Mittwoch, 30. April 2008

Blick analysiert Körpersprache der Politiker

Blick online:

Mag sie Merkel nicht?
Die Schweizer Staatschefs Couchepin, Leuenberger und Merz plaudern angeregt mit der deutschen Staatschefin Angela Merkel. Höflichkeiten werden ausgetauscht, hübsch posiert man für die Fotografen.

Alle scheinen sich ganz gut zu verstehen. Alle bis auf Micheline Calmy Rey. Die steht etwas gar verschupft in der Gegend herum.

Bei der Begrüssung mit der deutschen Kanzlerin hält es Calmy-Rey nicht einmal für nötig, ihren vor der Brust verschränkten Arm zu lösen. Richtig verkniffen sieht unsere Aussenministerin auf einigen Bildern aus.

Welche Laus ist Calmy-Rey wohl über die Leber gekrochen? Einfach ein schlechter Tag – oder steckt da mehr dahinter? Mag sie Angela Merkel etwa nicht? Ist hier vielleicht sogar ein Zickenkrieg auf hoher politischer Ebene im Gange?

So deutet die Psychologin Ulrike Zöllner die Körperhaltung von Micheline Calmy Rey:

«Die verschränkten Arme signalisieren eine Abwehrhaltung nach Aussen und eine Schutzhaltung der eigenen Person».

Micheline Calmy-Rey hat denn also Angst vor Angela Merkel? «Nein», winkt die Psychologin ab. «Das kann man sicher nicht sagen. Darauf deutet bereits die Diskrepanz zwischen dem Gesichtsausdruck und der Körperhaltung hin. Bei der Begrüssung mit Merkel streckt Frau Calmy-Rey zwar wirklich nur eine Hand aus, die andere presst sie an den Körper. Eine verschlossene Haltung. Das Gesicht aber strahlt, sie lächelt, wirkt offen, kommunikativ und freundlich. Der Kopf und der Blick sind Frau Merkel zugewandt, und das ist das Entscheidende».

Aber wie denn ist die merkwürdige Haltung Calmy-Reys gerade bei der Begrüssung der deutschen Staatsfrau zu erklären? Zöllner hat hierfür ein einleuchtendes Argument aus der Welt der Frau parat:

«Frau Calmy-Rey trägt meist grosse Handtaschen mit sich. Vielleicht hat sie sich deswegen diese Haltung angewöhnt, um so ein Herunterrutschen der Tasche mit dem einen Arm zu verhindern».

Tasche hin, Tasche her:

Micheline Calmy-Rey macht keine gute Figur bei der Begrüssung von Angela Merkel. «Eine zugewandtere, offenere Körperhaltung wäre sicherlich zu begrüssen, vor allem bei so einem offiziellen Anlass», meint auch Zöllner.

Also Frau Calmy-Rey: Beim nächsten Mal bitte Brust raus und Kopf hoch!

Wir möchten Sie so selbstbewusst und unverhüllt strahlend erleben wie damals bei Ihrem Staatsbesuch beim iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad!

Kommentar:

Die Aufforderung des Blickjournalisten, Bundesrätin Calmy-Rey sollte künftig so selbstbewusst stahlen, wei beim fragwürdigen Kopftuchauftritt zusammen mit dem Iranischen Diktator, der Israel von der Landkarte eliminieren möchte, wirkt für mich fast zynisch.

Ich bin übrigens immer vorsichtig bei Interpretationen der Körpersprache. Nach meinen Erkenntissen ist es gefährlich - aufgrund einer Momentanaufnahme - einer Person Stimmungen zuzuschreiben. Massgebend ist letztlich die Wirkung bei den Adressaten. Wie bei die Kopftuchgeschichte, so glaube ich, dass beim Treffen mit der Bundeskanzlerin die Kritik Merkels am Gasdeal das Klima zwischen den beiden Kontrahenten Aussenministerin und Bundeskanzlerin sicherlich nicht besonders herzlich gewesen sein muss.

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Kommentar:

Die Aufforderung des Blickjournalisten, Bundesrätin Calmy-Rey sollte künftig so selbstbewusst stahlen, wei beim fragwürdigen Kopftuchauftritt zusammen mit dem Iranischen Diktator, der Israel von der Landkarte eliminieren möchte, wirkt für mich fast zynisch.

Ich bin übrigens immer vorsichtig bei Interpretationen der Körpersprache. Nach meinen Erkenntissen ist es gefährlich - aufgrund einer Momentanaufnahme - einer Person Stimmungen zuzuschreiben. Massgebend ist letztlich die Wirkung bei den Adressaten. Wie bei die Kopftuchgeschichte, so glaube ich, dass beim Treffen mit der Bundeskanzlerin die Kritik Merkels am Gasdeal das Klima zwischen den beiden Kontrahenten Aussenministerin und Bundeskanzlerin sicherlich nicht besonders herzlich gewesen sein muss.

29.4.08

Viele offene Fragen

In Tagesanzeiger-online gelesen:

28. April 2008, 23:13 – Von Norbert Mappes-Niediek

Inzestdrama: Vater gesteht die grausamen Taten

Josef F. hat sein Verbrechen gestanden. Noch sind aber viele Fragen offen, auch an die Behörden in Niederösterreich.

Der Zugang zum Verlies (l.) war hinter einem Regal versteckt. Das «Gefängnis» war eingerichtet wie eine Wohnung, hier Dusche und Toilette (r.) und ein Raum mit Betten (Mitte), zugänglich durch ein Schlupfloch.

Straff zurückgekämmtes Grauhaar, sauber gestutzter, kräftiger Schnurrbart, auf den Lippen ein Schwerenöterlächeln: Erste Bilder zeigen einen ansehnlichen Herrn, wie man ihm im gemütlichen Mostviertel häufig antrifft. «Vital und umtriebig» nennt ihn das Landeskriminalamt. Ein Freak jedenfalls ist Josef F., 73, nicht. Der Mann, der seine Tochter 24 Jahre lang einsperrte hielt, mit ihr sieben Kinder zeugte und drei davon mit der Mutter im Keller hielt, ist gelernter Elektrotechniker und war selbstständig. Die drei Kinder, denen er die Gnade des Tageslichts schenkte, seien «bestens erzogen», verriet ein Polizeisprecher.

Am Tag nach der Befreiung aus dem Keller eines schmucklosen Stadthauses ist der mutmassliche Täter im Wesentlichen geständig, wie ein Chefinspektor der Polizei sagte. In Details schwäche der Mann seine Taten dann allerdings ab. Josef F. hatte seine Tochter Elisabeth, eines von sieben Kindern, von ihrem elften Lebensjahr an missbraucht, wie sie den Ermittlern erzählte. Mit 16 sei sie zum ersten Mal davongelaufen. Achtzehn war sie, als der Vater sie an einem Sommertag betäubte, fesselte und in den Keller sperrte.

Angeblich nichts mitbekommen

Seine Frau und Mutter seiner Kinder soll von alledem nie etwas mitbekommen haben. Der Keller sei allerdings «tabu» gewesen. Bei der Darstellung bleibe eine «breite Palette an offenen Fragen», sagte der Leiter des Landeskriminalamts von Niederösterreich, Franz Polzer.

So wisse man nicht, wie der Täter die umfangreiche Versorgung habe bewerkstelligen können, besonders bei den Babys und Kleinkindern. Unklar sei auch, wie alles das sogar vor der Ehefrau und den übrigen Kindern hätte geheim gehalten werden können und wie der Täter die damit verbundene Belastung habe aushalten können.

Fragen:

Wie ist es möglich, dass eine Person jahrelang Nahrungsmittel usw. unbemerkt in das "Gefängnis" bringen konnte?

Vor allem ist es kaum vorstellbar, dass sich die Ehefrau 24 Jahre lang an die Tabuzone halten konnte.

Wie war es möglich, dass der Täter längere Zeit in die Ferien gehen konnte, ohne dass jemand die Opfer versorgt hatte.

Hat die Behörde nicht gesehen, dass der Täter schon früher wegen Vergewaltigung verurteilt war?

Nachtrag:

Soeben habe ich den Pressewald durchforstet. Ich stellte fest: Es wird in den Berichten und sogenannten Analysen viel zu wenig deutlich zwischen GUT und BOESE unterschieden. Das Monster wird überall als lieber Opa und freundlicher Nachbar skizziert. Es wird suggeriert, dass im Grunde genommen jeder brave Nachbar zu so einer Tat fähig wäre.

Dann gibt es die grosse Suche nach Schuldigen, die nichts bemerkt und nichts unternommen haben. Immer wieder die selben Fragen:

Warum hat dies niemand gemerkt?

Gibt es noch Verbündete?

Warum wurden die Briefe nicht analysiert?

Weshalb wurde kein Leumundszeugnis eingeholt? (Der Täter hatte schon früher eine Strafe abgesessen wegen Vergewaltigung).

Warum hat die Frau und die Nachbarn nichts gemeldet, als sie den Mann nachts mit Säcken nach Hause kam?

Wer hatte die Opfer betreut, als der Täter sich tagelang in den Ferien vergnügte ?

Selbsternannte Experten und Psychoexperten lassen durchblicken, dass alle Menschen zu so etwas fähig wären und alle Menschen in sich schreckliche dunkle Seite haben.

Wer die Beiträge durchkämmt, müsste zum Schluss kommen: Zu so einer grauenhaften Tat ist letztlich jeder Mensch fähig.

Dass Menschen keine Engel sind, ist unumstritten und Menschen kämpfen ständig auch mit ihren Schattenseiten. Menschen können nach ethischen Grundsätzen handeln und dies ist auch lernbar. Selbstverständlich hat man nicht erst seit den Naziverbrechen gesehen, zu was angeblich gut bürgerliche Menschen fähig sind, wenn sie die Gelegenheit haben, Mitmenschen zu foltern und dafür belohnt werden.

Das freundliche Verhalten in der Oeffetnlichkeit - als lieber Familienvater usw.- darf jedoch nie als Entschuldigung ins Feld geführt werden.

Grausamkeit bleibt Grausamkeit – auch wenn der Täter die Steuern bezahlt und sich als braver Opa ausgibt.

Es geht im Leben ständig darum, sich für das Gute und das Menschliche stark zu machen. Das Schlechte, das Böse dürfen wir nicht verwässern, weil Gewaltverbrecher sich freundlich und angeblich “normal” (der Norm entsprechend) verhalten.

Es ist wichtig, dass auch Journalisten und Psychiater die Grenze zwischen GUT und BOESE klarer ziehen. Es gibt unmissverstädnliche ethische Masssäbe, die nicht verwischt werden dürfen. Die dunklen Seiten im Menschen bleiben dunkel, auch wenn der Täter ein Otto Normalverbraucher ist.

Durch die klare Trennung zwischen GUT und BOESE wird uns bewusst: Die Unmenschlichkeit hat nichts zu tun mit den Strukturen in denen ein Mensch lebt. Unmenschlichkeit dürfen wir uner keinen Umständen als “normal” deklarieren.

Nazischergen wie auch das "Monster von Amstetten" haben kein Anrecht auf Verständnis, nur weil keine auffälligen psychopathologischen Störungen aufgefallen sind. Die äussere Normalität hat nichts - aber gar nichts - zu tun mit den grauenhaften, unmenschlichen Taten.

Grausamkeit sollten Experten und Psychologen nie mehr einen Anstrich von Normalität verpassen. Unmenschlichkeit ist konsequent und unmissverständlich als Böses zu deklarieren. Gräueltaten sind nicht ent-schuld bar. Diese klare Haltung vermisste ich leider in den meisten Berichten der Medien.

Die Medien und die Horrorgeschichte

Nachtrag aus der ZEIT-online:

Hyänen am Horrorhaus

Gewaltiges Medieninteresse: eine Fernsehreporterin vor dem Haus in Amstetten, in dem Josef F. seine Tochter 24 Jahre lang gefangen hielt und mit ihr sieben Kinder zeugte

Gewaltiges Medieninteresse: eine Fernsehreporterin vor dem Haus in Amstetten, in dem Josef F. seine Tochter 24 Jahre lang gefangen hielt und mit ihr sieben Kinder zeugte

Er ist der „Teufel, der Gott sein wollte“, ein „Herr über Leben und Tod“ im „Horrorhaus“ oder auch einfach nur ein „Monster“: Seit vergangenem Sonntag bekannt wurde, dass ein 73-jähriger Österreicher in der Kleinstadt Amstetten seine Tochter 24 Jahre lang in ein Kellerverlies sperrte, sie vergewaltigte und insgesamt sieben Kinder mit ihr zeugte, überschlägt sich die österreichische Boulevardpresse in Superlativen.

Wer hätte auch "erhoffen" können, dass zwei Jahre nach dem Fall Natascha Kampusch nochmals ein derart spektakulärer Kriminalfall die Auflagenzahlen nach oben schießen lässt?

Wie im Fall Kampusch, die im Alter von zehn Jahren auf dem Weg zur Schule entführt worden war und sich erst acht Jahre später selbst befreien konnte,

zeigen die Billigblätter auch diesmal wenig Rücksicht auf diejenigen, die unter dem Skandal am meisten leiden.

Immerhin soll der verdächtige Josef F. nicht nur seine Tochter seit ihrem elften Lebensjahr missbraucht und im Jahr 1984, nach einem gescheiterten Versuch auszureißen, in ein von ihm errichtetes Verlies im Keller seines Hauses gesperrt haben. Auch drei seiner Kinder, die er mit der eigenen Tochter zeugte, wurden im Kellerversteck geboren und nun erst im Alter von 19, 17 und fünf Jahren von der Polizei befreit. Ein Baby war kurz nach der Geburt verstorben, die Leiche verbrannte F. im Heizungsofen.

Drei weitere Kinder wuchsen im selben Haus bei Oma und "Opa" auf, der in Wirklichkeit ihr Vater war. Josef F. legte sie jeweils als Babys vor das Haus, mit einem fingierten Brief der Mutter, in dem sie die Großeltern bat, sich um die Kinder zu kümmern, weil sie dies nicht könnte.

Und es gibt eine Ehefrau von Josef F., die beteuert, nichts von den Machenschaften ihres Mannes geahnt zu haben und die sich nun ebenfalls in psychiatrischer Behandlung befindet.

„Will nichts bemerkt haben“, steht neben dem Bild von Frau F., dass die Kronen Zeitung, mit 42 Prozent Reichweite Platzhirsch unter Österreichs Tageszeitungen, am Tag nach der Befreiung ihrer Tochter veröffentlichte.

Ohne einen schwarzen Balken vorm Gesicht!

Auch der Name der Frau wurde nicht abgekürzt.

Gleich daneben noch zwei Passfotos: Bilder zweier Kinder, zwölf und 14 Jahre alt, unter vollständiger Namensnennung, ungepixelt. Der Bub und das Mädchen sind zwei der drei Kinder, die F. bei sich aufnahm. Sie wuchsen in Amstetten auf, gingen zur Schule, waren in der Gemeinde integriert, und mussten jetzt nicht nur erfahren, dass ihr "Großvater" ihr Vater ist, die verschwunden geglaubte Mutter im Keller leben musste und sie noch drei Geschwister haben.

Sie müssen nun auch damit klarkommen, dass ganz Österreich ihr Gesicht kennt.

„Das ist ein klarer Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte dieser Kinder und das wissen die Medien, die so etwas tun, ganz genau“, sagt die Rechtsanwältin und Medienrechtsexpertin Maria Windhager.

Solche Grenzüberschreitungen würden absichtlich in Kauf genommen, „und es gibt auch ein Publikum, dass diese Zeitungen kauft.“

Um dieses Publikum kämpfen in Österreich gleich drei Tageszeitungen: Die Kronen Zeitung aus dem Hause Hans Dichand, Heute, dessen Herausgeberin Eva Dichand, die Schwiegertochter von Hans und die Ehefrau von Krone-Chefredakteur Christoph Dichand, ist. Und Österreich, ein erst vor zwei Jahren vom langjährigen Magazinmacher Wolfgang Fellner gegründetes Blatt. „Fellnerismus“ lautet in Österreichs Medienwelt ein geflügeltes Wort, mit dem die Tendenz beschrieben wird, zuzuspitzen, zu skandalisieren und in der Berichterstattung immer tiefer in die persönliche Sphäre von Menschen vorzudringen, seien es Prominente oder eben auch Opfer.

Kommentar: Boulevardisierung ist im heutigen Konkurrenzkampf überall im Kommen. Es geht um Geschichten - um Personalisierung - um den Primeur - um Emotionen. Letztlich jedoch immer um den Absatz. Solange das Publikum Produkte kauft, die eindeutig Persönlichkeitsrechte missachten, solange hält dieser Trend an.

Montag, 28. April 2008

Fackellauf, so wie es China gefällt

Ein «Jubellauf» in nordkoreanischer Manier

In Nordkorea hat ein «Jubellauf» für die olympische Flamme durch die Hauptstadt Pjöngjang begonnen.

Tagi online:

nordkorea

Nun ist die Fackel bei Freunden

In Nordkorea hat ein «Jubellauf» für die olympische Flamme durch die Hauptstadt Pyongyang begonnen.

Das berichteten chinesische Staatsmedien. Nordkorea werde «die Welt in Staunen versetzen», hatte der Vize-Präsident des nationalen Olympischen Komitees, Li Chong-Sok, bei der Ankunft der Fackel angekündigt.

Den Organisatoren zufolge sollen hunderttausende Menschen die 20 Kilometer lange Strecke des Fackellaufes säumen. Nordkorea ist ein enger Verbündeter Chinas. Das kommunistische Land hatte die Proteste am Rande des Fackellaufes in anderen Ländern scharf kritisiert.

Endlich erleben die Chinesen eine Fackellauf ohne Hürden, ohne Demonstrationen ohne Aerger. Endlich findet der Lauf in einem kommunistischen befreundeten Land statt, das Ruhe und Ordnung durchsetzen kann und unter Pressefreiheit und Meinungsäuserungsfreiheit analog denkt.

Sonntag, 27. April 2008

Kampfschrift gegen Widmer-Schlumpf

aus der Sonntags-Zeitung vom 27.4.:

Vor Parteiversammlungen macht SVP Schweiz Stimmung an der Basis

Bern - Ein neues Papier sorgt in der SVP für Unruhe. «Wie Eveline Widmer-Schlumpf in den Bundesrat gewählt wurde», heisst das zehnseitige Dokument, das derzeit erst vereinzelt, aber bald in grosser Zahl bei der Basis zirkuliert. Absender ist das Zentralsekretariat der SVP Schweiz.

Eine seitenlange Sammlung von Politikerzitaten soll belegen, was die SVP Widmer-Schlumpf seit deren Wahl in den Bundesrat vorwirft: Sie habe mit der Linken paktiert, die Partei verraten und die Öffentlichkeit angelogen. Wo die Zitate nicht der Sicht der SVP entsprechen, werden sie mit «der Wahrheit» gekontert.

Das Ziel ist klar: Das Papier soll die bevorstehenden Entscheide der Basis über den Ausschluss der Bündner SVP und Widmer-Schlumpfs beeinflussen.

Kommentar: Zurzeit analysiere ich den inzwischen berühmten TV Film und stellte fest, dass tatsächlich die Original- Zitate der Politiker zu viele Ungereimtheiten zu Tage bringen. Ein gefundenes Fressen für die SVP. Zu viele Aussagen widersprechen sich. Niemand konnte bislang beweisen, wer gelogen hat. Ich bin überzeugt, dass dieser Film in die Geschichte eingehen wird, weil die Speicherung der Aussagen die Glaubwürdigkeit der Akteure (inkl. Bundesrätin) beeinträchtigt und negative Auswirkungen haben kann.

Auch der Blocherfilm mit den sonderbaren, irren Aussagen von Gerhard Blocher (Bruder von Christoph) hatte Folgen. Ich behaupte, dieser Film hat einige Stimmen gekostet und wesentlich mit beigetragen, dass Blocher abgewählt worden ist.

Wir dürfen die Macht der Medien nicht unterschätzen.

Samstag, 26. April 2008

IOC Chef als Leisetreter

Nachdem IOC Chef Rogge zum Verzicht auf Demonstrationen aufrief, musste er den Vorwurf des Leisetretens gefallen lassen.

aus spiegel-online:

Olympia-Chef fordert Ende der öffentlichen Debatte

Jacques Rogge wünscht sich, dass endlich Ruhe einkehrt.

< "Man erreicht in China mit einer lauten Stimme überhaupt nichts", sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) der "Financial Times". Die lautstarke Kritik sei ein großer Fehler, den Menschen im Westen machten, wenn sie ihre Meinung zum Ausdruck bringen wollten. "Alle China-Experten werden Ihnen sagen, dass nur eine Sache funktioniert: eine respektvolle und leise, aber standfeste Diskussion."

Rogge forderte mehr Geduld mit der Regierung in Peking. "Wir haben 200 Jahre gebraucht, um uns aus der Französischen Revolution zu entwickeln. China hat 1949 angefangen." Er sei überzeugt, dass die Olympischen Spiele einen "guten Einfluss auf die soziale Entwicklung in China haben werden". Rogge betonte, seine Beziehungen zur Regierung in Peking seien exzellent, auch wenn "sie ihre Prioritäten hat und wir unsere". Manchmal würden sich diese widersprechen.

Demonstrationen in Japan

Beim olympischen Fackellauf in der japanischen Stadt Nagano ist es am gestrigen Samstag zu einem Zwischenfall gekommen. Ein Demonstrant stellte sich der Fackel in den Weg und versuchte, sie zu ergreifen. Der Mann wurde festgenommen, der Lauf wurde nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt. Rund 3000 Polizisten waren im Einsatz, um die Zeremonie zu sichern.

In der Nähe der Strecke schwenkten Demonstranten tibetische Fahnen und forderten in Sprechchören ein "freies Tibet". Gleichzeitig waren rund 2000 chinesische Austauschstudenten auf den Straßen und bekundeten ihre Unterstützung für die Regierung in Peking.

INTERAKTIVE GRAFIK

Bislang gab es an nahezu jeder Station des Fackellaufs Demonstrationen gegen das chinesische Vorgehen in Tibet. Auch in Japan haben Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Reporter ohne Grenzen zu Aktionen aufgerufen. Im Anschluss an die Zeremonie in Nagano wird die olympische Fackel am morgigen Sonntag nach Seoul und am kommenden Montag in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang gebracht.

Am 2. Mai trifft die olympische Fackel in Hongkong ein und setzt ihren Weg dann in China fort - bis zur Eröffnung der Spiele am 8. August in Peking

Basiert Chinas jüngster Angriff aufgrund Rogges Unterstützung?

bild-online:

Angriff aus China

„Dalai-Lama-Clique“ Schuld an der Misere

Sie wollten mit ihm verhandeln, doch jetzt greift China ihn erneut an: Die Staatsmedien geben dem Dalai Lama Schuld an der Tibet-Krise.

China reagiert nun doch und will mit Dalai Lama reden

Wie reagiert die Weltpresse auf diese unerwartete Wende?

Medienpiegel aus n-tv.de:

Freitag, 25. April 2008

Peking offen für Tibet-Fragen

"Gut Wetter machen"

Die chinesische Regierung zeigt sich gesprächsbereit. Schon in den nächsten Tagen will Peking den Dalai Lama zur Unterredung bitten. Das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter hat das Angebot angenommen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, derzeit zu Gast in Peking, bezeichnet die Ankündigung Chinas als bedeutenden Schritt.

"Erleichterung macht sich breit", bemerkt die Neue Ruhr/Neue Rhein-Zeitung in Essen. Denn Peking scheint dem weltweiten Druck nachzugeben und auf die Tibeter zuzugehen. "Dass das überraschende Gesprächsangebot in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit dem Besuch einer hochrangigen EU-Delegation in Peking steht, kommt sicher nicht von ungefähr. Beide Seiten sind an guten Beziehungen und guten Geschäften interessiert." Dennoch lehre die Vergangenheit die Europäer, misstrauisch und vorsichtig zu bleiben: "Seit 2002 gab es bereits sechs sogenannte Dialogrunden mit Gesandten des Dalai Lama - ohne Ergebnis." Peking beabsichtige wohl vor allem eines: "gut Wetter machen, die Kritiker besänftigen und Zeit gewinnen."

Aus Sicht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung werden sich nun all jene bestätigt fühlen, "die immer wieder versichert haben, China sei doch empfänglich für Druck. Aufrufe zum Olympiaboykott dürften jetzt schnell in sich zusammenfallen", bemerkt das Blatt nicht ohne Zynismus. Auch ausländische Geschäftsleute könnten wieder ungestört ihrer Arbeit nachgehen. "Die chinesische Regierung wiederum darf sich auf schöne olympische Bilder freuen." Doch Olympia währt nicht ewig: "Erst dann wird sich zeigen, ob auch die Tibeter etwas von der neuen Beweglichkeit Chinas haben." Bis dahin sollte dem Regime in Peking "bis zum Beweis des Gegenteils misstraut werden."

Auch die Abendzeitung aus München mahnt zur Vorsicht, wenn auch aus anderen Gründen: "Die Fackel kommt bald in China an - dann wird das Regime dafür sorgen, dass keine Demonstranten in Fernsehbildern auftauchen. Mit dem Gesprächsangebot spielt China klar auf Zeit." Gerade erst sei noch von einer "heftigen Blut-und-Feuer-Schlacht mit der Clique des Dalai Lama" die Rede gewesen. Chinas Dialog-Zusage sei nicht zu trauen, so das Blatt und plädiert "auch ohne Fackel" für eine "neue olympische Bewegung des Protests".

"Dass plötzlich rund um die Welt nur noch von der hässlichen Seite des atemberaubenden chinesischen Aufstiegs vom Dritte-Welt-Bedürftigen zum kraftstrotzenden Global Player die Rede ist, dass gar über Boykott der Spiele nachgedacht wird, war nun wirklich nicht das Ziel der Olympia-Bewerbung", erläutert das Mindener Tageblatt den "Strategieschwenk". Der Dalai Lama werde das Gesprächsangebot "selbstverständlich annehmen" wie bereits in früheren Runden, "die allerdings stets ergebnislos endeten." Man könne sich dem Verdacht nicht erwehren, Peking versuche bloß, "Ruhe im Karton zu haben. Dieses Spielchen sollten weder die Tibeter noch die westliche Öffentlichkeit mitmachen, sondern auf belegbarer Ernsthaftigkeit des Gesprächsangebots bestehen - höflich, diplomatisch, aber bestimmt."

Auch die Kölnische Rundschau will das Gesprächsangebot nicht überbewerten, verweist auf die vergangenen erfolglosen sechs Gesprächsrunden seit 2002 und auf ein wichtiges Detail: "Der Dalai Lama selbst war gestern noch nicht über das Angebot unterrichtet, was tief blicken lässt: Wer erst die Öffentlichkeit informiert und dann erst die Eingeladenen, der will nur einen Propagandaerfolg", so das Blatt. "Während Peking gestern die neue Einladung veröffentlichte, dürfte die perverse 'Umerziehungskampagne' in Tibet weitergegangen sein. Viel wert ist das Gesprächsangebot also nicht."

Der Westfälische Anzeiger aus Hamm mutmaßt über die Gesprächsthemen: "Es kann nur um eine Absicherung von Minderheiten-Rechten und kulturellen Werten für die Tibeter innerhalb Chinas gehen." Schwer zu sagen sei allerdings, "ob die Regierung in Peking, die bisher auf Assimilierung in der Region gesetzt hat, an einer wirklichen Autonomie ein ernsthaftes Interesse hat." Es sehe daher eher so aus, als wolle Peking "vor allem Druck aus dem Kessel der globalen öffentlichen Meinung nehmen." Man müsse außerdem bereits kritisch anzweifeln, "ob das Oberhaupt der Tibeter überhaupt noch der richtige Ansprechpartner ist. Was verbindet ihn noch mit den empörten Massen in Lhasa und anderswo?"

"China will die Olympischen Spiele retten", erklärt die Rhein-Neckar-Zeitung aus Heidelberg, doch mit einer veränderten Tibet-Politik habe das nicht zu tun. Vielmehr sei Peking an einer "lautlosen und dauerhaften Lösung" des Tibet-Problems gelegen und instrumentalisiere den Dalai Lama. Tibet erhalte im günstigsten Fall "mehr kulturelle Autonomie für den Verzicht auf Unabhängigkeit. Ob der Dalai Lama, der nach außen eine ähnliche Position vertritt, ein solches Mandat hat und durchsetzen könnte", hält jedoch auch das Heidelberger Blatt für fraglich.

Der Kölner Stadt-Anzeiger beurteilt das Entgegenkommen optimistisch, "selbst wenn dahinter zunächst nur die Absicht stehen sollte, vor den Olympischen Spielen den weiteren Ansehensverlust zu stoppen." Die Demonstrationen in aller Welt hätten so mehr erreicht, "als sich vermutlich die aufständischen Tibeter jemals erhofft hatten. Jetzt wird sich erweisen, über welchen Einfluss der Dalai Lama in seinem Land noch verfügt."

"Tibet ist für China eine Frage der nationalen Stabilität", schreibt die Badische Zeitung und sieht wenig Übereinstimmung: "Allein schon eine kulturelle Autonomie, wie sie der Dalai Lama fordert, könnte andere Minderheiten auf den Plan rufen. Ein Wegbrechen Tibets, so die Angst in Peking, wäre der Anfang vom Ende des Vielvölkerstaats. Pekings Führer könnten allerdings erkannt haben, dass sie mit ihrer bisherigen Minderheitenpolitik auf eine Katastrophe zusteuern." Das Gebot der Gewaltlosigkeit sei in der jüngeren Generation der Tibeter nicht mehr garantiert. "Einen besseren Verhandlungspartner als den Dalai Lama wird Peking nie bekommen."

Die Frankfurter Rundschau argumentiert ähnlich und sieht den Dalai Lama "als weltlichen Politiker unter dem zunehmenden Druck einer Exilbewegung, die Unabhängigkeit will. Er ist der einzige Partner, den Peking für einen Kompromiss gewinnen und der ihn als spirituelle Autorität vor praktisch allen Tibetern vertreten könnte. Doch ihm läuft die Zeit davon. Ist Chinas Machtelite bereit und in der Lage, im Schein der olympischen Fackel über den eigenen politischen Schatten zu springen? Dann haben Gespräche Sinn. Will sie aber Tibet nach ihrem Bilde modernisieren? Dann wird sie weiteren Widerstand ernten."

Die Berliner Morgenpost sieht es hundert Tage vor Beginn der Olympischen Spiele fast für "zu spät für eine wirkliche Wende in der Atmosphäre. Wohlgesinnte ausländische Beobachter und viele nachdenkliche Chinesen schlagen gedanklich drei Kreuze in der Hoffnung, dass die Spiele wenigstens ungestört verlaufen. Das ist bitter für eine Nation, die so stolz war, als sie die Spiele zugesprochen bekam." Das geplante Gespräch biete vielleicht eine letzte Chance.

Kommentar: Ich hatte gestern Gelegenheit mit einem Delegierten zu reden, der von einer Chinareise zurückkehrte. Nach seinem Dafürhalten ist China auf einen guten Ruf bedacht. Die Chinesen wollen nicht das Gesicht verlieren und der Welt unbedingt eine schöne Feier demonstrieren. Nachdem die Demonstrationen nicht so einfach unter den Teppich gekehrt werden konnten, musste nun Peking über den Schatten springen und alles versuchen, die Situation zu entkrampfen. Trotz grösstem Polizeiaufgebot kam es immer wieder zu Demonstrationen und Bildern, die von der freien Presse gezeigt werden durften und der Medienzensur der Chinesen entzogen werden konnten.

China wird gewiss - trotz der angekündigten Gesprächsbereitschaft - nicht von der internen Medienzensur abrücken. Internet, Radio und Fernsehen, Zeitungen aber auch Handys werden weiterhin überwacht und kontrolliert bleiben. Selbst google wird es nicht fertig bringen, dass die Bürger freien Zugang zu Webseiten haben können, zu Informationen, die Peking nicht genehm sind. Das ist für mich das Erstaunlichste: Dass es 2008 immer noch möglich ist, Millionen von Menschen den Informationsfreiheit zu filtern.

Donnerstag, 24. April 2008

Aus Blick-online:

Doch keine echte SVP Bundesrätin?

Sonntagaz.ch:

Aus Blick-online:

Eveline Widmer-Schlumpf begründete heute das Nein des Bundesrats zur Einbürgerungsinitiative der SVP. Und wurde persönlich: Für sie sei es auch ein Nein aus «Überzeugung».

Kommentar: Die klare offene Positionierung der neuen Bundesrätin hat auch eine negative Seite: Die SVP wird gewiss die Aussagen an der Medienkonferenz als weiterern Beweis sehen, dass die aufgezwungene Bundesrätin gegen die eigene Partei politisieren wird und keine echte SVP Frau ist. Wenn Widmer-Schlumpf die Meinung des Bundesrates vertreten hätte, wäre dies nicht so schlimm gewesen. Doch die persönliche eindeutige Anti SVP Verlautbarung könnte zu einer zusätzlichen Verhärtung der Situation führen.

Wenn zwei sich verbeissen, könnte der Dritte profitieren

Hillary und Obama gehen bis ans bittere Ende

Im Netz gelesen (Spiegel online):

Die Demokraten müssen hilflos ansehen, wie ihren Hoffnungsträgern schon bei den Vorwahlen widerfährt, was sonst erst im Wahlkampf mit den Republikanern drohte -

die Verzerrung verdienter Politiker zu Karikaturen ihrer selbst.

Das widerfuhr Vizepräsident Al Gore, den der Gegner im Jahr 2000 als Übertreiber und Besserwisser hinstellte. Das widerfuhr Kriegsheld John Kerry vor vier Jahren, als er plötzlich als Windsurfer ohne feste Überzeugungen dastand.

In den vergangenen Wochen hat sich die Yale-Absolventin und Multimillionärin Clinton in die volkstümliche Version einer eisernen Kanzlerin verwandelt. Sie ist medial zu einer Frau geworden, die Whiskeys runterkippt, ständig die Ärmel hochkrempeln will - und notfalls noch um drei Uhr morgens bereit zu sein scheint, den frechen Iran komplett auszulöschen.

In einem 30-sekündigen Last-Minute-Wahlkampfspot (siehe Video) vereint Clinton Dutzende Bilder des Grauens und des Leids zu einer visuellen Collage der Angst. Unter anderem thematisiert der Werbefilm den Börsencrash 1929, den Angriff auf Pearl Harbor 1941, die Kuba-Krise 1962, die Ölkrise der siebziger Jahre, Hurrikan Katrina und den Terroristenführer Osama Bin Laden. Clinton hat dieses Image selbst gewählt, weil es ihr zu helfen scheint im Kampf gegen Obama. Doch weil es nicht wirklich zu ihr passt, würde es ihr im Wahlkampf gegen McCain nachhängen.

"Ich würde besser bowlen als Obama"

Obama wiederum ist unfreiwillig in die Rolle des Intellektuellen gerutscht, der vom Glück verwöhnt und latent arrogant ist. Sechs Wochen spielte er in Pennsylvania brav Bowling mit Wählern, trank Bier in Sportbars, besuchte Bauernhöfe. Doch immer wirkte er wie ein Tourist auf Abenteuerurlaub. Seine Bemerkungen über angeblich verbitterte einfache Wähler, die sich aus Frustration an Religion und Waffen klammerten, verstärkten diesen Eindruck.

Wird Obama der demokratische Kandidat, könnten viele US-Wähler mit ihm als allererstes die Szene verbinden, in der er eine Bowlingkugel in die Rinne wirft. "Ich würde besser bowlen", lästert McCain schon.

Der Kandidat der Republikaner (der Dritte im Bund) hält in diesen Tagen staatstragende Reden: zur Wirtschaftspolitik, zur Bildung, zur Außenpolitik. Seine beiden demokratischen Herausforderer sprechen derweil Grußworte bei einem Wrestling-Wettbewerb.

Im Fernsehen waren Schauspieler zu sehen, verkleidet als Clinton und Obama. Sie schleuderten sich kreischend durch den Wrestling-Ring.

Es gibt in US-Wahlkämpfen noch Schlimmeres, als vom Wähler nicht gemocht zu werden: vom Wähler nicht ernst genommen zu werden.

Uebung macht den Meister

Ohne Training - ohne Ueben kein Erfolg. Obwohl sich zeigt, dass der Spass und die Freude am Tun, am Lernen auch wichtig ist, genügt der Spass am Tun allein nicht. Die Anwendung, das Ueben ist ein Muss! Training, Drill, repetitives Ueben war leider in den letzten Jahren verpönt. Doch stellen wir heute ein Umdenken fest. Gelerntes muss durch Uebung gefestigt werden. Das weiss jeder Sportler, jeder Musiker, auch jeder Künstler. Wenn bei Ausbildungsmodulen das Gelernte nicht vertiefen und festigen, entsteht ein Defizit. Wer glaubt, dass Gelerntes, dass Wissen oder theoretische Kenntnisse im Schlaf gefestigt und wir auf das Ueben verzichten könnten ( weil es angeblich mühsam und langweilig ist), der unterliegt einem Denkfehler. Wenngleich viele Lehrer aber auch unsere Gesellschaft die Kreativität und Originalität meist höher gewichtet als das Ueben: Es geht nicht Repetition und Nachahmung. So lange Lustgewinn mehr gewertet wird als Anstrengung, so lange belibt das Ueben in der Bildungslandschaft "out".

Selbst in der Berufsausbildung und in höheren Schulen, in denen die Studierenden selber über Problemen brüten, werden Uebungen oft ersetzt durch Tutoren, welche die Lösungen den Lernenden pfannenfertig präsentieren. Uebungen an hochschuldidaktischen Zentren sind selten geworden. Es geht gewissen Didaktikern vor allem darum, Lehrinhalte interessanter - mit noch attraktiveren Unterrichtstechniken zu vermitteln. Dabei wird verkannt, dass sich Vieles passiv nicht lernt.

Zwischen Wissen und Tun ist ein himmelweiter Unterschied!

Das Ueben, das Tun, ist zum Beherrschen einer Materie unabdingbar. Jeder merkt im Alltag, dass die eigene Fitness beim Konditionstraining nicht durch blosses Zusehen verbessert werden kann. Das gilt bei allen Lernprozessen.

Es stimmt nicht, dass die Abneigung gegen das Ueben angeboren ist. Ich habe bei meinen eigenen Kindern gesehen, wie sie das gleiche Puzzle unzählige Male zusammengesetzt haben und dabei merken, das es dank der Wiederholung immer leichter ging. Das selbe galt beim "Turm- bauen". Weshalb geht im Laufe der Ausbildungszeit den Schülern der angeborene Wille verloren, immer wieder von Neuem zu beginnen, Lernprozesse zu wiederholen und den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen?

Möglicherweise deshalb, weil mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad das Ueben den Spielcharakter verliert. Bei Musikern oder Hochleistungssportlern sehen wir, dass Ueben nicht mehr nur Spiel, sondern eher harter Drill wird. Für sie ist Training ein MUSS ist und kann nicht immer nur mit Spass verbunden werden .

Dass ein Student nicht nach Drill lechzt, ist nachvollziehbar.

Leider werden bei Lehr Evaluationen die eigentliche Festigung und Beherrschung des Stoffes weniger gewertet, als der Einsatz möglichst vieler Lehrformen.

Damit will ich nicht meinen, dass man den sinnlosen Drill früherer Jahr herbeireden muss (Hundert Mal den gleichen Satz zu schreiben).

Doch dürfen wir wieder den Mut aufbringen, die reine Erlebnisschule in Frage zu stellen. Studierende sollten sich wieder bewusst werden, dass eine Disziplin (Fach) nur durch Disziplin (Uebung) erlernt und gefestigt werden muss.

In meiner Lehrtätigkeit am Universiätslehrhgang für Projektmanagement (MASTER Lehrgang) nutzen wir dank der Bologna Reform die Chance zu einer professionellen aktiven Vertiefung des Stoffes mit Uebungsphasen.

Im Modul Oeffentlichkeitsarbeit werden bei uns die theoretischen Kenntnisse in praxisonrientierten modulen (Mediensimualationsräumen) trainiert und zwar im Print-, Radio-, und TV bereich. Unsere Aufgabe als Lehrende ist es, den Master - Titel nicht nur auf dem Papier zu ermöglichen , sondern zu verlangen, dass die Studierenden den Stoff - eben - "meistern".

Studierende sind nicht abgeneigt, zu üben, wenn ihnen ermöglicht wird, beim Ueben auch ungestraft scheitern zu dürfen.

Nochmals: Nur Uebung macht den Meister. Ein Arzt sagte mir, er würde eine Operation nur von einem Arzt ausführen zu lassen, der immer wieder die selbe Operation mache. Sicher nicht von einem Chirurgen, der die Operation zweimal am Video angeschaut hat.

Nachtrag: Ich habe festgestellt, dass viele Ausbildende deshalb den widerstandslosen Weg bevorzugen -und Uebungselemente ausklammern - weil das Training nicht zu positiven Rückmeldungen führen. Die Feedbackblätter sind leider zu oft so gestaltet, dass die Lehrenden den Unterricht in erster Linie nach dem Lustprinzip beurteilen:

Hat mir der Unterricht gefallen?

War er unterhaltsam? Abwechslungsreich?

Ich kenne verschiedene Lehrbeauftragte, die alle unangenehmen Uebungselemente nur deshalb gestrichen hatten, weil sich die unangenehmen Uebungselemente in den Beurteilungsblättern nicht auszahlte .

Wer nämlich hartes Training fordert, ist meist - vor allem in den ersten Beurteilungen - weniger beliebt, als jener Showman, bei dem man zurücklehnen und den Stoff nur konsumieren kann.

Fazit: Nur wer übt, wird letztlich ein Meister!

Fackellauf - eine leide Endlosgeschichte

Fortsetzungsgeschichte Nr. X

Aus heute online:

Kampf um die Fackel
Kampf um die Fackel

Aus Spiegel online:

TIBET- KONFLIKT

Proteste und Festnahmen bei Fackellauf in Australien

Geschützt von einem Großaufgebot der Polizei haben Sportler die olympische Fackel durchs Australiens Hauptstadt Canberra getragen. China mobilisierte als Gegengewicht zu Tibet-Sympathisanten tausende chinesische Studenten. Nach Protestaktionen und Rangeleien gab es mehrere Festnahmen.

Kommentar: Obschon die Chinesen mit organisierten Gegendemonstrationen und enormem Polizeiaufgebot der Weltpresse vorgaukeln möchte, der Fackellauf wickle sich in geordneten Bahnen ab und die Bevölkerung ärgere sich über die tibetanischen Terroristen , so gelingt es Peking nicht, die Fotografen im Westen zu zensieren.

20 Min-online:

Wüste Szenen beim Fackellauf in Australien

Proteste von Tibet-Aktivisten und prochinesische Gegendemonstrationen haben den Olympischen Fackellauf in Australien begleitet. Rund 80 Sportler trugen das symbolträchtige Feuer durch die Strassen der Hauptstadt Canberra. Bei Zwischenfällen wurden sieben Personen festgenommen.

Mittwoch, 23. April 2008

Fertig mit "ospeln"

Ospel war König der Abzocker. Dies führte dazu, dass man von einer Person, die unverdientermassen riesige Summen absahnte - auch für schlechte Arbeit oder anlässlich eines Abganges mit einem goldenen Fallschirm belohnt wurde, sagte, diese Person "osple". "Ospeln" wurde mit dem Verb"absahnen, abzocken" gleichgesetzt. In der St. Jakobshalle konnte nun die Oeffentlichkeit das bittere Finale des ehrgeizigen UBS Chefs erleben, der 40 Milliarden in den Sand gesetzt hatte.

Ospel konnte sich nicht mehr gegen seine Aechtung wehren. An der letzen UBS- Generalversammlung konnte man das bittere Ende des einst so glorreichen Aufsteigers mitverfolgen.

- Somit ist fertig "geospelt " bei der UBS

Ospel arbeitete sich als Sohn eines Zuckerbäckers im Arbeiterviertel von Kleinbasel auf. Gezielt schaffte er es, sich an die Spitze einer der grössten Banken hochzuarbeiten. Konkurrenten schaffte er sich laufend geschickt vom Hals.

Er hatte einige Tiefs zu überwinden:

- Am 8. Dez stieg er nach der Fusion um Konzernchef der UBS auf. Er musste damals von Bodyguards bewacht werde. Die Wut fokussierte sich auf Ospel, weil der Abbau von 13000 Stellen angedroht wurde

- 2001 wurde Marcel Ospel als "Bin Ospel" beschimpft, weil er zum Schuldigen der Bankrotten Swissair gemacht wurde.

- 2006 gab es eine Welle der Empörung wegen seines Salairs von 24 Millionen Franken. Ospel mutierte zum König der Abzocker!

Alle Widerlichkeiten überstand der ehrgeizige Banker. Auch jene Probleme mit seinen Ehefrauen. Eiskalt konnte er die härteste Kritik an sich abperlen lassen. Er zeichnet sich durch eine aussergewöhnlich gute Beherrschung emotionaler Stimmungen aus. Er suchte keine Medienauftritte (war nicht meidengeil), wenn er antworten musste, verstand er es immer, Mängel zu beschönigen oder geschickt auszuweichen.

Erst in den letzten Tagen traten Signale der Unsicherheit auf. An der GV vom 23. April in Basel zeigte er erstmals Selbstkritik. Er zeigte sich zerknirscht und gab sogar Fehler zu. Er sagte zwar nicht: ICH habe Fehler gemacht, sondern: WIR haben Fehler gemacht. Ueber seine Abgangsentschädigung hüllte er sich nah wie vor in Schweigen (Obschon er der GV darnach gefragt wurde).

Kommentar: Ich habe Marcel Ospel seit Jahren in verschiedenen Beiträgen analysiert und hatte lange das Gefühl, dass er ein Könner im Einstecken ist und sich gekonnt (auch mit fragwürdigen Mitteln) gegen alle Gegner durchzusetzen verstand. In Basel erlebten wir ein bitteres Finale, mit einem verbitterten Menschen, der mum auch nonverbal die Enttäuschung nicht mehr so perfekt überspielen konnte.

Rhetorisch geschickt nutzte Ospel in seiner Schlussrede das Alinghisbild für sein Verhalten (UBS war Sponsor):

- Es ist nicht meine Art gewesen, im Sturm die Segel zu streichen.

- Wir sind nicht vom Kurs abgekommen

- Die UBS bleibt hart am Wind

Die Behauptung Ospels, dass er nun das Schiff - wie angekündigt - verlasse, war hingegen eine Beschönigung und leider eine krasse Verzerrung der Tatsachen.

Auch seinem Nachfolger gab Ospel ein nachhaltiges Bild mit, das schon für ihn gegolten hatte:

Wer den kalten Wind nicht aushält, hat auf dem Gipfel nichts zu suchen.

Marcel Ospel war lange auf dem Gipfel. Ihm wehte sehr oft ein kalter Wind (Sturm?) um die Ohren.

Ich bin überzeugt, dass der millionenschwere Marcel Ospel heute auf Vieles verzichten würde, wenn er damit den eigenen Ruf, die persönliche "Marke", die Reputation, das Ansehen aufpolieren könnte.

Zitat 20 min-online:

An der Generalversammlung der UBS ist die «Chropfleerete» im Gang. Zahlreiche Aktionäre äusserten teils herbe Kritik an der Spitze der Grossbank. Es gab jedoch auch kuriose Einlagen. Derweil befindet sich die UBS-Aktie an der Börse auf Talfahrt.

Kleinaktionär Rudolf Weber überreichte Marcel Ospel einen Kranz Würste - der gab den Senf dazu. (Bild: Keystone)

Ospel punktet mit Schlagfertigkeit (Einem Basler Fasnächtler fiel dies nicht schwer):

Als Rudolf Weber dem scheidenden UBS- Chef Marcel Ospel an der UBS-Generalversammlung in Basel eine ganze Wurstkette überreicht wurde, war klar, was der Aktionär damit ausdrücken wollte: Wer 40 Milliarden in den Sand setzt, ist eine Wurst.

Doch Ospel parierte die Kritik an seiner Arbeit auf humorvolle Weise:

Ospel zückte eine Tube Senf hervor und meinte gegenüber Weber: «Sie waren im BLICK, ich habe darum den Senf dazu mitgebracht.»

Illustration TAGI- online:

ospel

Ospel gab schlagfertig seinen Senf dazu

Quelle Kleinreport:

Vom Umgang der Medien mit Tibet und der Olympiade

Über die Frage, wie sich die Medien mit dem Thema Tibet und den Ereignissen vor und während der Olympischen Spiele in Peking befassen sollen, diskutierten am Dienstag im Wiener Rathaus verschiedene Chefredaktoren europäischer Medien. Dabei lehnte sich «Le Matin»-Chefredaktor Peter Rothenbühler ziemlich weit aus dem Fenster, als er laut dem Branchendienst Newsroom das Internationale Olympische Komitee (IOC) als «eine undemokratische, leicht korrupte und von Geld gesteuerte Organisation» abkanzelte. Er sei grundsätzlich dafür, dass die Spiele in China stattfinden, räumte er ein, weil China derzeit einer der weltweit spannendsten Schauplätze sei. «Es ist allerdings völlig falsch, politische Anliegen an China an das IOC und die Sportler zu delegieren.»

Peter Rothenbühler war mit seiner Einschätzung nicht allein: «Was wir eben erleben, ist eine riesige Heuchelei», sagte der Informationsdirektor des ORF, Elmar Oberhauser.

Das IOC habe vollkommen versagt, denn man wusste ganz genau, was in Tibet passiert.

"Herr Rogge hätte zehn Jahre lang Zeit gehabt, auf die Probleme aufmerksam zu machen, und man hätte in letzter Konsequenz die Olympischen Spiele erst gar nicht an China vergeben dürfen»

, sagte Oberhauser.

Dieser Entscheid sei sehr

wohl eine politische Entscheidung und daher könne man sich auch nicht auf Sportberichterstattung reduzieren, antwortete Uwe Vorkötter, Chefredaktor der «Frankfurter Rundschau». Man müsse sich aber ernsthaft fragen, ob die Redaktionen auf diese Situation ausreichend vorbereitet seien.

Andreas Cichowicz, Chefredaktor des NDR und bei der ARD für die China-Berichterstattung zuständig, plädierte für politische Aufmerksamkeit:

«Wir dürfen das Licht nicht ausknipsen, sondern müssen vielmehr unsere Scheinwerfer auf die dunklen Seiten in China richten.»

Kritische Fragen an die Wirtschaft und an Sponsoren, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen, hätten dem NDR bei Volkswagen indes grossen Ärger eingebracht. Interviews der NDR-Sportberichterstatter würden derzeit konsequent von VW verweigert.

Dass die Eröffnung der Spiele 2008 in Peking eine «Eröffnung der leeren Stühle wird», träumt Rubina Möhring, Vizepräsidentin von Reporter ohne Grenzen. Auch der Europa-Gesandte des Dalai Lama, Kelsang Gyaltsen, mahnte die Regierungschefs in der Wahl ihrer Gesten.

China fürchtet den Gesichtsverlust, wenn die Chefs nicht zur Eröffnung der Spiele kommen würden.

Er selbst fürchte aber, dass nach diesem Sommer in Tibet noch alles viel schlimmer kommen wird.

«Die Chinesen werden alles unternehmen, dass es nie wieder eine Erhebung der Tibeter geben wird, so wie wir sie derzeit erleben», sagte Gyaltsen.

Kommentar: Mit der Wahl Pekings für die Olympiade war es klar, dass die Menschenrechtsfrage nicht völlig ausgeklammert werden kann. Obschon sich die Wirtschaft mit China nicht anlegen will und das IOC zuerst geglaubt hatte, dass an eine völlige Trennung von Politik und Sport durchgezogen werden könne, musste einsehen, dass dieser Trennungsstrich nicht mehr so einfach und leicht gezogen werden kann.

Gewiss werden nicht nur Vor- und Nachteile von Boykotts oder das Fernbleiben an der Eröffnungsfeier diskutiert werden. Uns interessiert es vor allem, wie sich die Sportler verhalten, denen keinen Maulkorb auferlegt werden. Aber auch und wie sich die Journalisten verhalten, denen - immerhin während der Spiele - Bewegungsfreiheit versprochen wurde.

Dienstag, 22. April 2008

Welt online:

US-Wahlkampf

Barack Obama – zu clever für Hillary Clinton?

Zu schnell und zu clever: Barack Obama läuft Hillary Clinton davon. Und das nicht nur in den Umfragen. Selbst wenn er Pennsylvania verliert, bremsen kann ihn das nicht. Denn immer mehr Superdelegierte sind auf seiner Seite. Und Hillarys Wahlkampf ist zu altmodisch und langsam, um ihn noch zu stoppen.
Barack Obama
ed/nk
Foto: AFP
In Pennsylvania könnte die Entscheidung fallen. Gewinnt Barack Obama ...

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In Pennsylvania geht der Zweikampf zwischen Hillary Clinton und Barack Obama in die nächste Runde. Am Montag gratulierte Obama seiner Rivalin Clinton schon mal im Voraus. Warum? Obama ist schnell und clever. Clinton zu gratulieren, heißt soviel wie: Das wussten wir alle eh schon, dass die Clintons in Pennsylvania gewinnen würden. Es heißt auch, Obama denkt schon an die nächsten Wahlen, für die er finanziell wesentlich besser ausgerüstet ist.
Obama kann selbstsicher sein. Denn schon seit dem Wochenende kündigt sich an, was Hillary endgültig das Genick brechen könnte. Immer mehr prominente demokratische Politiker sowie Superdelegierte sprechen sich für Barack Obama aus. Ein solcher Trend bringt Obama viel weiter, als ihn die von ihm angekündigte Niederlage in Pennsylvania jemals bremsen könnte.

Für Hillary Clinton ist der Rivale einfach zu schnell. Denn im Gegensatz zu ihr hat Obama begriffen, dass manche Chancen im Leben nur einmal kommen. Ihr altmodisches Radarsystem versagte; sie nahm seine politische Aktivität vor lauter Schnelligkeit kaum wahr. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, wurde Obama von Clinton kaum beachtet, als er in seinem von ihr aktiv unterstützten Senatswahlkampf 2004 plötzlich anfing, gleichzeitig seine Präsidentschaftskandidatur zu starten.

Was er unter Parteifreunden getan hat, wird landläufig Verrat genannt. Sein damaliger Konkurrent im Kampf um einen Sitz im Senat musste wegen peinlichen Enthüllungen aus dem Rennen ausscheiden; die Wahl fiel Obama in den Schoss. Die dadurch freigesetzten Mitarbeiter schickte Obama gleich nach Iowa, um die ersten Schritte für seinen jetzigen Wahlkampf gegen Clinton vorzubereiten. Sie wusste nichts, ahnte nichts davon.

Clinton selbst hat im Jahr 2004 eine eigene Kandidatur fürs Weiße Haus abgelehnt, in dem Glauben, sie müsse sich noch vier Jahre im Senat gründlicher vorbereiten. Manche Chancen kommen nur einmal; das hat Obama sehr wohl und Clinton überhaupt nicht begriffen. Denn zwei Jahre später war Barack Obamas Chefstratege David Axelrod dabei, eine neue Mehrheit für Washington zu schmieden; es gelang ihm. Die neue Mehrheit im US-Repräsentantenhaus unter der Leitung von Sprecherin Nancy Pelosi wurde für Hillary Clinton bald zu einer Art Konkurrenz, wie es deutlicher als bei dem Kampf um Superdelegierte gar nicht sein kann. Und auch hier half Obama seine Schnelligkeit. Denn die neuen Washingtoner Verhältnisse sind das erste Ergebnis des schnellen, leichten Internetwahlkampfes, den Obama und Axelrod sehr gut beherrschen.

Die Schnelligkeit bringt aber auch Unsicherheit: Obama liegt zwar eindeutig vorn bei der Nominierung, aber Hillary Clinton fühlt sich noch nicht besiegt. Obama steuert auf das Weiße Haus zu wie Donald Rumsfeld einst auf Bagdad. Saddam war gestürzt – der Krieg aber nicht gewonnen.

In seiner Biographie bekennt Obama sich ganz eindeutig zu Schnelligkeit und Rastlosigkeit als seine zwei Hauptsünden.

Die liefern ihm seine Chancen, verursachen aber auch seine Pannen. Manches in seinem Wahlkampf ist wie mit heißer Nadel genäht. Die ausführlichen Programme sind nicht selten von politisch wenig erfahrenen Wissenschaftlern geschrieben, und stehen oft in eher loser Beziehung zueinander.

Gerade im Wahlkampf in Pennsylvania hat die Geschwindigkeit des Internets ihm ein großes Problem bereitet, indem er auf zwei Parketts auf einmal agierte. In den letzten Wochen hat er sich einerseits um die Arbeiter Pennsylvanias bemüht. Vor allem seine neue Männerfreundschaft mit Senator Bob Casey hat Schlagzeilen gemacht, und zweifellos auch dazu beigetragen, die Hemmungen zwischen Caseys wertkonservativen Wählern und dem intellektuellen Kandidaten aus Chicago abzubauen.

Gleichzeitig aber war Obama in diesen sechs Wochen sehr oft außerhalb Pennsylvanias, zum Beispiel auf der exklusiven Veranstaltung in San Francisco, wo er seine umstrittene Bemerkung über die postindustrielle Misere von verbitterten Arbeitern machte. Innerhalb von Stunden war im Netz zu lesen, dass Menschen aus strukturschwachen Gegenden sich an „Waffen und Religion, Ausländerfeindlichkeit und Protektionismus klammern" würden.
Seltsamerweise war es das Wort „klammern" selbst, das viele Amerikaner als das eigentliche Problem in Obamas Satz sahen. Es verband die Idee von Vergangenheit und die von Schwäche.
Gelegentlich erscheint Obama als eine Verkörperung der Zukunft selbst, der fast lässig auf seine Landsleute wartet. Sein Berater David Axelrod hält an einem politischen Grundsatz fest: Demokraten können nur dann gewinnen, wenn sie wie Kennedy oder Clinton die Zukunft verkörpern.

Kommentar: Trotz Rückstandes, trotz der vielen Fettnäpfchen in dies sie getreten ist, trotz Geldmangels, trotz offensichtlicher Lügengeschichten. Hillary wird nicht aufgeben. Sie will als tapferste Frau, die trotz Bills Sexgeschichten zum Mann gehalten hatte, die trotz Niederlagen immer wieder aufgestanden ist - in die Geschichte eingehen; als eine Frau die nur mit wehenden Fahnen untergeht. Selbst wenn Sie verliert, wird sie von Obama am Schluss noch erwarten, dass er sie zur Vizepräsidentin aufnehmen wird (sogar aufnehmen darf).

Vorahnung im Spiegel- online- Einige Stunden vor Abschluss der Wahlen:

VORWAHL IN PENNSYLVANIA

Wählerinnen- Schwund bedroht Clintons Siegesformel

Hillary Clinton muss zittern:

Laut jüngsten Umfragen ist ihr Vorsprung bei ihrer treusten Wählergruppe geschmolzen, den weißen älteren Frauen. Rivale Obama setzt demonstrativ auf Frauenthemen - und könnte so bei der Schicksalsvorwahl in Pennsylvania doch den Überraschungssieg schaffen

n.tv.de (23.4.08)