INTERVIEW
Interview
Das Interview ist ein geleitetes Gespräch mit
einzelnen Nutzern. Es dient dazu, eine kleine, spezifische Nutzergruppe
besser kennenzulernen und herauszufinden, wie sie Produkteigenschaften
wahrnehmen, interpretieren und nutzen. Die Methode ist besonders für
Produktinnovationen geeignet, weil die Nutzer sofort detailliertes
Feedback zu ersten Entwürfen geben können und die Akzeptanz in der
Zielgruppe so schon sehr früh getestet werden kann. Das Interview
stellt darüber hinaus auch eine der besten Möglichkeit dar, den
aktuellen Gebrauch der eigenen Produkte nachzuvollziehen und sie damit
zu verbessern. Durch die direkte Kommunikation können komplexe und
detaillierte Daten erhoben werden. Der Interviewer hat die Möglichkeit,
Unklarheiten sofort zu thematisieren, was einen Vorteil gegenüber
anderen Befragungswegen (z.B. Fragebogen)
darstellt. Die mündliche Befragung kann sowohl als eigenständige
Methode, wie auch in Kombination mit anderen Methoden, wie z.B. Card Sorting und Usability Tests, durchgeführt werden.
Wann?
|
In allen Phasen des Entwicklungsprozesses einsetzbar.
|
---|---|
Wer?
|
Interviewer und tatsächliche bzw. potenzielle Nutzer des Produkts.
|
Wo?
|
Idealerweise
stehen Räumlichkeiten für Face-to-Face-Interviews zur Verfügung, damit
die Befragung ungestört erfolgen kann. Eine telefonische Durchführung
ist beispielsweise bei großen geographischen Distanzen zwischen
Interviewer und Teilnehmer von Vorteil.
|
Tools?
|
Ein Tonbandgerät, bzw. eine Videokamera zum Aufzeichnen der Befragung.
|
Eine gründliche Vorbereitung ist wichtig für den Erfolg der Interviews. Anfangs muss entschieden werden, ob das Interview direkt oder telefonisch durchgeführt
werden soll. Die Vorteile eines persönlichen Interviews liegen darin,
dass mehr Fragen möglich sind und auch Gesichtsausdruck und Gesten
interpretiert werden können. Die telefonische Befragung bietet sich an,
wenn die Zielgruppe geographisch weit verteilt und eine schnelle
Datenerhebung notwendig ist.
Ein Interview kann offen oder strukturiert aufgebaut
sein. Es können entsprechend nur die anzusprechenden Themen, oder auch
genaue Formulierungen für die Fragen mit möglichen Antworten vorgegeben
werden. Ein Interview-Leitfaden dient als
Orientierungshilfe für den Interviewer. Er enthält alle Themen oder
Fragen. Fragen sollten kurz, präzise und neutral formuliert werden. Am
Anfang der Befragung sollten Fragen stehen, die das Interesse des
Befragten fördern und neutral und leicht zu beantworten sind. Insgesamt
sollten die Fragen den Befragten weder über- noch unterfordern.
Ist der Leitfaden fertig, sollte der Interviewleitfaden in einem Pretest mit
1-2 Personen getestet werden. So wird geklärt, ob die Fragen klar und
verständlich sind und ob das Interview den geplanten Zeitrahmen nicht
überschreitet.
In der Vorbereitungsphase müssen außerdem die Nutzer rekrutiert werden. Pro Nutzertyp sollten 6-10 Interviews durchgeführt werden, um ein umfassendes Meinungsbild zu erheben.
Durchführung
Das Verhalten des Durchführenden
bestimmt die Beziehung zwischen Interviewer und Befragtem und hat einen
großen Einfluss auf den Erfolg eines Interviews. Er muss einen
vertrauenswürdigen und neutralen Eindruck machen, jeden Befragten
respektvoll behandeln und ihm nicht widersprechen.
Ergebnis
Die Datenauswertung, die mit Hilfe der Notizen und
der Audio- bzw. Videodateien durchgeführt wird, sollte möglichst schnell
nach der Datenerhebung stattfinden. So ist gewährleistet, dass sich der
Interviewer an die meisten Informationen erinnern kann. Die Aussagen
der Befragten werden gruppiert und Kernaussagen herausgearbeitet. Auf
dieser Basis entsteht ein umfassendes Bild der Meinungen der Teilnehmer
und Tendenzen oder auffällige Aspekte können erkannt werden.
Informationen im Internet
- Interviewtechnik von Marcus Knill: Interview führen - aber wie?
- Artikel zu Interviews bei UsabilityNet (englisch): Interviews
- Kurze Beschreibung zu Interviews auf Usability.gov (englisch): Individual Interviews
Weiterführende Literatur
Friedrichs, J. (1990): Methoden der empirischen Sozialforschung. Westdeutscher Verlag: Opladen
Bortz, J.; Döring, N. (2002): Forschungsmethoden und Evaluation. Springer: Berlin
Sarodnick, F.; Brau, H. (2006):Methoden der
Usability Evaluation: Wissenschaftliche Grundlagen und praktische
Anwendung. Huber: Bern
Beier, M.; von Gizycki, V. (2002): Usability. Nutzerfreundliches Web-Design. Springer: Berlin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen