Christine Maier wird Chefredaktorin
Ihre Ernennung kam aus heiterem Himmel. Maier hatte niemand auf dem Radar, zumal sie erst seit zwei Jahren das Nachrichtenmagazin «10 vor 10» moderierte und quasi im Schweizer TV-Olymp war.
Die 48-Jährige machte überhaupt nicht den Eindruck, das Schweizer Fernsehen verlassen zu wollen. Sie überzeugte in den letzten Monaten als Moderatorin des abendlichen Nachrichtenmagazins. Zu Beginn war sie noch als «Nachrichten-Domina mit dem Charme einer DDR-Volkspolizistin» bezeichnet worden (von Peter Rothenbühler), weil sie streng durch die Themen führte. Doch mit der Zeit wurde sie immer lockerer vor der Kamera. Sie fühlte sich sichtlich wohl.
Aber wie das so ist: Wenn Ringier mit einem Chefredaktorenposten lockt, werden viele Journalisten schwach. Der Posten als Chefin des «SonntagsBlicks» ist mit viel Prestige verbunden. Die Zeitung ist im Sport die klare Nummer eins. Und auch wenn die Zeitung von Medienkritikern als «seltsam blutleere Plattform der Unverbindlichkeit» bezeichnet wird (Kurt W. Zimmermann), besitzt sie doch nach wie vor die Kraft, wirkungsvolle Kampagnen in Gang zu bringen.
Aber warum entschied sich Maier, eine langjährige TV-Karriere zu beenden? «Ich habe mich bei ‹10 vor 10› wohlgefühlt», sagt sie am Telefon. Und sie betont, dass sie mit der Entscheidung lange gerungen habe. Der Abschied vom Fernsehen sei ihr enorm schwergefallen. Sie sei aber in ihrer beruflichen Karriere immer wieder zu neuen Ufern aufgebrochen. Und auch privat hat sie sich in letzter Zeit verändert. Von Ehemann David Dimitri hat sie sich getrennt, heute ist sie, wenn man der Klatschpresse glauben darf, mit dem Unternehmer und Kloten-Flyers-Chef Philippe Gaydoul zusammen.
Als Sesselkleberin kann sie sicher nicht bezeichnet werden. Sie sagt selbst, dass sie Jobs schon ausgeschlagen habe, um mit einem Zirkus durchs Land zu ziehen. Aber irgendwie irritiert ihr Wechsel zu Ringier doch. Denn Maier entspricht so gar nicht dem gängigen Chefredaktorenprofil. Ihr Leistungsausweis im Zeitungsgewerbe ist eher dürftig. Nur fünf Jahre arbeitete sie als Printjournalistin für die «Schweizer Illustrierte». Sonst war sie überwiegend im Fernsehen tätig. Eine Zeit lang beim ZDF und beim Bayerischen Rundfunk, dann beim Schweizer Fernsehen. Von 2001 bis 2011 moderierte sie den «Club» (früher «Zischtigsclub»); ab 2006 war sie dessen Redaktionsleiterin.
So überraschend Maiers Wahl auch ist, für Ringier könnte sich ihr Engagement auszahlen. Maier ist ein Aushängeschild. Ihr deutscher Vorgänger Karsten Witzmann war vielen Lesern unbekannt. Maiers Gesicht hingegen kennt das ganze Land.
Kommentar: Der überraschende Wechsel Christine Maiers zu Ringier gibt Anlass zu zahlreichen Interpretationen. Ich habe die Profifrau über mehrere Jahre beobachtet und finde: Nur sie - Christine Maier - weiss, weshalb sie die verschiedenen Stationen im Medienbereich jeweils gewählt hat. Erstaunlich, was da alles vermutet und interpretiert wird. Nur sie kennt die Hintergründe ihrer Lebensschritte. Was ich jedoch konkret beobachten konnte: Christine Maier hat alle Jobs ernst genommen. Sie war stets selbstkritisch und ich durfte miterleben, wie Sie sich zur Top- Moderatorin im CLUB entwickeln durfte. Ich bin überzeugt, dass Christine Maier auch die neue Herausforderung engagiert anpacken wird und dank ihrem Willen, sich ständig zu verbessern, diesen Job ebenfalls erfolgreich meistern wird.
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