Samstag, 3. Oktober 2015

ARENA wird kritisiert: Blick schreibt von Chaos

Ich zitiere:

Parteichefs in der «Arena» bei Jonas Projer (M.): Toni Brunner, Philipp Müller, Christophe Darbellay und Christian Levrat (v. l.). play Parteichefs in der «Arena» bei Jonas Projer (M.):
Toni Brunner, Philipp Müller, Christophe Darbellay und Christian Levrat (v. l.).
(Screenshot SRF)

Parteipräsidenten in Chaos-«Arena» Missglücktes Experiment 2 Wochen vor den Wahlen

Acht Parteipräsidenten waren in der Arena anwesend. Doch anstelle eines spannenden Schlagabtauschs, gab es Chaos.

Es war der erste grosse Wahlkampfauftritt von FDP-Präsident Philipp Müller nach seinem selbst verschuldeten Autounfall vor drei Wochen. Am Freitagabend duellierte er sich in der «Arena» des Schweizer Fernsehens SRF mit den Präsidenten aller Parteien.
Moderator Jonas Projer wollte vor der Sendung von Müller wissen, ob er etwas zu seinem Unfall sagen werde. Müller winkte ab, das sei Teil der Abmachung gewesen, sagte er. Er betreibe seit dem Unfall keinen persönlichen Wahlkampf mehr – und rede nur über die Anliegen seiner FDP.
Die Sendung war ein Experiment, das missglückte. Sieben Parteipräsidenten konnten der Reihe nach Müller und SP-Präsident Christian Levrat zerpflücken – und diese durften sich erst zum Schluss in einem Monolog rechtfertigen.
SVP-Präsident Toni Brunner und CVP-Boss Christophe Darbellay hingegen durften sich stets gegen die Angriffe ihrer Gegner wehren. Auch den Chefs der vier kleinen Parteien – BDP-Präsident Martin Landolt, GLP-Fraktionschefin Tiana Moser, Grünen-Chefin Regula Rytz und EVP-Präsidentin Marianne Streiff – war es erlaubt, die Vorwürfe sofort zu kontern.
Der erhoffte, fürs Publikum erhellende inhaltliche Schlagabtausch der Parteidinosaurier zwei Wochen vor den Wahlen fand nicht statt. Die vielen Themen, darunter die bilateralen Verträge, die Energiewende, das Asylwesen, die Familienpolitik und die Fortpflanzungsmedizin, sprengten den Rahmen der 80-minütigen Sendung.
Die Diskussion verlief chaotisch und unstrukturiert. Zu diesem Schluss kamen auch die meisten Parteichefs.
Den Tiefpunkt der Debatte setzte SP-Chef Christian Levrat: Als die anderen Parteien die SP-Telefonaktionen kritisierten, entgegnete er, der SP-Wahlkampf ginge sie nichts an. Um wenig später die SVP-Wahlkampfvideos zu belächeln.
Müller, der wegen seines persönlichen Dramas unter grossem Druck steht, wirkte souverän. Er spulte das Parteiprogramm in gewohnter Manier ab.

Partei-Chefs und Zuschauer haben genug! TV-«Arena» Debakel mit Wahlshow

KOMMENTAR: Viele Zuschauer hatten das Gefühl, dass das Konzept des konsequenten "Zuhören-müssen" unterschiedlich gehandhabt worden sei.

Das einmalige Experiment hatte zwar etwas Bestechendes.

Es machte uns  bewusst, wie schwierig es ist, zuzuhören.

Der Moderator versuchte immer wieder, die Akteure  zu ermahnen, auf die Propaganda für die eigene Partei zu verzichten und nur über jene Partei zu reden, die vorgestellt worden war.

Das war leider für viele Parteipräsidenten  ein Ding der Unmöglichkeit. Das disziplinlose  Dreinreden war kaum mehr zu stoppen.

Es ist für Zuhörer lästig, wenn mehrere Personen gleichzeitig reden und unten eingeblendet wird: Alle reden durcheinander.

Bei diesem Konzept gibt es eindeutig grosses  Verbesserungspotential. Das Experiment hatte gezeigt, dass das Publikum einen offenen Schlagabtausch bevorzugt hätte. Ich bin sicher, die Macher werden nach diesem missglückten Experiment über die Bücher gehen und sich überlegen, wie man ein  Modell entwickeln könnte, das nicht durch zu viele Themen in Zeitnot gerät.

Nach meinem Dafürhalten könnte das Modell mit einem konsequenten Zeitmanagement enorm optimiert werden.
Der Moderator war nicht zu beneiden. Denn die Parteipräsidenten sind gleichsam darauf getrimmt, ihre Werbespots im Schlaf zu verkaufen. Projer kam mir vor wie ein Dompteur, bei dem die wilden Tiere sich nicht an die eingeübten Regeln halten wollen. Die Problematik  ist nachvollziehbar. Es wurde viel in die Sendung gepackt:
Die Macher mussten ALLE Parteichefs einladen (der Mitteparteien durften bei dieser Schlussrunde nicht fehlen) und man wollte gleichzeitig auch ALLE relevanten Themen beleuchten.
Beide Ansprüche konnten in der vorgegebenen Zeit bei diesem aussergewöhnlichen Experiment nicht unter einen Hut gebracht werden. 
Ich bin sicher, dass dieses Modell ad acta gelegt wird.
Gesucht sind künftig wieder Duelle in einer ARENA. Angegriffene müssen sich verteidigen können.
Die Gretchenfrage stellt sich auch dann: Wie ist dies mit so vielen Akteuren möglich?
 

 


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