragen, Präsentationen, Workshops und Gespräche mit Betroffenen zeigten, dass das Museum keine grosse Unterstützung habe. (Ob sich dies bei einer allfälligen Volksabstimmung bestätigen würde?)
Die Baureferentin versuchte es dann noch als „Brückenbauerin“: Der Stadtrat sei durchaus bereit, eine Lösung zu suchen. Man werde sicherlich einen passenden Standort finden und ein entsprechendes Angebot machen können.
(Bernath machte diesen Vorschlag, obschon eindeutig fest steht, dass eine Verlegung keine Option mehr sein kann).
Wer die Sendung ganz mitverfolgte , merkte, dass die Stadträtin in verschiedene Fettnäpfchen getreten ist. Vermutlich, weil sie die politische Situation in Schaffhausen zu wenig kennt. Möglicherweise hat sie die Reaktionen in der Oeffentlichkeit unterschätzt oder ihre Position überschätzt. Mit Vorwürfen und schlechter Vorbereitung wird ein Interview schnell zum Bumerang.
FAZIT:
Medienauftritte sind zwar immer eine Chance, doch muss diese Chance auch genutzt werden. Die Fakten bei den Argumenten sollten stimmen. Leider gab es bei den Antworten der Baureferentin zu viele Mängel und Ungereimtheiten. Vor allem kam der ungehaltene und vorwurfsvolle Ton bei vielen Medienkonsumenten nicht gut an. Weitere negative Reaktionen werden deshalb wohl nicht ausbleiben.
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