Mittwoch, 2. Dezember 2015

Günter Jauchs Abgang. Das Medienecho im SPIEGEL online:


  • "Er ist nicht Weltmeister geworden", resümiert Michael Hanfeld von der "Frankfurter Allgemeinen" die Jauch-Jahre. Dass dieser zum Abschluss seines Sonntagstalks Wolfgang Schäuble zu Gast hatte, hätte ein Glück sein können. Doch der Moderator habe vergeblich versucht, den Minister aus der Reserve zu locken und gezeigt, woran es bei ihm hapere: "Er fragt, bekommt eine nichtssagende Antwort, macht ein Häkchen und nennt das nächste Stichwort." Schließlich endete die Sendung mit einer Gegendarstellung - profaner könne ein Abgang im Fernsehen nicht sein.
  • "Man muss ihn schon verstehen, den Günther Jauch, dass er dann am Schluss halt auch keinen großen Stress mehr haben wollte", beurteilt Stefan Kuzmany hier auf SPIEGEL ONLINE Jauchs Entscheidung, Wolfgang Schäuble als Einzelgast ins Studio zu holen. Viele würden sich an der netten und höflichen Gesprächsführung Jauchs stören, doch in dieser Sendung habe sein Charme gewirkt. So seien einige Zitate gefallen, die nicht spektakulär gewesen seien, aber immerhin einen Einblick ins Innenleben des Ministers gegeben hätten. Fazit: "Ein würdiger Abschluss."
  • Mit einem "Adieu, Dackelblick!" verabschiedet Carolin Gasteiger von der "Süddeutschen Zeitung" Günther Jauch und begrüßt seinen Abtritt aus mehreren Gründen: Der Moderator habe immer seinen Gästen das Feld überlassen und seine Sendung sei mehr Show als Talk gewesen. Man müsse ihm allerdings anrechnen, dass er den richtigen Zeitpunkt kenne, um zu gehen. Dass ihm in seiner letzten Sendung Wolfgang Schäuble derartig die Butter vom Brot genommen habe, habe Jauch nicht verdient.
  • "Jauch hat am Sonntag weder gewonnen noch verloren", kommentiert Klaus Raab für "Zeit Online" die letzte Sendung. Der Vorteil eines Einzelgesprächs sei eigentlich: Der Gast könne den Fragen nicht entkommen, wenn der Interviewer ihn nicht lasse. Jauch habe mit Schäuble jedoch lediglich ein porträtierendes Interview geführt. So habe sich die letze Sendung gut ins Programm der vergangenen vier Jahre gefügt: Jauch sei als Polittalker der "Moderator des Stillstandes" gewesen.
  • "Eine Verabschiedung, so dröge und langatmig wie der gesamte Talk-Abend!", findet Christoph Küppers von "Bild" die Abschiedsworte Jauchs am Ende der Sendung. Mehrfach habe Schäuble dem Moderator die Butter vom Brot genommen. Immerhin habe der Minister der Sendung noch ein bisschen Tiefe gegeben und Jauch vor einem kompletten Talk-Debakel gerettet. Ein langweiliger Talk, trotz einiger Schäuble-Höhen.
  • "Die Bilanz fällt zwiespältig aus", meint Lukas Jenkner von den "Stuttgarter Nachrichten". Das vergangene Jahr sei auch für Jauchs Talk eine Krisenzeit gewesen, man denke nur an das Varoufakis-Debakel. Jauch habe mit Einzelgast Schäuble wohl auf Nummer sicher gehen wollen. Als Zuschauer habe man den Eindruck gewonnen, dass sein Plan vor allem darin bestand, eine Checkliste abzuarbeiten. Dass der Abend mit einer Gegendarstellung endete, habe aus der letzten Sendung einen fast würdelosen Abschied gemacht.

    KOMMENTAR: 
    Jauch ist kein Polittalker. Bei seinen Alltagsinterview hat er mich viel mehr  überzeugt als am Sonntagabend. Er kann gut zuhören und wird in der Regel von den Interviewten geschätzt. Jauchs "Dackelblick" ist legendär.
    Ihm fehlt aber als Politjournalist der Biss und er brachte es nie fertig, als Moderator hart aber fair nach zu haken. Jauch ist und bleibt ein netter höflicher Gesprächspartner, so wie  sich eine  Schwiegermutter ihren Schwiegersohn wünscht. Bei der letzten Sendung mit Schäuble zeigte sich recht deutlich, wie das Gegenüber dem Interviewer die Spitze der gestellten Frage mit wenigen Worten entschärfen konnte.
    Den Talk empfand ich zudem langweilig. Schade. Nun kommt wieder Anne Will, die jetzt hoffentlich besser weiss, was sie will. Ich gehe davon aus, dass bei den neuen Sendungen nicht mehr nur mit Gegendarstellungen eine Pseudo - Spannung aufgebaut wird. Will weiss besser was unter einer "Diskussion" verstanden wird.
    LINK:

    Diskutieren heisst auch erörtern. Das Wort kommt vom lateinischen discutere, das auch die Bedeutungen zerschlagen, auseinandersetzen, zerlegen hat. Rudolf ...
    www.rhetorik.ch/Diskussion/Diskussion.html
     

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