Freitag, 17. Februar 2012

Zur Live Uebertragung von Wullfs Auftritt  in Berlin





Rückblickend stellen wir fest: Der Bundespräsident machte zu viele Verhaltens- und Kommunikationsfehler.


Viele kleine Unstimmigkeiten führten zu einem Trümmerhaufen.
Nicht die Medien brachten ihn zum Straucheln - er selbst stellte sich laufend das Bein.


Er zog ständig Vorteile aus seinem Amt.


Er missachtete die eindeutige Regelung, dass Geschenke
und Belohnungen abgelehnt werden müssten.


Er hat zwar eingesehen, dass er  sich bei den Krediten nicht gradlinig verhalten hatte.


Dass man die Presse nicht bedrohen sollte (Mailbox)


Wulff pflegte ab zu tauchen,  zu beschönigen und sogar zu lügen (Er habe den Beitrag in der Presse nicht verhindern, nur verschieben wollen).  Die Bandaufzeichnung zeigten, weshalb Wulff die Veröffentlichung des Wortlautes unterbinden liess.


Wulff informierte anstatt transparent - meist mit Stillschweigen:
Die Fragen, die er versprach, im Internet zu beantworten, blieben unbeantwortet.


Die Bevölkerung nahm dem Bundespräsidenten die billigen "Ausreden" nicht mehr ab (beispielsweise, er habe die Hotelrechnung bar bezahlt).


Warum Wulff gehen musste:

Der Druck wurde zu gross!

Wulff konnte das Amt nicht mehr richtig ausüben.

Er verlor das Vertrauen, die Glaubwürdigkeit.

Die Aufhebung der Immunität stand vor der Tür.

Wulff mangelte es an Sensibilität im Umgang dessen, was zulässig ist.

Wulff hatte kein Gespür im Umgang mit Krisen, Stress und Medien (Wir haben diese Mängel laufend analysiert.) 

Hauskredit, Mailbox-Affäre, Glaeseker-Rücktritt: All dies sind weitere Gründe für den Abtritt des Präsidenten

Bundespräsident Christian Wulff







Christian Wulff mit seiner Frau Bettina nach seiner Rücktrittserklärung

Rücktritt ohne Einsicht




Zum heutigen Auftritt Wulffs:


Die REDE (Erklärung) im Wortlaut:


«Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger,
gerne habe ich die Wahl zum Bundespräsidenten angenommen und mich mit ganzer Kraft dem Amt gewidmet. Es war mir ein Herzensanliegen, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu stärken. Alle sollen sich zugehörig fühlen, die hier bei uns in Deutschland leben, eine Ausbildung machen, studieren und arbeiten, ganz gleich, welche Wurzeln sie haben. Wir gestalten unsere Zukunft gemeinsam.
Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft am besten entfalten und einen guten Beitrag zur europäischen Einigung leisten kann, wenn die Integration auch nach innen gelingt.
Unser Land, die Bundesrepublik Deutschland, braucht einen Präsidenten, der sich uneingeschränkt diesen und anderen nationalen, sowie den gewaltigen internationalen Herausforderungen widmen kann.
Einen Präsidenten, der vom Vertrauen nicht nur einer Mehrheit, sondern einer breiten Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger getragen wird.
Die Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen hat gezeigt, dass dieses Vertrauen, und damit meine Wirkungsmöglichkeiten, nachhaltig beeinträchtigt sind.
Aus diesem Grund wird es mir nicht mehr möglich, das Amt des Bundespräsidenten nach innen und nach aussen so wahrzunehmen, wie es notwendig ist.
Ich trete deshalb heute vom Amt des Bundespräsidenten zurück, um den Weg zügig für die Nachfolge freizumachen.
Bundesratspräsident Horst Seehofer wird die Vertretung übernehmen, Bundeskanzlerin Angela Merkel wird auf der so wichtigen Gedenkveranstaltung für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt am Donnerstag der kommenden Woche sprechen.
Was die anstehende rechtliche Klärung angeht, bin ich davon überzeugt, dass sie zu einer vollständigen Entlastung führen wird. Ich habe in meinen Ämtern stets rechtlich korrekt mich verhalten. Ich habe Fehler gemacht, aber ich war immer aufrichtig.
Die Berichterstattungen, die wir in den vergangenen zwei Monaten erlebt haben, haben meine Frau und mich verletzt.
Ich danke den Bürgerinnen und Bürgern, die sich für unser Land engagieren, ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bundespräsidialamt und allen anderen Behörden, die ich als exzellente Teams erlebt habe.
Ich danke meiner Familie, vor allem danke ich meiner Frau, die ich als eine überzeugende Repräsentantin eines menschlichen und eines modernen Deutschland wahrgenommen habe. Sie hat mir immer, gerade auch in den vergangenen Monaten, und auch den Kindern, starken Rückhalt gegeben.
Ich wünsche unserem Land von ganzem Herzen eine politische Kultur, in der die Menschen die Demokratie als unendlich wertvoll erkennen und sich vor allem, das ist mir das Wichtigste, gerne für die Demokratie engagiert einsetzen.
Und ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern, den ich mich vor allem verantwortlich fühle, eine gute Zukunft und schliesse Sie alle dabei ausdrücklich mit ein.
Vielen Dank.»



Kurz und knapp gibt Christian Wulff (in Begleitung seiner Frau) den Rücktritt bekannt. Ruhig und mit sonorer Stimme macht er deutlich, dass das Vertrauen verloren gegangen ist und so, das Amt nicht mehr richtig ausgeübt werden könne. Wer jedoch die Worte genauer mitverfolgte, erhielt den Eindruck:

 Der Ministerpräsident hat eigentlich nichts falsch gemacht. Er habe sich stets richtig verhalten. - Zwar habe  er auch Fehler gemacht , doch sei er stets aufrichtig gewesen.

Wulff punktete, als er seiner Frau dankte. Dies gab ihm etwas Menschliches.

 Doch fand ich die Rede insofern peinlich, als er die Chance verpasste, sich zu entschuldigen. Ich vermisse nach wie vor die Selbstkritikfähigkeit.  Wie üblich!

Damit ist Wulff sich treu geblieben - in seiner bisherigen Einsichtslosigkeit. Nach dem Credo:


"Alle Menschen machen Fehler. Ich bin auch nur ein Mensch. An den Vorwürfen ist nichts dran! Ich habe sonst alles richtig gemacht."

 Im Text der Erklärung (es war keine Rücktrittsrede!) gibt er die Begründung, er sei nicht mehr handlungsfähig. Er spricht nicht von Schuld. Wir hören die absurde Schuldfrage.
Machte Fehler. Ich war immer aufrichtig. Eine Formulierung, die so gewählt ist, damit seine Rente nicht gefährdet ist.
Eine exakt zurecht geschliffene Formulierung.

Fazit: Der Entscheid zum Rücktritt war richtig - leider war er nur zu spät erfolgt. Man sollte nun aber auch nicht weiter nachtreten. Doch werden bei der Affaire   - durch die Ermittlungen - zwangsläufig  alte Geschichten wieder aufgewärmt. Es wird zudem noch ein Gerangel um den Ehrensold geben. Gepunktet hätte der Bundespräsident, wenn er das Verhältnis zu den Medien neu geordnet hätte. Es war keine eigentliche Medienschelte mehr, aber der Unmut - den Medien gegenüber, die ihn und seine Frau verletzt haben - schlägt deutlich durch (Wulff sieht sich als im Grunde doch als Medienpfer!). 


Wulff hätte in seiner dreiminütigen Erklärung beispielsweise die Chance nutzen können, indem er bei seiner Erklärung  den Ehrensold hätte ausschlagen können. Doch kein Wort über diesen Sold.
Mit  dieser Geste hätte er sich in Würde aus dem Amt verabschieden können. Einmal mehr muss wiederum gesagt werden: Chance verpasst!
Der Glaube Wulffs - so eine Krise aus zu sitzen -  war eine grobe Fehleinschätzung.
 


Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff denkt nicht an Rücktritt (Archiv)

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