Freitag, 12. April 2019

Lutz Jäncke zur Ueberflutung des Gehirns mit Reizen

IMG.jpgDas Gehirn der Menschen wird langsamer

Im Gegensatz zur künstlichen Intelligenz, die in Computern immer schneller wird, wird unser Gehirn seit 1990 immer langsamer. Dies im Gegensatz zu jenen Generationen, die fast das ganze  20. Jahrhundert ständig schlauer wurden. Diese ständige Zunahme hat der Wissenschafter James Flynn entdeckt. Er hatte den Intelligenzquotienten der Menschen in den Industrienationen gemessen und verfolgt. Seit 1990 sinkt jedoch dieser Quotient. Die Wochenzeitung "Die Zeit" hat jüngst dieses Phänomen analysiert und eine Erklärung gefunden. Die digitalen Reizen würden das Gehirn ständig ablenken und dadurch unsere Konzentration durchbrechen. Die Schaffhauser Nachrichten (Ausgabe vom 11. April 2019) hat beim Neuropsychologen Lutz Jäncke nachgefragt.
In einem lesesnwerten Interview hält  es der Hirnforscher für gefährlich, zu sagen, die Menschen werden insgesamt intelligenter oder dümmer. Die IQ-Testwerte hält er in diesem Zusammenhang für weniger relevant, denn die Intelligenztest haben sich über diese Zeiträume stark verändert und sind nicht  unmittelbar vergleichbar. Zudem hat sich die Bildung laufend verbessert.
Der Rückgang der IQ-Werte könnte auch durch Messprobleme erklärt werden. Zudem messen die Tests nicht unbedingt die genetisch bedingte Intelligenz.

Doch sieht Jäncke ein grosses Problem des Internets mit der immensen Flut von Reizen, die uns vom fokussierten Denken ablenken. Wer die Fertigkeiten, wie Konzentration und Selbstdiziplin nicht trainiert, kann bei einem Test durchaus schlechter abschneiden.
Wir wissen heute, dass Menschen, die oft multimedial unterwegs sind, nicht besser werden im  Multitasking, sondern sogar schlechter!
Wir haben dasselbe Gehirn schon der Homo sapiens vor 45 000 Jahren. Multitasking beherrschen wir nicht gut und können es auch kaum lernen. Mit den heutigen Reizen sind wir überfordert.
WIR MUESSEN UNSEREN KINDERN BEIBRINGEN, SICH AUF DAS WESENTLICHE ZU KONZENTRIEREN.
Es geht nicht darum, nur noch zu lesen, statt zu surfen. Entscheidend ist, fokussiert bei EINER Tätigkeit zu bleiben und nicht ständig zwischen verschiedenen Tätigkeiten hin und her zu wechseln.
Intelligeznforscher sind sich nicht einig, ob sich Intelligenz trainieren lässt. Eine Reihe von Arbeiten zeigen, dass due Leistungen von Intelligenztests zunehmen, wenn man sie übt. Interessanter wäre es, wenn man die Effektivität des Gehirns mit biologischen und neurowissenschafftlichen Methoden untersuchen würde.
Forscher haben erkannt, dass ca. 70% der Intelligenz vererbt  und 30 % durch die Umwelt bestimmt wird. Ich sehe den Zusammenhang viel komplexer.
Die Entwicklung des Gehirns hängt davon ab, wieviel Stimuli es  in der Kindheit erlebt. Je weniger anregend die Umwelt ist, desto weniger entfaltet sich das Gehirn. Sehen, hören, riechen das ist wichtig.
Nicht die digitale Welt ist das Problem, sondern der Umgang damit. wir müssen  vermeiden, dass unsere Kinder mit zu vielen Reizen abgelenkt werden. Von klein auf müssen wir lernen. an einer Sache dran zu bleiben. Wenn jemand  mehrere Dinge  gleichzeitig tut, nimmt die Aufmerksamkeitsspanne ab.
Im Gegensatz zu alten Erkenntnissen, kann unser Gehirn bis 20 Minuten vor dem Tod lernen.
Wichtig ist, dass wir  bis ins hohe Alter geistig, körperlich und sozial aktiv bleiben. Blutdruck und Blutzuckerspiegel gilt es im Griff zu behalten. Alles ander ist mehr oder weniger sekundär.

Unser Gehirn ist für den direkten, echten Austausch konstruiert.

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KOMMENTAR:

Wer die neusten Erkenntnisse ernst nimmt, müsste diese auf den Alltag übertragen.
Ich frage mich, ob die Schule nicht den falschen Weg beschritten hat, wenn das Verweilen an einer Tätigkeit verpönt ist und ABWECHSLUNG gross geschrieben wurde. Welcher Lehrer lässt die Kinder noch längere Zeit still lesen, oder zeichnen oder sich in eine Arbeit länger zu vertiefen. Ich behaupte, dass sich bereits beim Spielen die Basis für  das konzentirete Arbeiten entwickelt. 
Ferner erstaunt es mich immer wieder, wie wenig Eltern sich bewusst sind, dass sich  bereits beim Kleinkind das Gehirn mit Stimulis rascher entwickelt.
Wahrscheinlich würden nicht mehr so viele Kleinkinder einer fremden Betreuungsperson anveertrauen, die lediglich darauf bedacht sind, die Kinder wohlbehalten wieder abgeben zu können.
Immer wieder sehe ich Grosskinderwagen mit sechs bis acht Kinder, die durch die Stadt gekarrt oder durch Einkaufszenter gestossen werden. Alles ist gut organisiert. Doch sprechen meist nur die Betreuerinnen miteinander (ist interessanter). Die direkte Kommunikation mit den Kindern fehlt. Die meisten leiblichen Mütter reden aber bereits mit den Säuglingen, obschon sie nicht antworten können, stellen Fragen oder machen Kleinkinder auf Beobachtungen im Alltag aufmerksam. Wenn sich die Verbindungen im Gehirn  bereits in den ersten Jahren entwickeln, würde ich als Mutter oder Vater den eigenen Nachwuchs nicht so leichtfertig durch eine fremde Person betreuen lassen.
Lutz Jäncke macht auch den älteren Menschen Hoffnung.
Er weist darauf hin, dass die Aktivität im Alter wichtig ist und es falsch ist, sich gehen zu lassen und nichts mehr zu lernen. Aktiv heisst: Denken, lernen schreiben,lesen, Bewegung, Gespräche, spziale Kontakte.





 

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