Mittwoch, 28. Dezember 2016

Bundesräte schätzen erfahrene SRF Leute als Kommunikationsprofis

Kommunikation ist ein Kerngeschäft für Bundesräte

 
Die früheren SRF-Moderatoren Peter Minder (l.) und Urs Wiedmer arbeiten in Toppositionen für die SVP-Bundesräte Ueli Maurer und Guy Parmelin. Peter Mosimann
Wenn sich ein Skandal anbahnt, schirmen sie ihre Bundesräte rigoros ab. Wenn ein Schweizer Sportler eine Medaille gewinnt, schieben sie ihre Chefs ins Rampenlicht. Die Kommunikationschefs der Departemente ziehen im Vorzimmer der Bundesrätinnen und Bundesräte die Strippen und versuchen die öffentliche Meinung über ihre Chefs zu steuern. Kaum ein Beamter ist täglich so nahe an den Magistraten dran wie die Kommunikationsprofis.

«Den Journalismus zu verlassen, habe ich nie bereut»

Die Pressechefs koordinieren Interviews und versuchen manchmal, Journalisten einen kritischen Artikel auszureden. Viele sprechen dann mit Ex-Kollegen. Denn wie die meisten der Hunderten von Kommunikationsbeamten haben auch viele Bundesratssprecher früher als Journalisten gearbeitet.





«Ein grosses Problem habe ich mit Indiskretionen aus der Verwaltung. Dahinter stecken fast immer Absichten, die ein Geschäft beeinflussen wollen», sagt Minder. 
«Ein grosses Problem habe ich mit Indiskretionen aus der Verwaltung. Dahinter stecken fast immer Absichten, die ein Geschäft beeinflussen wollen», sagt Minder.  Peter Mosimann
Darunter finden sich bekannte Gesichter: Ausgerechnet die beiden SVP-Bundesräte setzen auf SRG-Expertise. Der langjährige TV-Sportreporter Peter Minder wechselte vor fünf Jahren vom Service public zum Service Bundesrat und wurde Sprachrohr von Finanzminister Ueli Maurer. Und Urs Wiedmer, der vor kurzem noch die «Arena» moderiert hat, spricht seit einem Jahr für Sportminister Guy Parmelin.
Den Ex-Leutschenbach-Mitarbeitern gefällt ihre neue Aufgabe. «Den Journalismus zu verlassen, habe ich nie bereut», sagt Minder. Wiedmer äussert sich genauso.


Urs Wiedmer: «Normalerweise beginne ich gegen sieben Uhr und gehe erst spätabends nach Hause. 80-Stunden-Wochen sind keine Seltenheit. »
Urs Wiedmer: «Normalerweise beginne ich gegen sieben Uhr und gehe erst spätabends nach Hause. 80-Stunden-Wochen sind keine Seltenheit. » Peter Mosimann
Sie sind sich auch einig, dass Sprecher von ihren journalistischen Erfahrungen profitieren können. «Ich kenne den Druck, unter dem Journalisten stehen. Dieses Verständnis hilft, um professionell zusammenzuarbeiten», sagt Minder.
Urs Wiedmer glaubt, die Fragen der Journalisten im Vorfeld von Pressekonferenzen gut antizipieren zu können. So könne er seinen Chef ideal vorbereiten.

«Ich habe den Wechsel vom Journalismus in die Kommunikation nie bereut», sagt Ex-«Arena»-Mann Wiedmer.
«Ich habe den Wechsel vom Journalismus in die Kommunikation nie bereut», sagt Ex-«Arena»-Mann Wiedmer. SRF
Der Parmelin-Sprecher sieht in seinem neuen Job auch Parallelen zum Journalismus. «Meine Aufgabe ist immer noch die gleiche: Ich gebe Informationen weiter, jetzt einfach auf eine andere Art.»

«Wenn es etwas zu sagen gibt, sagen wir es auch»

Tatsächlich aber sagen die beiden wie ihre Berufskollegen manchmal: nichts. Dem latenten Vorwurf der Desinformation tritt Minder aber entschieden entgegen. «Wenn es etwas zu sagen gibt, sagen wir es auch. Schweigen müssen wir, wenn Prozesse intern noch laufen.»

BLICK unterhielt sich im Dezember beim Fraktionsessen der SVP im Berner Kursaal mit Minder und Wiedmer.


Die Information der Öffentlichkeit sei ohnehin nur ein kleiner Teil ihrer Aufgaben, sagen beide. Minder schätzt den Anteil auf zehn bis 20 Prozent. Seine Hauptaufgabe sei die Koordination zwischen den Ämtern.

«Ich musste mich politisch nie verbiegen»

Doch wie stehen Wiedmer und Minder dazu, dass sie für Bundesräte einer Partei arbeiten, die ihre ehemalige Arbeitgeberin immer wieder beschimpft? Und: Teilen sie die politischen Positionen ihrer Chefs?
«Ich bin Teil der Verwaltung, nicht der politischen Auseinandersetzung», so Minder. Er werde sich nie politisch zu Finanzthemen äussern. Und Wiedmer sagt: «Ich bin dem Departementschef verpflichtet und meinem Chef gegenüber absolut loyal. Ich musste mich noch nie verbiegen, bin aber parteipolitisch unabhängig.»

KOMMENTAR: Nicht alle Journalisten sehen es gerne, wenn die Kollegen ihre Fronten wechseln und als besser bezahlte Kommunikationschefs und Pressesprecher zu der Regierung, zu Banken oder zu Firmen wechseln. Gewissen kritischen Aeusserungen von Journalisten entnehme ich immer wieder  Unmut, weil der Kollege die Seite gewechselt hat und nun gleichsam die Gegenseite untersützt. Ich finde es richtig, wenn Profis geholt werden, die wissen, wie kommuniziert werden muss und auch das entsprechende Netzwerk haben.
Profis garantieren, dass transparent und mediengerecht kommuniziert wird.
Nach meinem Dafürhalten müssen die persönlichen Berater auch wissen, wie man die CEOs und Magistraten coacht.
Ich habe deshalb in den letzten Jahren einige Journalisten  in  massgeschneiderten, persönlichen Lehrgängen die Grundsätze des persönlichen Coachings vermittelt. (Train the trainer Ausbildung). Die Vermittlung meiner bewährten didaktischen, methodischen und lernpsychologischen Erkenntnisse wurden sehr geschätzt.

Keine Kommentare: