Mittwoch, 12. Januar 2011

Das grosse Duell BLOCHER-JUNCKER





Euro-Länder Chef  und luxemburgischer Premier  Jean- Claude Juncker hatte jüngst die Schweiz als UNDING bezeichnet, als WEISSER FLECK auf der Landkarte (Für Blocher war dies unakzeptabel. Er hört daraus: Die Schweiz ist  ein Land, das nicht so existieren darf).


Worauf Alt-Bundesrat Christoph Blocher im Tele-Blocher den EU- Politiker t der HITLER Rhetorik bezichtigte: "So hat Hitler geredet"


Am Mittwochabend. 12- Januar kreuzten nun die beiden Rhetoriker im Schauspielhaus Zürich  die Klingen. Die Diskussion organisierte der Schweizer Ableger der deutschen Wochenzeitung "DIE ZEIT".
Die Veranstaltung war sofort ausverkauft. 

Vor dem Auftritt gab sich Juncker in einem Tagesschaubeitrag gelassen. Er wolle lediglich  in Zürich seine Sicht der Oeffetnlichkeit darlegen. Gegen Blocher habe er nichts, nur Christoph Blocher habe etwas gegen ihn. 

Blochers Aussage hat in Luxemburg eine Welle der Empörung hervorgerufen. Aber auch die Aussage des Premiers gab viel zu reden.   Blocher machte keine Anstalten, sich zu entschuldigen.

Das Streitgespräch der beiden begnadeten Rhetoriker weckte grosse Erwartungen.
Beide sind angeblich "Fans der Schweiz". Doch  wünscht Juncker unmissverständlich einen EU Beitritt der Schweiz. Uebrigens sagte Juncker nach dem "Indianer Vergleich" Steinbrücks:
Es dürfe nicht sein, "dass man sich in der Rhetorik so versteigt, dass schlechte Erinnerungen wach werden."



Zum Duell:


Quelle SF



In Anlehnung an Blochers verbale Attacke Anfang Januar meinte Juncker: «Ich wüsste nicht, dass Hitler so positiv über die Schweiz gesprochen hätte, wie ich.»
Juncker nimmt Blochers Attacke auf die leichte Schulter
Blocher seinerseits sah erneut keinen Anlass, sich bei Juncker zu entschuldigen. Dessen Rhetorik erinnere ihn an jene von Grossreichen wie eben des 3. Reichs. In solchen Sachen sei er empfindlich. Die Schweiz als Unding zu bezeichnen, wie Juncker dies getan habe, gehöre sich nicht.
Blocher will sich bei Juncker nicht entschuldigen
Der alt Bundesrat ist sich zumindest in einer Sache einig mit Luxemburgs Premier: Bezüglich der EU-Thematik könnten sie sich wohl nicht gegenseitig überzeugen, meinte Bloche.
(sf/fref)








Kommentar: Aus meiner Sicht, brachte uns das Duell Blocher- Juncker  keinen Schritt weiter. Für den SVP Strategen ging die Rechnung auf. Er  kam in die Medien, machte dank der Provokation von sich reden und Juncker konnte mit seiner ruhigen, überlegten Art im eigenen Land punkten und den Schweizern darlegen, dass er im Grunde genommen die Schweiz liebe. Dialogische Elemente vermisste ich. Rhetorisch war  das Duell eher ein Treten an Ort:  Europa gegen Antieuropa - das war alles. Nur am Schluss kam eine etwas versönlichere Stimmung auf. Mir fiel bei den Aufnahmen Blochers sein gerötetes Gesicht auf. Ein seltenes Bild: Blocher unter Stress.
Fazit für beide Seiten: Ton und Wortwahl sind bei rhetorischen Prozessen ernst zu nehmen.


Medienechos 20 Min:

Das Zürcher Schauspielhaus und «Die Zeit» glaubten an die Kraft der Argumente, sagte Autor Bärfuss, der die Diskussion zusammen mit dem «Zeit»-Journalisten Peer Teuwsen moderierte: «Wir glauben aber ganz gewiss nicht an die Diffamierung des politischen Gegners, an Unterstellungen und ebenso wenig an unpassende Vergleiche.»
Der Seitenhieb ging an die Adresse Christoph Blochers, der Aussagen Junckers in einem «Zeit»-Interview in die Nähe von Adolf Hitlers Rhetorik gerückt hatte. Juncker hatte in Bezug zur Schweiz gesagt, es bleibe «ein geostrategisches Unding, dass wir diesen weissen Fleck auf der europäischen Landkarte haben». Das Publikum wartete dementsprechend gespannt darauf, ob die beiden Kontrahenten beim persönlichen Aufeinandertreffen über den Nazivergleich sprechen würden. Viele waren extra deswegen gekommen. Zahlreiche weitere hätten sich das Streitgespräch ebenfalls gern angesehen, fanden im seit Tagen ausverkauften Pfauen jedoch keinen Platz mehr.
Schliesslich – keine zehn Minuten nach Beginn der Veranstaltung – war es Blocher, der von sich aus das Thema anschnitt: «Wir möchten estimiert werden, dass wir ein selbstständiger Staat sind und nicht ein geostrategisches Unding. Da wird es uns weh und bange.» Die Römer hätten schon ein Grossreich gewollt und da sei die Schweiz im Weg gewesen, Karl der Grosse, die Habsburger, die Preussen, Napoleon und auch das Dritte Reich. «Da sind wir empfindlich», so Blocher.
«Liebeserklärungen versteht man im ersten Augenblick selten»
Juncker hielt dagegen, Blocher habe die Dinge ein bisschen unkorrekt reflektiert: «Ich habe, wie ich fand – aber so irrt man sich – ein sehr positives Interview zur Schweiz geben.» Er habe das Schweizer Demokratiemodell bis in den siebten Himmel gelobt. Vergleichbare Sprüche seien ihm von Herrn Hitler nicht bekannt. Den Wunsch, dass die Schweiz der EU beitreten würde, habe er aus Liebe zur Schweiz geäussert. «Aber Liebeserklärungen versteht man im ersten Augenblick selten», sagte Juncker und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.
Mit dem 56-jährigen Luxemburger bot Blocher ein Politiker paroli, der dem alt Bundesrat rhetorisch in nichts nachstand. Nach dem Streitgespräch räumte Blocher gegenüber 20 Minuten Online ein, dass es ihm Spass gemacht habe, mit solch einem starken Gegner zu streiten: «Ich gebe zu, in der Schweiz habe ich nicht viele solche Gegner.» Mit sauberer Argumentation aber auch pointierten Aussagen gelang es Juncker immer wieder, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Dabei verzichtete er auch nicht darauf, in offenen Wunden zu stochern: «Ich bin seit 28 Jahre Mitglied der Regierung, das schafft nicht jeder.» Der abgewählte Bundesrat nahm es mit Humor. Er habe über 20 Jahre gegen die EU gekämpft «Das macht mir auch keiner nach», so Blocher.
Running Gags und keine Annäherung
Die Stimmung war in Anbetracht des vorgängigen medialen Schlagabtauschs der beiden Politiker sowieso recht ausgelassen. Juncker sagte nach dem Streitgespräch, er habe Blocher weniger konfrontativ erlebt, als er erwartet hätte: «Er war jedenfalls freundlicher als wenn ich nicht da bin.» Zwischenzeitlich schien es gar, als würden zwei alte Bekannte auf der Bühne die Klinge kreuzen. Neben Running Gags, die sich immer wieder um «Undinge», Hitlervergleiche, Regierungsdauer und Teilnahmen an internationalen Konferenzen drehten, wurde aber deutlich zementiert, dass in Fragen zur EU und zu multinationalen Organisationen zwischen den beiden keine Annäherung stattfinden wird. Während der EU-Politiker Juncker zugleich Kritiker und vehementer Verteidiger solcher Organisationen ist, lehnt Blocher diese ab, weil sie unüberblickbar und dadurch weniger erfolgreich seien. Die Ausgangsfrage, wie es mit der europäischen Einigung weitergehen soll, blieb am Ende zwar unbeantwortet. Das Hitlervergleichs-Kriegsbeil zwischen Blocher und Juncker scheint dafür begraben worden zu sein.



Blick:


Kein Streit, sondern ein munterer Austausch von Meinungen


Im mit über 700 Zuhörern voll besetzten Saal wird gestern Abend aber schnell klar. Die Sympathien sind plus/minus gleichmässig verteilt. Die Erwartungen sind hoch. Die Sache scheint wichtig zu sein.

«geostrategisches Unding»


Der Streitpunkt: Ist die Schweiz als «weisser Fleck» ein «geostrategisches Unding» in Europa, wie Jean-Claude Juncker in der «Zeit» erklärt hatte (sie organisierte den Anlass mit dem Schauspielhaus).

Und lässt sich das mit Sprüchen von Adolf Hitler vergleichen, wie Christoph Blocher gezürnt hatte?Juncker zu Blocher: «Ich lasse mich nicht in die geistige Nähe von Hitler stellen. Wenn Sie mich besser kennen würden, hätten Sie das nicht gesagt.»

Blocher zu Juncker: «Wir wollen kein geostrategisches Unding sein. Da sind wir empfindlich. Wir wollen ernst genommen werden. Die Schweiz musste immer für ihre Freiheit kämpfen.»

Das Eis ist gebrochen


Blocher und Juncker beziehen zwar ihre Standpunkte klar, aber die Auseinandersetzung wird zusehends lockerer, mit Spötteleien und Sticheleien hüben und drüben. Die Stimmung im Publikum wird heiter und aufgeräumt, es gibt Lacher und Applaus auf beiden Seiten.

Blocher macht klar, dass ein EU-Beitritt für die Schweiz nicht in Frage kommt, «weil wir eine besondere Staatsform haben» – Volksrechte und einen ausgeprägten Föderalismus. Juncker stellt klar: Die EU wolle sich die Schweiz «nicht einverleiben». Sie werde als absolut souveräner Staat akzeptiert und brauche Zurufe über den Zaun nicht. « Ich habe die Schweiz im Interview gelobt. Das ist mir von Adolf Hitler nicht bekannt.»

Was wäre, wenn...?


Die Moderatoren Lukas Bärfuss und Peer Teuwsen fragen Blocher: Wo wäre die Schweiz, wenn Volk und Stände den EWR-Beitritt 1992 nicht abgelehnt hätten? Blocher antwortet: «Wir wären in der EU.» Aber genau das wäre falsch, weil unser Land ausserhalb der Union durch seine Sonderrolle «ausserordentlich erfolgreich» sei.

Juncker sagt: «Ich bin der grösste Schweizer, den es in Europa gibt.» Und er sagt auch: «Europa ist ohne Nationalstaaten nicht denkbar. Ich will, dass es Luxemburg und die Schweiz immer gibt.» Blocher nickt. Und meint an anderer Stelle zu Junckers Heimat Luxemburg: «Sie sind in einer sehr privilegierten Situation.» Juncker: «Das sagen Sie als Schweizer!» Lachen im Saal.



Ergänzender Kommentar: Blochers Nazivergleich war für ihn zuerst kontraproduktiv. Im Nachhinein hatte der SVP Stratege immerhin erreicht, was er bezwecken wollte: Alle Medien verbreiteten den unbedachten Satz mit dem "geostrategischen Unding". Ein Ausspruch, der nun in allen Europa-Diskussionen Blocher ständig "herunterbeten" kann. Ohne Blochers Provokation, wäre der rhetorische Patzer Junckers nicht international bekannt geworden. Zuerst stand nämlich vor allem Blocher in den Medien mit seinem Hitler-Vergleich am Pranger. Juncker kann auch zufrieden sein. Die Schweizer wissen, dass er unser Land liebt und er nutzte die Chance den verbalen Fehltritt zu präzisieren. Ende gut - alles gut!



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