Dienstag, 31. Januar 2012
Jüngstes Beispiel (ich zitiere Tagesanzeiger-online):
Was Lara Gut von Didier Cuche lernen kann
Notiert von marcus knill um 07:42
Notiert von marcus knill um 07:41
Montag, 30. Januar 2012
Ich zitiere SPIEGEL:
Wulff-Affäre Glaesekers Büro im Präsidialamt durchsucht
Die Behörde ermittelt im Zusammenhang mit der Lobby-Veranstaltung Nord-Süd-Dialog wegen Verdachts der Bestechlichkeit gegen den engen
Vertrauten Wulffs. Der Anfangsverdacht habe sich konkretisiert, sagte Lendeckel am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa.
Eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes sagte, "dass Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Hannover am Donnerstag aufgrund eines Beschlusses des Amtsgerichts Hannover das Dienstzimmer des früheren Pressesprechers, Herrn Glaeseker, durchsucht haben."
Glaeseker war kurz vor Weihnachten ohne Angaben von Gründen überraschend als Sprecher des Bundespräsidenten entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der 50-Jährige in seiner Zeit als niedersächsischer Regierungssprecher unter dem damaligen Ministerpräsidenten Wulff den Veranstaltungs-Manager Manfred Schmidt gefällig gefördert hat. Glaeseker soll mehrere kostenlose Urlaube in Feriendomizilen Schmidts verbracht haben. Gegen Schmidt, der Nord-Süd-Dialog organisiert hatte, wird wegen Verdachts der Bestechung ermittelt.
Notiert von marcus knill um 09:33
Sonntag, 29. Januar 2012
Eine Nachlese:
Allabendlich glotzten Millionen, wie sich zweitrangige Promis durch den australische Dschungel kämpfen. Obschon die dekadente RTL Sendung als würdelos und menschenverachtend kritisiert wird, steigen die Einschaltquoten von Jahr zu Jahr. Der erfolgreiche Mix von Ekel, Voyeurismus, Schadenfreude, Sex, Promis und verhaltenspsychologischen Elementen wird zunehmend auch von Intellektuellen konsumiert.
Die Medienwächter, die in dieser Sendung einen Wertezerfall gesehen haben und sich fragten, wie weit dieser Spiegel unserer dekadenten Gesellschaft noch hinführen könnte, sind stiller geworden. Der Erfolg scheint den TV- Machern Aufwind zu geben.
Kurt Felix weist in seiner Medienkritik im "Persönlich- online" darauf hin, dass sich das Schweizer Fernsehen so eine derartige Trash-Sendung gar nicht leisten könnte. Die Produktionskosten wären viel zu hoch für unser Land.
Kurt Felix hat schon vor einigen Jahren nach der ersten Ausstrahlung im Sonntagsblick geschrieben:
weiter lesen: http://www.gmx.net/themen/tv/dschungelcamp/328nhls-derbe-sprueche-im-dschungel#.A1000146
Das perfekte Live-Fernsehen aus dem australischen Regenwald, an dem ein 250-köpfiges Team beteiligt ist, vom Koch über die Autoren bis zu den Kabelträgern sei aussergewöhnlich. Fast schon abartig die beiden Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach. Beide sind raffinierte, meisterhafte Zyniker und kabarettistische Selbstironiker.
Felix schaut das Dschungelcamp - nicht jeden Tag, aber gegen das Ende der Serie hin immer öfter, gesteht der Medienprofi. Wie Kurt Felix interessiere ich mich auch für die televisionäre Machart des widerlich, bizarren und ekligen TV- Produktes.
Für Medienwissenschafter gibt diese Sendung jedenfalls reichlich Stoff zum untersuchen.
In Deutschland hatten prominente linke und grüne Politiker, wie auch der volkserzieherische Zweckverband sehr schnell ein Verbot des Dschungelcamps gefordert. Jetzt, nachdem die Traum - Quoten fast schon überirdisch sind, urteilen die Ekel-Kritiker viel zurückhaltender. Politiker, die sich ebenfalls kritisch äusserten, schweigen heute. Sie wollen letztlich von den Dschungelcampzuschauern erneut gewählt werden.
Fazit: Das Dschungelcamp ist im Grunde genommen ein spannendes, aufschlussreiches psychologisches Experiment.
Wer bei dieser fragwürdigen Sendung auf den zunehmenden Wertezerfall unserer Gesellschaft zu sprechen kommt, müsste auch bereit sein, in der Menschheitsgeschichte zurück zu blättern:
War unsere Gesellschaft früher besser, als man die Verbrecher auf dem Richtplatz vor den Stadtbewohnern - vor Frauen und Kindern - köpfen liess? Was waren die Römern für eine Gesellschaft, als sie sich in der Arena ergötzten, wenn Christen den Löwen vor versammeltem Publikum zum Frass vorgesetzt wurden?
Wer deshalb den Stab über der heutigen dekadenten Gesellschaft bricht, müsste den Mut haben, die TV-Ekelsendung mit dem Verhalten der Menschen in der Vergangenheit zu vergleichen.
Was aber nicht heissen will: Weil die Menschheit seit je sensationshungrig, schadenfreudig und gierig nach Aussergewöhlichem war, ist damit die Fernsehserie Dschungelcamp nicht automatisch eine gute Sendung.
Notiert von marcus knill um 12:21
Samstag, 28. Januar 2012
"Besonderes Fressen" für die Medien
Ist es geschickt von einer Kommunikationsprofifrau, sich den Frust im Facebook von der Seele zu schreiben?
aus 20 min.
Notiert von marcus knill um 08:49
Freitag, 27. Januar 2012
Wie vermutet: Es kehrt immer noch keine Ruhe ein
nach Tagi:
Christian Wulff darf Lügner genannt werden
Im Zusammenhang mit der Kreditaffäre darf Bundespräsident Wulff als Lügner bezeichnet werden. Dies hat die Staatsanwaltschaft entschieden. Mehr...SPD rät Wulff zur Selbstanzeige
Landtag Hannover diskutiert über Unteruchungsergebnisse +++ Niedersachsens Finanzminister: Glaeseker handelte eigenmächtig +++
Heute kommt in Hannover der Rechtsausschuss des Landtages zusammen. Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) will den Ausschuss über die Recherche aller Ministerien zur Finanzierung des Lobby-Treffens „Nord-Süd-Dialog“ informieren, das insgesamt dreimal stattfand.
Die große Frage: Wusste Wulff Bescheid? War er involviert?
Möllring stellte klar, Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker habe bei der Planung des umstrittenen Lobby-Treffens Nord-Süd-Dialog weitgehend eigenmächtig gehandelt. Das ergab die interne Überprüfung der Landesregierung in Hannover.
„Es hat sich gezeigt, dass Herr Glaeseker immer sehr selbstständig gearbeitet hat”, sagte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) vor der Sitzung des Rechtsausschusses des Landtages in Hannover
.
Derweil rät SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann dem Staatsoberhaupt zur Selbstanzeige beim niedersächsischen Staatsgerichtshof.
„Er muss das für solche Fälle vorgesehene sogenannte Selbstreinigungsverfahren beim niedersächsischen Staatsgerichtshof wählen”, meint der SPD-Politiker.
Auch als ehemaliges Regierungsmitglied könne Wulff die Feststellung beantragen, ob er durch sein Verhalten gegen das Ministergesetz verstoßen habe.
„Das Selbstreinigungsverfahren könnte ein letzter Versuch sein, die nach wie vor im Raum stehenden massiven Vorwürfe zu entkräften”, so Oppermann. Der SPD-Politiker meint, Kanzlerin Merkel müsse Wulff davon überzeugen.
Unterdessen gibt es neue Fragen und Ungereimtheiten. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung” arbeitete die Staatskanzlei in Hannover an der Gästeliste für eine Party mit, die der Eventmanager Manfred Schmidt am Abend von Wulffs Wahl zum Staatsoberhaupt in Berlin gab.
Der niedersächsische Regierungssprecher Franz Rainer Enste bestätigte am Mittwoch, dass im persönlichen Büro Wulffs in der Staatskanzlei eine Gästeliste erstellt worden sei.
Wie das Magazin „Stern” berichtet, lud Schmidt zu der Feier auch Vertreter von Firmen ein, die er wiederholt als Sponsoren für andere Veranstaltungen nutzte. Einem Verbandsvertreter soll er für eine Einladung 3000 Euro in Rechnung gestellt haben, berichtet das Blatt.
Schmidt hatte auch den umstrittenen Nord-Süd-Dialog organisiert.
Kommentar: Wann endlich merkt Merkel, dass sie Wulff nicht endlos stützen kann?
Notiert von marcus knill um 16:25
Donnerstag, 26. Januar 2012
Ombudsmann rügt erneut Schweizer Fernsehen
Die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens nahm den Ball auf. Am 14. November, Punkt 19.30 Uhr, eröffnete sie ihre Hauptausgabe mit einem Beitrag zum Thema. Gleich zu Beginn formulierte der Journalist die Gretchenfrage: «Kann man Leuten, von denen eine Gefahr ausgeht, die Armeewaffe rasch entziehen – oder steht dem der Datenschutz entgegen, weil die Armee von anderen Behörden gar nicht erfährt, dass jemand gefährlich ist?» Der Zuschauer blickte unterdessen in eine Gewehrmündung, eine martialische Sequenz.
Zeughaus statt Privathaushalt
Schnitt – im Bild erscheint Galladé. Geht es um Armeewaffen, ist sie die erste Sprecherin der SP. Als die Schweiz im Februar 2011 über die Volksinitiative «Für den Schutz vor Waffengewalt» abstimmte, war sie eine der eifrigsten Befürworterinnen. Die Initiative hatte verlangt, Armeewaffen künftig im Zeughaus zu lagern, nicht mehr in Privathaushalten. Volk und Stände lehnten das Ansinnen ab. Am 14. November, nach dem neuerlichen Gewaltverbrechen mit einer Armeewaffe, sagte Galladé im Interview mit der «Tagesschau»: «Datenschutz darf kein Täterschutz sein» – und fügte hinzu: «Es kann nicht sein, dass die eine staatliche Instanz für Sicherheit nicht weiss, was die andere staatliche Instanz für Sicherheit tut.»
Schnitt – der Zuschauer sieht einen Mann, der ein Sturmgewehr zusammenbaut. Aus dem Off ertönt die Stimme des Journalisten: «Waffen sind in Händen von labilen Personen gefährlich, das ist unbestritten. Bei Juristen umstritten ist allerdings, ob aus Datenschutzgründen die Strafverfolgungsbehörden auch auf blossen Verdacht hin die Armee informieren dürfen.» Nach einem weiteren Schnitt ist Daniel Jositsch zu sehen, Professor für Strafrecht an der Universität Zürich. Um seine Einschätzung gebeten, sagt er, die Armee werde nicht informiert über potenzielle Gewaltverbrecher, solange diese nicht rechtskräftig verurteilt seien. «Da müsste es eine Anpassung der entsprechenden gesetzlichen Grundlagen geben.»
Was die Zuschauer nicht erfahren: Jositsch ist nicht einfach ein unbefangener Rechtsprofessor, der über ein juristisches Problem redet, er ist SP-Nationalrat und Lebenspartner von Chantal Galladé. In der sogenannten Bauchbinde, die das Fernsehen einblendet, steht dagegen bloss: «Strafrechtler Universität Zürich» – und sonst nichts weiter.
«Lehrstück der Filzokratie»
Ein Zuschauer im schwyzerischen Wollerau ist empört. Er setzt sich an den Computer und schreibt einen Brief an den Ombudsmann der SRG, den früheren Vizekanzler Achille Casanova von der CVP. Das Schweizer Fernsehen habe ein «unrühmliches Lehrstück in Filzokratie» geboten, das «an Dreistheit kaum zu überbieten» sei. Casanova nimmt die Beschwerde entgegen und konfrontiert die Redaktion der «Tagesschau» mit dem Vorwurf. Vom stellvertretenden Redaktionsleiter Franz Lustenberger erhält er zur Antwort: «Der ‹Tagesschau›-Beitrag hat klar die beiden Ebenen – die politische Forderung und die juristische Beurteilung – unterschieden.» Alles in Ordnung, Fall erledigt?
Casanova kommt zu einem anderen Schluss. Letzte Woche setzte er sich seinerseits an den Computer, um dem Beschwerdeführer zu antworten. Und was er schrieb, hatte es in sich: «Nachdem ich den Beitrag sehr genau anschauen und die Angelegenheit analysieren konnte, muss ich offen sagen, dass mich die Stellungnahme von Herrn Franz Lustenberger keinesfalls überzeugt.» Dass Jositsch nicht als SP-Politiker ausgewiesen wurde, sei ein «schwerwiegender Fehler». «Dies umso mehr, wenn es sich wie im vorliegenden Fall um eine parteipolitisch kontroverse Frage handelt.»
Mit dieser Rüge erschöpfen sich allerdings die Möglichkeiten des Ombudsmanns. Wollte der Beschwerdeführer den Fall weiterziehen, müsste er an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen gelangen. Dass er dies tun wird, ist unwahrscheinlich, sein schriftlicher Kommentar auf das Urteil lässt es zumindest vermuten: « Voilà. Man muss sich immer wieder wehren – wird dennoch nichts nützen…» In diesem Fall dürfte er jedoch falsch liegen. Am Abend erreichte die Basler Zeitung eine Stellungnahme von Franz Lustenberger, dem stellvertretenden Redaktionsleiter der «Tagesschau»:
«Die ‹Tagesschau› kann die Argumentation des Ombudsmannes nachvollziehen. Sie zieht darum die Konsequenzen aus dem Entscheid. Die ‹Tagesschau› wird in Zukunft bei nationalen Politikern, die als Experten in einem Beitrag auftreten, jeweils das politische Amt erwähnen, entweder im Text oder im Einblender.» Daniel Jositsch, dem nicht eigentlich ein Fehler vorzuwerfen ist, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (Tages-Anzeiger)
Kommentar: Transparenz herstellen, will heissen, in der Bauchbinde wichtige Verbindungen nicht zu verschweigen. Doch ist es noch besser, bei Beurteilungen keine Experten zuziehen, die offensichtlich mit der zu beurteilenden Person verbandelt sind. Das Fernsehen hat es in der Hand, den Vorwurf der Filzokratie nicht mit solchen Pannen Vorschub zu leisten.
Notiert von marcus knill um 17:05
Sensationelle Nahaufnahmen von Insekten
Notiert von marcus knill um 17:04
Mittwoch, 25. Januar 2012
Notiert von marcus knill um 08:11
Dienstag, 24. Januar 2012
Wer mit Menschen zu tun hat, muss sich mit Kommunikation und Medien befassen
von Marcus Knill
Wenige Führungskräfte sind sich bewusst, dass 90 Prozent
ihrer Tätigkeit in irgendeiner Form mit Kommunikation zu tun hat.
Im Umgang mit Medien gilt es vorerst, die grundsätzlichsten
Kommunikationsphänomene zu kennen.
Besonders bei der Medienschulung
gilt der Slogan:
Der Lernweg beim Medientraining führt in die Richtung: Sich besser akzeptieren können und sich selber bleiben - auch in schwierigen Situationen. Unter Umständen ist eine unverbildete, nicht rezeptorientierte Person im Medienauftritt besser als jemand, der angstvoll oder mit zu hohen Ansprüchen vor dem Mikrofon oder vor der Kamera steht. |
Mulmiges Gefühl |
Wenn in einem Spital das Telefon klingelt und ein Journalist oder eine
Journalistin eine heikle Frage stellt oder Auskunft verlangt, so stellt
sich bereits bei vielen ein mulmiges Gefühl ein.
Chefärzte, Verwaltungskader ebenso wie Pflegepersonen wissen
nicht schlüssig, welches Verhalten bei
überraschenden Anfragen angebracht oder richtig ist.
Die Frage muss in einer solchen Situation lauten:
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Umgang mit den Medien - 10 Tipps |
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1. Journalistinnen und Journalisten sind Ihre Partner, nicht Ihre Feinde. Das heisst aber nicht, dass Sie Ihre Freunde sind! |
2. Medienleute wissen nicht alles, das wissen sie selber. Deshalb stellen sie Fragen. Das soll Sie nicht nerven, sondern zeigen, dass (in den meisten Fällen) ein echtes Interesse hinter den Fragen steckt. Medienleute haben die Aufgabe zu informieren. |
3. Medienleute stehen ständig unter Zeitdruck. Sie sind nicht immer schlechte Organisatoren, wenn sie die Antworten am liebsten schon vorgestern hätten. Versuchen Sie zu kooperieren, zu helfen. |
4. Medienleute wollen Aktualität, nicht kalten Kaffee. Die Suche nach Aktualität gehört zu ihren Aufgaben. Liefern Sie die Informationen, die Sie haben und herausgeben können, möglichst schnell. |
5. Medienleute sind - von Ausnahmen abgesehen - nicht käuflich. Versuchen Sie deshalb nicht zu verhandeln oder über Geld zu sprechen. |
6. Die meisten Medienleute wollen die Wahrheit erfahren. Sprechen Sie also eine klare, unmissverständliche Sprache. Seien Sie ehrlich und offen. |
7. Medienleute sind eigenständig, eigenwillig. Auch das gehört zu ihren Aufgaben. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, ihnen Ihren Standpunkt zu erklären, sie zu überzeugen. Argumentieren Sie! |
8. Versuchen Sie ein Vertrauensverhältnis zu Ihrem lokalen Medium aufzubauen. Rufen Sie auf der Redaktion an, sprechen Sie mit den Medienleuten über Ihre Anliegen, Vorhaben usw. Auch Medienleute sind an Gesprächen interessiert, die nicht am nächsten Tag abgedruckt oder gesendet werden. |
9. Ein schwarzes Schaf ist nicht repräsentativ für einen ganzen Berufsstand. Weisen Sie Medienleute nicht aus einer schlechten Laune oder aufgrund schlechter Erfahrungen zurück. Sagen Sie vielmehr, was Ihr Problem ist, wo die Schwierigkeiten liegen usw. Die meisten Medienleute können zuhören und verstehen. |
10. Laden Sie für Medienkonferenzen, Tagungen usw. nur jene Medienleute ein, die Ihr Zielpublikum mit Informationen bedienen. Deshalb ist der Kontakt zu den lokalen Medien so wichtig. |
Sie müssen präsent sein! |
Wenn bei einem Medienauftritt nur eine Pflichtübung absolviert wird und
die Freude am Auftritt fehlt, so leidet die Qualität jedes Beitrages.
Der Gedanke: "Ich bin eben nicht begabt!"
Oder: "Es gibt Leute, die haben die
Begeisterungsfähigkeit im Blut", ist ein billiges Ausweichmanöver.
Mit der Kommunikation ist es wie mit Pianisten. Es gibt gewiss ein bestimmtes
Begabungspotental, dennoch bringt nur hartes Training Erfolg! Auch
im Umgang mit den Medien haben wir uns mehr Verhaltens- und Sprechgewohnheiten
erworben (Ausdruck, Lautstärke, Tonfall, Dialekt, Tonhöhe)
als uns lieb ist. Wir sind uns dessen meistens kaum bewusst. Durch fachgerechtes Coaching lässt sich erwiesenermassen viel mehr korrigieren und optimieren als wir annehmen. |
Balance zwischen Kürze und Ausführlichkeit |
Im "Hamburgermodell" (Verständlichkeitspyramide) werden
als wichtigste Verständlichkeitshelfer genannt:
Einfachheit, Struktur, Kürze, Stimulanz,
das heisst Bilder, Vergleiche, Erzählungen, Geschichten, Details.
Bei Medienauftritten zeigt sich recht häufig wie sehr viele Leute
Mühe mit Kürze und Ausführlichkeit haben.
Diese paradoxe Forderung (Kürze und Ausführlichkeit) lässt sich
bewältigen, indem wir pro Votum nur ein Argument konkretisieren.
Dieses Argument, nämlich nur das wichtigste, kann mit einem Beispiel,
einem passenden Vergleich oder einem konkreten Erlebnis einer
Geschichte visualisiert und inhaltlich besser erklärt werden.
Medientraining heisst deshalb auch:
Spielen lernen mit Bei-spielen.
Für abstrakte Gedanken müssen treffende Beispiele zur
Erläuterung und Verständlichkeit herangezogen werden. Es ist deshalb immer gut, Worte mit einem hohen Anteil an Konkretheit oder Bildhaftigkeit zu wählen, welche beim Empfänger eine Vorstellung möglich machen. Wenn wir aber einem Eskimokind das Leben auf dem Mond erklären möchten, so macht es vermutlich wenig Sinn, den Mond mit dem Leben in der Wüste zu erklären. Die Erfahrungswelt der Wüste fehlt den Eskimokindern. Menschen, die einfach und kurz reden und trotzdem farbige und konkrete Details schildern, werden nicht nur besser verstanden, sie sind auch bei Medienleuten aus verständlichen Gründen beliebter. |
Situationen klären |
Vor jedem Beitrag müssen wichtige Fragen mit der Journalistin,
dem Journalisten geklärt werden.
Beachten Sie folgende Punkte vor Ihrem Interview:
|
Start ritualisieren |
Jeder Sportler versucht in der Startphase alles zu tun, um sich während
des Rennens voll und ganz auf den Ablauf zu konzentrieren.
Ein Skirennfahrer würde nie erst während des Rennens die Brille, die
Bindung oder den Sitz der Handschuhe prüfen oder den Helm
zurechtrücken.
Bei Medienauftritten hingegen gibt es immer wieder Akteure, die sich zuerst
warmreden müssen und erst nach zwei Minuten voll kommunizieren, mit
Händen, Augen und Stimme. Bei Medienauftritten gilt:
Die Vorbereitungsphase muss ritualisiert werden. Das heisst, Sie müssen
sich vor dem Auftritt so einstellen, damit Sie entlastet sind und sich voll
und ganz auf Ihr Gegenüber (Journalist) konzentrieren können. Link:
|
Richtig einsitzen vor dem Interview: "Sitze ich bequem und stabil?" |
Hände nicht blockieren oder verkrampfen. Lockere, offene Startposition einnehmen. |
Blickkontakt mit dem Gegenüber schon vor dem Reden aufnehmen, nicht erst während des Sprechens. |
Atmen Sie voll durch (das Zwerchfell nicht vergessen!) |
Mentale Präsenz, positive Einstimmung auf das Interview |
So wie ein Skifahrer wahrend seiner Fahrt voll konzentriert ist, müssen auch Sie alle Nebengedanken vermeiden. Hören Sie zu, denken Sie mit, Überlegen Sie ruhig vor Ihrer Antwort. Ihr Gegenüber braucht jetzt Ihre volle Aufmerksamkeit. |
Reden Sie Umgangssprache |
Allein das Lesen dieses Beitrages hilft Ihnen noch nicht über alle Hindernisse hinweg. Wertvolle Hinweise, auch aus Medienratgebern, sind gut, wichtiger und besser ist jedoch die Übung, die Erfahrung, die Sie im Training machen können. Dennoch gibt es bezüglich der Sprache noch einige wissenswerte Hinweise: |
Reden Sie unkompliziert und benutzen Sie Umgangssprache. Vergessen Sie, wenn möglich jeden Fachjargon. Gerade für Mediziner ist das oft ein Problem. |
Wenn Sie sich schriftlich auf ein Interview vorbereiten, notieren Sie nur Stichworte, nie ganze Sätze oder Redewendungen. |
Versuchen Sie, mehr Verben als Substantive zu verwenden. Verben werden besser verstanden als Substantive, die Sätze sind natürlicher, flockiger. Zum Beispiel: Sagen Sie nicht: "Die Überprüfung vom Gemeinderat führt zur Erkenntnis, dass..." Sondern: "Der Gmeinderat hat die Vorlage kontrolliert und gesehen, dass... |
Verständliche Gedankenkonstruktionen sind einfach und kurz, beinhalten rund 13 Worte. Leider wollen viele besonders gescheit reden. Die Folge davon sind Bandwurmsätze und Schachtelsätze, auch "Nebelsätze" genannt. Nach einem eintägigen Medienseminar sagte mir eine Teilnehmerin: "Erst heute ist mir bewusst geworden, dass ich ganz normal reden kann. Ich wollte meist mit meinem Fachjargon beweisen, dass ich kompetent bin. Im Grunde genommen ist es gar nicht so schwer, verständlich zu reden. Wir wollen es nur zu gut machen." Wer nicht verbissen gut sein will, ist letztlich im Medienauftritt gut. |
Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen |
All diese wertvollen Ratschläge können dazu verleiten, dass wir uns auf zu viele Dinge gleichzeitig konzentrieren und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Keine Angst! Die Erfahrungen eines welschen Radio- und Fernsehjournalisten sind hier sehr hilfreich. Focussieren Sie nur drei Punkte! |
Hören: Immer präsent sein- Fragen ganz zu Ende hören, überdenken, nachfragen, Gehörtes klären. |
Denken, dann reden: Was ist meine Kernaussage? Welche Botschaft muss ich transportieren? Was darf ich sagen? Was sage ich nicht? Was ich sage ist wahr - aber ich muss nicht alles sagen, was wahr ist. |
Bleiben Sie sich selbst: Echt, natürlich und offen kommunizieren. Keine Zurückhaltung mit Gestik, Ausdruck und Emotionen. Das heisst, nicht gebremst kommunizieren. |
Nun, mir bleibt nur noch, Ihnen beim nächsten Medienauftritt viel Erfolg und auch ein bisschen Spass zu wünschen! |
Notiert von marcus knill um 08:55
Ich zitiere NZZ
Ombudsmann rügt Roger Schawinski
Bevorteilung eines St. Galler Ständeratskandidaten
Ein Zuschauer kritisierte, dass Schawinski am 7. November den damaligen St. Galler Ständeratskandidaten Paul Rechsteiner eingeladen hatte. Damit habe Schawinski ihm knapp drei Wochen vor dem zweiten Wahlgang einen Wettbewerbsvorteil verschafft und gegen die Richtlinien von SF verstossen.
Chefredaktor Diego Yanez widersprach: Gemäss den Hausregeln dürften zwar ab drei Wochen vor einem Urnengang keine Kandidatenporträts mehr gezeigt werden. Doch bei einer Talkshow handle es sich nicht um ein Porträt. Casanova klärte darauf den Chefredaktor über dessen eigene Regeln auf. Die publizistischen Leitlinien zur wahlpolitischen Auszeit gälten nicht nur für Porträts, sondern auch für Unterhaltungs-, Sport- und Talk-Sendungen. Rechsteiner habe trotz den kritischen Interviewfragen sehr wohl eine Kampagne für sich selber treiben können, hielt Casanova in seiner Stellungnahme fest. Damit sei er gegenüber den beiden andern Kandidaten bevorteilt worden.
Notiert von marcus knill um 08:51