Gnädinger arbeitete bis zum Tod
Mathias Gnädinger bleibt uns in Erinnerung - als einer der bekanntesten Volksschauspieler der Schweiz.
(Quelle: SRF)
Er war der Knorrige, der Korpulente, der Mocken von einem Mann: Mathias
Gnädinger konnte man nicht übersehen, um ihn kam man nicht herum. Er war
einer der letzten grossen Filmstars der Deutschschweiz.
Als Kommissar Hunkeler wird man ihn in Erinnerung behalten. Als
Gemeindepräsidenten. Als massigen, erwachsenen Schüler in der Komödie
«Sternenberg». Und ein wenig vielleicht auch noch als abgefeimten
Organhändler in der SRF-Erfolgsserie «Der Bestatter».
Aber diese Rolle war atypisch für Gnädinger, das Publikum sah ihn selten als Bösewicht. Mit den fünf Sätzen, die er 2004 als Hermann Göring im Hitler-Film «Der Untergang» zu sagen hatte, hat er sich nach eigenem Bekunden so schwer getan, dass man sie ihm aufschreiben und Bruno Ganz, dem Hitler in dem Film, vors Gesicht halten musste.
Mathias Gnädinger war der Knorrige, der Korpulente, der Mocken von
einem Mann, der Brocken, den man nicht übersehen konnte, um den man
nicht herum kam. Was er perfekt beherrschte, war mürrisch und
verschlossen, bärbeissig. Und er konnte das darum so gut, weil man dabei
stets das kindlich freundliche Gemüt seiner Figuren zu spüren glaubte,
eine Verletzlichkeit, die er wohl wie die meisten Menschen mit sich
herumtrug, aber, anders als die meisten, auch einzusetzen wusste.
Der Kommissar Hunkeler, die Romanfigur des Baslers Hansjörg Schneider, war schliesslich Mathias Gnädingers persönlichste Rolle. Der Basler Kriminal-Polizist mit seinem Hang zum Alkohol und seiner Verbundenheit mit den Menschen in den Beizen, den Schrebergärten, seinem Widerwillen gegen die Bürokratie und die Karrieristen: Da war man Film für Film sofort bereit, den Gnädinger und den Hunkeler miteinander zu identifizieren.
Kollege Bruno Ganz, mit dem zusammen Gnädinger bei Peter Stein an der Berliner Schaubühne gespielt hatte, war spätestens mit «Der Untergang» zum internationalen Star geworden, zu gross für lokale Figuren. Aber Gnädinger, mit seinem Schaffhauser Dialekt, seiner Direktheit, dem nahm man den wortkargen Chrampfer ab, den geselligen Säufer, den physisch ein wenig zu gross geratenen kleinen Mann.
Dabei war Mathias Gnädinger, wie auch Bruno Ganz, dabei, als
Schweizer Filme noch international (oder wenigstens in Deutschland) ein
Echo fanden. Bei Markus Imhoof in «Das Boot ist voll» (1981) und vor
allem im klaustrophobischen Alpendrama «Der Berg» (1990).
Er sei über 70, er müsse jetzt nichts mehr, sagte Mathias Gnädinger letztes Jahr in einem Zeitungsinterview. Aber natürlich machte er weiter. Er spielte für Regisseur Paul Riniker und vor allem für seinen Freund Jörg Schneider den Willi in «Usfahrt Oerlike». Diesen Willi, der seinem lebensmüden, von Jörg Schneider gespielten Freund Hans im Altersheim das Gift besorgen soll, damit dieser seine letzte Ausfahrt selber bestimmen kann.
KOMMENTAR: Nach Udo Jürgens, Hans Erni hat eine weitere
prominente Persönlichkeit bis zum Tod gearbeitet.
Allen war etwas gemeinsam: Der Beruf war keine Arbeit. Er war Berufung. Das geht nur, wenn der Geist wach und das Gehirn gesund ist. Nach Hirnforscher Lutz Jäncke kann der Mensch bis 20 Minuten vor dem Tod noch lernen. Früher ging man davon aus, dass das Gehirn ab 50 Jahren irreparabel abbaut.
Für mich war Gnädinger geerdet, echt, bodenständig und zeigte stets eine unglaubliche Präsenz.
Die Schweiz trauert um Mathias Gnädinger. Regisseur Paul Riniker erinnert sich in einem ...
Aber diese Rolle war atypisch für Gnädinger, das Publikum sah ihn selten als Bösewicht. Mit den fünf Sätzen, die er 2004 als Hermann Göring im Hitler-Film «Der Untergang» zu sagen hatte, hat er sich nach eigenem Bekunden so schwer getan, dass man sie ihm aufschreiben und Bruno Ganz, dem Hitler in dem Film, vors Gesicht halten musste.
Der Kommissar Hunkeler, die Romanfigur des Baslers Hansjörg Schneider, war schliesslich Mathias Gnädingers persönlichste Rolle. Der Basler Kriminal-Polizist mit seinem Hang zum Alkohol und seiner Verbundenheit mit den Menschen in den Beizen, den Schrebergärten, seinem Widerwillen gegen die Bürokratie und die Karrieristen: Da war man Film für Film sofort bereit, den Gnädinger und den Hunkeler miteinander zu identifizieren.
Mathias Gnädinger war einer der letzten Filmstars der Deutschschweiz, der einzige Schauspieler, dessen Namen allein noch ein Film-Projekt tragen konnte – bei den Geldgebern, aber auch beim Publikum.
Kollege Bruno Ganz, mit dem zusammen Gnädinger bei Peter Stein an der Berliner Schaubühne gespielt hatte, war spätestens mit «Der Untergang» zum internationalen Star geworden, zu gross für lokale Figuren. Aber Gnädinger, mit seinem Schaffhauser Dialekt, seiner Direktheit, dem nahm man den wortkargen Chrampfer ab, den geselligen Säufer, den physisch ein wenig zu gross geratenen kleinen Mann.
«Ich muss jetzt nichts mehr»
Er sei über 70, er müsse jetzt nichts mehr, sagte Mathias Gnädinger letztes Jahr in einem Zeitungsinterview. Aber natürlich machte er weiter. Er spielte für Regisseur Paul Riniker und vor allem für seinen Freund Jörg Schneider den Willi in «Usfahrt Oerlike». Diesen Willi, der seinem lebensmüden, von Jörg Schneider gespielten Freund Hans im Altersheim das Gift besorgen soll, damit dieser seine letzte Ausfahrt selber bestimmen kann.
Ein letzter Film kommt im Herbst noch in die Kinos
«Usfahrt Oerlike» läuft noch immer im Kino, erfolgreich. Der Film, den viele als Abschied von Volksschauspieler Jörg Schneider gesehen haben, ist nun zum Abschied von Mathias Gnädinger geworden. Oder fast. Denn mit Stefan Jäger hat er noch «Der grosse Sommer» abgedreht. Da spielt er einen alten Schwinger, den es auf den Spuren eines Sumo-Ringers nach Japan verschlägt. Der als «Feelgood-Movie über das Altern, die eigene Bestimmung und den Brückenschlag zwischen zwei Kulturen» angekündigte Film soll im Herbst ins Kino kommen.KOMMENTAR: Nach Udo Jürgens, Hans Erni hat eine weitere
prominente Persönlichkeit bis zum Tod gearbeitet.
Allen war etwas gemeinsam: Der Beruf war keine Arbeit. Er war Berufung. Das geht nur, wenn der Geist wach und das Gehirn gesund ist. Nach Hirnforscher Lutz Jäncke kann der Mensch bis 20 Minuten vor dem Tod noch lernen. Früher ging man davon aus, dass das Gehirn ab 50 Jahren irreparabel abbaut.
Für mich war Gnädinger geerdet, echt, bodenständig und zeigte stets eine unglaubliche Präsenz.
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