Donnerstag, 3. September 2009

Rollenverteilung bleibt traditionell

Aller Emanzipation zum Trotz: Schweizer Männer arbeiten meist Voll- und Frauen Teilzeit. Das umgekehrte Modell kommt fast nie vor

Quelle Tagi

Kommentar:

Man kann davon ausgehen, dass echte Emanzipation darin besteht, dass Mann und Frau gemeinsam entscheiden dürfen, welches Familienmodell sie verwirklichen wollen. Ich kenne erstaunlich viele Frauen mit Kindern und Hochschulabschluss, die freiwillig auf Positionen auf oberster Führungsebene verzichten, weil sie sehen, wie sich das 100 prozentige Engagement auf das Familienleben auswirkt. Sie wollen gar nicht ihre Lebensqualität einbüssen, wie viele Manager. Umherreisen, für die Karriereleiter - Freizeit opfern und Bonis nachrennen. Immer mehr Ehepaare wollen zudem bewusst ihre Kinder nicht ständig fremd betreuen lassen. Denn: Pädagogisch, psychologisch qualifizierte, konstante Bezugspersonen sind vielfach rar oder in der Regel zu teuer. Die Elternteile, die Teilzeit arbeiten, stellen sich deshalb die berechtigte Frage: Will ich nicht lieber mit beitragen, mein Kind in den ersten Jahrn persönlich zu prägen? Tatsächlich ist es eine Illusion zu glauben, man könne dann später - wenn die Kinder grösser sind - die Abwesenheit plötzlich mit grösserer Präsenz kompensieren. Die Kinder wollen dann nicht ständig Vater und Mutter um sich haben. Doch wünschen sie sich, dass eine Bezugsperson während der prägenden Jahre da ist. Dann wenn die Kinder Fragen haben, müsste im Grunde genommen ein Elternteil anwesend sein. Wie können jedoch die Fragen der Kinder von den Eltern beantwortet werden, wenn von ihnen niemand präsent ist? Man kann nicht nach Hause kommen und hoffen, dass alle offenen Fragen zwischen 1900 Und 2000 Uhr auf Abruf entgegengenommen werden können.

Elmar Ledergerber trat als Stadtpräsident zurück mit der Begründung, er wolle sich nun (endlich?) dem Kind widmen. Ich zweifle daran, dass es - das inzwischen gross gewordene Kind - besonders schätzt, wenn der Papi nun ständig für es präsent ist, nur weil er es unterlassen hatte, früher für das Kind Zeit zu haben .

Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass Nestwärme, Konstanz, Orientierung , Rituale und einheitliche Spielregeln Kindern gleichsam zu einem Rüstzeug verhelfen, damit sie später weniger anfällig sind für Drogen, Gewalt und schlechte Einflüsse.

Man sollte desahlb nicht versuchen, Eltern in ein Familienmodell auf zu zwingen z.B. mit finanziellen Anreizen. Elternteile (ob Mann oder Frau) haben ein Selbstbestimmungsrecht . Es besteht heute die Gefahr, dass sendungsbewusste Politiker versuchen, die Gesellschaft nach ihren einseitigen ideologischen Grundsätzen zu verändern, anstatt auf das Wohl des Kindes zu achten.

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