Freitag, 5. Juni 2015

Zur Medienrhetorik der Parteipräsidenten

 Wirkung   ist ausschlaggebend

Fünf Monate vor den Wahlen machte der Sonntagblick einen Check mit einer Rangliste von unseren sieben Parteipräsidenten.
Politexperten und Redaktoren beurteilten die Politiker nach ihrer Arbeit und nach ihrer aktuellen Akzeptanz,
auch die Kommunikationsfähigkeit wurde angesprochen.
Die Urteile sind nachvollziehbar und ich teile die Meinung der Experten weitgehend.
Das Ranking hat mich animiert, die Parteipräsidenten nur hinsichtlich Wirkung ihrer Medienauftritte zu analysieren. Ich verzichte bei meinen Beobachtungen  jedoch auf eine Rangliste:

MARTIN BAEUMLE (GLP), der "Maschinengewehrsprecher"

Bildergebnis für MARTIN BAEUMLE

Mit dem Politologen Georg Lutz gehe ich einig: "Er ist stets umtriebig und wirblig".
Ich habe ihn im Fernsehstudio beobachten können und gesehen, wie schnell Bäumle im Studio mit seinem Laptop Interview auf Interview meisterte und Antworten rasch auf den Punkt bringen konnte. Trotz des Schnellsprechens wird er inhaltlich recht gut verstanden. Er benimmt sich mediengerecht und versteht den Umgang mit Journalisten.
In Diskussionen und im Sonntalk (TeleZüri) wirkt er aufgedreht. Er agiert unermüdlich. Mark Balsiger beschreibt die Wirkung dieses Politikers treffend: "In Debatten knattert er wie ein Rasenmäher".



REGULA RYTZ (GRUENE), die "Wirkungslose"


In der Medienrhetorik ist  die Wirkung auf das Publikum ausschlaggebend.
Rytz wird  vom Publikum als integre, intelligente und solide Persönlichkeit geschätzt, doch bleibt  ihre grosse Präsenz in den sozialen Medien und den öffentlichen Auftritten ohne grosse Wirkung.

Diese fehlende Nachhaltigkeit kann nicht nur  dem zunehmendem Desinteresse an grünen Anliegen zugeschrieben werden. Es gelingt  Regula Rytz nicht, so zu kommunizieren, dass ihre Argumentation  zündet.
Vielleicht mangelt es bei ihr am inneren Feuer, am Feu sacré.


TONI BRUNNER (SVP), der  "Schlaumeier"

Bildergebnis für toni brunner

Heute tritt er weniger ins Rampenlicht, doch ist Toni Brunner medienerfahren und wusste sich in Debatten immer recht gut zu schlagen - selbst bei Giacobbo/Müller.
Er versteht es, sich den Adressaten anzupassen und wird  gut verstanden.
Der ehemalige "Sünneli-Typ" wirkt nicht mehr ganz so frisch, doch ist ihm der Humor  noch immer nicht  abhanden gekommen.
Er holt sich nach wie vor viele Sympathiepunkte, selbst wenn er  spitz kontert.
Ich meine nicht, dass Brunner politmüde ist. Er ist aber möglicherweise so schlau, dass er die Partei
 personell erneuern will und sich deshalb vor Mikrofon und Kamera bewusst zurück hält.


MARTIN LANDOLT (BDP), der "Sympathische"

Bildergebnis für MARTIN LANDOLT

Zwar steht er einer schwächelnden Partei vor, doch können sich seine Medienauftritte sehen lassen. Er holt sich Sympathiepunkte beim Publikum.
Bei Giacobbo/Müller hatte er sich sogar aussergewöhnlich  gut geschlagen.
Er wirkt natürlich und gewitzt und spricht stets ruhig und überlegt, er  ist kein Showman.
Trotz dieser positiven Punkte verpufft seine Wirkung, wie die bei Regula Rytz, die auch grundsolide kommuniziert. Ich vermute, dass ihn "seine" BDP Bundesrätin stark belastet und bremst.

PHILIPP MUELLER (FDP), der "schneller spricht, als  denkt"
Bildergebnis für philipp mueller


Als FDP Präsident und engagierter Kämpfer ist er auffallend medienpräsent.
Er brachte es fertig, den Abstieg der FDP zu stoppen. In meiner Analyse im PERSOENLICH
schrieb ich damals:
"Er beherrscht das Spiel der Medien und erkennt gut, wann  eine "gepfefferte Aussage" etwas bringt (Provokation)."
Kritiker, die Müller als  Gipsermeister und Schaumschläger demontieren wollten, wurden eines Besseren belehrt. Unter Philipp Müller positionierte sich die FDP  eindeutiger, als unter der Führung des "Eiertänzers" Pelli. Doch muss  der neue FDP Präsident aufpassen, dass er nicht schneller denkt, als spricht. Das war bei einer Parteiversammlung in Thayngen der Fall, als er eine peinliche Aussage nachträglich abstreiten wollte.
Aber auch im Fall Markwalder wählte er - nach seiner eindeutigen Aussage im Radio  - den Krebsgang.
In solchen heiklen Situation zeigt sich, dass er ein cleverer Kommunikator ist.
Nach dem Markwalder Rückzieher ging er mit einem ungewöhlichen Vorstoss in die Offensive,   lanciert er die Idee mit einer neuen Zuwanderungsinitiative und verstand es, das Interesse der Medien von seinem vorschnellen Urteil über Christa Markwalder abzulenken.

CHRISTIAN LEVRAT (SP), der "Jagdhund"

Bildergebnis für christian levrat  

Er ist eine engagierte Kämpfernatur und kommuniziert   strategisch geschickt.
An ihm perlt  Kritik ab. Wie ein Jagdhund, der sich während des Jagens nicht stören lässt, konzentriert er sich immer wieder auf sein Ziel. Seinen Auftritten mangelt es nie an Emotionalität.
Auch bei ihm bin ich mit Mark Balsiger einverstanden, der treffend formuliert hatte:
"Sein Alarmismus hat sich abgenutzt."
So wie der FDP Präsident seine Partei  neu ausrichten konnte, verstand es Levrat, jeden Auftritt für seine Ideologie zu nutzen. Die neue,  deutlicher links ausgerichtete Partei erhielt unter Levrat ein markanteres Profil.
Bei seinem Parteiprogramm muss er  mit weiterer Kritik rechnen. Aber auch   diese Kritik wird an Levras Teflonschicht wohl abperlen.


CHRISTOPH DARBELLEY (CVP), die Schachfigur "Springer"


Bildergebnis für CHRISTOPH DARBELLAY

Je stärker der Widerstand, desto hartnäckiger argumentiert der CVP Präsident.
Auf seiner Fahne könnte die Galionsfigur Doris Leuthard leuchten, die Partei liesse sich mit  ihr gut vermarkten.
Dies macht er  leider  zu wenig.
Darbelleys Auftritte werden wohl den Abwärtstrend der Partei kaum noch stoppen können.
Als "Springer" Politiker fehlt beim Parteipräsident die Gradlinigkeit.
Er ist fähig, einmal links, einmal mehr rechts zu springen,
und er springt und springt.
Bei der Abwahl Blochers hatte er als Strippenzieher Erfolg,
doch belasten ihn zu viele Flops der Partei. Wenn Darbelley spricht, ist davon nichts  zu spüren. Es sieht sich unbeirrt als "Fels der MITTE" im Hickhack zwischen links und rechts. 
Seine Selbstwahrnehmung stimmt aber mit den Fakten der Partei nicht überein.
Er bleibt ein "Springer".



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