Donnerstag, 25. Oktober 2012


Regula Stämpfli mit einem 
blauen Auge davongekommen


Regula Stämpfli

Belgien-Kolumne nicht beleidigend

Presserat weist Beschwerde zurück.
Der Presserat hat mehrere Beschwerden gegen eine Kolumne der
 Politologin Regula Stämpfli abgewiesen. Der provozierende Text
zum Car-Unglück von Siders VS diskriminiere weder das belgische
 Volk noch würden Tatsachen entstellt, teilte das Ethik-Gremium
am Mittwoch mit.
Regula Stämpfli hatte kurz nach dem Car-Unglück in Siders vom
13. März auf dem Internetportal "News.ch" eine Kolumne unter
dem Titel "Belgisation: Weshalb Unglücke auch politisch sind"
veröffentlicht. Darin stellte sie die These auf, es sei kein Zufall,
dass es sich beim Unfallwagen um einen belgischen Car handle.
Bei dem Unglück starben 28 Personen, darunter viele belgische
Schulkinder.
Stämpfli, die selber in der belgischen Hauptstadt Brüssel lebt,
begründete ihre Belgien-These mit mehreren Beispielen. Unter
anderem schrieb sie, Verkehrsunfälle seien auch strukturell bedingt:
"Die Ausbildung, die Kontrolle, die Fahrtechniken, die Ausstattung
der Reisebusse sind in Belgien auf dem Niveau eines
Drittweltlandes."Stämpfli schlug weiter vor, für die europäische
Verkehrsinfrastruktur den Begriff "Belgisation" einzuführen. Dies
um "festzuhalten, dass aus einem Land, in welchem alles möglich
ist und nie auch nur ein einziger Verantwortlicher seine Strafe
absitzen muss (...) nichts wirklich Gutes kommen kann ausser
der Schokolade, Moules et Frites sowie ein gewisser surrealer
Humor".
Deshalb erlaube sie sich, folgendes zu rufen: "Typisch.
Ein belgischer Reisebusfahrer." Die Politologin betonte aber
auch, dass sie damit auf die Verantwortung der Politik und der
Politiker ziele und nicht die einzelnen Menschen prügeln wolle.
Stämpflis Kolumne wurde von verschiedenen Medien aufgegriffen
und generierte Schlagzeilen wie "Regula Stämpfli beleidigt die
Belgier". In den Kommentarspalten der Online-Medien meldeten
sich hunderte verärgerte Leser zu Wort und warfen Stämpfli
Arroganz oder Pietätlosigkeit vor. Die Empörung gipfelte in
einer Anti-Regula-Stämpfli-Gruppe auf Facebook, einer
Online-Petition, die Stämpfli die Akkreditierung als Journalistin
entziehen wollte und mehreren Beschwerden an den Presserat.
Unter anderen wandte sich auch eine Belgierin an das
Ethik-Gremium.
Sie attestierte Stämpfli zwar einige sinnvolle Überlegungen zu
den politischen Hintergründen des Unfalls, kritisierte aber die
"populistischen Argumentationstechniken" und den
"rassistischen Unterton"
der Kolumne.
Der Presserat wies nun alle Beschwerden ab. Die Kritik Stämpflis
richte sich nicht gegen die Belgierinnen und Belgier im
Allgemeinen,
sondern an den Staat, die Verantwortungsträger in Verwaltung und
Justiz sowie die Politiker. Und Kolumnistinnen dürften sich durchaus
auch polemisch und übertrieben äussern. Denn bereits die Form
des Textes der Kolumne bereite die Leser darauf vor, dass sie eine
subjektive Bewertung von Ereignissen zu erwarten hätten.
Eine Verletzung der Wahrheitspflicht liegt nach Ansicht des
Presserates zudem erst dann vor, wenn die Gefahr bestehe,
dass die Leserschaft durch übertriebene Behauptungen und
Metaphern getäuscht werde. Dies sei bei Stämpflis Kolumne
nicht der Fall.
Der Presserat räumte ein, "dass es nicht von besonderem
Fingerspitzengefühl zeugt", die Frage nach den politischen
Verantwortlichen zu stellen, noch bevor der erste Schock und
die Trauer verarbeitet seien. Die vertretbare Kritik am Zeitpunkt
der Veröffentlichung stehe aber in keinem Verhältnis zu den
 teilweise "unhaltbaren Reaktion und Repressalien", mit denen
Stämpfli eingedeckt worden sei. (sda/dpa)






Kommentar: Regula Stämpfli hatte Glück. Der Presserat hat die Beschwerde gegen sie zurückgewiesen. Damit ist Stämpfli mit einem blauen Auge davongekommen. Ich vermute: Die Welle  an harter Kritik in den Medien wird hinsichtlich Image  an der bekannten Politologin  nicht spurlos  vorbei gegangen sein. Ich beanstandete in meinem Blog ebenfalls das mangelnde Fingerspitzengefühl der Kritikerin, weil die Frage nach den politischen Verantwortlichen im falschen Augenblick erfolgte. Nicht nur die Betroffenen wurden vor den Kopf gestossen. Ich erwartete damals von der Profifrau eine  Entschuldigung.  Doch hinsichtlich Klärung hatte ich von Regula Stämpfli nie etwas mitbekommen. Vielleicht hören wir nach dem Presserat-Urteil bald etwas von ihr.

LINK:


Regula Stämpfli spricht gerne Klartext - dies mit Folgen - knill blog

knill.blogspot.com/.../regula-stampfli-spricht-gerne-klartext.ht...
21. März 2012 – Ich habe einmal die bekannte Politologin einer Institution bewusst als Referentin empfohlen, weil ich wusste: Wenn Regula Stämpfli spricht, ...
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