Freitag, 18. April 2008

Meinungskampf im Netz

Empörung über die Tibet Kritik

aus ZEIT-online:

Symbol des Streits zwischen China und dem Westen: Die olympische Fackel (im Bild ein Exil-Tibeter beim "alternativen" Fackellauf in Neu Delhi)

Symbol des Streits zwischen China und dem Westen: Die olympische Fackel (im Bild ein Exil-Tibeter beim "alternativen" Fackellauf in Neu Delhi)

Peking Jetzt macht auch Charles Zhang mit. Der Gründer und CEO des chinesischen Internet-Portals sohu.com zählt zu den Aushängeschildern des chinesischen Wirtschaftsbooms und wird in China gerne mit Bill Gates verglichen.

Dazu gehört auch, dass Zhang sich nicht wie andere Milliardäre versteckt, sondern öffentlich seine Meinung sagt – diesmal, indem er den Boykott französischer Waren in China unterstützt.

„Wenn man jetzt auf die edle Art mit der Moral, Vernunft und Toleranz einer verantwortlichen Großmacht argumentiert, verhalten sich die anderen nur noch unverantwortlicher“, begründete Zhang die eigene Boykotthaltung in seinem Blog auf sohu.com.

Seine Reaktion zeigt an, wie weit sich inzwischen die chinesische Empörung über Tibet-Kritik und Olympia-Boykottdrohung des Westens verbreitet hat. Dabei gerät das Thema Tibet immer weiter in den Hintergrund. Hier finden auch aufgeklärte Chinesen wenig neue Argumente.

Zwar wissen sie, dass die offiziellen Beschuldigungen des Dalai Lamas kaum die ganze Wahrheit verraten, wagen aber auch nicht, der KP-Meinung zu widersprechen – weil sie Repressalien zu fürchten haben, aber auch weil sie grundsätzlich hinter der Regierung stehen und Tibet als „unzertrennlichen Teil Chinas“ betrachten.

Dabei ist ihnen durchaus vorzuhalten, dass sie die westliche Kritik an immer neuen Menschenrechtsverletzungen in den tibetischen Gebieten großzügig ignorieren. Stattdessen aber stürzt sich die chinesische Kritik nun auf eine angeblich einseitige westliche Medienberichterstattung und die westlichen Olympia-Boykottdrohungen.

Kommentar: Es muss berücksichtigt werden, dass die Chinesen auch im Netz über keinen freien Zugang verfügen und die Desinformation d.h. die psychologische Kriegsführung der Regierung Früchte trägt.

Das Argument, dass durch die Anwesenheit der westlichen Presse die Manipulation der Oeffentlichkeit etwas aufgeweicht werden könnte, spricht gegen einen Boykott.

Die Empörung der Chinesen über die Kritik im Westen macht deutlich, dass für Peking die Weltmeinung viel bedeutet. Der Angriff auf die westlichen Medien sehe ich als Signal der Schwäche.

NACHTRAG (20.4.)

Dass Peking sich gegen die unzensierten Bilder und Text in den Medien weltweit aktiv agiert, bestätigt, dass China die verbreiteten offenen Informationen nicht kalt lässt.

China organisierte jüngst weltweite Demonstrationen gegen die angeblich manipulierte Presse im Westen und gegen die gewalttätigen Tibeter.

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