Nur schon ein Terrorist ist zu viel
"Es sind nur ganz wenige, die Anschläge ausüben",
wird immer wieder moniert. Daraus könnten wir folgern: Bauschen wir doch die Terroranschläge nicht auf.
Es gilt aber zu bedenken. Schon ein einzelner Terrorist kann als lebende Bombe in unserer zivilisierten Gesellschaft verheerende Schäden anrichten.
Es ist gefährlich, mit Vergleichendie Gefahr fanatischer Einzeltäter zu bagatellisieren.
Der jüngste Anschlag in London wurde auch von einem Einzeltäter ausgeübt. Nicht die grosse Zahl der Terroristen muss uns zu denken geben. Nur schon EIN Täter ist zu viel.
(Zitat NZZ) Selbstverständlich sterben mehr Menschen an Autounfällen als an Terroranschlägen. Es sind ja viel mehr Autos als Terroristen auf den Strassen unterwegs.
Auch
der Vergleich zwischen Opferzahlen in europäischen und
nicht-europäischen Ländern ist nicht hilfreich. Denn zu wissen, wie
viele Tote der Terror im Irak gefordert hat, sagt noch nichts darüber
aus, wie wir auf eine mögliche Gefahrsituation in der Schweiz reagieren
sollen.
Um
Zahlen vergleichen zu können, müssen wir sie miteinander vergleichbar
machen. Ansonsten bleibt der Erkenntnisgewinn aus. Was lernen wir aus
der Tatsache, dass der Terror in Europa weniger Menschenleben fordert
als Autounfälle, Blitzschläge oder verschluckte Fischgräten?
Dass Autos und Fischgräten gefährlicher sind als Terroristen? Gilt das
pro Jahr beziehungsweise verspeiste Gräte oder hochgerechnet auf alle
Ereignisse? Und bedeutet das im Umkehrschluss, dass sich ein
zugfahrender Vegetarier mehr vor dem Terror fürchten sollte als ein
fischliebender Autonarr?
Natürlich nicht. Selbst wenn die Vergleichszahlen stimmen – und das tun sie im Falle der Fischgräte schon mal nicht
– wird hier ein allzu simpler Ansatz gewählt, um Wahrscheinlichkeiten
zu berechnen: Anzahl Tote geteilt durch Gesamtbevölkerung – fertig ist
das Sterberisiko durch Terroranschläge, Blitzschläge oder Fischgräten.
Eine reine Milchbüchleinrechnung.
Selbstverständlich
sterben mehr Menschen an Autounfällen als an Terroranschlägen. Es sind
ja viel mehr Autos als Terroristen auf den Strassen unterwegs. Auch Blitze schlagen häufiger ein,
als Autobomben gezündet werden. Und jeder von uns würde wohl lieber
einen besonders grätigen Fisch verspeisen, als ein Rendezvous mit einem
Terroristen zu haben.
Vielen
Risiken können wir kontrollieren. Ein Forstwart wird eher von
einem Baum erschlagen als ein Bankangestellter. An einem Motorradunfall
stirbt nur, wer Motorrad fährt. Auf dem Trockenen ist noch niemand
ertrunken.
Bei
einem Terroranschlag gibt es aber kaum Möglichkeiten zur individuellen
Vorbeugung. Zumindest nicht, ohne massive Einbussen der eigenen
Lebensweise in Kauf zu nehmen.
Ethik und Recht unterscheiden klar zwischen vorsätzlicher Schädigung und Unfall; zwischen Ereignissen höherer Gewalt und menschlicher Niedertracht. Diese Unterscheidung wird ausgeblendet, wenn man einen terroristischen Anschlag mit dem Verschlucken einer Gräte vergleicht.
Egal,
um welche politische Frage es geht: Wir dürfen Zahlen nicht für sich
selber sprechen lassen, sondern müssen ihnen immer einen
gesellschaftspolitischen Wert zuweisen. Ansonsten stiften wir
Verwirrung, anstatt Klarheit zu schaffen.
Nur schon ein Täter ist zu viel.
Nur schon ein Täter ist zu viel.
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