Frank A. Meyer – Die Kolumne
Zum Lachen und zum Weinen
Wer
an Haltestellen des Zürcher Trams ein zerknülltes Papiertüchlein auf
manierliche Weise losgeworden ist, wird ausdrücklich gelobt: «Sie
treffen ja wie ein*e Weltmeister*in!» So steht es auf dem Abfallkübel –
korrekt auf Genderdeutsch, weil es für die behördliche Kommunikation so
vorgeschrieben ist.
Die
Sternchen mitten im Wort gelten seit 2022 in der Stadtverwaltung als
amtliche Pflicht. Alles andere ist mit schulmeisterlicher Strenge
verboten, in offiziellen Schreiben beispielsweise die freundliche Formel
«Liebe Bürgerinnen und Bürger». Vorgeschrieben ist der nur mit Mühe
richtig auszusprechende Begriff «Bürger*innen».
Die
Zwingli-Stadt, politisch in den Händen – oder soll man sagen: «in den
Klauen» – der Sozialdemokraten, Grünen und Alternativen, meint es
bitterernst. Die Sprachrevolution steht nach linksgrünem Verständnis
sogar über der Demokratie: Eine Interpellation im Stadtparlament, deren
Text nicht «geschlechtergerecht» formuliert war, wurde vom Büro des
Gemeinderats zurückgewiesen.
Vom Sprachdiktat zur Sprachdiktatur.
Nun will eine Volksinitiative dem totalitären Spuk ein Ende bereiten. Eine Weltpremiere, wie sie der Weltstadt würdig ist.
Oder nur ein Witz?
Nein,
die Initiative belegt, wie weit die Verirrung der Politik bereits
fortgeschritten ist: eine Folge der linksurbanen Rechthaberei, wie sie
von Zürich über Berlin und London bis nach Los Angeles und New York die
demokratische Debatte dominiert. Ihren Ursprung hat sie in der
grün-säkularen Religion, laut der die Welt durch Erziehung der
Bürger*innen zum rechtgläubigen Leben gerettet werden muss – wozu der
fleischlos gefüllte Eisschrank ebenso zählt wie das Umsteigen vom Auto
aufs Lastenfahrrad. Nicht von ungefähr zählt Letzteres ebenfalls zu den
Zielen der Zürcher Stadtregierung: Parkplätze werden eifrig zu
Grünflächen umgepflügt, zu «Begegnungszonen» für klimabrave
Menschenkinder, die von der Obrigkeit an die Hand genommen werden
wollen.
Doch wie fern von Zürich gerade auf erschreckende Weise
sichtbar wird, lässt sich das hehre Ziel nur schwerlich erfüllen: Nicht
die hollywoodlinken Demokrat*innen in ihren Vogue-gestylten Kostümen
haben die amerikanische Präsidentenwahl gewonnen, sondern der
schrecklich irrationale Lügenbaron mit seiner Ranschmeisserei an die
einfachen Leute.
Ja, das gewöhnliche Volk verweigert sich den
Anmassungen der woken Clique – und es verweigert sich auch der seit
Generationen solidesten Freiheitspartei: den Sozialdemokraten. Aus bösem
Willen? Nein, aus purer Verzweiflung, denn die Partei, die von sich
behauptet, der Arbeiterschaft verpflichtet zu sein, ist längst
degeneriert zur Partei akademisch verbildeter Rich Kids, für die das
Gender-Gezänk den Klassenkampf ersetzt.
Papa hat sie einst mit dem SUV in die Schule gefahren – heute wird der Vatermord durch ein SUV-Verbot simuliert.
Die
Kinderei der Zürcher Gender-Amtssprache ist deshalb so lächerlich wie
bedenklich: Sie illustriert Weltfremdheit, die sich als Weltrettung
inszeniert und die demokratische Debatte durch Cancel-Klamauk ersetzt.
Zürich, die Finanzweltstadt als Genderweltstadt.
Zum Lachen? Zum Abwählen!
Kommentar: Die hirnrissigen Gendervorschriften sollen durchgeboxt werden, obschon die Mehrheit dagegen ist.
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