Mittwoch, 19. Dezember 2018

NEBEL - aus der Sicht der Poeten

Bildergebnis für NEbel 

Begrenztes Licht

Der Nebel hat alles
in seine Totenwäsche geschlagen das Wasser
Bricht durch Fenster und Türen es treibt
Meine Schätze davon die Deckel aufgeklappt
Als wäre es Plunder des Nebelhorn
Spielt seine tragische Weise
Eine Weile schwimmen Gäbelchen Erstausgaben
Die selbstgefällige Dielenuhr mit einem
Zeitgefühl das schon lange nicht mehr
Intakt ist und die geputzten Blumenzwiebeln
Allen voran die Morgen- und Abendgrüsse
Unserer Hände sieben Jahre unter dem
Dachfirst gestapelt sie sinken
Ins schwarze dampfende Wasser.
Es ist schön über den Dingen stehn
Wenn die Flut ansteigt.
Dieser trübe Nebel von Jahren.
All diese Jahre voll Nebel.
(Sarah Kirsch 1935-2013, deutsche Schriftstellerin)



Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen;
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
(Eduard Mörike)


Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
(Theodor Storm)

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
(Hermann Hesse)

Nebel

Du trüber Nebel hüllst mir 

Das Tal mit seinem Fluß,
Den Berg mit seinem Waldrevier,
Mit jedem Sonnengruß.
Nimm fort in deine graue Nacht
Die Erde weit und breit,
Nimm fort was mich so traurig macht,
Auch die Vergangenheit.

(Nikolaus Lehnau)

KOMMENTAR:
In der Rhetorik spielt der Nebel ebenfalls eine Rolle.
Aussagen werden von Politikern gerne vernebelt.
Auch dermatologisch: Nebel ist natürliche Hautpflege.
Sowie optisch: Nebel bereichert die Welt mit Abwechslung.
Farben sind gedämpft mit Nuancen in Grau, Silber und Anthrazit.

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