Wer
die Kanzlerin herausfordert, geht ein hohes Risiko ein. Julia Klöckner
und Guido Wolf haben aber genau das getan. Es spricht viel dafür, dass
es schiefgeht.
Ein Blick zurück (Wie die Machtfrau Merkel sich stets durchgesetzt hat gegen Rivalen. Quelle Südkurier):
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Friedrich Merz: Der Geschasste
Friedrich Merz wurde 1989 für die CDU ins Europaparlament gewählt, 1994 in den Bundestag. Führte von 2000
an zwei Jahre lang die Fraktion und brachte sich selbst als
Kanzlerkandidaten ins Spiel. Verantwortete eine "Leitkultur"-Debatte im
Wahlkampf und schlug sich auf die Seite des Kanzlerkandidaten Edmund
Stoiber. Er hatte auf den falschen gesetzt. Gerhard Schröder blieb
Bundeskanzler. Merkel beanspruchte anschließend den Fraktionsvorsitz für sich, Merz
verlor den Machtkampf. Erholte sich von der Demütigung nicht wieder.
Ließ sich zur Stellvertreterrolle überreden. Wollte erreichen, dass
jeder Bürger seine Steuererklärung auf einem Bierdeckel machen kann und
machte sich mit seinem Reformeifer unbeliebt. Kündigte 2007 an, eine Pause von der Politik zu machen. Die hielt lange an. Nun ist Merz als eines von 40
Mitgliedern in eine von drei Programmkommissionen der CDU berufen
worden, nämlich in die sogenannte Zukunftskommission. Stieg als
Rechtsanwalt bei einer amerikanischen Großkanzlei ein, ist Vorsitzender
des Vereins Atlantik-Brücke und sitzt in mehreren Aufsichts- und
Verwaltungsräten.
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Roland Koch: Der Konservative
Der Hesse Roland Koch setzte sich 1996 an die Spitze aufstrebender Nachwuchspolitiker und nervte die Bundespartei mit Forderungen nach weitreichenden Reformen. 1999 Landtagswahlsieger und jüngster Ministerpräsident mit einer Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft. Überstand 2000
eine Schwarzgeldaffäre der Landespartei unbeschadet und galt daraufhin
als kommender Kanzlerkandidat. Untermauerte das mit Opposition gegenüber
der CDU-Chefin Merkel und einer absoluten Mehrheit in Hessen bei der
Wahl 2003. Trotz der Rivalität rief er Merkel 2005
zur Kanzlerkandidatin aus und gab sich als loyaler Unterstützer. Hoffte
womöglich auf ihr rasches Scheitern. Scheiterte dann aber selbst, als
ihm erzkonservative Parolen im Landtagswahlkampf 2008
eine herbe Niederlage einbrachten. Blieb wegen des Scheiterns
rot-rot-grüner Pläne seiner SPD-Konkurrentin Andrea Ypsilanti trotzdem
Landesvater, ehe er 2010 - wohl auch mangels bundespolitischer Perspektive - seinen Rückzug aus der Politik ankündigte. Arbeitet seit 2011 beim Baukonzern Bilfinger Berger.
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Dieter Althaus: Der Gestürzte
War erst Kultusminister in Thüringen und wurde 2003 Nachfolger von Ministerpräsident Bernhard Vogel. Forderte ein bedingungsloses Grundeinkommen von 800
Euro für jeden Deutschen. Musste sich für seine vermeintliche Nähe zum
umstrittenen Kreationismus rechtfertigen. Galt dennoch als Vertrauter
Merkels. Am Neujahrstag 2009 wurde er im
Winterurlaub in Österreich in einen schweren Skiunfall verwickelt, bei
dem eine Frau starb. Nahm seine Arbeit in der Erfurter Staatskanzlei
erst nach einem Vierteljahr wieder auf. Bei der darauffolgenden
Landtagswahl verlor die CDU die absolute Mehrheit, er trat von allen
politischen Ämtern zurück. Wechselte Anfang 2010 als Manager zum
kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna. Kümmert sich dort
seitdem unter anderem um die politischen Beziehungen des Konzerns.
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Jürgen Rüttgers: Der Möchtegern-Sozi
Jürgen Rüttgers eroberte 2005 Nordrhein-Westfalen für die CDU zurück - nach 38 Jahren SPD-Regentschaft. Der "Herbergsvater" (Die Zeit) stellte sich als soziales Gewissen seiner Partei dar, nachdem er 2000
noch mit dem Slogan "Kinder statt Inder" eine Kontroverse ausgelöst
hatte. Merkel und der Bundespartei warf er mangelnde Rücksicht auf
Arbeitnehmerinteressen vor. Der aus Köln stammende Ministerpräsident Rüttgers forderte die
Rückkehr zur sozialen Marktwirtschaft ein und kritisierte die Unschärfe
der Merkel-Politik. Um zum ernsthaften Rivalen der Kanzlerin
aufzusteigen, hätte Rüttgers die Landtagswahl 2010
gewinnen müssen. Doch sein enger Vertrauter in der Staatskanzlei wurde
dabei erwischt, die SPD-Landeschefin Hannelore Kraft per Video zu
überwachen. Zudem wurde bekannt, dass die CDU "Einzelgespräche" mit Rüttgers
gegen Geld anbot. "Rent a Rüttgers", spottete die Opposition. Obwohl
sich der Ministerpräsident als legitimer Nachfolger des Sozialdemokraten
und langjährigen Landesvaters Johannes Rau präsentierte, verlor die CDU
bei der Wahl zehn Prozentpunkte - und Rüttgers sein Amt an die SPD-Frau
Kraft. Arbeitet seitdem als Anwalt und schreibt Bücher.
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Ole von Beust: Der Experimentierfreudige
Ole von Beust übernahm 2001
das Amt des Ersten Bürgermeisters in Hamburg. War politisch enorm
wandlungsfähig: Bildete erst eine Koalition mit der Partei
Rechtsstaatlicher Offensive (Pro) und der FDP und schmiedete später das
erste schwarz-grüne Bündnis auf Landesebene. Warf den skandalumwitterten
Pro-Innensenator Ronald Schill aus dem Kabinett und wurde von seinem
Vater in einem Interview als homosexuell geoutet. Kritisierte Merkel
regelmäßig. Eines der wichtigsten Projekte seiner dritten Amtszeit, die Hamburger Schulreform, fiel 2010 beim Volksentscheid in wesentlichen Punkten durch. Noch bevor die Wahllokale schlossen, trat er zurück. Seit 2010 Unternehmensberater bei Roland
Berger, spielt in der Politik praktisch keine Rolle mehr. Angela Merkel
schicke er höchstens ab und zu mal eine SMS, sagte er der Zeit. "Sie antwortet auch immer freundlich."
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Karl-Theodor zu Guttenberg: Der Plagiator
Karl-Theodor zu Guttenberg gehört der bayerischen
Schwesterpartei an, doch auch die CDU handelte ihn als
Merkel-Nachfolger. Wurde 2009 überraschend
zum jüngsten Bundeswirtschaftsminister in der Geschichte der
Bundesrepublik ernannt, nachdem sein Vorgänger Michael Glos
zurückgetreten war. Wechselte wenige Monate später ins
Verteidigungsressort, wo er ebenfalls der Jüngste war. Sprach als Erster
öffentlich davon, dass in Afghanistan "Krieg" herrsche und versuchte
sich an einer Bundeswehr-Reform. Seine Doktorarbeit "Verfassung und Verfassungsvertrag:
Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU" entpuppte
sich im Frühjahr 2011 als Plagiat. Merkel
sprach ihm ihr Vertrauen aus und sagte, sie habe keinen
"wissenschaftlichen Assistenten" eingestellt. Guttenberg trat einen
Monat später trotzdem von allen politischen Ämtern zurück. Hat Deutschland den Rücken gekehrt und lebt mit der Familie im
US-Bundesstaat Connecticut. Berät die Europäische Kommission seit Ende 2011
in Internetfragen, zumindest formal. Hält vereinzelt Vorträge - und
muss immer wieder erklären, kein Comeback versuchen zu wollen.
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Stefan Mappus: Der Haudegen
Stefan Mappus galt als Wunderkind der CDU in
Baden-Württemberg. Stieg im Windschatten von Ministerpräsident Erwin
Teufel mit nur 38 Jahren zum Umwelt- und
Verkehrsminister auf. Legte sich mit Teufels Nachfolger Günther
Oettinger an und stichelte gegen Merkel, von der er ein konservativeres
Profil einforderte. Lehnte den Christopher Street Day als
"Zurschaustellen von sexuellen Neigungen" ab und forderte eine "finale
Lösung" für SPD-Landeschefin Ute Vogt. Der Koalitionspartner FDP sprach
angesichts der brachialen Rhetorik von "Mappi-Schnappi", dem "kleinen
Krokodil". Als Merkel Oettinger nach der Bundestagswahl 2009 in die EU-Kommission fortlobte, stieg Mappus 2010
zum neuen Ministerpräsidenten auf. Profilierte sich als kommender
Merkel-Rivale mit konservativer, ländlicher Prägung. Übersah jedoch beim
Bahn-Projekt Stuttgart 21 die Sparsamkeit
der Schwaben. Legte sich mit einer stetig wachsenden Zahl von
Demonstranten an. Hoffte nach der Eskalation am "Schwarzen Donnerstag"
im September 2010 auf eine Schlichtungsrunde, geleitet von Heiner Geißler. Brachte anschließend den Energiekonzern EnBW zurück in Landeshand.
Zog viel Kritik auf sich, weil er den Deal mit seinem Freund und Banker
Dirk Notheis am Parlament vorbei vereinbarte. Der schrieb in einer
später im Untersuchungsausschuss veröffentlichten Mail, Mappus könne
Angela Merkel "mit seinen Truppen töten". Im März 2011
endete die Karriere des Atom-Freundes Mappus kurz nach der
Fukushima-Katastrophe mit einer krachenden Niederlage bei der
Landtagswahl.
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Norbert Röttgen: Muttis Klügster
Norbert Röttgen galt als loyales Mitglied der "Merkel-Garde", als er im Januar 2005 zum Fraktionsgeschäftsführer der CDU im Bundestag aufstieg. Irritierte die Kanzlerin, als er 2006
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie werden
wollte - zusätzlich zu seinem Bundestagsmandat. Ließ nach teils heftiger
Kritik davon ab, schrieb ein Buch ("Deutschlands beste Jahre kommen
noch") und wurde 2009 Bundesumweltminister. "Muttis Klügster" wollte sich 2010 die Landes-CDU in seiner Heimat Nordrhein-Westfalen zur Hausmacht aufbauen, doch bei vorgezogenen Neuwahlen 2012 setzte es 26,3
Prozent - Negativrekord. Übernahm die Verantwortung, lehnte jedoch
einen Rücktritt als Bundesumweltminister ab. Da machte Merkel nicht mit -
und warf ihn aus dem Kabinett. Seit Anfang 2014 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Mit Option auf weitere Karriereschritte - sofern Merkel irgendwann die Macht abgibt.
CDU-Chefin und Kanzlerin –
Christian Wulff: Der Fehlgriff
War erst niedersächsischer Ministerpräsident und galt
als Widersacher Angela Merkels. Wurde dann von der Kanzlerin ins Amt
des Bundespräsidenten weggelobt, nachdem sein Vorgänger Horst Köhler
zurückgetreten war. Spitzte die Debatte um die Integration von Muslimen
zu, indem er sagte, der "Islam gehört zu Deutschland". Ein früherer Hauskauf brachte ihn Ende 2011
in Erklärungsnot, nachdem bekannt wurde, dass er den niedersächsischen
Landtag im Zusammenhang mit der Finanzierung seines Hauses in
Großburgwedel falsch informiert hatte. Aus der Kreditaffäre wurde eine
Medienaffäre, als er Bild-Chefredakteur Kai Diekmann wütend auf die Mailbox sprach. Im Februar 2012
trat er zurück, weil die Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungen gegen
ihn aufgenommen hatte. Das Landgericht Hannover sprach ihn später von
allen Vorwürfen frei. Heute wieder als Rechtsanwalt tätig und politisch aktiv in seiner
Heimat Osnabrück. Rückkehr auf die große politische Bühne fürs Erste
unwahrscheinlich.
KOMMENTAR: Mutti hat einige männliche Leichen im Keller. Sie war nie bereit, die Macht zu teilen. Wer gefährlich wird, verschwindet von der Bühne. Erstaunlich, wie es Merkel immer versteht, die eigene Haut zu retten. NACHTRAG: Klöckner kriegt von Merkel bereits das erste Fett ab.
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