Sonntag, 30. November 2008

Christine Maier: Die Gründe ihrer vorbildlichen Moderation

Im Club (SF1) vom 25.11.08 über das Thema "Irre Raser, was kann sie stoppen?" wurde deutlich, weshalb Christien Maier so erfolgreich moderiert.

1. Gründliche Vorbereitung

Zur gründlichen Vorbereitung gehörte es, Persönlichkeiten zu finden, die zum Thema etwas zu sagen haben. Das hatte Christine Maier gefunden:

In der Sendung diskutierten Jürg Boll Staatsanwalt, Chef "Rasergruppe" Zürich.

Karin Keller-Sutter. Regierungsrätin SG, Vorsteherin des Justizdepartementes.

Jacqueline Bächli, Verkehrspsychologin.

Roland Wiederkehr, Stiftung Stassenopfer.

Rebecca Narducci, Cousine eines Raseropfers.

Manolo Huber, Raseropfer.

Die Moderatorin hatte sich auch thematisch gut vorbereitet und wusste über die die Trainingskurse (Schauspiel- oder Lügenrhetorikseminare?) für Raser Bescheid, wo Rasern in Deutschland gegen einen Betrag von 450 Fr geschickten Antworten eingetrichtert werden, damit die Psychologen einen wohlwollenden Bericht zu schreiben. Ziel: Den Ausweis so rasch als möglich wieder zu erhalten.

2. Das Thema ins Zentrum stellen

Christina Maier veranschaulichte, dass Moderieren ein Kunst ist und Gespräche nur dann etwas bringen, wenn die Gespräche zielorientiert geführt werden. Die Moderatorin muss über der Sache stehen und sollte es fertig bringen dank Einfühlungsvermögen, andere zum Reden zu bringen und die Teilnehmenden zum eigentlichen Thema zurückzuführen.

3. Gespräche mit langer und kurzer Leine führen

Etwas von Schwierigsten ist es, die Balance zu finden zwischen Gesprächsführung mit langer und mit kurzer Leine. Dank jahrelanger Erfahrung ist es Christine Maier gelungen, einmal zu stoppen, ein andermal wieder Aussagen herauszulocken und wichtige Beiträge laufen zu lassen.

4. Harvard Konzept anwenden

Unter den prominenten Moderatoren gibt es nicht viele, die sich ans Harvard Konzept halten. Dieses Prinzip hat sich vor allem bei Verhandlungen bewährt. Das Gegenüber wird ernst genommen, ohne dass seine Meinung geteilt wird. Den Anderen verstehen heisst demnach nicht einverstanden zu sein mit ihm. Es geht jedoch um die Wertschätzung der Gesprächsteilnehmern. Ich habe das Verhalten von Christin Maier während der ganzen Sendung verfolgt und gesehen, sie moderiert mit Einfühlungsvermögen (Empathie) ohne die Zügel der Gesprächsführung schleifen zu lassen. Dies entspricht genau dem Harvard Prinzip: Mit den Menschen wird "weich" kommuniziert in der Sache hingegen "hart". Christine Maier hakte beispielsweise freundlich aber unnachgiebig nach, als die Verkehrspsychologin Jacqueline Bächli immer wieder auswich und keine konkrete Antwort gab auf die Frage, was mit Wiederholungstätern geschieht, die immer wieder ohne Ausweis den Verkehr unsicher machen.

Fazit:

Der letzte Club mit Christine Maier könnte ohne weiteres als gutes Beispiel einer vorbildlichen Moderation in einem Modul der Journalistenausbildung gezeigt werden. Auch altgediente Moderatoren wie Frank A. Meier könnten von Christine Maier etwas lernen, wenngleich er sich im letzten Interview merkbar zurückgenommen hat und nicht mehr so penetrant - unter Hochdruck - vor allem seine Meinung kundgetan hatte, anstatt zuzuhören und andere zum Reden zu bringen.

Nach Kurt Felix muss ein guter Moderator folgende Bedingungen erfüllen:

- Talent

- Begeisterungsfähigkeit

- Selbstwertgefühl

- Allgemeinwissen

- Glamour Faktor

- Telegene Aura

- Körper- und Sprachgefühl

- Disziplin

- Extravertiertheit

- Offenheit

- Mentale Stärke

- Verzicht auf Privatleben

Dass es Profimoderatoren an Disziplin mangeln kann, habe ich am Sonntag, den 30. Nov. im BR (Bayrischer Rundfunk) um 1130 Uhr erlebt. Am runden Tisch diskutierten auch Moderatoren unter sich.

Unglaublich aber wahr: Selbst Sandra Maischberger und Co. waren unfähig, einander zuzuhören. Die Moderatoren fielen sich ständig ins Wort und selten sprach eine Person allein. Das fand ich bedenklich für Profis.

Dass Moderatoren einander ständig ins Wort fallen, ist enttäuschend. Moderatoren erwarten zwar von ihren Gesprächspartnern Disziplin und halten sich selbst nicht daran. Das überraschte mich. Ein solch krasses negativbeispiel habe ich noch nie gesehen.

Bayerisch - Bissig - Bunt

Stand: 25.11.2008

Helmut Markwort, Dieter Hanitzsch, Wolfgang Heckl

Sonntags um 11 Uhr lädt "Focus"- Herausgeber und Chefredakteur Helmut Markwort zu Bier und Brezn in den Brunnerwirt. Mit zwei festen Gesprächspartnern, dem Karikaturisten Dieter Hanitzsch und dem Generaldirektor des Deutschen Museums in München, Wolfgang M. Heckl, sowie zwei wechselnden Gästen, diskutiert er bayerisch, direkt und unterhaltend die Themen der Woche.

Zu Gast am Sonntag, den 30. November, waren:

Sandra Maischberger

Sandra Maischberger

Journalistin und Moderatorin

Kommentar: Ich muss davon ausgehen, dass das Publikum die katastrophale Gesprächskultur der "Profis" beanstandet hat und viele dem Sender telefoniert hatten und sagten, man könne dem Gespräch nicht folgen, weil meist mehrere Personen gleichzeitig reden. Jedenfalls unterbrach der Moderator plötzlich das undisziplierte Geplapper und wies darauf hin, dass die Zusachauer nicht viel mitbekommen, wenn mehrere gleichzeitig reden. Es besserte vorübergehend mit der Gesprächsdisziplin - aber nur für ein paar Minuten.

Moderieren ist tatsächlich ein Kunst, die erlernt werden muss.

PS: Die Sendung im BR hätte nicht mit

Bayerisch - Bissig - Bunt

sondern mit:

Gespräche führen - aber nicht so!

betitelt werden müssen.

Ich werde jedenfalls dieses Negativbeispiel in der Journalistenausbildung gut gebrauchen können. So gesehen - vielen Dank!

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