Samstag, 16. April 2016

Grenzen des guten Geschmacks

Pressefreiheit für "primitive Zote“?



Eine Zote ist für den Duden ein derber obszöner Witz, der gegen den guten Geschmack verstösst.
In Deutschland tobt zur Zeit ein Streit auf verschienen Ebenen über Jan Böhmermann und sein Schmähgedicht gegen Erdogan.
Wer es liest, muss sich die Frage stellen, ob primitiven Zoten auch geschützt werden müssen.
Es wurde im ZDF gesendet. Die Zeilen führten jedenfalls zu einer Auseinandersetzung auf diplomatischer Ebene und ist nun aus dem Ruder gelaufen.
Angela Merkel verbrennt sich die Finger, wenn   Böhmermann (als Satiriker) angeklagt wird.
Aber auch dann, wenn sie die beleidigenden Worte unter dem Segel „Medienfreiheit“ verteidigt.
Jedenfalls eine „No-win Situation“ für das politische Berlin.


Das ZDF hat die Passage im Archiv sofort gelöscht. Begründung: Der Text entspricht nicht den gängigen Qualitätsanforderungen.
Es gibt nicht wenige Kulturschaffende, die sich anderseits gegen jegliche Beschränkung der Satirefreiheit stark machen.
Damit sich das Publikum selbst ein Urteil fällen kann, muss ich leider das Gedicht an dieser Stelle wortwörtlich zitieren. Es geht mir nicht darum, den Text im Kontext zu beurteilen, sondern die Formulierung der Schmähkritik (Quelle FAZ).

Jan Böhmermann:

Schmähkritik

Sackdoof, feige und verklemmt,
ist Erdogan der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach
Döner,
selbst ein Schweinefurz riecht schöner.
Er ist der Mann, der Mädchen
schlägt,
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebste mag er Ziegen ficken,
(Unterbrechung 1)
Das wäre jetzt quasi eine Sache
die…

Ralf Kabelka: Nee(und schüttelt den Kopf)

Jan Böhmermann:

Kurden treten, Christen hauen,
und dabei Kinderpornos schauen.
Und selbst abends heisst
statt schlafen,
Fellatio mit hundert Schafen.
Ja Erdogan ist voll und ganz,
ein Präsident mit kleinem Schwanz.
(Unterbrechung 2)
Das ist eine Sache...

Ralf Kabelka: Das darf man nicht machen.

Böhmermann: Das darf man nicht machen.

Ralf Kabelka: Nicht Präsident sagen.

Böhmermann:

JedenTürken hört man flöten,
die dumme Sau hat Schrumpel-
klöten.
von Ankara bis Istanbul,
weiss jeder, dieser Mann ist schwul.
Pervers, zerlaust und zoophil
Recep Fritzl Priklopil.
Sein Kopf so leer wie seine Eier,
Der Star auf jeder Gangbang-Feier.
Bis der Schwanz beim pinkeln
brennt,
das ist Recep Erdogan, der türkisiche Präsident.

(Ende Zitat)

Fragen für die Leserinnen und Leser:
Müssen solche primitiven Texte  geschützt werden?
Darf Satire tatsächlich alles?
Gibt es nicht auch Grenzen  des guten Geschmacks?
Beantworten Sie diese Fragen jetzt für sich allein. Ihr Urteil?
Politiker, Juristen und Experten werden sich nun über diesen Text noch lange den Kopf zerbrechen.
Angela Merkel und ihre Berater sind jedenfalls nicht zu beneiden. Sie stecken alle in einem Dilemma.

NACHTRAG:

Alt-Bundesrat Leuenberger findet im BLICK Interview:

Selbstverständlich gehört zur demokratischen Auseinandersetzung das Gefecht mit Worten. Das Wort ist die Waffe der Demokratie.

Böhmermann nutzt nun diese Waffe satirisch.

Das ist keine Satire!

Sondern?

Plumpste, primitivste Beschimpfung. Um unverletzbar zu bleiben, hängt er sich das Satire-Mäntelchen um. Mit Satire aber hat das nichts gemein, es sind primitive Ausfälligkeiten.

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