Persönlich.com präsentiert das Medienjahr 2015
Medienjahr 2015
Die
Werbeallianz, neue Chefredaktoren bei der NZZ und verstärkter Druck auf
die SRG: persoenlich.com hat die wichtigsten Medien-Ereignisse des
Jahres zusammengestellt.
JANUAR 2015
Das Jahr beginnt mit einer traurigen Meldung: Der legendäre Sportreporter Sepp Renggli stirbt nach kurzem Spitalaufenthalt im Alter von 90 Jahren an Altersschwäche. Renggli wurde als Radioreporter schweizweit bekannt, berichtete unter anderem 47 Mal von der Tour de Suisse und von 16 Olympischen Spielen, sowie unzähligen Rad-, Ski-, Bob- und Ruderweltmeisterschaften.
Mehr als ein Jahr bevor "Tages-Anzeiger"-Chefredaktor Res Strehle im Frühjahr 2016 pensioniert wird, präsentiert Tamedia überraschend dessen Nachfolger. Der gegenwärtige "SonntagsZeitung"-Chefredaktor Arthur Rutishauser (im Bild oben) wird ab Januar 2016 zusätzlich auch das Flaggschiff des Zürcher Verlagshauses leiten. Der Entscheid hat weitergehende Folgen als damals gedacht. Im November stellt Rutishauser sein neues Leitungsteam vor, welches Simon Bärtschi, Michael Marti, Armin Müller und Judith Wittwer umfasst. Zudem soll die "Magazin"-Redaktion in die Tagi/SoZ-Redaktion integriert werden. Im Herbst zeichnet sich schliesslich ab, was Res Strehle nach seinem Chefredaktoren-Dasein plan: Er wird Präsident der Journalistenschule MAZ.
FEBRUAR 2015
Die NZZ-Mediengruppe beschliesst die Druckerei in Schlieren definitiv zu schliessen und die NZZ sowie die "NZZ am Sonntag" künftig bei Tamedia zu drucken. Der Entscheid führt an der Falkenstrasse zu grossen Protesten. Im Dezember wird die Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site die Liegenschaft erwerben. Geplant ist eine Umnutzung zu einem "innovativen Bildungszentrum".
Zudem sorgt ein überraschender Schulterschluss für Wirbel. Der Verband Schweizer Medien spannt mit dem SwissMediaForum zusammen. Künftig wird sich die Branche nicht mehr im Frühling in Luzern und im Herbst in Interlaken treffen, sondern nur noch einmal: im Herbst im KKL Luzern. Die Mediennacht im eleganten Saal des Victoria Jungfrau Hotels (siehe Bild unten) erlebt im September die Dernière.
Auch im Februar bedauert die Branche einen Todesfall. Mit Marie-Therese Guggisberg stirbt die erste "Tagesschau"-Moderatorin im Alter von 72 Jahren.
"Tamedia übernimmt für 240 Millionen Franken Ricardo", lautet die Breaking News vom 10. Februar 2015. Der Fall beschäftigt die Wettbewerbskommission (Weko), die daraufhin beschliesst, die Übernahme vertieft zu prüfen. Nebst Ricardo übernimmt Tamedia auch die Plattformen Tutti.ch und Car4you.ch. Ende August gibt die Weko grünes Licht.
Wenige Tage später sorgt Tamedia erneut für Schlagzeilen: Das Medienhaus schliesst den Akzidenzdruck von Ziegler Druck in Winterthur. Voraussichtlich 106 Angestellte seien von der Schliessung auf Ende Jahr 2015 betroffen, wie es heisst.
MÄRZ 2015
Anfang März verliert die Branche einen ihrer wichtigsten Kritiker. Der Zürcher Soziologieprofessors Kurt Imhof (im Bild unten) stirbt im Alter von 59 Jahren an einem Krebsleiden. Noch im Oktober 2014 präsentierte er das fünfte Jahrbuch "Qualität für Medien", das er ins Leben gerufen hatte. Im November erscheint die sechste Ausgabe des Jahrbuches erstmal ohne Imhofs Mitwirken.
Eine wichtige News erreicht die Branche aus dem Hause NZZ: Der ehemalige Auslandchef Eric Gujer wird zum neuen Chefredaktor ernannt. Zudem sitzt neu Felix E. Müller in der Geschäftsleitung und die Österreicherin Anita Zielina wird neue Digitalchefin. Nach dem Abgang von Markus Spillmann im Dezember 2014 war die Nachfolge über Monate offen. Während mehrerer Wochen wurde der BaZ-Verleger Markus Somm als möglicher Nachfolger gehandelt, wogegen die Redaktion sich heftig wehrte.
APRIL 2015
Der Abgang von Verlagsleiter Michael Voss bei Ringier sorgt für Wirbel. Voss ist designierte CEO der Ringier Axel Springer Medien Schweiz AG, in der die Unternehmen ihre Zeitschriften zusammenlegen wollen. Ansonsten wird für die Allianz der zwei Medienhäuser alles nach Plan laufen, wie die restlichen Monate zeigen. Anfang August gibt die Weko grünes Licht für den Zusammenschluss. Mitte September unterschreiben die Parteien die Verträge und im Dezember wird der neue Standort Flurpark in Zürich Altstetten (im Bild unten) verkündet. Ende 2016 sollen rund 400 Mitarbeiter umziehen. "Da wir Doppelstrukturen vermeiden wollen, können auch Stellen wegfallen", sagt der neue Geschäftsführer von Ringier Axel Springer Schweiz Medien, Ralf Büchi, schliesslich Ende Dezember im Interview mit persoenlich.com.
MAI 2015
Der ehemalige "Spiegel"-Chefredaktor Wolfgang Büchner stösst zu Ringier. Der 48-Jährige übernimmt ab Juli 2015 den Posten des Geschäftsführers. Wie die kommenden Monate zeigen, strukturiert er kräftig um. Ende Oktober präsentiert er die Neuorganisation des Newsrooms der Blick-Gruppe. Die Leitung übernehmen neu Peter Röthlisberger, der bisherige "Blick am Abend"-Chefredaktor, sowie Iris Mayer, die neu von der Deutschen Presse-Agentur DPA hinzustösst. René Lüchinger bleibt als Chefpublizist bei der Blick-Gruppe.
Kurz vor seinem 65. Geburtstag stirbt Norbert Neininger (im Bild unten), der Schaffhauser Verleger und Chefredaktor der "Schaffhauser Nachrichten". Erst Ende August wird bekannt, wer die Geschicke bei der Tageszeitung übernimmt: Robin Blanck wird neuer Chefredaktor und Stefan Gasser Vorsitzender der Unternehmensleitung. Neuer Verwaltungsratspräsident des Verlags wird der frühere Economiesuisse-Chef Gerold Bührer.
Rund 340 Vertreter der Branche kommen in Luzern zum SwissMediaForum zusammen. Am Tag zwei der Veranstaltung werden rund 160 Teilnehmer aus Sicherheitsgründen vom KKL Luzern auf ein Schiff verlegt. Laut der Polizei sind einzelne Personen gefährdet. Zu den Referenten zählen unter anderem Jorn Mikkelsen, Chefredaktor der dänischen Tageszeitung "Jyllands-Posten" sowie der regimekritische Satiriker aus Ägypten, Bassem Youssef.
JUNI 2015
Mit einem historisch knappen Ja von 50,08 Prozent hat das Stimmvolk am 14. Juni das neue Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) angenommen. Das neue Gebührensystem ist somit unter Dach und Fach. Die Debatte über den Service-public-Auftrag der SRG beginnt nun aber erst recht. "Eine Ohrfeige für die SRG", titeln viele Schweizer Kommentatoren den Entscheid am Tag darauf.
Der frühere Verleger der Zeitung "Der Bund", Werner H. Stuber, stirbt im Alter von 85 Jahren. Stuber leitete das liberale Berner Traditionsblatt von 1961 bis 1993 und war der letzte Patron der Gründerfamilie.
Dann ereignet sich DAS Medienspektakel des Jahres. Plötzlich steht die Schweiz im internationalen Scheinwerferlicht und zwar aufgrund der Verhaftungen hochrangiger Fifa-Funktionäre in einem Zürcher Nobelhotel. Rund 150 Journalisten aus aller Welt kamen zur folgenschweren Medienkonferenz am Fifa-Hauptsitz. In prominenter Funktion dabei: Der Fifa-Kommunikationschef und langjährige Sport-Journalist Walter de Gregorio. Er kann damals nicht ahnen, dass dies nicht nur der reichweitenstärkste, sondern auch einer der allerletzten Auftritte in dieser Funktion ist. De Gregorio verlässt Mitte Juni den Verband infolge des Skandals per sofort. Einen Nachfolger wird die Fifa bis Ende Jahr nicht vorstellen.
Mitte Juni blickt die Branche nach Graubünden zum Somedia-Verlag: "Südostschweiz"-Chefredaktor David Sieber kündigt seinen Abgang auf Ende Jahr an. Kurz darauf erklärt auch die Chefredaktorin des "Bündner Tagblatts", Larissa M. Bieler, ihren Rücktritt. Im neuen Jahr wird sie zur SRG wechseln und die Geschicke der Plattform swissinfo.ch übernehmen, wie kurz später klar wird. Bei Somedia geht man nach den beiden Abgängen über die Bücher und macht Martina Fehr (im Bild oben) zur Nachfolgerin von David Sieber. Luzi Bürkli übernimmt das "Bündner Tagblatt". Was David Sieber macht, bleibt mehrere Wochen unklar. Ende Oktober erreicht uns dann die Meldung: David Sieber wird Chefredaktor von "bz Basel" und "bz Basellandschaftliche Zeitung".
AUGUST 2015
Die Nachricht des Jahres überhaupt wird Mitte August publik: Ringier, SRG und Swisscom bündeln die Vermarktung ihrer Medienangebote und Werbeplattformen ab 2016 in einer neuen, gemeinsamen Vermarktungsfirma. Designierter Präsident des Verwaltungsrates wird Marc Walder (im Bild unten rechts). Die Werbeallianz zwischen Ringier und den zwei staatsnahen Betrieben SRG und Swisscom sorgt in der Branche für hitzige Diskussionen. Vor allem der Verband Schweizer Medien (VSM) verurteilt den Deal scharf. Im Präsidium des Verbands kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen - hauptsächlich zwischen Tamedia-Verleger Pietro Supino und Ringier-CEO Marc Walder. Drei Tage nach Verkündung des Zusammenschlusses kommt es zum Knall: Ringier tritt mit sofortiger Wirkung aus dem Verband aus. Derweil teilt die Weko mit, dass sie den Zusammenschluss vertieft prüfen wird. Während Monaten spekuliert die Branche darüber, ob und unter welchen Auflagen die Weko die Werbeallianz genehmigen wird.
Die Branche trifft sich am Schweizer Medienkongress des Verbands Schweizer Medien - zum letzten Mal im Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken. Thema Nummer eins: Das Joint Venture zwischen SRG, Swisscom und Rinigier. Zum Abschluss der zweitägigen Veranstaltung tritt Medienministerin Doris Leuthard (im Bild unten) aufs Podium und richtet klare Worte an die Zuschauer: "Die Verleger befinden sich im falschen Kampf mit dem falschen Feind", erklärt sie. Vielleicht war diese Aussage ein Hinweis, wie der für Anfang 2016 erwartete Entscheid des Bakom bezüglich der Werbeallianz ausfallen könnte.
Über acht Monate nach seinem Abgang als Chefredaktor bei der "Neuen Zürcher Zeitung" wird klar, was Markus Spillmann (im Bild oben) künftig macht. Er steigt bei der Beratungsgemeinschaft Klaus, Metzler und Eckmann ein.
OKTOBER 2015
Zwischen Tamedia und Ringier herrscht seit Bekanntgabe des Joint Ventures angespannte Stimmung. Ein personelles Seilziehen beginnt: Im Oktober wird bekannt, dass Thomas Passen, Head of Sales an Marketing bei Ringier, das Unternehmen nach 18 Jahren verlässt und zu Tamedia geht. In der geplanten Werbeallianz von Swisscom, SRG und Ringier wäre Passen als stellvertretender CEO sowie Verkaufschef vorgesehen gewesen. Im November verkündet Ringier den Neuzugang von Verena Vonarburg (im Bild unten), die bis dato Direktorin des Verbands Schweizer Medien war. An der Dufourstrasse wird sie den Posten "Head of Public Affairs" übernehmen. Beim Abgang kritisiert sie den VSM scharf: "Der Verband täte gut daran, innovativer aufzutreten", sagt sie gegenüber persoenlich.com. Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument stellt Vonarburg per sofort frei. "In der jetzigen Situation konnte sie nicht Direktorin des Verbandes bleiben", erklärt er im Interview.
Die SRG informiert über ein Sparprogramm: 40 Millionen Franken im Jahr will sie ab 2016 künftig einsparen. Rund 250 Stellen fallen weg, wie die SRG später mitteilt. Betroffen sind vorrangig Verwaltung, Informatik und Produktion. Auch Abstriche am Programm wird es geben. Der Journalistenverband Impressum ist schockiert. Infolge der Debatte um den Service public schafft die SRG schliesslich Transparenz bei den Kosten. Erstmals legt SRF offen, wie teuer einzelne TV-Sendungen sind. Eine Ausgabe der "Arena" kostet 34‘000 Franken, während bei "Schawinski" die Sendungskosten im Schnitt 14‘000 Franken betragen.
DEZEMBER 2015
Die Weko beschert der SRG, der Swisscom und Ringier ein Weihnachtsgeschenk und genehmigt das geplante Werbe-Joint-Venture ohne Auflagen. Die Koalitionspartner freuen sich über den Entscheid, der VSM sowie die restlichen Verleger sind enttäuscht. Nun gilt es abzuwarten, wie das Bundesamt für Kommunikation den Zusammenschluss beurteilt. Der Beschluss wird Anfang Jahr, spätestens aber im März 2016 erwartet. Bis dahin hat das Bakom der SRG in einer vorsorglichen Massnahme untersagt, im Joint Venture aktiv zu werden. (wid)
Das Jahr beginnt mit einer traurigen Meldung: Der legendäre Sportreporter Sepp Renggli stirbt nach kurzem Spitalaufenthalt im Alter von 90 Jahren an Altersschwäche. Renggli wurde als Radioreporter schweizweit bekannt, berichtete unter anderem 47 Mal von der Tour de Suisse und von 16 Olympischen Spielen, sowie unzähligen Rad-, Ski-, Bob- und Ruderweltmeisterschaften.
Mehr als ein Jahr bevor "Tages-Anzeiger"-Chefredaktor Res Strehle im Frühjahr 2016 pensioniert wird, präsentiert Tamedia überraschend dessen Nachfolger. Der gegenwärtige "SonntagsZeitung"-Chefredaktor Arthur Rutishauser (im Bild oben) wird ab Januar 2016 zusätzlich auch das Flaggschiff des Zürcher Verlagshauses leiten. Der Entscheid hat weitergehende Folgen als damals gedacht. Im November stellt Rutishauser sein neues Leitungsteam vor, welches Simon Bärtschi, Michael Marti, Armin Müller und Judith Wittwer umfasst. Zudem soll die "Magazin"-Redaktion in die Tagi/SoZ-Redaktion integriert werden. Im Herbst zeichnet sich schliesslich ab, was Res Strehle nach seinem Chefredaktoren-Dasein plan: Er wird Präsident der Journalistenschule MAZ.
FEBRUAR 2015
Die NZZ-Mediengruppe beschliesst die Druckerei in Schlieren definitiv zu schliessen und die NZZ sowie die "NZZ am Sonntag" künftig bei Tamedia zu drucken. Der Entscheid führt an der Falkenstrasse zu grossen Protesten. Im Dezember wird die Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site die Liegenschaft erwerben. Geplant ist eine Umnutzung zu einem "innovativen Bildungszentrum".
Zudem sorgt ein überraschender Schulterschluss für Wirbel. Der Verband Schweizer Medien spannt mit dem SwissMediaForum zusammen. Künftig wird sich die Branche nicht mehr im Frühling in Luzern und im Herbst in Interlaken treffen, sondern nur noch einmal: im Herbst im KKL Luzern. Die Mediennacht im eleganten Saal des Victoria Jungfrau Hotels (siehe Bild unten) erlebt im September die Dernière.
Auch im Februar bedauert die Branche einen Todesfall. Mit Marie-Therese Guggisberg stirbt die erste "Tagesschau"-Moderatorin im Alter von 72 Jahren.
"Tamedia übernimmt für 240 Millionen Franken Ricardo", lautet die Breaking News vom 10. Februar 2015. Der Fall beschäftigt die Wettbewerbskommission (Weko), die daraufhin beschliesst, die Übernahme vertieft zu prüfen. Nebst Ricardo übernimmt Tamedia auch die Plattformen Tutti.ch und Car4you.ch. Ende August gibt die Weko grünes Licht.
Wenige Tage später sorgt Tamedia erneut für Schlagzeilen: Das Medienhaus schliesst den Akzidenzdruck von Ziegler Druck in Winterthur. Voraussichtlich 106 Angestellte seien von der Schliessung auf Ende Jahr 2015 betroffen, wie es heisst.
MÄRZ 2015
Anfang März verliert die Branche einen ihrer wichtigsten Kritiker. Der Zürcher Soziologieprofessors Kurt Imhof (im Bild unten) stirbt im Alter von 59 Jahren an einem Krebsleiden. Noch im Oktober 2014 präsentierte er das fünfte Jahrbuch "Qualität für Medien", das er ins Leben gerufen hatte. Im November erscheint die sechste Ausgabe des Jahrbuches erstmal ohne Imhofs Mitwirken.
Eine wichtige News erreicht die Branche aus dem Hause NZZ: Der ehemalige Auslandchef Eric Gujer wird zum neuen Chefredaktor ernannt. Zudem sitzt neu Felix E. Müller in der Geschäftsleitung und die Österreicherin Anita Zielina wird neue Digitalchefin. Nach dem Abgang von Markus Spillmann im Dezember 2014 war die Nachfolge über Monate offen. Während mehrerer Wochen wurde der BaZ-Verleger Markus Somm als möglicher Nachfolger gehandelt, wogegen die Redaktion sich heftig wehrte.
APRIL 2015
Der Abgang von Verlagsleiter Michael Voss bei Ringier sorgt für Wirbel. Voss ist designierte CEO der Ringier Axel Springer Medien Schweiz AG, in der die Unternehmen ihre Zeitschriften zusammenlegen wollen. Ansonsten wird für die Allianz der zwei Medienhäuser alles nach Plan laufen, wie die restlichen Monate zeigen. Anfang August gibt die Weko grünes Licht für den Zusammenschluss. Mitte September unterschreiben die Parteien die Verträge und im Dezember wird der neue Standort Flurpark in Zürich Altstetten (im Bild unten) verkündet. Ende 2016 sollen rund 400 Mitarbeiter umziehen. "Da wir Doppelstrukturen vermeiden wollen, können auch Stellen wegfallen", sagt der neue Geschäftsführer von Ringier Axel Springer Schweiz Medien, Ralf Büchi, schliesslich Ende Dezember im Interview mit persoenlich.com.
MAI 2015
Der ehemalige "Spiegel"-Chefredaktor Wolfgang Büchner stösst zu Ringier. Der 48-Jährige übernimmt ab Juli 2015 den Posten des Geschäftsführers. Wie die kommenden Monate zeigen, strukturiert er kräftig um. Ende Oktober präsentiert er die Neuorganisation des Newsrooms der Blick-Gruppe. Die Leitung übernehmen neu Peter Röthlisberger, der bisherige "Blick am Abend"-Chefredaktor, sowie Iris Mayer, die neu von der Deutschen Presse-Agentur DPA hinzustösst. René Lüchinger bleibt als Chefpublizist bei der Blick-Gruppe.
Kurz vor seinem 65. Geburtstag stirbt Norbert Neininger (im Bild unten), der Schaffhauser Verleger und Chefredaktor der "Schaffhauser Nachrichten". Erst Ende August wird bekannt, wer die Geschicke bei der Tageszeitung übernimmt: Robin Blanck wird neuer Chefredaktor und Stefan Gasser Vorsitzender der Unternehmensleitung. Neuer Verwaltungsratspräsident des Verlags wird der frühere Economiesuisse-Chef Gerold Bührer.
Rund 340 Vertreter der Branche kommen in Luzern zum SwissMediaForum zusammen. Am Tag zwei der Veranstaltung werden rund 160 Teilnehmer aus Sicherheitsgründen vom KKL Luzern auf ein Schiff verlegt. Laut der Polizei sind einzelne Personen gefährdet. Zu den Referenten zählen unter anderem Jorn Mikkelsen, Chefredaktor der dänischen Tageszeitung "Jyllands-Posten" sowie der regimekritische Satiriker aus Ägypten, Bassem Youssef.
JUNI 2015
Mit einem historisch knappen Ja von 50,08 Prozent hat das Stimmvolk am 14. Juni das neue Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) angenommen. Das neue Gebührensystem ist somit unter Dach und Fach. Die Debatte über den Service-public-Auftrag der SRG beginnt nun aber erst recht. "Eine Ohrfeige für die SRG", titeln viele Schweizer Kommentatoren den Entscheid am Tag darauf.
Der frühere Verleger der Zeitung "Der Bund", Werner H. Stuber, stirbt im Alter von 85 Jahren. Stuber leitete das liberale Berner Traditionsblatt von 1961 bis 1993 und war der letzte Patron der Gründerfamilie.
Dann ereignet sich DAS Medienspektakel des Jahres. Plötzlich steht die Schweiz im internationalen Scheinwerferlicht und zwar aufgrund der Verhaftungen hochrangiger Fifa-Funktionäre in einem Zürcher Nobelhotel. Rund 150 Journalisten aus aller Welt kamen zur folgenschweren Medienkonferenz am Fifa-Hauptsitz. In prominenter Funktion dabei: Der Fifa-Kommunikationschef und langjährige Sport-Journalist Walter de Gregorio. Er kann damals nicht ahnen, dass dies nicht nur der reichweitenstärkste, sondern auch einer der allerletzten Auftritte in dieser Funktion ist. De Gregorio verlässt Mitte Juni den Verband infolge des Skandals per sofort. Einen Nachfolger wird die Fifa bis Ende Jahr nicht vorstellen.
Mitte Juni blickt die Branche nach Graubünden zum Somedia-Verlag: "Südostschweiz"-Chefredaktor David Sieber kündigt seinen Abgang auf Ende Jahr an. Kurz darauf erklärt auch die Chefredaktorin des "Bündner Tagblatts", Larissa M. Bieler, ihren Rücktritt. Im neuen Jahr wird sie zur SRG wechseln und die Geschicke der Plattform swissinfo.ch übernehmen, wie kurz später klar wird. Bei Somedia geht man nach den beiden Abgängen über die Bücher und macht Martina Fehr (im Bild oben) zur Nachfolgerin von David Sieber. Luzi Bürkli übernimmt das "Bündner Tagblatt". Was David Sieber macht, bleibt mehrere Wochen unklar. Ende Oktober erreicht uns dann die Meldung: David Sieber wird Chefredaktor von "bz Basel" und "bz Basellandschaftliche Zeitung".
AUGUST 2015
Die Nachricht des Jahres überhaupt wird Mitte August publik: Ringier, SRG und Swisscom bündeln die Vermarktung ihrer Medienangebote und Werbeplattformen ab 2016 in einer neuen, gemeinsamen Vermarktungsfirma. Designierter Präsident des Verwaltungsrates wird Marc Walder (im Bild unten rechts). Die Werbeallianz zwischen Ringier und den zwei staatsnahen Betrieben SRG und Swisscom sorgt in der Branche für hitzige Diskussionen. Vor allem der Verband Schweizer Medien (VSM) verurteilt den Deal scharf. Im Präsidium des Verbands kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen - hauptsächlich zwischen Tamedia-Verleger Pietro Supino und Ringier-CEO Marc Walder. Drei Tage nach Verkündung des Zusammenschlusses kommt es zum Knall: Ringier tritt mit sofortiger Wirkung aus dem Verband aus. Derweil teilt die Weko mit, dass sie den Zusammenschluss vertieft prüfen wird. Während Monaten spekuliert die Branche darüber, ob und unter welchen Auflagen die Weko die Werbeallianz genehmigen wird.
Die Basler "Tageswoche" erhält einen neuen Chefredaktor: Christian Degen übernimmt ab Januar 2016 die Aufgaben des Chefredaktors und Geschäftsführers bei der Wochenzeitung. Der 45-Jährige gibt dafür seinen Posten als Chefredaktor bei der "Coopzeitung" ab.
SEPTEMBER 2015Die Branche trifft sich am Schweizer Medienkongress des Verbands Schweizer Medien - zum letzten Mal im Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken. Thema Nummer eins: Das Joint Venture zwischen SRG, Swisscom und Rinigier. Zum Abschluss der zweitägigen Veranstaltung tritt Medienministerin Doris Leuthard (im Bild unten) aufs Podium und richtet klare Worte an die Zuschauer: "Die Verleger befinden sich im falschen Kampf mit dem falschen Feind", erklärt sie. Vielleicht war diese Aussage ein Hinweis, wie der für Anfang 2016 erwartete Entscheid des Bakom bezüglich der Werbeallianz ausfallen könnte.
Über acht Monate nach seinem Abgang als Chefredaktor bei der "Neuen Zürcher Zeitung" wird klar, was Markus Spillmann (im Bild oben) künftig macht. Er steigt bei der Beratungsgemeinschaft Klaus, Metzler und Eckmann ein.
OKTOBER 2015
Zwischen Tamedia und Ringier herrscht seit Bekanntgabe des Joint Ventures angespannte Stimmung. Ein personelles Seilziehen beginnt: Im Oktober wird bekannt, dass Thomas Passen, Head of Sales an Marketing bei Ringier, das Unternehmen nach 18 Jahren verlässt und zu Tamedia geht. In der geplanten Werbeallianz von Swisscom, SRG und Ringier wäre Passen als stellvertretender CEO sowie Verkaufschef vorgesehen gewesen. Im November verkündet Ringier den Neuzugang von Verena Vonarburg (im Bild unten), die bis dato Direktorin des Verbands Schweizer Medien war. An der Dufourstrasse wird sie den Posten "Head of Public Affairs" übernehmen. Beim Abgang kritisiert sie den VSM scharf: "Der Verband täte gut daran, innovativer aufzutreten", sagt sie gegenüber persoenlich.com. Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument stellt Vonarburg per sofort frei. "In der jetzigen Situation konnte sie nicht Direktorin des Verbandes bleiben", erklärt er im Interview.
Die SRG informiert über ein Sparprogramm: 40 Millionen Franken im Jahr will sie ab 2016 künftig einsparen. Rund 250 Stellen fallen weg, wie die SRG später mitteilt. Betroffen sind vorrangig Verwaltung, Informatik und Produktion. Auch Abstriche am Programm wird es geben. Der Journalistenverband Impressum ist schockiert. Infolge der Debatte um den Service public schafft die SRG schliesslich Transparenz bei den Kosten. Erstmals legt SRF offen, wie teuer einzelne TV-Sendungen sind. Eine Ausgabe der "Arena" kostet 34‘000 Franken, während bei "Schawinski" die Sendungskosten im Schnitt 14‘000 Franken betragen.
DEZEMBER 2015
Die Weko beschert der SRG, der Swisscom und Ringier ein Weihnachtsgeschenk und genehmigt das geplante Werbe-Joint-Venture ohne Auflagen. Die Koalitionspartner freuen sich über den Entscheid, der VSM sowie die restlichen Verleger sind enttäuscht. Nun gilt es abzuwarten, wie das Bundesamt für Kommunikation den Zusammenschluss beurteilt. Der Beschluss wird Anfang Jahr, spätestens aber im März 2016 erwartet. Bis dahin hat das Bakom der SRG in einer vorsorglichen Massnahme untersagt, im Joint Venture aktiv zu werden. (wid)
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