Montag, 17. November 2014

KLATSCH das Thema am Montagmorgen im Treffpunkt Radio SRF 1

KLATSCH ist nicht gleich KLATSCH
(Meine gedankliche  Vorbereitung für das Radiogespräch)

Generell zeigt sich:
KLATSCH ist unterhaltend
-  ist spannend
- weckt Freude (Schadenfreude)
- ist möglicherweise ein Bedürfnis der Menschen
- ist die effizienteste Form Geschichten zu verbreiten (analog Gerüchte)

Alle kennen das Phänomen der beschleunigten Verbreitung. 
Wird gesagt "Bitte nicht weiter erzählen!"- dann steht fest: Die Aussage verbreitet sich in beschleunigter Form.

KLATSCH - als "Flurfunk" bekannt - ist jedoch eine gefährliche Form gesellschaftlicher Unterhaltung.
Man spricht über Menschen, die nicht anwesend sind - hinter vorgehaltener Hand (hinterrücks).

Deshalb wird KLATSCH auch  als"Afterrede" bezeichnet.

Er wird mit dem treffenden Verb Verb "HECHELN" verbunden.
So wie die Fasern mit Hecheln getrennt werden, wird eine Person beim KLATSCH "durchgehechelt"
(zerzaust).


KLATSCH wird wohl nie aussterben.
Menschen können Dampf ablassen. Somit ist KLATSCH eine gefährliche Notwendigkeit.

KLATSCH ist uralt. Historisch gesehen besteht KLATSCH, seit es Sprache gibt.
Es gibt Abbildungen von Waschweibern, die tratschen und sich über andere lustig machen.


KLATSCH  dient der sozialen Kontrolle.
KLATSCH ruft auf, sich an die Regeln zu halten.
Er stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Er entlastet, weil man Dampf ablassen kann.
Vielleicht kann er sogar mit beitragen, dass jemand verbessert,
weil er nicht will, dass man über ihn klatscht.

Insoweit ist KLATSCH positiv:

Er kann zur sozialen Stabilität beitragen.
Wer bei Klatschrunde dabei ist, erfährt wichtige interne Informationen
(Entlassungen, bevorstehende Beförderungen usw).
Ich kenne eine Institution, die hat im 5. Stock einen Raucherbalkon.
Mir wurde gesagt, wer  nicht dort hingehe, habe ein Informationsdefizit.
Auf dem Balkon stehen somit auch Nichtraucher in der Klatschrunde.

KLATSCH bringt Farbe in den grauen Alltag.
Für viele ist es wie das Salz in der Nahrung.

KLATSCH ist aber auch gefährlich und hat viele

 negative Seiten:

KLATSCH weckt ungute Gefühle.
Wer klatscht - aber auch wer zuhört - hat meist ein schlechtes Gewissen.
Man weiss genau, dass nicht indirekt sondern unter vier Augen Ungereimtheiten ausgetragen werden sollten.

KLATSCH kann der eigenen Karriere schaden und Beziehungen zerstören.

Er schädigt den Ruf, das Ansehen.
Selbst wer nur zuhört, lasst sich durch gestreute, versteckte Vorurteile beeinflussen.
Angenommen ein Mitarbeiter erzählt, der Chef sei auch zu Hause ein unmöglicher Kontrollfreak,
könnte bewirken, dass man beim Chef bei jeder normalen Kontrollen den Kontrollfreak sieht.
 Selbst derjenige, der beim Klatschen die Lacher auf seiner Seite hat, schädigt sich selbst.
Ich stellte in meinem Beruf auch einmal fest, dass jemand über ein Teammitglied  gelästert hat. Er sei hinterhältig und habe einen schlechten Charakter. 
Nachher aber im Plenum war der Lästerer mit dem Angeschwärzen überfreundlich und mit ihm sehr verbunden.
Für mich wurde der Lästerer durch dieses Verhalten unglaubwürdig. Ich sprach in später unter vier Augen an und sagte ihm:
"Ich bin recht irritiert. Du hast  vorhin über XY geschnödet und ihn als unmöglichen, hinterhältigen Typen beschrieben. Dann wars Du aber mit ihm so überfreundlich, wie mit dem besten Frund. Du bist auch freundlich zu mir. Wie soll ich nun wissen, ob Du nicht auch so negativ über mich sprichst, wenn ich abwesend bin?"
Diese Frage wirkte sich langfristig positiv aus.



LINKS:

8. Febr. 2003 ... Kein anderes Medium löst mit ähnlich geringem Aufwand so viel Wirkung aus, wie ein Gerücht. Ob man will oder nicht, Gerüchte sind und ...
www.rhetorik.ch/Geruecht/Geruecht.html
6. Sept. 2002 ... "Klatsch betrifft das verhüllte Leben der anderen, er greift ins Intimleben ein. Ein Indiz für Klatsch ist das ungute Gefühl, das man hat, wenn man ...
www.rhetorik.ch/Klatsch/Klatsch.html

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