Donnerstag, 23. April 2015

Menschenschmuggel

Kann den Schleppern das Handwerk gelegt werden?

Aus 20 Min:
Bildergebnis für Schlepperbanden im Mittelmeer
Das Geschäft mit der Verzweiflung der Menschen boomt seit dem Sturz des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi im Oktober 2011. Kämpfe um Öl und Macht und auseinanderbrechende staatliche Strukturen haben das Land seither unregierbar gemacht. Patrouillen, die die Küstenabschnitte wie zu Zeiten Gaddafis kontrollieren, gibt es keine mehr. Stattdessen herrscht enorme Arbeitslosigkeit – was dem Treiben der kriminellen Schlepperbanden weiter Auftrieb gibt.
Zumal die «Nachfrage» enorm ist: Täglich kommen Hunderte Flüchtlinge aus Zentralafrika, Somalia, dem Sudan, Bangladesch und Syrien mit dem Ziel Europa an. Doch auch wenn es den Schleppern nicht an «Kunden» fehlt, mangelt es ihnen oft an fahrtüchtigen Booten. Deswegen greifen sie auf die verarmten Fischer zurück: Diese machen damit ein Geschäft, dass sie mit Regierungskrediten finanzierte Boote weiterverkaufen. «Mit 70'000 Dinar baut der Fischer ein Boot und verkauft es dann für 10'000 Dinar mehr an die Schlepper», erzählt ein Behördenmitglied im Interview mit SRF.
Rentables Geschäft: 150'000 Dollar
Eine Überfahrt kostet zwischen 1200 und 1500 Dollar, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Man rechne: Sitzen 100 Flüchtlinge im Boot, hat der Schlepper 150'000 Dollar in der Tasche.
Für diesen Preis bieten die Schlepper den Menschen eine Unterkunft und Essen in einem Haus in der Küstenstadt Zuwara. Von dort aus ist die Distanz zur italienischen Insel Lampedusa am kürzesten.
In der Unterkunft bei Zuwara warten die Flüchtlinge, bis die Wetterbedingungen die nächtliche Überfahrt im Mittelmeer erlauben. Die Schlepper teilten die Migranten nach Nationalität in Zimmern auf, berichtet die britische Zeitung «The Telegraph». Betten oder Toiletten sind Luxus-Einrichtungen — ihre Notdurft erledigen die Menschen hinter dem Gebäude.
Boote der Schlepper zerstören
Die Überfahrt nach Europa beginnt an einem Strand, den die Schlepper Hawaii nennen. Die Flüchtlinge werden in ein Schlauchboot gequetscht, das sie einige Kilometer aufs Meer hinausbringt, wo ein grösseres, aber ganz und gar nicht sicheres Schiff auf sie wartet. Rund 30 Stunden dauert die Überfahrt von Zuwara nach Lampedusa.
Es gibt keine griffigen Rezepte, um gegen Schlepperbanden vorzugehen. Einen ersten Schritt will die EU dadurch machen, dass sie die Boote von Schleusern beschlagnahmen und zerstören lässt.
EU soll Flüchtlingstransporte selbst übernehmen
Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi drängte die EU, das Ablegen weiterer Flüchtlingsboote von Libyen zu verhindern. Zudem forderte er Massnahmen zur Stabilisierung der politischen Lage in Libyen.
Radikalere Schritte verlangt die Hifsorganisation Watch the Med: Die EU soll den Transport von Flüchtlingen selbst übernehmen. Nur wenn es eine legale Fährverbindung für Flüchtlinge aus Tripolis gebe, könne das Geschäft der Schlepper zerstört werden, lautet das Argument. UNO-Flüchtlingskommissar António Guterres sieht es auch so: Er fordert legale Fluchtwege und eine humanitäre Visapraxis.

KOMMENTAR: Das Einschleusen von Menschen nach Europa wurde jüngst in einer Sendung mit den Fluchthelfern verglichen, die Menschen von der DDR nach Westen behilflich waren.
Der Vergleich hinkt. Die Schlepper in Afrika bereichern sich. Ihnen geht es nicht ums Wohl der Flüchtlinge. Sie sind skrupellos und sind bereit, das Leben der Zahlenden zu opfern.
Die Sicht der Europäer kann nicht mit der Haltung der DDR Regierung verglichen werden.
Die kriminellen Schlepperbanden sind keine Helden.

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