Dienstag, 25. Juni 2019

Medienkommunikation



Das hat es in der Medienkommunikation noch nie gegeben


Zur Frage aller Fragen: Wie geht es Michael Schuhmacher?

Jedermann kennt den Effekt  aus dem Alltag: Man will ein Dreckkörnchen aus einem Kleid entfernen: Der Fleck wird durch das Putzen grösser, und ruiniert das Kleid. Man will in einer Gruppe das Lachen unterdrücken, am Ende lachen alle lauthals. Man will einen Pickel im Gesicht weg haben, der Pickel entzündet sich und eitert. Uebertragen auf den Umgang mit Medien gibt es einen ähnlichen Effekt. Je mehr man eine Information unterbinden will, desto dominanter wird die Geschichte. Durch die Geheimhaltung der Geschichte, wird sie für die Medien noch spannender und es wird versucht, mit allen Mitteln - auch mit  illegalen - weitere Details einzuholen.

Wir sprechen in diesem Fall vom Streisand Effekt  
Barbara Streisand hatte durch das Einklagen von Kenneth Adelman, Bilder von ihrem Haus zu veröffentlichen, diese erst recht verbreitet. Millionen haben die Aufnahmen nachher gesehen.

Ich ging lange davon aus, dass dieser Effekt -  auch nach dem tragischen Ski-Unfall von Michael Schuhmacher vor fünf Jahren - ebenfalls zum Tragen kommen werde.

Millionen von Menschen bewegte über Jahre  die Frage: Wie geht es Schumi?

Bislang gelang es  Kommunikationschefin Sabine Kehm (ehemalige Journalistin bei der "Welt"), alle Versuche, Informationen zu erhaschen, stets erfolgreich abzuwehren. Es gibt keine Bilder,  keine Video, oder Aufnahmen von Drohnen oder Helis des Verunfallten. Auch die verschiedenen Versuche, auf illegale Weise zu Bildern oder detaillierten Angaben über den gesundheitlichen Zustand Schumis zu  kommen, schlugen fehlt. Es gab nur wenige, die den Patienten besuchen konnten. So beispielsweise Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des papstlichen Hauses im Vatikan unter Papst Fransziskus und Privatsekretär des emeritierten deutschen Papstes Benedikt, hat die Rennfahrer-Legende einmal  in seinem Haus in Gland bei Genf (Schweiz) besuchen dürfen. In "Bunte" berichtet er  über die bewegende Begegnung im Sommer 2016. Ob er tatsächlich Details vom Aussehen Schumis verraten hat, sind umstritten.  Jedenfalls ist ihm heute der Zutritt verwehrt.

Warum brachte es der Familienclan fertig, dass Michael Schuhmacher so lange ungestört sein Privatleben geheim halten konnte? Bekanntlich schürt  das Abblocken jeglicher Information die Gerüchteküche. Paparazzis werden aktiv.

Deshalb raten Medienberater,   in heiklen Situationen die Information bewusst zu führen und die Medien transparent und selektiv zu bedienen. Kommunikationsfachleute konnten bei Schumi davon ausgehen, dass sich die strikte Abschottung langfristig rächen werde.

In diesem Fall ging jedoch die Rechnung der Medienberater  nicht auf.

Der Schuhmacher Klan punktete mit der strikten Informationssperre.

Weshalb dieser ungewöhnliche Erfolg?

- Die Familie Schuhmacher hatte genügend Geld, Schumi rund um die Uhr zu bewachen und zu beschützen. Das kostet Summen und erfordert viel Personal.

- Jeder Journalist wusste : Wenn er ein Bild des Promis unerlaubterweise publizieren würde, ist mit einer Millionenklage zu rechnen. Diese Kosten können grösser sein, als der Gewinn mit der illegalen Photo in  einer exklusiven Auflage. Dies schreckt ab. Es ist gut vorstellbar, dass allfällige Angebote von Bildern des Patienten von Verlagen stets abgeleht worden sind, so wie eine heisse Kartoffel.  Nach einigen Fällen - ich erinnere an den Fall Ringier/Borer - kam es zu einem Vergleichen mit enormen Kosten. Solche Fälle wirken nachhaltig.

- Die Bezugspersonen, vor allem die Aerzte und Therapeuten. Alle hielten sich bislang  strikte an das interne Stillhaltabkommen.

Die Antowort auf die  meistgestellte Frage um den siebenfachen Weltmeister und 91-fachen GP-Sieger kennen heute nur wenige  und diese sind alle  vertraglich verpflichtet, nichts an die Öffentlichkeit zu tragen.
Dennoch wurde zwischen den Zeilen gelesen.  Hypothesen und Vermutungen  machten die Runde.

 


Ich zitiere BLICK:

Nie dementiert wurde bislang die Tatsache, dass Schumi bei jedem GP vor dem Fernseher sitzt und keine Regung zeigt. Dazu soll er unregelmässig undefinierbare Laute von sich geben.
Nun, es ist in der Politik, beim Film und TV sowie in der Musik noch kein Fall aufge­treten, bei dem die Öffentlichkeit über einen erkrankten Superstar nichts erfährt.
Doch bei Schumi, der im GP-Zirkus 17 schwere Unfälle unter anderem mit einem Beinbruch (Silverstone 1999) überlebte, ist alles anders.

FAZIT: Der Erfolg der Medienkommunikation im Fall Michael Schuhmacher wird wohl eine grosse Ausnahme bleiben. Jedenfalls kenne ich keine analoge Geschichte in dieser Dimension. Doch ist das Ende der
Abschottungsphilosophie des Schuhmacher Clans  nicht abgeschlossen. Es ist damit zu rechnen, dass früher oder später doch noch  mehr an die Oeffentlichkeit gelangt. Kaum jemand glaubt nämlich an eine  Genesung des berühmten Formel 1 Piloten, der zahlreiche Unfälle überlebt hat. Ein Erfolg im Genesungsprozess wäre bestimmt sofort publiziert worden. Es ist wohl richtig, heute den Patienten  in Ruhe zu lassen, wenngleich sich alle Fans  in der Phantasie unschöne Bilder  ihres Helden ausmalen, über die niemand etwas erfahren darf.



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