Montag, 25. November 2013

Manager und Medien

 

Der Umgang mit Medien in einer heiklen Situation


Wohnte Swisscom-Chef wirklich in Zug?

Kaum neuer CEO der Swisscom, gerät Urs Schaeppi ins Visier der Steuerbehörden. Der 57-jährige Berner soll sein Steuerdomizil vom Kanton Zug wieder nach Kehrsatz verlegen.

Aus 20 Min:

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Der neue Swisscom CEO Urs Schaeppi im November an einer Pressekonferenz in Zürich. (Bild: Keystone)

In der Berner Gemeinde Kehrsatz gibt es Zweifel, ob ausgerechnet der neue Swisscom-Chef Urs Schaeppi seine Steuern korrekt bezahlt hat. 2009 ist Schaeppi von Kehrsatz ins steuergünstige Zug gezogen. Sein Kehrsatzer Wohneigentum hat er aber behalten und ist dort auch öfters gesehen worden.
Deshalb haben die Gemeindebehörden im Frühling dieses Jahres interveniert und Schaeppi aufgefordert, sein Steuerdomizil wieder nach Kehrsatz zu verlegen. Im Oktober – kurz vor seiner offiziellen Wahl zum Swisscom-CEO – hat Schaeppi das auch getan und wird gemäss Swisscom seine Steuern wieder in Kehrsatz und dem Kanton Bern bezahlen.
Allerdings bleibt in Kehrsatz die Frage offen, ob Schaeppi nicht auch für die Jahre vor 2013 in Kehrsatz hätte Steuern bezahlen müssen. Laut Swisscom habe Schaeppi in dieser Zeit vorwiegend in Zürich gearbeitet und seinen Lebensmittelpunkt im Grossraum Zürich gehabt. Sein Zuger Steuerdomizil sei deshalb damals korrekt gewesen. Doch in Kehrsatz will man den Fall weiter prüfen, schreibt die «SonntagsZeitung».

Image angekratzt?


Je nach Ausgang der Untersuchungen könnte die Situation für den frisch gebackenen Swisscom-CEO heikel werden, sagt Kommunikationsexperte Marcus Knill zu 20 Minuten. Von einem Imageschaden will er jedoch noch nicht sprechen: «Erst, wenn sich herausstellt, dass Schaeppi seine Steuern tatsächlich nicht korrekt bezahlt hat, könnten die Folgen gravierend sein.»
(bee/vb)

Kommentar:

Die Medien und der Manager

Manager sind derzeit stärker im Fokus der Medien. Sie sind - so wie die Oeffentlichkeit - sensibilisiert auf Themen wie Abzocken, Privatleben, Vertrauenswürdigkeit.
Jeder Fehltritt wird sofort thematisiert.
Beim neuen Swisscom Chef wurde aus der Mitteilung


  


"Swisscom-Chef Urs Schaeppi zahlt wieder im Kanton Bern Steuern"

eine Mediengeschichte, die bislang nur auf Vermutungen basiert.


  


 Weil Schaeppi  wieder in Kehrsatz BE Steuern zahlt, soll er  ins Visier der Steuerbehörden geraten sein. Die Medien witterten umgehend eine spannende Geschichte. Obwohl er sein Wohneigentum in Kehrsatz BE behielt, hat der Swisscom Chef 2009 sein Steuerdomizil ins steuergünstige Zug verlegt, nun kehrt er zurück. 

 Fakten lagen wenige vor: 


Im Zusammenhang mit seiner Wahl zum Leiter des Schweiz-Geschäfts Anfang 2013 und kürzlich zum Konzernchef nahm er seine "Schriften" zurück nach Kehrsatz, wie Swisscom-Sprecherin Annina Merk auf Anfrage einen Bericht der "SonntagsZeitung" bestätigte. Die Rückkehr erfolgte im Oktober, womit Schaeppi für das ganze Jahr 2013 im Hochsteuer-Kanton Bern Steuern bezahlen wird.

Schaeppi sei von der Gemeinde Kehrsatz darauf hingewiesen worden, dass er sich wieder vermehrt in Bern aufhalte. Er habe deshalb mit der Gemeinde seine berufliche Situation und mögliche Auswirkungen auf seinen Lebensmittelpunkt besprochen, liess Merk verlauten.

Die Gemeinde Kehrsatz wollte den Fall Schaeppi als solchen nicht kommentieren. Finanzvorsteher Daniel Wägli bestätigte indessen, dass seit Frühjahr eine Überprüfung von Personen laufe, die in der Gemeinde anwesend seien, ihren Steuersitz aber nicht in Kehrsatz hätten. Dabei hätten sich bei diversen Personen Zweifel an der Richtigkeit des Steuerstatus ergeben.

Laut Swisscom hat Schaeppi als Leiter Grosskunden ab 2009 vorwiegend in Zürich gearbeitet und seinen Lebensmittelpunkt auch aus privaten Gründen in den Grossraum Zürich/Zug verlegt. Sein Zuger Steuerdomizil sei deshalb in der fraglichen Zeit korrekt gewesen. Im Herbst habe er seine Wohnung in Zug gekündigt.

Ein Journalist wollte von mir wissen, was ich von einem Manager halte, der Steuerprobleme habe. Ich gab ihm deutlich zu verstehen, dass es gefährlich sei, einen Fall zu beurteilen, wenn Medien ihr Gebäude auf Vermutungen und Hypothesen aufbauen. Bei einer Ueberprüfung dürfe noch kein Verschulden abgeleitet werden.
Zuerst müsse das Resultat der Ueberprüfung abgewartet werden.

Dass die Geschichte brisant werden könnte, liegt in der Luft. Die Voraussetzungen für einen Medienhype sind gegeben: Es geht um eine Spitzen-Führungskraft- es geht um Geld - es geht um Image (den Ruf) - es geht um Vertrauen und Redlichkeit.

Ich gehe davon aus, dass die Swisscom mit dieser Geschichte fachgerecht umgehen wird. Jede grösser Institution kennt die gravierenden Fallstricke bei einer sich anbahnenden  heiklen Situation:

Es darf nicht gelogen werden.

Wenn der Sachverhalt geklärt ist,  muss rechtzeitig transparent informiert werden.

Allfällige Unzulänglichkeiten müssen erklärt, bei einer allfälligen Schuld müsste man sich auch entschuldigen können.

Es sollte zudem offen dargelegt werden, wie es mit der Geschichte weiter geht (Massnahmen, Konsequenzen).


In derart brisanten Situationen gibt es genügend  Heckenschützen, die jede Kleinigkeit recherchieren und Beschönigungen unverzüglich offen legen, um mit Hilfe gewisser Medien Spitzenmanger zu enttronen.

Fazit: Manager verlieren erst das Vertrauen, wenn man ihnen nicht mehr trauen kann. Urs Schaeppi hat  nach meinem Dafürhalten bislang noch keinen Imageverlust erlitten. Vorverurteilungen sind zu verurteilen.



 

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