Mittwoch, 27. April 2016

Dem Service Public fehlt der Service

Einer gegen alle

Weshalb könnte Peter Salvisberg 
trotz der grossen Gegnerschaft doch Erfolg haben?

Antwort: Der Service wird laufend abgebaut - 
das ärgert die Kunden. Peter Salvisberg argumentiert mit FAKTEN.

«Pro Service public»

20 Min:

«Der Service-Abbau 

nervt viele Leute extrem»

Peter Salvisberg, Kopf der Service-public-Initiative, will Post, Swisscom und SBB das Profitdenken austreiben. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, die Initiative sei kontraproduktiv.



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«Wir alle sind Besitzer von Post, SBB und Swisscom, 
wollen mitreden und uns nicht über den Tisch ziehen lassen», 
sagt Peter Salvisberg. Er ist Geschäftsleitungsmitglied des 
Konsumenteninfo-Verlags, der die Initiative mit Zeitschriften
 wie «K-Tipp» und «Saldo» lanciert hat.

Herr Salvisberg, Sie versprechen mit Ihrer Initiative einen besseren Service public – doch im Parlament wurde sie einhellig abgelehnt. Warum?
 
Wir sind beim Service public näher am Volk als die sogenannten Volksvertreter. Die Leute merken, dass der Pöstler nicht mehr in den zweiten Stock kommt, dass Bahnhöfe nicht mehr besetzt sind. Kurz: Sie erleben einen schleichenden Dienstleistungsabbau. Das nervt extrem viele Leute. Doch wir alle sind Besitzer dieser Firmen, wollen mitreden und uns nicht über den Tisch ziehen lassen.

Umfrage
Sind Sie zufrieden mit dem Service public?
12 %
15 %
22 %
50 %
1 %
Insgesamt 2092 Teilnehmer




Im Abstimmungskampf wettern Sie gegen SBB, Post und Swisscom. Ist das nicht zu einfach?
 
Nehmen wir die Bahn als Beispiel: Die Billettpreise haben sich seit 1990 zum Teil mehr als verdoppelt. Gleichzeitig erodiert der Service: Tickets kann man nicht mehr im Zug lösen, die Pünktlichkeit könnte besser und die Züge weniger pannenanfällig sein. Bahnhöfe verkommen zu Shoppingcentern mit Gleisanschluss. Bei der Post schlossen in 15 Jahren rund 1800 Poststellen – das ist jede zweite!




Sie wollen das Rad der Zeit zurückdrehen und verlangen, dass die bundesnahen Betriebe nicht mehr nach Gewinn streben dürfen. Was soll das bringen?
 
Auch Coop und Migros sind genossenschaftlich organisiert – und ein Erfolgsmodell. Uns geht es um das Geschäftsgebaren. Die Post erzielte in den letzten fünf Jahren insgesamt 4,9 Milliarden Franken Gewinn. Wenn ich zügle und mir die Post nachschicken lasse, kostet mich das am Schalter 42 Franken. Im Jahr 2000 waren es noch zehn Franken. Heute steht statt dem Service der Profit im Zentrum. Wenn selbst das Benutzen der Bahnhofstoilette kostet, sodass die Leute wild urinieren, wurde das Rad überdreht.


Gemäss den Gegnern ist die Initiative eine Mogelpackung. Sie schwächt den Service public, indem sie die unternehmerische Freiheit schwächt und Innovation im Keim erstickt. 
 
Wir sagen nicht, dass die Unternehmen keine Gewinne mehr erzielen dürfen – die Initiative bezieht sich nur auf die Grundversorgung. Das Parlament müsste festlegen, was diese umfasst. Und die Überschüsse blieben neu im Unternehmen, statt in die Bundeskasse zu fliessen. Es gäbe sogar mehr Investitionen und Innovationen.


Laut dem Bundesrat reisst die Initiative ein Loch in die Bundeskasse. Sparrunden könnten zu einem Abbau beim Service public führen.
 
Das ist pure Angstmacherei. Heute weiss man nicht einmal, welcher Anteil der Gewinne aus dem Bereich der Grundversorgung kommen. Die bundesnahen Betriebe sind Black Boxes, die wir ausleuchten wollen.


Die Initiative verlangt, dass die Cheflöhne der Bundesbetriebe jene der Bundesverwaltung nicht übersteigen. Ist SBB-Chef Andreas Meyer, der eine gute Million Franken verdient hat, in Ihren Augen ein Abzocker?

 
Ja, das sehe ich so. Die Vorgänger der jetzigen Chefs der Bundesbetriebe haben den Job zum halben Lohn gemacht – und beileibe nicht schlechter. Ein Bundesratslohn von 475'000 Franken ist angemessen. Wären die Kaderleute von Post, SBB und Swisscom seit 2010 so entschädigt worden, hätten 44 Millionen Franken in einen besseren Service investiert werden können.


Es wird aber befürchtet, dass die Unternehmen ohne marktgerechte Löhne nicht mehr die besten Leute bekommen. 
 
SBB, Post und Swisscom haben zusammen 110'000 Angestellte. Da werden sich doch wohl Leute finden lassen, die den Job mit Stolz, Talent und Können zu einem Bundesratslohn machen möchten. Es ist im Übrigen auch in der Privatwirtschaft nicht so, dass die Untergebenen mehr verdienen als der Chef. Herr Meyer verdient aber gut doppelt so viel wie Frau Leuthard.


KOMMENTAR: In diesem Interview kann Peter Salvisberg konkret begründen, dass der SERVICE für die Kunden laufend abgebaut wird. Diese Argumente (Grün unterlegt!) leuchten ein.
Diese Fakten dürfen von den Gegnern nicht unterschätzt werden. Ich behaupte, dass Peter Salvisberg dank dieser Fakten überraschend viele JA- Stimmen generieren wird - trotz der übermächtigen Gegnerschaft!

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