Aus SZ
Die Info-Lawine
Ständig neue E-Mails und Faxe, dazu Stapel von Post: Wie man die tägliche Informationsflut eindämmt.
Papierberge bewegen sich wie Wanderdünen über den
Schreibtisch, Mail-Ordner wachsen ins Monströse - viele Menschen können
die Informationsmengen, die sich an ihrem Arbeitsplatz ansammeln, nicht
bewältigen. Der Schweizer Kommunikationsberater Marcus Knill sucht
nach Abhilfe.
SZ: Poststapel, Mailbox, Faxflut - wie viel Zeit verbringen Büroarbeiter täglich mit dem Sichten von Information?
SZ: Einen hohen Anteil hat die interne Firmenkommunikation. Wie lässt sich die hausgemachte Flut eindämmen?
Knill: Indem man zuerst eine
Bestandsaufnahme macht. Wo und wie wird informiert? In Sitzungen, per
E-Mail, in der Hauszeitung, auf Charts? Dann sollte man sich fragen, ob
alle Informationen bei denen landen, die sie betreffen. Man hört ja auch
immer wieder von Mitarbeitern, die sich nicht ausreichend informiert
fühlen und darüber klagen, etwa von anstehenden Veränderungen im Betrieb
aus der Presse erfahren zu haben.
SZ: Aber es geht ja eher um das Zuviel.
ABSOLVENTENSTUDIE 2017 GEN Z RISING"
Die Kinder der IT-Revolution erobern die Arbeitswelt
SZ: Ist es denn nicht nachvollziehbar, dass eine Assistentin E-Mails lieber an alle weiterleitet, als sie mühevoll zu bewerten und zuzuordnen?
Knill: Information ist Chefsache. Ein gutes Informationsmanagement muss von höchster Stelle eingeleitet werden. Ein funktionierendes Intranet wirkt zum Beispiel Wunder. Allerdings muss man bereit sein, jemanden zu benennen, der sich ausschließlich mit dem Selektieren, Dosieren und Reduzieren von Nachrichten beschäftigt.
SZ: Wie luxuriös.
Knill: Rechnet sich aber, weil es Zeit spart. Wir haben gerade eine Firma beraten, die eine Viertelstelle für Informationsmanagement eingerichtet hat. Der neue Mitarbeiter hat das Informationssystem so strukturiert, dass jetzt alle Kollegen die Nachrichten, die für sie wirklich wichtig sind, selber einholen müssen. Dazu können sie sich an Stellen bedienen, die im Intranet oder am Schwarzen Brett eigens für ihre Bedürfnisse eingerichtet sind. So entsteht gezielte Information anstelle von überbordender Quantität, die auf Dauer ja sogar desinformiert, weil es für den Empfänger immer schwieriger wird, Zusammenhänge zu erkennen.
SZ: Dass Informationsmanagement betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, leuchtet ein. Wie aber überzeugt man einen Mitarbeiter, der es womöglich genießt, sich hin und wieder zu verzetteln?
Knill: Ein guter Betrieb bringt seine Leute dazu, dass sie sich nicht langweilen wollen. Außerdem: Gute Information macht mehr Lust als schlechte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen