Freitag, 10. November 2017

Ich zitiere aus Hubmann und Beratung:



Viele Schlüsselworte, wie Selbstkritik, Selbstmanagement, Selbstbeurteilung,Selbsterkenntnis, Selbsterfahrung, Selbstsicherheit, Selbstkompetenz, Selbstmotivation, Selbstbestimmung, Selbstverantwortung, Selbstregulierung verdeutlichen, dass wir nicht immer auf Berater angewiesen sind und viel mehr selbst tun können, um uns zu verbessern. 




Es gibt bewährte, hilfreiche Werkzeuge, die uns befähigen, uns selbst zu managen, im Beruf, in den Beziehungen, in der Kommunikation, im ganzen Leben. Die Fähigkeit, an sich selbst zu arbeiten ist lernbar. Das Wort Selbst kommt vom griechischen «Autos». Was aber nicht heisst, dass wir die angestrebte Selbstkritikfähigkeit oder die wichtige Selbstbeurteilung automatisch umzusetzen verstehen. Es ist jedoch erstaunlich, wie gut wir unser Umfeld, die Mitmenschen oder unser Team beim Verbesserungsmanagement – auch ohne Berater – nutzen können. Nachfolgend einige der wichtigsten Erkenntnisse des Selbstcoachings – als Antworten auf die Frage: Wie verbessere ich mich selbstständig?

1. Eigene Stärken und Schwächen kennen 
Wer sich selbst kennt, kann sich besser einschätzen und ist auch motiviert, sich selbst zu verbessern. Die Konfrontation mit dem eigenen Ich – vor allem dank des «Spiegelns» (Tonband, Video, Hofnarr, offene Rückmeldungen) – führt zur Selbsterfahrung (Wie wirke ich auf andere? Was stört andere?). Nur so kann ich meine Stärken «stärken» (festigen) und meine Schwächen «schwächen» (reduzieren).
2. Selbstbeurteilung führt zur Selbstmotivation 
Wer bereit ist, sich selbst zu verbessern, verzichtet auf Selbstschutzbehauptungen und Rechtfertigung. Es lohnt sich, bei Mitarbeiter- und Beurteilungsgesprächen oder Analysen immer mit der Selbstbeurteilung zu beginnen. In einem privaten Gymnasium habe ich erlebt, wie die Schülerinnen in einem halben Jahr befähigt wurden, ihre eigene Leistung selbst treffend zu beurteilen. Erstaunlich war für mich, wie sie innert weniger Monate gelernt hatten, die Balance zu finden zwischen Selbstüber- und -unterschätzung. Im Alltag mangelt es leider vielfach an der Fähigkeit, sich selbst zu beurteilen. Viele Berater und Ausbilder können bestätigen, dass die Selbstkritikfähigeit eine wichtige Voraussetzung ist, um effizienter zu lernen und sich weiter zu entwickeln.
3. Sei Du selbst
Das Ziel, sich selbst zu bleiben, ist keine triviale Hohlformel. Obschon die Formel einfach klingt, ist sie im Alltag vor allem in schwierigen Situationen (bei Überraschungen oder Stresssituationen) nicht leicht umzusetzen. Bei Medienauftritten oder Präsentationen spielen wir uns leider allzu gerne etwas vor. Wer gelernt hat, auch unter Druck er selbst zu bleiben, hat etwas vom Wesentlichen bei Überzeugungsprozessen erfasst.
4. Für Probleme, die der Partner, der Untergebene oder der Vorgesetzte verursacht,muss er selbst eine Lösung finden.
Täglich stellen wir im Alltag, in der Ehe, in Schulen oder Betrieben fest, dass bei Problemen von «oben» vorschnell Ratschläge erteilt werden, die leider oft als Schläge empfunden werden, anstatt den Teamkollegen oder den Partner (als Problemverursacher) zu fragen, wie er selbst das Problem lösen würde. Wer eine Lösung selbst sucht, wird diese selbst dann besser finden als die aufgezwungene, auch wenn die selbst gefundene (vielleicht komplizierte) Lösung mit einem Umweg verbunden sein sollte. Vorgesetzte sehen sich bei Problemen zu oft in der Rolle einer «Geburtshelferkröte». Ist jemand beispielsweise ständig verspätet, sollte er selbst herausfinden, wie er künftig pünktlich sein könnte. Nicht der Vorgesetzte muss den Weckdienst organisieren. Eine Lehrerin, die einen Schüler dazu gebracht hatte, selbst eine Lösung zu finden, damit er künftig pünktlich erschien, intervenierte nicht, als das Kind eine komplizierte Vorrichtung gebastelt hatte, die ihm Wasser auf den Kopf träufelte. Diese eigene Lösung des Problems – wenngleich nicht ideal – führte zum Erfolg.Der Problemverursacher akzeptierte seinen selbstgefundenen Vorschlag, dasgewünschte Ziel wurde damit rascher erreicht und der Schüler in seinem Selbstbewusstsein gestärkt.
5. Empowerment erhöht die Selbstbestimmung
Mit Empowerment sind nach Wikipedia Strategien und Massnahmen gemeint, die geeignet sind, den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften zu erhöhen und die es ermöglichen, Interessen eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten und zu gestalten. Empowerment bezeichnet dabei sowohl den Prozess der «Selbstbemächtigung» als auch die professionelle Unterstützung der Menschen, ihr subjektives Gefühl der Macht- und Einflusslosigkeit zu überwinden und ihre Gestaltungsspielräume und Ressourcen wahrzunehmen und zu nutzen. Wörtlich übersetzt bedeutet Empowerment Ermächtigung oder Bevollmächtigung. Der Begriff Empowerment wird auch für einen erreichten Zustand von Selbstverantwortung und Selbstbestimmung verwendet; in diesem Sinn wird im Deutschen der Begriff Empowerment gelegentlich auch als Selbstkompetenz bezeichnet – ich lerne, meine eigene Strategie zu verfolgen. Begriffe wie Selbstverantwortung, Selbstregulierung kennen wir auch beim Resilienztraining (Training, das uns hilft, Niederlagen zu überwinden; Prinzip des «Wiederaufstehmännchens»). Es geht um die Fähigkeit der Selbstführung (ich verweise auf den ALPHA-Beitrag vom 21.4.12 von Annette Rath). Selbstbestimmung fördert auch das Selbstbewusstsein und das Alleinstellungsmerkmal – die USP (Unique Selling Proposition), das Merkmal, das Sie als einzigartig von allen anderen unterscheidet.
6. Selbstcoaching mit richtigen Bildern fördern
Oft sind wir auf uns selbst angewiesen. Passende Bilder können uns positiv steuern, die Visualisierung kann unsere Lernprozesse bei Verhaltensverbesserungs-prozessen beschleunigen. Bilder können uns ohne fremdes Zutun beeinflussen. Ein Coach, der nach dem Prinzip «Hilfe zur Selbsthilfe» arbeitet, ist fähig, dem Coaché Lernbilder zu vermitteln, die ihn befähigen, selbst an sich zu arbeiten. Wenn es dem Berater gelingt, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, erreicht er schnellere und nachhaltigere Verbesserung. Ich habe jahrelang mit Spitzensportlern gearbeitet und dabei festgestellt, dass die Mentaltrainer und Coaches ihren anvertrauten Athleten Lernbilder mitgaben, die geholfen haben, im Wettkampf selbstständig die richtige Stimmung abzurufen. Selbstcoaching heisst eigentlich: Sich (ein-) bilden. Bilder überzeugen mehr als Worte. Nur Worte, die Bilder auslösen, wirken nachhaltig. Diese Erkenntnis wird bei Argumentations-, Überzeugungs- und vor allem bei Beeinflussungsprozessen (Werbung,Motivation) genutzt. Wer Kleinkindern beim Spielen zuschaut und wer Gelegenheit hat, Kindern im Vorschulalter Geschichten bildhaft zu erzählen, stellt immer wieder fest, wie rasch sie sich in die vermittelten Phantasiebilder hineinversetzen können. Ich habe im Studium erlebt, wie ein Patient mit Hypnose behandelt und dank suggestiver Bilder in den gewünschten Zustand versetzt wurde. Bei Bildungsprozessen spielen Lernbilder eine zentrale Rolle, wenn es darum geht,Abläufe, Einstellungen oder Verhaltensweisen selbst zu verbessern. Leider sind sich viele Ausbilder zu wenig bewusst, dass sie den Lernenden das passende Lernbild vermitteln sollten. Ein guter Ausbildner ist im Grunde genommen keine Lehrperson, die den Lernenden Bilder aus den Köpfen nimmt, sondern die ihnen passende Lernbilder vermittelt (sie einbildet), damit die Lernenden die Lernprozesse selbst festigen können.
Fazit: Oft ist es nicht fehlendes Wissen, sondern reine Bequemlichkeit, Probleme oder Fragen selbst, d.h. aus eigenem Antrieb und durch eigene Mühen zu lösen. «Selbst ist der Mann» gilt nach wie vor – und zwar für Frauen und Männer. Entscheiden auch Sie nach dieser Lektüre selbst, welche der erwähnten Impulse für Sie sinnvoll sein könnten .Die Erkenntnis, bei den Mitarbeitern die entsprechende Selbstmotivation anzuregen und zu vertiefen, dem Lernenden zur Selbsterkenntnis zu verhelfen, sollte das Ziel jedes Vorgesetzten sein.
  
(*) Marcus Knill (www.knill.com) ist Experte für Medienrhetorik und analysiert und coacht seit Jahren Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Bildung. Er ist in der Öffentlichkeit bekannt als Autor der virtuellen Navigationsplattform www.rhetorik.ch

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