Mittwoch, 6. Februar 2013

AUS PERSOENLICH-BLOG:


Warum nur Moderatoren moderieren dürfen…

Marcus Knill

Von Marcus Knill

Vergangene Woche besuchte ich eine Podiumsdiskussion zur Minder-Initiative  im Hotel Marriott in Zürich. Die Runde war prominent besetzt mit Prof. Andreas Binder, Nationalrätin Susanne Leutenegger-Oberholzer, Nationalrat und Altbundesrat Christoph Blocher sowie Hans Hess, Präsident der Swissmem. Thomas Minder war eigentlich auch
vorgesehen. Doch er hatte abgesagt.
Das Eindrücklichste war für mich der Moderator, der unfähig war zu moderieren. Er bot ein Lehrstück, wie man es nicht machen darf. Ein Printjournalist, der wahrscheinlich gut schreiben kann, aber noch nie mit einem Mikrofon moderiert hatte und diese Funktion auch nie gelernt hat. Ich verzichte an dieser Stelle bewusst, den Namen des Journalisten zu nennen.
Für das Publikum war der eingesetzte Moderator ein Lehrstück, wie man es nicht machen darf. Der Umgang mit dem Mikrofon war peinlich. Der Journalist merkte nicht, wie er mit dem Mikrofon gestikulierte, worauf die Lautstärke schwankte und seine Worte kaum verstanden wurden. Das Schlimmste: Der “Laienmoderator” sass hilflos da und
war froh, dass die Teilnehmer unter sich diskutierten. Von Leiten oder Führen einer Diskussion hatte er keine Ahnung. Ich hatte Mitleid mit dem verlegenen Gesprächsleiter, der im Grunde genommen nur als Dekor zwischen den Diskutierenden versuchte, zwischendurch auch einmal etwas Unverständliches zu sagen oder zu fragen. Immer wieder blickte er hilflos sein Mikrofon an, als erwarte er von dieser Seite Hilfe. Von Konzept, von aktivem Zuhören, von AusDRUCK keine Spur. Für mich ist es unvorstellbar, wie ein guter Printjournalist glaubt, einfach so moderieren zu können. Moderieren muss gelernt werden. Es machte den Eindruck, dass der Printjournalist sich nicht einmal bewusst war, dass ihn das Publikum nicht mehr ernst nahm. Ein prominenter Teilnehmer fragte mich nach der Veranstaltung: ”Sie analysieren Medienauftritte? Hat der Moderator auch etwas richtig gemacht?”
Diese Frage spricht für sich. Das Publikum erlöste den hilflosen Moderator aus seiner peinlichen Lage, nachdem der Organisator aufgestanden war und deutlich signalisierte, dass die Zeit längst überschritten sei. Beim Versuch des “Moderators”,  mit einem unverständlichen Schlussgedanken die Diskussion doch noch zu beenden, machte das Publikum nicht mehr mit und überdeckte das Gestammel spontan mit lautem Klatschen und erlöste der armen Kerl aus seiner misslichen Lage. Fazit: Schuster bleib bei deinen Leisten!
Der peinliche Auftritt eines wahrscheinlich guten Printjournalisten macht uns bewusst: Moderieren kann man nicht einfach so! Moderieren ist eine anspruchsvolle Sache.  Moderieren und Schreiben sind  zwei Paar unterschiedliche Stiefel.

 
 
 
 
Mittwoch, 6. Februar 2013 um 11:18 Uhr

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