Samstag, 15. März 2014

Sollen Lehrer während der WM keine Prüfungen machen?

Den Lehrern wird empfohlen, während der WM die müden Schüler zu schonen.  Wie sollen sich Lehrkräfte verhalten?

 

 

Wegen des späten Anpfiffs der WM-Spiele werden die Schweizer deutlich später ins Bett gehen als üblich. Das habe gravierende Folgen, sagt der Schlafmediziner Christian Neumann.

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Schweizer Fussballfans droht während der Weltmeisterschaft Schlafmangel – das kann gefährlich werden. (Bild: Keystone/Symbolbild)

Herr Neumann, viele Spiele der Fussball-WM werden erst um 22 oder 24 Uhr beginnen, einzelne gar erst um 3 Uhr. Was sind die Folgen für jene, die jeweils bis zum Schlusspfiff aufbleiben werden?
Schweizer gehen im Schnitt um 23 Uhr ins Bett und stehen am Morgen zwischen 6 und 6.30 Uhr auf. Es ist also davon auszugehen, dass jene, die sich diese Spiele nicht entgehen lassen wollen, eine bis drei Stunden später schlafen gehen werden, als sie es gewohnt sind – und ihnen diese Stunden Schlaf fehlen werden, falls sie trotzdem zur gewohnten Zeit aufstehen müssen. Dieser Schlafmangel kann ausgeprägte Auswirkungen haben.
Kommentar:
Die Empfehlung vieler Schulleiter und  Behörden, während der WM auf Prüfungen zu verzichten, ist bei Lehrern nicht überall gut angekommen. In einem internen Lehrerfortbildungskurs sagte mir ein Lehrer der Sekundarschulstufe:
"Wenn Schüler müde und unausgeschlafen in den Bänken sitzen, dann verzichte ich auf Einwegkommunikation. Es wäre vergebene Liebesmühe, wenn ich mich top vorbereite und einen spannenen Unterricht präsentiere und dieser Unterricht wird nicht aufgenommen. Das bringt nichts. Ich und meine Schüler hätten dann  nachträglich nur ein schales Gefühl. Ich, weil die Schüler desinteressiert in den Bänken hängen und schlafen. Und die Schüler, weil sie sich langweilen und nur zuhören müssen.
In solchen Situationen lohnt es sich, dass sich die Schüler mit sich und dem eigenen müden Kopf selbst auseinandersetzen. Ich lasse an solchen Tagen bewusst  schriftliche Arbeiten verfassen. Es muss ja nicht eine Prüfung sein, aber eine Arbeit, bei der die Schüler denken, lesen,  schreiben und zeichnen müssen. Der Vorteil dieses Vorgehens: Alle sind zufrieden. Wir Lehrer müssen uns nicht mit demotivierten Kindern herumschlagen und die Kinder können ihr Tun der eignen Befindlichkeit anpassen. Ich habe in solchen Situationen gesehen. Auch die Kinder schätzen aktives Tun. "
Diesen Gedankenanstoss eines erfahrenen Sekundarlehrers fand ich überlegenswert.

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