Eine Interessengemeinschaft (IG) hat mit einer Umfrage den Puls
der Bevölkerung gefühlt. DerGemeinderat aber wartete die
Umfrageergebnisse nicht ab.
Die Weinländer Gemeinde Laufen-Uhwiesen verfügt noch über
relativ viel und bereits erschlossenes Bauland.
Das Weinländer Dorf Uhwiesen soll zwar wachsen können, die
Lebensqualität dabei aber erhalten bleiben. Das ist das Ziel der letzten
November gegründeten Interessengemeinschaft (IG) Lebensqualität
Uhwiesen. Gemeinsam mit der Bevölkerung soll in einem ersten Schritt
eine Entwicklungsstrategie entstehen.Um die Grundlage dafür zu schaffen,
führte die IG im Frühjahr eine Bevölkerungsbefragung durch, wobei 128
Umfragebogen ausgefüllt retourniert worden sind. Die Präsentation der
Ergebnisse war für diesen Juni angekündigt. Die Gemeinde Laufen-Uhwiesen
hat rund 1640 Einwohner und erschlossenes Bauland für weitere 600
Einwohner . «Ich war sehr erstaunt»
Doch der
Gemeinderat wartete die Umfrageergebnisse der IG nicht ab und
informierte bereits an der Gemeindeversammlung vom letzten Donnerstag
über eine Strategie zur Dorfentwicklung. Damit stiess die Behörde die IG
Lebensqualität Uhwiesen ziemlich vor den Kopf. Matthias Knill ist der
Präsident der IG und war selber an der Versammlung vom Donnerstagabend.
Dass der Gemeinderat im Anschluss an den offiziellen Teil über die
Dorfentwicklung informierte, überraschte Knill. «Ich war sehr erstaunt
darüber, dass er jetzt schon informiert.» Das Vorgehen des Gemeinderates
veranlasste Knill, eine Medienmitteilung mit dem Titel «Dorfentwicklung
von Uhwiesen ohne Einbezug der Bevölkerung» zu schreiben und zu
verschicken. Der Gemeinderat wisse ja seit längerem, sagt Knill,
dass die IG die Resultate ihrer Befragung noch im Juni vorstellen wird.
Und zwar zuerst dem Gemeinderat, «falls dieser dies wünscht», dann den
Mitgliedern der IG und schliesslich der Öffentlichkeit. «Das Timing kam
uns speziell vor», sagt Knill. Auch der gestrige Besprechungstermin mit
dem Gemeindepräsidenten stand ihm zufolge bereits vor der
Gemeindeversammlung fest. Die Arbeit für die Bevölkerungsbefragung
würden alle Beteiligten freiwillig machen, und auch die Auswertung der
Umfrage sei recht aufwendig.
«Es geht nicht nur um Zahlen»
Wann
genau die IG ihre Resultate vorstellen wolle, habe er nicht gewusst,
sagt Gemeindepräsident Rudolf Karrer. «Ich habe nicht das Gefühl, dass
wir vorgeprescht sind.» Und: Karrer kann sich durchaus vorstellen, dass
die Umfrageergebnisse der IG in die Strategie zur Dorfentwicklung
einfliessen könnten. Das hofft auch Knill. «Die Umfrage deckt sehr
viele Aspekte ab, es geht nicht nur um Zahlen», sagt er. So gehe es
beispielsweise auch um die Frage, welches Wachstum oder welche
Steuerzahler die Bevölkerung wolle. Dazu gebe es in der Umfrage «sehr
interessante Hinweise und Kommentare». Die IG selber wolle weiterhin ein
«überlegtes Wachstum», sagt Knill. Denn wenn das Wachstum zu rasch
erfolge, gebe es zum Beispiel plötzlich zu wenig Schulraum oder die
Infrastruktur der Gemeinde werde rasch zu klein. Auch der
Gemeinderat will das Wachstum der Gemeinde steuern und sicherstellen,
dass die Infrastruktur mithalten kann. In den vergangenen Jahren ist die
Bevölkerung von Uhwiesen jährlich um rund 15 Personen gewachsen. Ob das
Wachstum künftig kleiner, gleich gross oder grösser sein soll, war eine
der Fragen der Umfrage. (Landbote)
«Lebe schnell, stirb rasant, sichere deinen Ruhm» lautet Udo Lindenbergs
Lebensmotto. Der deutsche Musiker setzt dieses konsequent um. Nur
rasant gestorben ist er zum Glück noch nicht.
Der Panikrocker feiert seinen 70. Geburtstag. Adrian Schräder publizierte im Buch über UDO LINDENBERG einige Beiträge:
Hier mein Beitrag (Kapitel) aus diesem Buch:
Besuch beim Schweizer Medienrhetoriker Marcus Knill in Uhwiesen, einem
Dorf unweit des Rheinfalls, höchstens zwei Kilometer Luftlinie von der
deutschen Grenze entfernt. Ich möchte mit ihm über die Erscheinung, die
Rhetorik und die Wirkung der öffentlichen Figur Udo Lindenberg sprechen. Im
Vorfeld habe ich ihm dazu die Links zu ein paar Youtube-Filmen geschickt.
Darunter ein paar frühe Fernsehinterviews und die Mitschnitte der Verleihungen
der «Goldenen Henne 2015» und des Bambi für sein Lebenswerk im Jahr 2010.
Knill empfängt in seinem Haus in Hanglage, reicht am Esstisch Croissants und
Wasser und springt in den folgenden achtzig Minuten immer wieder von seinem
Stuhl auf, um Körperhaltung oder die Bewegungen darzustellen. An der ihm
gestellten Aufgabe hat er sichtlich
Freude. Er bittet darum, seine Erkenntnisse in drei Blöcke aufzuteilen: Beschreibung,
Hypothese, Interpretation. Hier also seine Analyse der öffentlichen Figur Udo Lindenberg.
Beschreibung
Gesichtspartie
Er hat immer den gleichen Hut an. Ein Hut, der so wirkt, als gehöre er unzertrennlich
zu ihm. Eigentlich ist ein Hut ja sehr unvorteilhaft, weil er die Augen und
damit die Fenster zu Seele verdeckt. Die Augen sind so etwas wie die
Nabelschnur der Kommunikation. Verdeckt man sie, nimmt man sich selber ein
Stück Glaubwürdigkeit.
Ich habe früher zwei erfolgreiche Schweizer Beachvolleyballer gecoacht.
Die trugen auf dem Feld wie bei den Interviews immer ihre Schirmmützen und ihre
Sonnenbrillen. Das wirkte suspekt. Die Leute denken dann, sie seien nicht bei
der Sache und würden den Frauen am Strand in den Ausschnitt schauen. Ich habe
ihnen dann geraten, bei Interviews wenn möglich beides abzusetzen. Wenn man Offenheit
signalisieren und ernst genommen werden will, muss man das Visier hoch klappen.
Würde Udo also die Kommunikation optimieren wollen, müsste er versuchen, eine
Brücke zu bilden und dazu die Brille und den Hut abnehmen. So – bewaffnet mit
Hut und Brille – wirkt er wie ein Egomensch in einem eigenen Bereich. Er
schottet sich ab.
Sein Mund ist auch ein spezielles Gebilde. Asymmetrisch, deformiert, die dicke
Unterlippe hängt herunter, der Mund wird oft nach vorne gestülpt.
Und haben Sie gesehen? Wenn die Kamera ihn im Publikum einfängt, dann
sieht man, dass sich seine Lippen ab und zu schürzen. Wie eine Art Zuckung.
Oder auch der Hut, der sich ab und zu hebt und senkt. Ich nehme nicht an, dass er
das unter Kontrolle hat. Das wird vegetativen Nervensystem gesteuert.
Sprache
Wenn er redet, sehe ich keine Kieferarbeit. Die Artikulationsarbeit ist auf ein
Minimum reduziert. Er nuschelt, artikuliert unsauber, spannungslos, weich, nachlässig.
Was er sagt, wirkt oft wie Sprechgesang, wirkt floskelhaft. Eine Marotte sind
diese Nuschelfortsätze am Satzanfang und Satzende. Man hört sehr viel
«jajaja» und «ne?». Was wir da hören, ist ein sprachliches Geschaukel.
Kleidung
Er trägt eine Art eigene Uniform. Aber im Gegensatz zu einer korrekt getragenen
militärischen Uniform, trägt er sie unkonventionell. Die Knöpfe und Epauletten
sind oft offen, die Krawatte hängt lose um den Hals. Dass er manchmal
tatsächlich eine Art Offiziersjackett trägt, verleiht seiner ganzen Erscheinung
Spannung. Es wirkt paradox. So, als ob er sich lustig machen würde. Überhaupt kommt
er wie eine Antifigur daher. Eine Antifigur zum Establishment, zur normalen
Gesellschaft. Eine mit einer eigene Uniform. Sie ist ja seit Jahren mehr oder
weniger die Gleiche.
Kürzlich habe ich einen Fernsehauftritt von einem hohen Schweizer Offizier
gesehen. Er wurde von drei Soldaten befragt. Diese haben bewusst versucht, ihn
zu irritieren, indem sie ihre Uniformen nicht korrekt getragen haben und ihre
Krawatte lose gebunden hatten. Das ist ein bewusstes Anti-Verhalten, das Herr
Lindenberg da an den Tag legt.
Zigarre
Das erinnert mich an Helmut Schmidt mit seinen Zigaretten. Der hat ja
wirklich damit gelebt. Bei ihm war das ein Markenzeichen. Und er hat trotz
gesundheitlicher Probleme munter immer weiter gepafft. Irgendwann haben sie ihn dann
überall rauchen lassen.
Zigarre raucht heute fast niemand mehr. Ganz früher waren das die
Banker. Jetzt nimmt er auch dieses Instrument – wie die Krawatte oder die
Epauletten – und spielt damit. Er zelebriert das Paffen richtig.
Es gehört auch zu seinen Attributen: Hut, Brille, Stimme, Sprache, Rhythmus und
Zigarre. Alles sagt mir: Da nimmt sich einer seine Freiheit heraus. Er hat auch
keine Körperspannung. Er steht oft ziemlich abgeschlafft da, lässt seine
Bewegungen einfach geschehen.
Hypothese
Ich habe eine Vermutung zu der Erscheinung von Udo Lindenberg. Ich nehme an, dass jemand, der mit seiner Vorgeschichte nicht vertraut ist, sofort
denken würde: Habe ich es hier mit einem Schauspieler zu tun? Spielt dieser
Mensch eine Rolle? Spielt er Theater? Man würde sicher keinen erfolgreichen
Künstler hinter dieser Fassade vermuten. So redet sonst niemand, der
erfolgreich ist.
Ich hatte schon mit Leuten zu tun, die auf einem Drogentrip waren, die haben
ähnlich artikuliert. Ich kann mir daher vorstellen, dass die Leute ihm oftmals
Drogenkonsum nachsagen. Die Auftritte wirken, als hätte er entspannende
Substanzen irgendwelcher Art eingenommen. Aber nicht in einem Ausmass, das alarmierend
wäre. Sein Gedächtnis scheint noch zu funktionieren, er kann sich an die Texte
erinnern und er scheint in jedem Augenblick zu wissen, was er sagen will.
Er wirkt wie eine Kunstfigur. Eine Kunstfigur, die bewusst aufgebaut und
gepflegt wurde. Durch die Kneipengänge, durch die gelockerte Zunge, durch
Vorbilder, durch den Erfolg. Er will als Antifigur wirken. Er will sich demonstrativ
nicht an die Konventionen halten. Er ist ein Nonkonformist.
Gleichzeitig wirkt diese Anti-Bürgertum-Haltung, diese Anti-Spiessertum-Haltung
so ausgeprägt, dass sie vielleicht manchmal selber schon spiessig ist. Sie ist
ja auch ritualisiert und uniformiert.
Die Gefahr bei Udo ist die folgende: Die Hirnforschung sagt, dass wir Menschen
eine Person innerhalb einer Zwanzigstelsekunde einteilen und entscheiden, ob
uns jemand sympathisch oder unsympathisch ist. Bei einer Erscheinung wie Udo
besteht die Gefahr, dass sie schnell abgestempelt wird. Als etwas Künstliches,
etwas Witziges, etwas zu Belächelndes – und das wird ihm ja nicht ganz gerecht.
Das Äussere spielt beim Phänomen Udo Lindenberg eine grosse Rolle. Die grösste
Strafe für ihn wäre es, wenn jemand Anders ihn einkleiden würde. Und würde man
ihm die Haare abschneiden – er trägt ja keine Frisur, sondern eine Art
Kontra-Frisur –, käme das einer Beschneidung gleich.
Lindenberg ist ja wirklich eine sonderbare, eine aussergewöhnliche
Figur. Aber – und hier kommen wir auf eine weitere Gefahr zu sprechen – sie
wirkt in den öffentlichen Auftritten nur in einem Moment lächerlich: Als er bei
der Verleihung des Bambi für sein Lebenswerk im Jahr 2010 spontan zu einem
Tänzchen mit Laudatorin Anna Loos ansetzt. Das wirkt bemüht jugendlich und ist
etwas, das man sonst nur bei Menschen sieht, die nicht mehr wissen, wie sie
sich verhalten sollen.
Interpretation
Udo Lindenberg hat seine Rolle, seine Figur längst verinnerlicht. Sie belastet
ihn überhaupt nicht mehr. Vom Inhalt her, sind seine Ansprachen ziemlich mager.
Sie sind floskelhaft, bestehen oft aus Leerformeln und Schüttelreimen. Dennoch
finden sie die Leute gut – weil er einzigartig und erfolgreich ist. Heute gilt
er zumindest in Deutschland als eine Art Lichtgestalt.
Jetzt kann man sich fragen: Warum hat er Erfolg? Vielleicht genau darum,
weil die Leute den Gegensatz schätzen. Den Gegensatz zwischen dem coolen
Individualisten und dem Mensch, der ganz klar Stellung bezieht. Den Gegensatz
zwischen dem Genussmenschen und dem politisch Engagierten. Den Gegensatz
zwischen dem Star, der ein Leben lebt, das alle gerne leben würden und dem
engagierten Staatsbürger, der sich in keinem Augenblick für was Besseres hält.
In der Meinung, in der Haltung ist er sehr eindeutig. Er ist eindeutig links,
setzt sich gegen eine Abschottung Europas und für die Flüchtlinge ein, er ist
eindeutig gegen die Aufrüstung. Und er war schon immer dieser Meinung. Und so
wie ich das interpretiere, meint er das auch wirklich ernst. Für mich ist sein
Auftritt stringent. Er ist in sich im Gleichgewicht. Seine Aussage: Ich habe es
nicht nötig, mich anzupassen.
In der Regel schätzen die Leute eine eindeutige Position. Udo Lindenberg macht keine
Konzessionen. Er hat immer das Gleiche an, ob er jetzt einen Preis bekommt oder
nicht. Er kommt nicht plötzlich im schwarzen Anzug daher. Er ist in jedem
Augenblick in der Öffentlichkeit der gleiche Udo.
Die
Erkenntnis, die wir aus dem Gespräch mit dem Medienrhetoriker Marcus Knill ziehen,
scheint die folgende zu sein:Wenn
man nach dem Lehrbuch ginge, dann macht Udo Lindenberg kommunikativ so ziemlich
alles falsch: Er wirkt in seiner Artikulation ziemlich unseriös, er versperrt
uns durch einen breitkrempigen Hut und eine Sonnenbrille den Blick in seine
Augen, er lässt die Schultern hängen und bindet sich die Krawatte nicht
richtig, was Nachlässigkeit suggeriert. Weil er das aber schon seit Jahren so
macht und sein Auftreten zugleich mysteriös wie auch komplett authentisch
wirkt, gereicht ihm seine Erscheinung zum Vorteil.
Er wirkt dadurch einzigartig, unkonventionell, engagiert, cool und sogar
liebenswürdig. «Früher habe ich noch Rhetorikseminare gehalten und den Leuten
erzählt, wie man Inhalte korrekt vermittelt. Seit ein paar Jahren habe ich davon
grösstenteils Abstand genommen», erzählt Knill noch, bevor er sein Esszimmer-Referat
zum Thema Lindenberg beschliesst und den abfahrenden Journalisten im Stile
eines erfahrenen Kadetten wieder in den Verkehr einweist. «Heute weiss ich,
dass vor allem eines zum Erfolg führt: Der Glaube an den vermittelten Inhalt.
Ist dieser stark genug, kann man sich so viele Fehler leisten, wie man will. Die
meisten erfolgreichen Rhetoriker halten sich überhaupt nicht an irgendwelche
Regeln. Udo inklusive.»
Zur
Person: Marcus Knill ist ein
Schweizer Experte für Medienrhetorik. Er analysiert seit Jahren
Persönlichkeiten im virtuellen Buch rhetorik.ch. Daneben berät er Figuren des
öffentlichen Lebens in allen Kommunikationsfragen.
Rocklegende der ersten Stunde, Sprachpionier,
politischer Geist und Maler: Udo Lindenberg ist einer der bekanntesten
deutschen Künstler, seine Songs gehören zum Soundtrack unserer
Geschichte. Er spielte vor Millionen von Fans in Ost und West und hat
sich während den letzten vier Jahrzehnten auf der Bühne immer wieder neu
erfunden. Dieses Buch versammelt alles Wissenswerte zur Karriere des
ersten…
Sigbert Bader am Rheinfall.
Bader war Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft und erfolgreicher
Teilnehmer an der Turn Weltmeisterschaft im July 1938 in ...
Sigbert Bader lebt zwar nicht mehr. Doch hätte ihn dieser historische Erfolg riesig gefreut:
Historische Bronze-Medaille für Schweizer Kunstturner
Die Schweizer Kunstturner haben an der Heim-EM in Bern einen
historischen Erfolg gefeiert. Im Team-Final sicherten sie sich mit
Bronze die erste Team-Medaille überhaupt.
Das Team der Schweizer Kunstturner schreibt Geschichte: Pablo
Brägger, Benjamin Gischard, Eddy Yusof, Christian Baumann und Oliver
Hegi holen an der Heim-EM in Bern Bronze.
Linke-Politikerin
Sahra Wagenknecht ist am Parteitag mit einer Torte beworfen worden. Die
«antifaschistische Initiative» will ihr damit für ihre
Flüchtlingspolitik einen Denkzettel verpassen.
1|3
«Torten für Menschenfeinde»:
Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht
nach dem Tortenanschlag.
Ein unbekannter Mann hat die
Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht auf dem Parteitag in
Magdeburg mit einer Schokoladentorte beworfen. Zu der Aktion bekannte
sich eine antifaschistische Initiative «Torten für Menschenfeinde». Ein
Mann in einem weissen T-Shirt hatte sich am Samstag während der
Eröffnungsrede des Parteivorsitzenden Bernd Riexinger der
Linken-Fraktionschefin genähert. Laut Augenzeugen drängte sich der Mann
vor die erste Reihe, in der Wagenknecht sass, und warf ihr eine braune
Cremetorte direkt ins Gesicht. Dabei rief er unverständliche
Parolen. Er wurde von Sicherheitsleuten abgeführt. Politik mit «Volkszorn» In
ausgeteilten Flugblättern zogen die Aktivisten eine Linie von
Wagenknecht zur AfD-Politikerin Beatrix von Storch. Beide teilten nicht
nur die Torte im Gesicht, so der Zettel. Ein als Clown verkleideter Mann
hatte die AfD-Politikerin bei einer nicht-öffentlichen Sitzung der
AfD-Programmkommission im Februar in Kassel mit einer Torte beworfen. In
dem Flugblatt wird Wagenknecht vorgeworfen, sie sei wie die
rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) bemüht, den
«Volkszorn» in politische Forderungen zu übersetzen. Zwischen AfD und
Linken gebe es einen «nationalen Konsens». Wagenknecht hatte
Kritik auf sich gezogen mit der Position, nicht alle Flüchtlinge könnten
nach Deutschland kommen. Diverse Linken-Politiker verurteilten den
Angriff scharf und betonten, Wagenknecht sei klar gegen Rassismus und
Diskriminierung. KOMMENTAR: Parteimitglieder versuchten das tortenbeschmierte Gesicht sofort mit Tüchern abzudecken, um das medienträchtige Bild zu verunmöglichen. Zu spät - die Aufnahme war bereits "im Kasten" und wurde im Internet verbreitet.
LINK: Aus Frankfurter Rundschau
Politiker als Zielscheibe - Eier, Farbbeutel und Torten als Wurfgeschoss
Bei einem Besuch in Wiesbaden wird
Bundespräsident Christian Wulff
von einem Ei getroffen. Ein
Personenschützer des BKA springt schützend
vor Wulff. Doch der Anzug
bekommt trotzdem was ab. Der Eier-Werfer
Ich habe festgestellt, dass mir ein Arzt jedes Mal eine Blutprobe machen wollte. Stets unter einem anderen Vorwand. Es lohnt sich, sinnlose Behandlungen abzulehnen.
Ich hatte den Arzt auf meine Zweifel angesprochen.
Das hat gefruchtet.
aus BLICK-online:
Sprechen Sie den Arzt auf Ihre Zweifel an.
Die Schweizerische
Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin hat ihre Liste sinnloser
Behandlungen erweitert. Diese zehn Verfahren und Therapien sind fast
immer unnötig:
1. Regelmässige Blut- oder Röntgenuntersuchungen,
ohne dass eine konkrete Frage zu klären wäre. Erhöht Risiken und
Kosten, bringt aber kaum relevante Befund 2.
Dauerkatheter bei Inkontinenz. Sie sind bequem für das Pflegepersonal
(Patient muss seltener zur Toilette), erhöhen aber das Risiko von
Harnwegsinfektionen. 3. Mehr Bluttransfusionen als zwingend
notwendig. Sie erhöhen die Risiken für den Patienten (z. B.
Unverträglichkeit) und die Kosten, bringen aber keine medizinischen
Vorteile. 4. Lange Bettruhe für ältere Spitalpatienten. 65 Prozent
können weniger gut gehen und haben ein erhöhtes Sturzrisiko, wenn sie
zu lange liegen. 5. Benzodiazepine oder andere Beruhigungs- und
Schlafmittel für ältere Patienten. Sie sind oft gar nicht nötig,
verdoppeln aber das Risiko für Stürze und Unfälle – oft mit tödlichen
Folgen. 6. Sofortiges Röntgen bei unklaren Rückenschmerzen: Die
Diagnose wird damit innerhalb der ersten sechs Wochen nicht besser, der
Patient erhält aber eine unnötige Strahlendosis. 7. Röntgen des
Brustkorbes vor einer Operation. In den meisten Fällen erhält der Arzt
dadurch keine relevanten zusätzlichen Informationen, der Patient aber
die Strahlung. 8. Prostatakrebs-Voruntersuchung, bei der nach
einem bestimmten Antigen gesucht wird (PSA-Test). Es besteht ein zu
grosses Risiko von Fehldiagnosen und damit von sinnlosen Operationen. 9.
Antibiotika gegen unkomplizierte Infekte der oberen Atemwege (z. B.
Husten, Schnupfen). Sie werden fast immer durch Viren verursacht, gegen
welche Antibiotika gar nicht wirken. 10. Behandlung mit
Protonenpumpen-Blockern (Magen-schutz-Tabletten) und
Histamin-2-Rezeptor-Antagonisten mit mehr als der Minimaldosis. Sie
zeitigen oft mehr Nebenwirkungen als Nutzen.
Falls Ihr Arzt eine dieser Behandlungen vorschlägt, sprechen Sie ihn auf die Liste an und holen eine Zweitmeinung ein.
Seit Mittwoch ist bekannt, dass die beiden
Brüder von Therwil ihren Sek-Lehrerinnen die Hand schütteln müssen.
Offenbar halten sie sich aber nicht daran.
1|3
Imam I.S., Vater der beiden Therwiler Handschlag-Verweigerer, in der König-Faysal-Moschee in Basel.
Bis zu 5000 Franken Busse drohen
den beiden, wenn sie ihren weiblichen Lehrpersonen den Händedruck
verweigern. Religionsfreiheit gelte nicht als Entschuldigung, die Hand
zur Begrüssung nicht zu geben, ergab das Rechtsgutachten der Baselbieter
Bildungsdirektion, das am Mittwoch vorgestellt worden ist.
Umfrage
Soll die Schule auf dem Händedruck beharren?
90 %
8 %
2 %
Insgesamt 8111 Teilnehmer
Laut der «Basler Zeitung» halten sich die beiden Schüler
trotzdem nicht daran. Wie ein Bekannter gegenüber der Zeitung sagte,
weigern sie sich weiterhin. «Sie sind bereit, das Ganze bis vor
Bundesgericht zu ziehen. Bisher haben die Lehrerinnen den Händedruck
jedoch nicht eingefordert.» Aufgrund des Persönlichkeitsschutzes lässt
sich diese Information aber weder bei der Baselbieter Bildungsdirektion
noch bei der Sekundarschule Therwil überprüfen.
KOMMENTAR: Wie beim Verhüllungsverbot nützen Spielregeln nichts, wenn sie nicht durchgesetzt werden.
... Inhaltsverzeichnis, Suche in Rhetorik.ch: www.rhetorik.ch aktuell: (30. Apr,
2016). Vom Zuschauervotum zur grossen Debatte. Rhetorik.ch Artikel zum
Thema:.
Medienclub vom 24. Mai
Ich zitiere PERSOENLICH.com:
Diskutiert wurde dann weniger die Grenze von Journalismus und
Voyeurismus, sondern der spezifische Vorgang in der Berichterstattung.
Murmann musste Stellung nehmen zu den Kritikpunkten, die in den letzten
Tagen fielen. Warum man sich entschieden habe, das Bild zu zeigen? Dass
der Täter geständig, mit der DNA überführt worden und der Fall sehr
einzigartig sei, habe den Ausschlag gegeben, erklärt die Chefredaktorin.
Zudem sei das Gesicht des Opfers von Anfang an gezeigt worden. Ob das richtig war oder nicht, konnte in der Sendung nicht
beantwortet werden. «Es ist heikel», so Stadler. Denn der Betroffene sei
zwar verhaftet, aber noch nicht schuldig gesprochen worden. Auch das
SRF habe sich entschieden, das Bild nicht zu zeigen, merkt Moderator
Franz Fischlin an, weswegen das Foto des Mörders auch in der Sendung
verpixelt gezeigt wurde. Keine Kritik gab es jedoch von Wenger: Aus
seiner Sicht als Medienkonsument hätten die Medien genau so berichtet,
wie es zu erwarten gewesen sei. «Für mich ist es wichtig und richtig,
dass dieser Mensch auf die Frontseite kommt.» Dass die NZZ wiederum
kein Bild zeige, sei auch richtig, denn das erwarte man von der «Neuen
Zürcher Zeitung» nicht. Diese Aussage schien die anderen Gäste durchaus
zu überraschen.
Ein weiteres grosses Thema war die Art, wie bei der Beschaffung der
Bilder vorgegangen wurde. Da war eine SMS-Konversation zwischen einem
«Blick»-Reporter und einem Funktionär des Vereins, auf den Druck
ausgeübt wurde, er solle doch das Bild bestätigen oder ein richtiges
schicken – ansonsten werde der Falsche angeprangert. Blöd nur, war
dieser Funktionär auch gleich Tagi-Journalist und veröffentlichte dieses
Gespräch auf Twitter. Dies sei «ein Einzelfall» gewesen, ein «junger
Kollege», mit dem man danach geredet habe, verteidigte sich Murmann.
Wengers Erfahrungen jedoch sagen etwas anderes. So hätten auch andere
(Fernseh-)Journalisten diese Taktik angewendet. Er sehe da «eine
Systematik» dahinter. Stadler wiederum zeigte Verständnis: Als
Journalist sei man in so einer Situation derart unter Druck, dass man
«alle Tricks anwende». Fischlin konfrontierte im Weiteren Murmann mit
Aussagen des Partners der Verstorbenen, dass er, sein Sohn und auch der
Vater des Opfers von «Blick»-Journalisten manipuliert worden seien.
Schlussendlich stand es bei beiden Fällen Aussage gegen Aussage; sie
habe das anders erfahren, so die Chefredaktorin. Medienrechtlerin Zulauf übte während der ganzen Sendung grosse Kritik
an dieser Art der Materialbeschaffung, die vor allem beim «Blick»
üblich sei. «Sie sind nun mal der Bad Guy dieser Szene.», urteilt die
Juristin über die Boulevard-Zeitung. Menschen würden «massiv unter Druck
gesetzt» und hätten keinerlei Möglichkeit, sich zu wehren. Sie fordere
eine Beratungsstelle, an die man sich in solchen Situationen wenden
könne. Auch dass es durch die Berichterstattung möglich war, den genauen
Wohnort des Schuldigen herauszufinden und die Angehörigen zu
identifizieren, gehe zu weit. Da sind sich Zulauf und Stadler einig. Der Lerneffekt aus der Sendung bleibe aber gering, zieht der
Medienjournalist sein Fazit. Das sei ein wiederkehrendes Problem. «Es
spielt sich immer das Gleiche ab.»
KOMMENTAR: Es ging um die Kernfrage: Dürfen die Medien die Photo eines Gewaltverbrechers zeigen, bevor dieser verurteilt ist? Umstritten ist der Passus: "Wenn es im öffentlichen Interesse ist". Dieses Interesse könnte nämlich immer geltend gemacht werden. Es gibt ein Spannungsfeld zwischen dem Respekt der Persönlichkeit eines Täters und dem Bedürfnis nach transparenter Information. Juristisch scheint die Situation eindeutig: Grundsätzlich muss der Täter anonymisiert werden. Nur bei Kapitalverbrechen sind Ausnahmen denkbar. Es gilt jedoch immer abzuwägen, ob bei einem Täter auch der Schutz des Umfeldes zu beachten ist. Die Belästigung der Angehörigen. Das war bei der Gräueltat in Rupperswil der Fall.
Angela Magdici hat sich bei Telezüri in
einem Interview erklärt. Der Auftritt der ehemaligen Gefängnisaufseherin
kam nicht bei allen gut an.
1|5
Der erste TV-Auftritt von Angela Magdici: Am Montag trat sie bei
TalkTäglich auf. Auf dem Foto zu sehen: Ihr Anwalt links und Moderator
Markus Gilli rechts.
«Ihre Flucht hat Schlagzeilen generiert,
Empörung ausgelöst und Fantasien beflügelt», so leitet TalkTäglich
Moderator Markus Gilli den Auftritt von Gefägnisaufseherin Angela
Magdici (33) ein. Im Februar befreite sie den verurteilten Vergewaltiger
Hassan Kiko (27) und floh mit ihm nach Italien. Am Karfreitag wurde das
Liebespaar in Italien verhaftet. Nacheinander wurden sie in die Schweiz
ausgeliefert.
Nach dem Interview in der «Weltwoche»
ist es das zweite Interview und der erste TV-Auftritt von Magdici. Mit
dabei: ihr Pflichtverteidiger Urs Huber. Während dem Interview macht
Magdici Aussagen wie: «Ich würde gar nichts anders machen. Es ist so,
wie es ist."
Viele Zuschauer sind empört
Magdicis
Auftritt kam bei vielen nicht gut an. Die Zuschauer reagierten prompt
auf der Facebook-Seite von Telezüri: «Gnadenlose Frechheit! Wir haben es
hier mit einer Straftäterin zu tun und nicht mit einer verliebten
Meerjungfrau» hiess es. Oder: «Sie ist eine voll arrogante Tante» und
«nicht gerade die Hellste» und «Diese Frau redet so, als ob nichts
gewesen wäre».
«So ein Auftritt ist mutig»
Pflichtverteidiger
Huber kann die negativen Kommentare nicht nachvollziehen. Er habe nur
positive Resonanz erhalten. Er ist vom Auftritt seiner Mandantin
überzeugt: «Es war ein souveräner, authentischer und ehrlicher Auftritt.
Frau Magdici hat gute Antworten gegeben.» Ein solches Interview zu
geben, sei mutig und habe vor allem auch für seine Mandantin eine
beruhigende Wirkung gehabt: «Sie konnte sich endlich erklären, alles
rauslassen», so Huber. «Nach dem Auftritt hat sie sehr erleichtert
gewirkt.»
Laut Huber haben er und seine Mandantin sich gemeinsam
dazu entschieden, einem Printmedium und einem Fernsehen ein Interview zu
geben. Huber: «Wir wollten etwas Ruhe in die ganze Sache bringen.»
«Magdici zeigt sich uneinsichtig»
Auch
der Kommunikationsexperte Marcus Knill hat Magdicis Auftritt gesehen.
Für ihn vermittelt die Gefängnisaufseherin das Bild einer
«uneinsichtigen Frau», die aber zu ihrem Vergehen steht. «Sie lächelt
die Tat weg», erklärt Knill. «Ihre Uneinsichtigkeit weckt zwangsläufig
Unverständnis beim Publikum und stösst sauer auf.» Obwohl Magdici
zeigen wolle, dass sie über der Sache stehe, gebe es zahlreiche Signale
der Anspannung: «Sie lacht verlegen, mit den Händen versucht sich
Magdici Halt zu geben, sie presst die Lippen zusammen oder greift sich
in die Haare.» Solche Stresssignale würden sich vor allem bei
unangenehmen Fragen erkennbar machen.
Inszenierter Auftritt
Knill:
«Ich kann mir gut vorstellen, dass der Auftritt auf Anraten des
Verteidigers inszeniert wurde – mit der Absicht eine Strafmilderung zu
erwirken.» Solche Medienauftritte sind laut Knill in der Regel immer
eine Chance: «Wenn die Inszenierung zu penetrant ist und die Absicht
durchschaut wird, kann sich das in der Bevölkerung kontraproduktiv
auswirken.» Knill kann sich vorstellen, dass die meisten Zuschauer
diesen Auftritt nicht akzeptieren und Magdici dadurch viele mögliche
Sympathiepunkte verloren gingen. Knill: «Die Bevölkerung hat einen
grossen Gerechtigkeitssinn. Wer uneinsichtig ist und sich die Befreiung
eines Straftäters stolz zelebriert, muss sich nicht wundern, wenn er
Hasskommentare erntet.» Für Knill ist klar: «Magdici hätte noch
nicht vor die Medien treten sollen.» Der gravierendste Fehler sei
gewesen, dass sie nicht überzeugt habe, weil sie widersprüchliche
Aussagen gemacht habe. «Beispielsweise sagt sie am Anfang eindeutig ‹Ich
würde nichts anders machen›, streitet später aber ab, dass sie das so
gesagt hat. Da hat Magdici ihre Glaubwürdigkeit ganz verloren», erklärt
Knill. Und fügt hinzu: «Hier hätte sich der Anwalt durchaus verlauten
lassen dürfen. Und Magdici hätte sich in dieser Situation an den weisen
Satz halten sollen: ‹Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.›»
Exklusiv im TalkTäglich spricht die 33-Jährige über die Hintergründe des Gefängnisausbruchs, ihre Motive und die Liebe zum Flüchtling Hassan Kiko.
Telephonische Anfrage 20 Min:
1. Wie wirkt Angela Magdici in diesem Video?
Angela Magdici lächelt die Tat weg. Sie vermittelt das Bild einer uneinsichtigen Frau, die zu ihrem Vergehen steht. Nach dem Motto: „Liebe macht blind“. Auesserlich hat sie sich für dne TV auftritt vorbereitet (gepflegte Haare, mediengerechte Aufmachung „Maske“) Das "Ueber der Sache stehen“, die Uneinsichtigkeit weckt zwangsläufig Unverständnis beim Publikum. Zwar gibt es zahlreiche Signale der Spannung. Das Lachen wirkt als Verlegenheitslachen. Die Sprache ist vielfach durchsetzt mit Wortbrüchen. Mit den Händen versucht Madici sich Halt zu geben. Ueber weite Strecken wirkt die Aktuerin unsicher. Stresssignale sind vor allem bei unangenehmen Antworten erkennbar: Zusammenpressen der Lippen, befeuchten der Lippen, sich in die Haare greifen. Am Anfang fällt der hilfesuchende Blick zum Berater auf. Dies lässt vermuten, dass er als Coach im Hintergrund die Fäden zieht. Was zwangsläufig sauer aufstösst, ist das pardoxe Verhalten zwischen dem Lachen und dem locker vom Hocker zur Befreiung eines Täters im Gefängnis stehen. 2. Wie schätzen Sie die gesamte Sendung ein?
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Auftritt auf Anraten des Verteidigers inszeniert wurde mit der Absicht eine Strafmilderung zu erwirken. Doch wirkt dieser inszenierte Auftritt bei der Bevölkerung kontraproduktiv. Für das Fernsehen verspricht hingegen ein derartiges Interview eine hohe Einschaltquote. 3. Welche Chancen / Gefahren können für Angela Magdici bei solchen TV-Auftritten auftauchen?
Medienauftritte sind in der Regel immer ein Chance. Wenn jedoch die Inszenierung zu penetrant ist und die Absicht durchschaut wird, kann der Auftritt vor Mikrofon und Kamera mehr schaden als nützen. Die Chance kann auch vertan werden. 4. Können Sie verstehen und erklären, weshalb Angela Magdici nach diesem Auftritt auf der Facebook-Seite von TeleZüri nun von vielen Zuschauern beschimpft wird? Ich behaupte: Die Bevölkerung hat einen grossen Gerechtigkeitssinn. Es ist für mich nicht gut vorstellbar, dass das Gros der Medienkonsumenten diesen inszenierten, angeblich "souveränen" Auftritt akzeptiert oder Angela Magdici Sympathiepunkte verleiht. Wer uneinsichtig ist und sich die Befreiung eines Straftäters stolz zelebriert, muss sich nicht wundern, wenn er Hassmails erntet. Wer hat schon Verständnis für den Vertrauensmissbrauchs einer Wärterin? hier fehlte jegliche Einsicht. Grosses Bedauern hatte hingegen die Fluchthelferin vor allem bei der Videopanne, die zur Verhaftung geführt hat. Damit hat Magdici ihre Glaubwürdigkeit verloren. Selbstverständlich wird der Anwalt diesen Auftritt gut bewerten. Bei Kommunikationsprozessen ist aber immer das Publikum massgebend. Und dieses Urteil ist vernichtend. 5. Was hätte Angela Magdici (oder ihr Anwalt) besser machen können?
Aus der Sicht des Anwaltes hat die „Befreierin“ gepunktet. Sie hätte noch nicht vor die Medien treten sollen. Er hat die Klientin geschickt gecoacht. Sie stellte sich als Frau dar, die "aus Liebe" unzurechnungsfähig war. Das könnte sich strafmindernd auswirken Für sich hingegen hat sich Angela Magdici mit diesem Interview einen Bärendienst erwiesen. Bei so heiklen Interviews dürfen Aussagen nie widersprüchlich sein: Der gravierendste Fehler war, dass die Interviewerin nicht überzeugte, weil sie widersprüchliche Aussagen machte: Am Anfang sagt sie eindeutig: „Ich würde nichts anders machen“. Am Schluss streitet sie diese Aussage ab, sie habe nicht gesagt, dass sie es noch einmal so machen würde. Damit hat Magdici ihre Glaubwürdigkeit verloren. 6. Welche Empfehlung würden Sie ihr geben? Soll sie noch in anderen Shows auftreten oder es ganz sein lassen?
Der Anwalt hätte sich durchaus allein verlauten lassen dürfen. Aber Angela Magdici selbst hätte sich in dieser Situation an den weisen Satz halten sollen: Reden ist Silber aber Schweigen ist oft Gold. Jeder Profi-Berater würde ihr immer ein situatives Verhalten empfehlen. Und in dieser Situation war aus meiner Sicht ein derartiges Interview deplaziert.
ZITAT nachher in 20 Min:
Auch der Kommunikationsexperte Marcus Knill hat Magdicis Auftritt gesehen. Für ihn vermittelt die Gefängnisaufseherin das Bild einer «uneinsichtigen Frau», die aber zu ihrem Vergehen steht. «Sie lächelt die Tat weg», erklärt Knill. «Ihre Uneinsichtigkeit weckt zwangsläufig Unverständnis beim Publikum und stösst sauer auf.»
Obwohl Magdici zeigen wolle, dass sie über der Sache stehe, gebe es zahlreiche Signale der Anspannung: «Sie lacht verlegen, mit den Händen versucht sich Magdici Halt zu geben, sie presst die Lippen zusammen oder greift sich in die Haare.» Solche Stresssignale würden sich vor allem bei unangenehmen Fragen erkennbar machen.
Inszenierter Auftritt
Knill: «Ich kann mir gut vorstellen, dass der Auftritt auf Anraten des Verteidigers inszeniert wurde mit der Absicht eine Strafmilderung zu erwirken.» Solche Medienauftritte sind laut Knill in der Regel immer eine Chance. Doch: «Wenn die Inszenierung zu penetrant ist und die Absicht durchschaut wird, kann sich das in der Bevölkerung kontraproduktiv auswirken.» Knill kann sich vorstellen, dass die meisten Zuschauer diesen Auftritt nicht akzeptieren und Magdici dadurch viele mögliche Sympathiepunkte verloren gingen. Knill: «Die Bevölkerung hat einen grossen Gerechtigkeitssinn. Wer uneinsichtig ist und sich die Befreiung eines Straftäters stolz zelebriert, muss sich nicht wundern, wenn er Hasskommentare erntet.»
Für Knill ist klar: «Magdici hätte noch nicht vor die Medien treten sollen. Der gravierendste Fehler war, dass sie nicht überzeugte, weil sie widersprüchliche Aussagen machte. Beispielsweise sagt sie am Anfang eindeutig: «Ich würde nichts anders machen", streitet später aber ab, dass sie das so gesagt hat. Da hat Magdici ihre Glaubwürdigkeit ganz verloren.» Knill weiter: «Hier hätte sich der Anwalt durchaus verlauten lassen dürfen. Und Magdici hätte sich in dieser Situation an den weisen Satz halten sollen Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.»