Weshalb können Lehrer nicht mehr allein unterrichten?
In der Volksschule waren Lehrkräfte über Jahrzehnte problemlos fähig, ihren Unterricht in einer Klasse allein zu bestreiten. Behinderte oder verhaltensauffällige Kinder wurden von geschulten Fachkräften gefördert.
Als vor Jahren an einer Oberstufe ein Theologe aus disziplinarischen Gründen nicht fähig war, den Unterricht allein zu bestreiten, überlegte man sich, ob nicht eine Lohneinbusse fällig wäre.
Der Klassenlehrer war in jener Klasse genötigt, bei den meisten Stunden des Pfarrers im Klassenzimmer mit anwesend zu sein.
Heute ist Teamteaching Mode geworden. Zwei Lehrerinnen unterrichten wohlverstanden in einer normalen Klasse.
Von den Mehrkosten spricht man dabei nicht gerne.
Immer mehr Primarschulklassen haben keine konstanten Bezugspersonen mehr.
Ich sah Schulen, da wirkten an einer Unterstufe bis 10 Lehrkräfte.
Die Erziehungsdirektion (ZH) handelte desahlb richtig. Sie versuchte immerhin, diesen Trend der Orientierungslosigkeit der Kinder zu korrigieren. Doch wurde nur ein halber Schritt gemacht.
Heute zeigt sich, dass die Korrektur nicht mehr so einfach von sich geht. Die Schule hat sich bereits in eine falsche Richtung verrannt.
Ich zitiere Tagi-online:
Für Schulversuch fehlen Freiwillige
Seit neun Monaten läuft in Zürich
ein Schulprojekt, bei dem die Zahl der Lehrpersonen pro Klasse auf zwei
beschränkt wird. Die Idee wird allseits gelobt. Trotzdem finden sich
kaum Schulen, die mitmachen.
Unterrichten im Schulhaus Letten in Zürich gemeinsam eine 4. Klasse: Kristin-Milva Meier (l.) und Kathrin Uhlir.
Bild: Doris Fanconi
Der Schulversuch «Fokus Starke Lernbeziehungen» dauert bis
2019. Ziel ist es, Stellenprozente von Speziallehrkräften zu den
Klassenlehrpersonen umzulagern, sodass es möglich wird, in gut einem
Drittel der Lektionen zwei Lehrpersonen pro Klasse einzusetzen. Der
Versuch soll kostenneutral sein. Für Weiterbildungen und die
wissenschaftliche Evaluation hat der Regierungsrat 5 Millionen Franken
bewilligt. Bisher nehmen folgende Schulen am Versuch teil: Letten in
Zürich, Hofacker in Schlieren, Guldisloo in Wetzikon, Rifferswil,
Kindergarten Marthalen. Im Sommer 2014 starten folgende Schulen: Lind in
Winterthur, Worbiger in Rümlang, alle Kindergärten in Kloten,
Kindergarten Aesch und Heerenweg in Neftenbach. Für Sommer 2015 sind
noch sechs Plätze frei. (sch)
Es gibt Schulklassen, die haben so viele Lehrpersonen, dass die Eltern
kaum mehr wissen, wer für ihr Kind zuständig ist. Die Lehrer klagen über
Absprachen und Bürokratie, und die Kinder haben Mühe, mit ihren Lehrern
eine Beziehung aufzubauen.
Bildungsdirektorin Regine
Aeppli (SP) hat nun mit dem Projekt «Fokus Starke Lernbeziehungen»
reagiert. Hauptziel des Schulversuchs: Pro Klasse gibt es nur noch zwei
statt acht oder zehn Lehrer. Heilpädagogen, Therapeuten und Lehrerinnen,
die Deutsch als Zweitsprache (DaZ) unterrichten, gehen nicht mehr in
die Klassen, sondern beraten jetzt die Lehrer.
Ihre
Pensen sollen teils auf die Klassenlehrer umgelegt werden. So kommen bis
zu 160 Stellenprozente zusammen, was den Klassenlehrern ermöglicht, 10
bis 20 Lektionen pro Woche gemeinsam zu halten. Als Aeppli ihre Idee
vorstellte, war die Begeisterung gross. Der Winterthurer Schulvorsteher
Stefan Fritschi (FDP) kündigte an, er werde aus jedem Schulkreis eine
Schule zur Teilnahme motivieren, und die Präsidentin der Heilpädagogen
sprach von einem Versuch, der in eine «gute Richtung» gehe.
KOMMENTAR: Mich nimmt Wunder, wie lange es noch dauert, bis die Verantwortlichen einer modernen Schule endlich einsehen, dass die Zusammenlegung aller Begabungen und das Intergrieren von Behinderten und Verhaltensgestörten in den normalen Klassen rückgängig gemacht werden müsste. Denn diese vielversprechende Integration wurde beiden - den Schwachen und Begabten - nicht gerecht. Die Schwachen werden demotiviert und die Normalbegabten langweilen sich.
Ein Kind mit besonderen Schwächen müsste auch von besonders ausgebildeten Lehrkräften gesondert gefördert werden. Deshalb zurück in die Zukunft. Nicht alles, was verändert wird, kommt einer Verbesserung gleich. Bei Verschlimmbesserungen braucht es Mut, in einer Sackgasse umzukehren.