Samstag, 18. November 2017

Jamaika-Metaphern (Quelle SPIEGEL): Wortspielerei ohne dass die Bilder stimmen?

 Was finden Sie zu folgenden Vergleichen?

"Ich würde sagen, es zieht gerade ein Hurrikan auf über Jamaika."
FDP-Vize Wolfgang Kubicki am Mittwochabend - 24 Stunden vor dem angepeilten Ende der Sondierungsgespräche.
 


"Ohne eine Begrenzung der Zuwanderung wird Jamaika eine Insel der Karibik bleiben, aber auf keinen Fall eine Koalition in Berlin werden."
Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag, zur Migrationsdebatte.
 

"Es wird immer klarer, Jamaika wird keine Lustreise, (...) und einige Expeditionsteilnehmer haben den Kompass noch nicht richtig eingestellt."
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer am Mittwoch über den Start in die letzten zwei Tage der Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition
 


"Ich weigere mich, diese Regierung Jamaika zu nennen. Jamaika ist ein wunderbares Land, und die Jamaikaner sind vor allem für ihre Schnelligkeit bekannt."
SPD-Chef Martin Schulz erklärt, warum er eine mögliche schwarz-gelb-grüne Koalition lieber "Schwampel" nennt.
 


"Wenn dies nicht gelingt, dann könnte Jamaika das traurige Schicksal von Südsee-Inseln ereilen: Sie gehen unter."
Der Grünen-Sondierer Oliver Krischer zur Bedeutung einer Verständigung bei den Klimazielen in den Sondierungsgesprächen.
 


"Die Jamaikaner schippern ohne Kompass auf der See, kreuzen dieses und jenes Thema, aber wissen nicht, wo sie Anker werfen wollen."
Andrea Nahles, Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, über die Sondierungsverhandlungen.
 


"In Jamaika stehen nicht nur Sonnenliegen. Da kann es auch mal Sturm geben, und deshalb haben alle ihre Regenjacken dabei."
Die rheinland-pfälzische CDU-Politikerin Julia Klöckner meldete sich zwischendurch ebenfalls zu Wort.
 


"Die Segel sind gesetzt, wir kommen ein Stück voran, und ich würde mir insgesamt von allen Seiten noch mehr Rückenwind wünschen."
Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner über die zähen Verhandlungen.
 


"Wir sind massiv in Verzug. Und erst beim Studium der Reisekataloge, nicht beim Buchen von Flugtickets."
Wenn es inhaltlich stockt, war bislang immer einer zur Stelle: Andreas Scheuer.
 


"Es gab gestern Maultaschen und Hackbällchen, aber wir waren noch nicht bei Ackee Saltfish und Jerk Chicken."

Der CSU-Politiker kennt sich offenbar auch in der jamaikanischen Landesküche aus.
 


"Jamaika ist eine Insel. ... Wenn man auf einer Insel immer geradeaus geht, geht man im Kreis."
Wolfgang Kubicki zur Lage der Sondierungen am 7. November.
 


"Das wird nicht geprägt sein von Reggae und Bob Marley und irgendeinem lässigen Style. Sondern es wird ein sehr schweres Stück Arbeit."
Andreas Scheuer zu Beginn der Sondierungsgespräche.



"Von 8500 Kilometern nach Jamaika haben wir die ersten 75 hinter uns."
Und nochmal Scheuer: Der CSU-Politiker war seit Beginn der Verhandlungen unangefochten der ungekrönte Meister der schiefen Metaphern.
 

KOMMENTAR:
Metaphern können wertvolle Verständlichkeitshelfer sein.
Doch dürfen sie nicht zum Selbstzweck verkommen und schief in der Landschaft stehen.
Es gibt immer wieder konstruierte, völlig abstruse Bilder, beispielsweise:
"Der Zahn der Zeit wird später Gras über diese Wunde wachsen lassen."
Beobachtungsaufgabe: Welche  der zitierten Metaphern sind für Sie stimmig?
Welche völlig daneben oder nichtssagend?

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