Menschenschmuggel
Kann den Schleppern das Handwerk gelegt werden?
Aus 20 Min:
Das Geschäft mit der Verzweiflung der Menschen boomt seit
dem Sturz des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi im Oktober 2011.
Kämpfe um Öl und Macht und auseinanderbrechende staatliche Strukturen
haben das Land seither unregierbar gemacht. Patrouillen, die die
Küstenabschnitte wie zu Zeiten Gaddafis kontrollieren, gibt es keine
mehr. Stattdessen herrscht enorme Arbeitslosigkeit – was dem Treiben der
kriminellen Schlepperbanden weiter Auftrieb gibt.
Zumal
die «Nachfrage» enorm ist: Täglich kommen Hunderte Flüchtlinge aus
Zentralafrika, Somalia, dem Sudan, Bangladesch und Syrien mit dem Ziel
Europa an. Doch auch wenn es den Schleppern nicht an «Kunden» fehlt,
mangelt es ihnen oft an fahrtüchtigen Booten. Deswegen greifen sie auf
die verarmten Fischer zurück: Diese machen damit ein Geschäft, dass sie
mit Regierungskrediten finanzierte Boote weiterverkaufen. «Mit 70'000
Dinar baut der Fischer ein Boot und verkauft es dann für 10'000 Dinar
mehr an die Schlepper», erzählt ein Behördenmitglied im Interview mit SRF.
Rentables Geschäft: 150'000 Dollar
Eine Überfahrt kostet zwischen 1200 und 1500 Dollar, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Man rechne: Sitzen 100 Flüchtlinge im Boot, hat der Schlepper 150'000 Dollar in der Tasche.
Für
diesen Preis bieten die Schlepper den Menschen eine Unterkunft und
Essen in einem Haus in der Küstenstadt Zuwara. Von dort aus ist die
Distanz zur italienischen Insel Lampedusa am kürzesten.
In
der Unterkunft bei Zuwara warten die Flüchtlinge, bis die
Wetterbedingungen die nächtliche Überfahrt im Mittelmeer erlauben. Die
Schlepper teilten die Migranten nach Nationalität in Zimmern auf,
berichtet die britische Zeitung «The Telegraph». Betten oder Toiletten sind Luxus-Einrichtungen — ihre Notdurft erledigen die Menschen hinter dem Gebäude.
Boote der Schlepper zerstören
Die
Überfahrt nach Europa beginnt an einem Strand, den die Schlepper Hawaii
nennen. Die Flüchtlinge werden in ein Schlauchboot gequetscht, das sie
einige Kilometer aufs Meer hinausbringt, wo ein grösseres, aber ganz und
gar nicht sicheres Schiff auf sie wartet. Rund 30 Stunden dauert die
Überfahrt von Zuwara nach Lampedusa.
Es gibt keine griffigen Rezepte, um gegen Schlepperbanden vorzugehen. Einen ersten Schritt will die EU dadurch machen, dass sie die Boote von Schleusern beschlagnahmen und zerstören lässt.
EU soll Flüchtlingstransporte selbst übernehmen
Italiens
Ministerpräsident Matteo Renzi drängte die EU, das Ablegen weiterer
Flüchtlingsboote von Libyen zu verhindern. Zudem forderte er Massnahmen
zur Stabilisierung der politischen Lage in Libyen.
Radikalere
Schritte verlangt die Hifsorganisation Watch the Med: Die EU soll den
Transport von Flüchtlingen selbst übernehmen. Nur wenn es eine legale
Fährverbindung für Flüchtlinge aus Tripolis gebe, könne das Geschäft der
Schlepper zerstört werden, lautet das Argument.
UNO-Flüchtlingskommissar António Guterres sieht es auch so: Er fordert
legale Fluchtwege und eine humanitäre Visapraxis.
KOMMENTAR:
Das Einschleusen von Menschen nach Europa wurde jüngst in einer Sendung
mit den Fluchthelfern verglichen, die Menschen von der DDR nach Westen
behilflich waren.
Der
Vergleich hinkt. Die Schlepper in Afrika bereichern sich. Ihnen geht es
nicht ums Wohl der Flüchtlinge. Sie sind skrupellos und sind bereit,
das Leben der Zahlenden zu opfern.
Die Sicht der Europäer kann nicht mit der Haltung der DDR Regierung verglichen werden.
Die kriminellen Schlepperbanden sind keine Helden.
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