Analyse des historischen Treffens zwischen Donald Trump und King Jong Un
vom 12. Juni im Hotel Capella auf Singapurs Sentosa Insel.
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Die Analyse basiert auf meinen Beobachtungen der Verhaltens der Akteure und ich suchte Antworten auf folgende Fragen:
- Wie wirken Kim und Trump beim ersten Aurftritt des heutigen "Treffen des Jahres"?
- Wer überzeugt mehr?
Es geht um Beobachtungen der Körpersprache, der Inszenierung und des ersten Eindruckes.
Vorbemerkung:
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Wenn es um die Ueberzeugungskraft von Politikern geht, dürfen wir ihr bisherige Verhalten nicht ausklammern. Jede Persönlichkeit schafft sich einen Ruf (Branding). Das Image beeinflusst die Wahrnehmung. In der Psychologie spricht man vom Halo-Effekt, von Stereotypen (Vorurteilen), die den Eindruck prägen. Auch bei Trump und Kim beeinflusst ihr festgestelltes Verhalten die Wahrnehmung der Beobachter.
- Beide, Trump und Kim, haben es bislang mit der Wahrheit nicht so genau genommen (Fake Aussagen und Lügen konnten immer wieder nachgewiesen werden)
- Beiden kann Spitzkehrenrhetorik vorgeworfen haben (Zusage zum Treffen - dann Absage - später wieder Zusage)
- Beide sind machtbesessen (Machtmenschen)
- Beide provozieren, drohen gerne
- Beides sind Machtpolitiker
- Beides sind Angeber
Was leider die Glaubwürdigkeit der beiden Akteure ganz stark beeinträchtigt:
- Beide sind UNBERECHENBAR
- Beide sind für Ueberraschungen gut
- Beide sind nicht verlässlich
Damit steht das historische Gipfeltreffen unter negativem Vorzeichen.
Die GLAUBWUERDIGKEIT von Kim und Trumpf ist bereits vor Beginn des Gipfels angeschlagen.
Bei der Analyse ist es somit schwierig, die Glaubwürdigkeit der beiden Kontrahenten differenziert zu beurteilen.
Wir beschränken uns deshalb vor allem auf die erste Begegnung, das Beschreiben der Beobachtungen und die subjektive Interpretation des Verhaltens der beiden Machthaber.
Erschwerend ist in diesem Fall die Beurteilung der Körpersprache von Asiaten.
Sie unterliegt besonderen Spielregeln. Ihre Rituale gilt es zu kennen und sind mitzuberücksichtigen.
Sie sind uns fremd. Beispielsweise das Pokerface oder das künstliche Lächeln der Asiaten haben bei uns einen anderen Stellenwert.
Kim und Trump brauchen den Erfolg
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Für Trump ist das Treffen bereits Teil des Wahlkampfes. Er weiss, dass sich der Gipfel für sich und die Partei auskosten lässt. Vielleicht erhofft er sich für dieses Treffen (welches bislang kein amerikanischer Präsident geschafft hat) den Friedensnobelpreis.
Diktator Kim anderseits benötigt eine Lockerung der Sanktionen. Sein Volk leidet. Beide benötigen jedenfalls einen Durchbruch bei diesem historischen Treffen.
Bei Verhandlungen ist vieles aussagekräftig
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Es ist erstaulich, wie Details die Wirkung von Vieraugengesprächen beeinflussen: Die Kleidung, die Stimme, die Augensprache, das Distanzverhalten, die Mimik, Haltung, Gestik, Hände, Schultern, Hals, Haartracht, Outfit.
Kim und Trump tragen beide eine auffallende ungewöhnliche Haartracht- eine weitere Gemeinsamkeit
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Karikaturisten haben diese Frisuren längt ausgekostet.
Kim fällt immer auf, mit den rasierten Seiten und seinen schwarzen Kurzhaaren oben - einer Variante der Plateau-Frisur.
Trumps Hauptmerkmal ist seine orange-blond gefärbte Strähne. Er zieht die Haare von der Seite nach oben und formt sie zu einer Tolle, die gesprayt werden muss. Jüngst - beim Verlassen des Flugzeuges - zeigte sich bei einem Windstoss überraschend die kahle Kopfhaut.
Soweit die Gemeinsamkeiten.
Und nun zum Treffen:
Kim mit seinen 170 cm Grösse mit seiner XXL Zelthose in dunkler hochgeschnittenen Kleidung wirkt noch kleiner und massiger als der 190 cm grosse Trump, aber stabiler.
Dieser Grössenunterschied unterstreicht die Haltung Tumps: "Ich bin der Grösste"- ""Ich stehe über allem".
Beim Outfit der beiden Machthaber fällt das leuchtende Rot der Gravatte von Trump auf.
Es signalisiert Energie, Aktivität, Dynamik. Es ist aber auch eine Warnfarbe.
Zur Begrüssungszeremonie:
Zum symbolischen Handschlag:
Laut Reuteres soll Kim Jong Un Donald Trump mit folgenden Worten begrüsst haben:
"Nice to meet you, Mr. President!". Der US-Präsident sagte in einem
ersten Statement, er fühle sich großartig. "Wir werden eine großartige Diskussion haben und sehr erfolgreich sein. Es ist mir eine Ehre, und wir werden eine großartige Beziehung haben, daran habe ich keinen Zweifel", so Trump. Kim entgegnete: "Es war nicht einfach, hierher zu kommen. Es gab Hindernisse, aber wir haben sie überwunden, um hier zu sein."
Bei der Begrüssung unterstützt Trump zusätzlich zum Handschlag mit der linken Hand kurz Kims rechten Oberarm. Der Handschlag dauert 13 Sekunden wirkt wie ein Kräftemessen. Beide kommen sich recht nahe. Keine gewinnt Terrain.
Trump lässt Kim den Vortritt. Er hat offensichtlich die grössere Erfahrung mit historischen Momenten. Er berührt Kim erneut und weist ihm den Weg zur Bibliothek zum Vieraugengespräch.
In dieser Phase übernimmt Trump die Führung. Bescheiden geht er hinter dem nordkoreanischen Machthaber her.
Was positiv auffällt: Beim Nebeneinandergehen, schreiten beide Staatschefs synchron im gleichen Takt. Ein gutes Vorzeichen?
Zur Rhetorik der Beiden beim ersten gemeinsamen Auftritt, sitzend vor der Presse:
Trump spricht einmal mehr so, als habe er sich nicht vorbeitet. Er folgt spontan seinen Gedanken. Mit simpler Syntax. Erstaunlich ohne Abschweifungen und den üblichen Seitenbemerkungen.
Kim schweigt zuerst recht lange, während Trump auf ihn einredet. Kims Blick ist nach vorne gerichtet - gegen die Pressevertreter, als höre er nicht zu. In dieser Phase wirkt Trump nervöser. Er stützt - nach vorne gebeugt - seine Unterarme auf die Oberschenkel, die Hände zu einer Merkel Raute geformt.
Die Fingerspitzen pfeilförmig nach unten gerichtet, immer wieder mit den Fingerkuppen aufeinander klopfend. Kims Lächeln entspannt am Schluss die Situation.
Kims Stimme wirkt bedacht. Trumps Stimme - im Gegensatz zu den üblichen Auftritten ist erstaunlich ruhig, staatsmännischer.
Die Augen sind bekanntlich die "Fenster zur Seele".
Trump kneift bei seinen Reden sonst die Augen oft zu und erschwert damit den Blick ins Innere.
Bei diesem Treffen bemüht er sich jedoch, den Augenkontakt mit Kim bewusst aufzunehmen.
Kim weicht jedoch am Anfang diesem Kontakt aus. Erst später baut er mit den Augen gleichsam eine Brücke auf. Das macht uns bewusst: Der Blickkontakt ist die Nabelschnur der Kommunikation.
FAZIT:
Das Medienaufgebot im Hotel Sentosa war riesig. Die beiden Machthabern sind sich bewusst: In Singgapur wird Geschichte geschrieben. Beide wissen, dass sie diese Chance nutzen müssen und haben sicherlich ein grosses Interesse an einem positiven Ausgang des Treffens.
Kim und Trump ist dennoch zuzutrauen, dass sie später ihre Zugeständnisse widerrufen könnten. Beide bleiben unberechenbar. Diese Eigenschaft beider Staatschefs könnten somit das Treffen nachträglich plötzlich wieder zu Nichte machen.
Bei Ihnen ist alles möglich. Jeder will im eigenen Land den historischen Gipfel als persönliche Glanzleistung zu vermarkten wissen.
Instinktpolitker Trump verlässt sich meist auf sein Bauchgefühl. Von Kim weiss man. Er hat viele Berater. Selbst wenn Kim bewegt werden könnte, seine Atomwaffen aufzugeben, so
ist nicht sicher, dass die mündlich vereinbarten Abmachungen eingehalten werden.
Dennoch: Immerhin ist das Eis gebrochen. Es besteht die Hoffnung, dass es zu weiteren Gesprächen kommt und Vertrauen aufgebaut werden kann.
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Beiträge im Tagi, Der BUND, Thuner Tagblatt und Basler Zeitung:
Körpersprache: Kims Blick und Trumps Berührungen
Wie haben die beiden Präsidenten beim Gipfel gewirkt? Wer hat mehr überzeugt? Experte Marcus Knill gibt Antworten.
Die Körpersprache von Trump und Kim – und was sie bedeutet. Video: Tamedia/Reuters
Beim Singapur-Gipfel haben sich zwei Politiker getroffen, die einige Gemeinsamkeiten haben.
Donald Trump und
Kim Jong-un sind
beide Machtpolitiker und Angeber, sie provozieren und drohen gern.
Beide sind unberechenbar, zwar für positive Überraschungen gut, aber
nicht gerade verlässlich. Das alles beeinträchtigt ganz stark die
Glaubwürdigkeit der eigenwilligen Staatschefs von den USA und Nordkorea.
Das bisherige Image beeinflusst auch die Wahrnehmung ihres Auftritts in
Singapur.
Wie haben Kim und Trump beim Gipfel gewirkt? Wie waren
ihre Körpersprache und ihre Rhetorik? Wer hat mehr überzeugt? Diese
Fragen beantwortet Marcus Knill, Experte für Medienrhetorik und
Kommunikation. Er hat die Begrüssungsszene und den ersten Medienauftritt
der Protagonisten des Gipfels genauer angeschaut. Hier folgen seine
Beobachtungen:
Auftreten und Outfit
«Kim
Jong-un, der 1,70 Meter gross ist, trägt eine XXL-Zelthose in dunkler
hochgeschnittener Kleidung. Damit wirkt er noch kleiner und massiger als
der 1,90 Meter grosse Trump. Dieser Grössenunterschied unterstreicht
die Selbstüberzeugung von Trump (‹Ich bin der Grösste›, ‹Ich stehe über
allem›). Beim Outfit der beiden Staatschefs fällt auch das leuchtende
Rot der Krawatte des US-Präsidenten auf. Rot signalisiert Energie,
Aktivität und Dynamik. Sie ist aber auch eine Warnfarbe.»
Begrüssung und Handschlag
«Es
ist ein historischer Handschlag. Trump und Kim wirken ernst und
konzentriert, als sie aufeinander zuschreiten und sich die Hände geben.
‹Nice to meet you,
Mr. President›, sagt der nordkoreanische
Machthaber zur Begrüssung. Der US-Präsident erklärt, dass er sich
grossartig fühle. ‹Wir werden eine grossartige Diskussion haben und sehr
erfolgreich sein. Es ist mir eine Ehre. Wir werden eine grossartige
Beziehung haben›, sagt Trump. Und Kim entgegnet: ‹Es war nicht einfach,
hierher zu kommen. Es gab Hindernisse, aber wir haben sie überwunden, um
hier zu sein.›»
Bei der Begrüssung berührt Trump – zusätzlich zum
Handschlag – mit der linken Hand kurz Kims rechten Oberarm. Der
Handschlag dauert 13 Sekunden. Er artet nicht in einem Zweikampf aus.
Beide kommen sich recht nahe. Trump lässt Kim den Vortritt. Er hat
offensichtlich die grössere Erfahrung bei solch wichtigen Treffen. Trump
berührt Kim erneut und weist ihm den Weg zur Bibliothek des Hotels
Capella, wo ein 48 Minuten dauerndes Vier-Augen-Gespräch stattfindet. In
dieser Phase übernimmt Trump die Führung. Bescheiden geht er hinter dem
nordkoreanischen Machthaber. Was positiv auffällt: Beim
Nebeneinandergehen schreiten beide Staatschefs synchron im gleichen Takt
– ein gutes Vorzeichen.»
Gemeinsamer Medienauftritt
«Trump spricht einmal
mehr so, als habe er sich nicht auf das Treffen mit Kim vorbereitet. Er
folgt spontan seinen Gedanken. Trump spricht in einfachen, klaren
Sätzen. Er tut dies ohne die üblichen Nebenbemerkungen. Kim schweigt
zunächst recht lange, während Trump auf ihn einredet. Kims Blick ist
nach vorne gerichtet, in Richtung der Medienschaffenden, als höre er
nicht zu. In dieser Phase wirkt Trump nervös. Er stützt, nach vorne
gebeugt, seine Unterarme auf die Oberschenkel, und seine Hände formen
sich zu einer Merkel-Raute. Trumps Fingerspitzen sind pfeilförmig nach
unten gerichtet, immer wieder mit den Fingerkuppen aufeinander klopfend.
Kims Lächeln entspannt schliesslich die Situation. Seine Stimme wirkt
bedacht. Trumps Stimme ist – im Gegensatz zu den üblichen Auftritten –
ruhiger und staatsmännischer.
Trump kneift normalerweise bei
seinen Reden die Augen oft zu und erschwert damit den Blick ins Innere
seiner Person. Bei diesem Treffen bemüht er sich aber, den Augenkontakt
mit Kim bewusst aufzunehmen. Kim weicht zunächst diesem Augenkontakt
aus. Erst später baut er mit den Augen gleichsam eine Brücke auf. Das
macht uns bewusst: Der Blickkontakt ist die Nabelschnur der
Kommunikation.»
Fazit
«Die ganze Welt schaut auf das
Gipfeltreffen in Singapur. Trump und Kim sind sich bewusst, dass hier
Geschichte geschrieben wird. Beide sehen das Treffen als Chance für sich
selbst. Beide werden versuchen, den historischen Gipfel im eigenen Land
als persönliche Glanzleistung zu vermarkten. Trump und Kim haben ein
grosses Interesse an einem positiven Ausgang des Treffens. Beiden ist
allerdings zuzutrauen, dass sie später ihre Zugeständnisse widerrufen.
Beide bleiben unberechenbar. Diese Eigenschaft beider Staatschefs könnte
somit den historischen Gipfel nachträglich plötzlich wieder
zunichtemachen. Bei Trump und Kim ist alles möglich. Von Kim weiss man,
dass er viele Berater hat. Instinktpolitiker Trump verlässt sich meist
auf sein Bauchgefühl.
Dennoch: Immerhin ist das Eis zwischen den
USA und Nordkorea gebrochen. Nun könnte Vertrauen aufgebaut werden. Und
es besteht die Hoffnung, dass es zu weiteren Gesprächen zwischen Trump
und Kim kommt. Der Start ist immer die halbe Miete. Zu Beginn des
Gipfels zeichnet sich rhetorisch eine Pattsituation ab.»
(Tages-Anzeiger)
«Beim Nebeneinandergehen schreiten Trump und Kim synchron im
gleichen Takt – ein gutes Vorzeichen»: Marcus Knill,
Kommunikationsexperte.
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START GELUNGEN
Beim
Singapur-Gipfel haben sich zwei Politiker getroffen, die einige
Gemeinsamkeiten haben. Donald Trump und Kim Jong-un sind beide
Machtpolitiker und Angeber, sie provozieren und drohen gerne. Beide sind
unberechenbar, zwar für positive Überraschungen gut, aber nicht gerade
verlässlich. Das alles beeinträchtigt ganz stark die Glaubwürdigkeit der
eigenwilligen Staatschefs von USA und Nordkorea. Das bisherige Image
beeinflusst auch die Wahrnehmung ihres Auftritts in Singapur.
Wie haben Kim und Trump beim Gipfel gewirkt? Wie war ihre Körpersprache und ihre Rhetorik? Wer hat mehr überzeugt?
Diese
Fragen beantwortet Marcus Knill, Experte für Medienrhetorik und
Kommunikation. Er hat die Begrüssungsszene und den ersten Medienauftritt
der Protaganisten des Gipfels genauer angeschaut. Hier folgen seine
Beobachtungen:
Das Auftreten und das Outfit
«Kim
Jong-un, der 1,70 Meter gross ist, trägt eine XXL-Zelthose in dunkler
hochgeschnittener Kleidung. Damit wirkt er noch kleiner und massiger als
der 1,90 Meter grosse Trump. Dieser Grössenunterschied unterstreicht
die Selbstüberzeugung von Trump («Ich bin der Grösste», «Ich stehe über
allem»). Beim Outfit der beiden Staatschefs fällt auch das leuchtende
Rot der Krawatte des US-Präsidenten auf. Rot signalisiert Energie,
Aktivität und Dynamik. Sie ist aber auch eine Warnfarbe.»
Die Begrüssungszeremonie und der Handschlag
«Es
ist ein historischer Handschlag. Trump und Kim wirken ernst und
konzentriert, als sie aufeinander zuschreitten und sich die Hände geben.
«Nice to meet you, Mr. President», sagt der nordkoreanische Machthaber
zur Begrüssung. Der US-Präsident erklärt, dass er sich grossartig fühle.
«Wir werden eine grossartige Diskussion haben und sehr erfolgreich
sein. Es ist mir eine Ehre. Wir werden eine grossartige Beziehung
haben», sagt Trump. Und Kim entgegnet: «Es war nicht einfach, hierher zu
kommen. Es gab Hindernisse, aber wir haben sie überwunden, um hier zu
sein.»
Bei der Begrüssung berührt Trump –
zusätzlich zum Handschlag – mit der linken Hand kurz Kims rechten
Oberarm. Der Handschlag dauert 13 Sekunden. Er artet nicht in einem
Zweikampf aus. Beide kommen sich recht nahe. Trump lässt Kim den
Vortritt. Er hat offensichtlich die grössere Erfahrung bei solch
wichtigen Treffen. Trump berührt Kim erneut und weist ihm den Weg zur
Bibliothek des Hotels «Capella», wo ein 48 Minuten dauerndes
Vier-Augen-Gespräch stattfindet. In dieser Phase übernimmt Trump die
Führung. Bescheiden geht er hinter dem nordkoreanischen Machthaber. Was
positiv auffällt: Beim Nebeneinandergehen schreiten beide Staatschefs
synchron im gleichen Takt – ein gutes Vorzeichen.»
Die Rhetorik beim ersten gemeinsamen Medienauftritt
«Trump
spricht einmal mehr so, als habe er sich nicht auf das Treffen mit Kim
vorbereitet. Er folgt spontan seinen Gedanken. Trump spricht in
einfachen, klaren Sätzen. Er tut dies ohne die üblichen
Nebenbemerkungen. Kim schweigt zunächst recht lange, während Trump auf
ihn einredet. Kims Blick ist nach vorne gerichtet, in Richtung der
Medienschaffenden, als höre er nicht zu. In dieser Phase wirkt Trump
nervös. Er stützt, nach vorne gebeugt, seine Unterarme auf die
Oberschenkel, und seine Hände formen sich zu einer Merkel-Raute. Trumps
Fingerspitzen sind pfeilförmig nach unten gerichtet, immer wieder mit
den Fingerkuppen aufeinander klopfend. Kims Lächeln entspannt
schliesslich die Situation. Seine Stimme wirkt bedacht. Trumps Stimme
ist – im Gegensatz zu den üblichen Auftritten – ruhiger und
staatsmännischer.
Trump kneift normalerweise
bei seinen Reden die Augen oft zu und erschwert damit den Blick ins
Innere seiner Person. Bei diesem Treffen bemüht er sich aber, den
Augenkontakt mit Kim bewusst aufzunehmen. Kim weicht zunächst diesem
Augenkontakt aus. Erst später baut er mit den Augen gleichsam eine
Brücke auf. Das macht uns bewusst: Der Blickkontakt ist die Nabelschnur
der Kommunikation.»
Fazit
«Die
ganze Welt schaut auf das Gipfeltreffen in Singapur. Trump und Kim sind
sich bewusst, dass hier Geschichte geschrieben wird. Beide sehen das
Treffen als Chance für sich selbst. Beide werden versuchen, den
historischen Gipfel im eigenen Land als persönliche Glanzleistung zu
vermarkten. Trump und Kim haben ein grosses Interesse an einem positiven
Ausgang des Treffens. Beiden ist allerdings zuzutrauen, dass sie später
ihre Zugeständnisse widerrufen. Beide bleiben unberechenbar. Diese
Eigenschaft beider Staatschefs könnte somit den historischen Gipfel
nachträglich plötzlich wieder zunichte machen. Bei Trump und Kim ist
alles möglich. Von Kim weiss man, dass er viele Berater hat.
Instinktpolitker Trump verlässt sich meist auf sein Bauchgefühl.
Dennoch: Immerhin ist das Eis zwischen USA und Nordkorea gebrochen. Nun
könnte Vertrauen aufgebaut werden und es besteht die Hoffnung, dass es
zu weiteren Gesprächen zwischen Trump und Kim. kommt. Der Start ist
immer die halbe Miete. Es zeichnet sich rhetorisch eine Pattsituation
ab.»
LINK:
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BILD sprach mit Asien-Experte Devin
Hayes Ellis, Direktor des Washingtoner Thinktanks Icons, über die
Gipfel-Ziele von Trump und Kim.